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Ausgabe:

1907 Nr. 10

Spalte:

292-293

Autor/Hrsg.:

Möller, Wilhelm

Titel/Untertitel:

Die messianische Erwartung der vorexilischen Propheten 1907

Rezensent:

Giesebrecht, Friedrich

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Theologifche Literaturzeitung 1907 Nr. 10.

292

rade das, was ich in einer neuen Textausgabe und einem
Kommentar gern finden möchte.

hebr. Textes nicht; vgl. fchon 1 11 nichts über das
Fehlen der ,Lämmer' beim Griechen; V. 20 nichts über
Schon in betreff des Textes: daß der Alexandrinus | xazsöszai. 2 ig wird xlo'imv als mistaken addition an-

gefehen; eher = ms^Bte ftatt 0, was Kittel anführt, ohne
auf G zu verweifen; 3 13. ir>; zu 4 5 xeqixvxXoi vgl.
Kittel. — Ich habe zur Probe einige Kapitel nachkollationiert
, und muß um fo mehr bedauern, daß auf Einzelheiten
wie die Interpunktion nicht geachtet ift. Auch
eine Zufammenftellung der Lektionsangaben und der
noch älteren Sektionen aus A wäre dankenswert ge-
wefen; 41 28 ift ein xal weggefallen, das bei Swete
richtig ift; im gleichen Vers fehlt auch bei Swete (p. 856)
die Schreibung eözcu; 10 13 tehlt bei Swete und Ottley
avrm ftatt avzcov; ebenfo 26 n (oöivrj (p. 852); 32 is
hatte A* rovtov ftatt xZovzov gefchrieben; ebenfo 3323
elvlOxvosv; ebenfo hatte 59 20 A* das erfte xai nicht
(es ift im Spatium nachgetragen). Vermißt habe ich
weiter eine Zufammenftellung der für A fingulären Lesarten
, wie 7 s. e; 8 s; eine fubfinguläre in 613 ift O.
geneigt, für das Urfprüngliche zu halten; davor würde
eine folche Zufammenftellung bewahrt haben. Dankenswert
find dagegen mancherlei fprachliche Überfichten
wie 6 11 zu tcoq xoze; 7 2 zu ?>v zqoxov. — 7 4 ift
{rvpoq = C]Äi, nicht = Rezin. Die Bemerkung zu 9 5, daß
keine Beziehung erfichtlich fei zwifchen dem Griech. und
Hebr. in der 2. Hälfte diefes Verfes, bedarf wieder der
Ergänzung und fo noch manche andere. Hübfeh find
die eingeftreuten klaffifchen und dichterifchen Zitate.
Überrafchend wird vielen die Bemerkung zu 40—66
kommen, daß die Arbeit der modernen Kritiker auts
Ganze angefehen a failure fein werde. Der griechifche
Überfetzer zeige keine Spur von der Idee, daß die 66
Kapitel nicht in gleicher Weife das Werk des Jcfaja
feien. Im einzelnen ift der Nachweis nicht verfucht,
auch nicht, ob wir der Feder diefes Überfetzers noch in

,splendidissimum nostrae gentis xeiurjXiov' (nach Field)
zugrund gelegt wird, will ich nicht beanftanden, obwohl
diefe Hdf. im A., wie im N. T. die eigentümlichften Idio-
fynkrafien hat; aber wenn gleich im 2. Satz der Einleitung
uns mitgeteilt wird, daß der nach der Photographie
verglichene Text in very few and small points
von der Kollation bei Swete abweiche: warum gibt uns
der Herausgeber diefelben nicht in einer kleinen Lifte,
daß alle Befitzer von Swete ihr Exemplar darnach berichtigen
könnten? Weiter ift foweit möglich Swetes
Interpunktion befolgt, und die der Handfchrift nicht beachtet
{not regardeä); denn at crncial points müßte man
von ihr abweichen. Wie mag man eine Hdf. neu vergleichen
und ihre Interpunktion überfehen! Man vgl. die
Fragen, die ich zu Lc. 4 %. 19 in der ZntW 2, 133 über
die Interpunktion von Jef. 60 1 aufgeworfen habe, und
die Mahnung von Autoritäten, wie Ephram dem Syrer,
Bengel, Turner über die Wichtigkeit der Interpunktion.
(,If there is one thing wkkh every editor of an ancient
text ought to study with scrupulous care it is the punc-
tuatioiv fchreibt der Letztgenannte JThSt VII, Jan. 1906,
p. 209), Von diefen Defiderien abgefehen macht der
Text einen guten Eindruck, und namentlich freut es mich,
daß der Herausgeber die richtige Lesart in den Text
fetzte, auch wo der Alexandrinus oder fogar das Gros
der Handfchriften Falfches bietet, z. B. 154 'EXsaXt] ftatt
hXaXrjösv, 30 33 dxazrjd^an. Hoffentlich macht diefer
Vorgang den Herausgebern der großen Cambridger
Septuaginta Mut, uns künftig wenigftens am innern oder
äußern Rand das Richtige nicht länger vorzuenthalten.

Aber die Hauptfache in dem Buch find die Notes,
der Kommentar; und der enthält nun einerfeits vieles,
was überflüffig ift, und läßt bei wirklichen Schwierigkeiten

im Stich, oder bietet geradezu Falfches. Jefaja hat, wie j Über das Ganze wird alfo zu fagen fein, daß es ein
fchon Zwingli bemerkte, einen Überfetzer gefunden, der l fehr dankenswerter Verfuch ift, ein einzelnes Buch der

andern Teilen des A. T. begegnen.

Septuaginta herauszugeben und zu kommentieren, bei dem
aber noch manche Schwierigkeiten die Löfung nicht gefunden
haben, die fich jetzt fchon finden ließe.

Maulbronn. Eb. Neflle.

feiner nicht wert war; das mit ein Grund, warum es ge
rade bei diefem Buch oft fchwer ift, den hebr. Text
ficher herauszufinden, der dem Überfetzer vorlag. Aber
mit Umficht und Fleiß gelingt das doch an manchen
Stellen, wo unfer Buch vertagt. Vgl. 1 22 ol xäjtrjZoi
aov = "ISiD," ,not in the Hebr.' fagt ü. Cheyne (in den
SBOT) und Kittel bemerken nichts, gewiffermaßen mit Möller, Diak. Wilhelm, Die meffianilche Erwartung der
Recht; denn Hof. 4is OXbD = Xavavaiovq (von Marti zur [ vorexilitchen Propheten, zugleich ein Proteft gegen
Stelle ganz falfch behandelt) beweift, daß der Überfetzer moderne Textzerfphtterung. Gütersloh, C. Bertels-
unfre hebr. Konfonanten vor fich hatte, aber allerdings , nxT 0 c , on ,T c ,

anders vokalifierte. - Zum Toilettenkatalog in 3 s ! ™nni9o6. (IV, 398 S.) gr. 8<> M.6-; geb.M.7-

heißt es, es fei nicht überrafchend, wenn die hebr. Aus- Jeder Eingeweihte ficht fofort, daß es fich hier um

drücke dunkel feien, und die Korrefpondenz der grie- j eine der mancherlei Nachwirkungen des Buches von
chifchen nicht exakt; im Hebr. 21 Nummern, im Grie- j Paul Volz handelt über die vorexilifche Jahveprophctie
chifchen 23: ,it is scarcely necessary to examine all these'. und den Meffias. Zweck des Möllerfchen Buches ift es,
Gerade hier wäre doch, fowohl für das hebräifebe als ; die Integrität und Authentizität des ganzen Propheten-
griechifche Wörterbuch, eine genaue Vergleichung am . kanon bis Jeremia und Hefekiel nachzuweifen. Da gibt
allerwünfchenswerteften. | es viel zu tun, denn in dem Martifchen und Nowack-

Zu 3 2G heißt es {rijxm (zov xoouov) fei möglicher- j fchen Kommentarwerk ift fo manches von den Prophetenweife
Verwechflung von ntlS mit tin£2. Nach der Kon- | fchriften abgebröckelt. Das Buch ift alfo ganz im
kordanz ift drjxai doch zweifellos = Db^HS; vgl. auch ' Hengftenbergifchen Sinne gefchrieben und verfolgt die
V. 20. Zu 6 9 wird die auch für das N. T. (Mc. 13 uetc.) j Ideale des großen Berliner Toten weiter. — Man kann
lehrreiche Frage nicht aufgeworfen, ob ftatt lönzs nicht 1 vorausfagen: mit demfelben ISrfolg. Die Lehre Hengften-
eldrjze zu lefen fei. bergs ift nicht auf den dritten Erben gekommen. Das

Zu (8 21) 37, 38 zeigt die Schreibung xazQUQXOv j müffen fich die Herren fagen: Hat die Wiffenfchaft mit
und die Bemerkung ,some deity of the hing's family', der Hälfte ihrer Behauptungen recht, fo haben die
daß immer wieder auf Lagarde Mitteilungen II, 354 hin- i Propheten wirklich früher ganz anders ausgefehen, und
zuweilen ift (PRE3 14, 807); zu 63 3 die Bemerkung über all ihr Mühen ift umfonft. Ich bin, glaube ich, dafür beindeklinables
xlrjQrjq, daß die neueren Diskuffionen über I kannt. daß ich nicht alle Aufhellungen der Modernen
das Wort (Blaß, |Moulton|) dem Verf. fremd blieben. ! gutheiße, und ich geltehe, daß ich Herrn P. Möller ganz
— 41 29 vermiffe ich eine Bemerkung über die Variante ] wohl begreifen kann gegenüber Volz, aber ich muß doch
jtXavöivztq — jtZctGGovzeq; 4920 fchlage ich lapvodg für j fragen: ift eine fo durchgehende, fo ausfchließende Be-

lapvog vor; 58 u ußaua für uyatra (Irenaeus: ornnem
ajiavza).

Vollftändig ift die Vergleichung des griechifchen und

kämpfung feiner Pofitionen notwendig, ja nur vernünftig
zu nennen? Sind denn die deutfehen Profefforen, muß
ich noch einmal fragen, folche Lämmer und Herdentiere,