Recherche – Detailansicht

Ausgabe:

1907 Nr. 9

Spalte:

269-270

Autor/Hrsg.:

Schim van der Loeff, H. P.

Titel/Untertitel:

Onderzoek naar de herkomst en de Strekking der zeven brieven van Ignatius in de korte recensie 1907

Rezensent:

Knopf, Rudolf

Ansicht Scan:

Seite 1

Download Scan:

PDF

269 Theologifche Literaturzeitung 1907 Nr. 9. 270

jetzt gleichmäßig deutfch abgefaßt. Weggefallen ift auch
die zweite Paginierung, die in der I. Auflage das Buch
in drei Hefte zerlegte. Durch all dies hat der Band zu
feinem Vorteil an Einheitlichkeit gewonnen.

So ift der Herausgeber auf verfchiedenen Linien
bemüht gewefen, die 2. Auflage zu einer ,verbefferten'
zu machen, und wir wünfchen feinen ,Apoftolifchen
Vätern' in der erneuerten Form den gleichen Erfolg,
den die 1. gehabt hat.

Marburg i/H. Rudolf Knopf.

Schim van der Loeff, H. P., G. L. zn., Onderzoek naar
de herkomst en de strekking der zeven brieven van Ignatius
in de körte recensie. Academisch proefschrift.
Leiden, A. W. Sijthoff 1906. (XI, 217 u. 6 blz.) gr. 8°
Die fünf Kapitel der vorliegenden Differtation, die
wieder in achtzehn Paragraphen zerfallen, haben die
Überfchriften: De stand van zaken (1—-15); Ignatius van
Antiochie (16—58); Aard en Samenstelling van het werk
(59—124); Tijdvan ontstaan (125—202); Slotsom (203—209).
Ein Stellenverzeichnis und ein Literaturverzeichnis flehen
am Schluß (211—217).

Die beiden Hauptkapitel, quantitativ und qualitativ,
find das 3. und das 4.; Kapp. 1 und 2 leiten ein, 5 zieht
kurz die Schlußfolgerungen. Aus Kap. 2 hebe ich nur
dasRefultat heraus: Ignatius ift, wahrfcheinlich im Winter
115—116, in Antiochien den Märtyrertod geftorben. Trajan
felber, der fleh in Antiochien aufhielt, verurteilte ihn
dazu. Die ,antiochenifche' Tradition, die dies berichtet,
ift glaubwürdiger als die ,römifche'. Der nach Rom
reifende Ignatius der 7 Briefe ift alfo eine fingierte Figur,
Träger der Anfchauungen und Theorien des Brieffchreibers.

In Kap. 3 fucht S. v. d. L. zunächft nachzuweifen,
daß die Spuren der Fälfchung noch aufzuzeigen feien
einmal durch die Beobachtung der nicht ftreng und
folgerichtig eingehaltenen Briefform, fodann durch den
Nachweis einer Reihe von Fehlern und Inkonfequenzen,
die fleh nach der Meinung des Verf. im einzelnen erkennen
laffen. Die Frage, ob die fieben Briefe, Rom.
eingefchloffen, von derfelben Hand gefchrieben find,
bejaht er entfchloffen. Die urfprüngliche, vom Fälfcher
als bleibend beabfichtigte Ordnung ift bei Eufeb erhalten,
aus den Briefen felber läßt fleh der Nachweis für diefe
Reihenfolge führen (Eph., Magn., Trall., Rom., Philad.,
Smyrn., Polyk.), die in der handfehriftlichen Uberlieferung
der kurzen und der langen Rezenfion zu Unrecht geändert
worden ift. Im Verhältnis zu Lucians Peregri-
nus find die 7 Briefe das fpätere und vom Pereginus
abhängige Werk. Paulusbriefe, die johanneifchen Schriften,
die Apoftelgefchichte, die Synoptiker find weitere Quellen
, die in den Ignatianen benutzt find. —

In Kap. 4 beftimmt der Verf. als Entftehungsort der
Ignatianen Rom. Der monarchifche Epifkopat, die beginnende
Unterfcheidung zwifchen Laien und Klerikern
weift als Kntftehungszeit auf die 2. Hälfte des 2. Jhrh.;
die Tatfache, daß der monarchifche Epifkopat noch nicht
unbeftritten ift, zwingt, die Entftehung nicht zu nah an das
Jahr 200 zu ftellen. Ein eigener Paragraph bekämpft Zahns
Verfuch, aus dem Zuftand des Gemeindegottesdienft.es,
infonderheit aus dem noch ungetrennten Zufammenliegen
von Euchariftie und Agape einen Schluß auf Abfaffung
der Briefe zwifchen 110 und 150, möglichft nahe bei HO,
zu ziehen. Die Bekanntfchaft der Briefe mit gnoftifcher
Theologie und die Art, wie die Auseinanderfetzung mit
der Gnofis erfolgt, weift auf das 3. Viertel des 2. Jhrh.
Dem Zeugnis des Polykarpbriefes gegenüber behilft fleh
der Verf., wie manch andrer vor ihm, durch Annahme
einer Interpolationshypothefe. Und zwar fetzt er an
nicht weniger als 15 Stellen des Polykarpbriefes das
kritifche Meffer an. Auch einzelne in den Ignatiusbriefen
vorkommende Ausdrücke follen als Abfaffungszeit die
2- Hälfte des 2. Jhrh. empfehlen.

So ift alfo das Ergebnis der ganzen Unterfuchung,
daß die fieben Ignatiusbriefe in der Form von einzelnen
lofen Briefen eine zufammenhängende, planmäßige, in
Rom entftandene Fälfchung aus der Zeit 165 —175 etwa find.

Der Verf. bringt in feiner fleißigen Arbeit keine
neuen Argumente gegen die Echtheit der Ignatianen.
Was er fagt, ift fchon von andern behauptet worden:
Die Briefe find als unecht anzufehen wegen der dog-
matifchen Anfchauungen, der Kirchenverfaffung, die fie
vorausfetzen, wegen der Planmäßigkeit ihrer Abfaffung,
der gemachten Situation, der Abhängigkeit von Lucians
Peregrinus u. a. m. Und der Polykarpbrief, der früh
und gut bezeugte, ift ebenfalls fchon längft für unecht
erklärt worden, oder die Stellen, die fo eindringlich von
der Echtheit der Ignatianen Zeugnis ablegen, find mit
kühnem Schnitt entfernt worden.

Ich für meinen Teil kann die vom Verf. verkündeten
Ergebniffe mitfamt ihrer Begründung nicht annehmen.
Ich möchte mich hier, um eine ganz unnötige Wiederholung
zu vermeiden, auf das zurückbeziehen, was ich
bereits Jahrgang 28, Sp. 331 f. diefer Zeitfchrift ausgeführt
habe, als ich Hilgenfelds Ausgabe der Ignatianen und des
Polykarpbriefes zu befprechen hatte.

Marburg i/H. Rudolf Knopf.

Seeck, Otto, Die Briefe des Libanius, zeitlich geordnet.
(Texte und Unterfuchungen zur Gefchichte der alt-
chriftlichen Literatur. Herausgegeben von O. v. Gebhardt
und A. Harnack. Neue Folge. Fünfzehnter
Band, Heft 1/2). Leipzig, J. C. Hinrichs'fche Buchhandlung
1906. (V, 496 S.) gr. 8° M. 15 —

Libanius, der große Vertreter der Rhetorik und
Sophiftik im 4. Jahrb.., der duldfam gegen das Chriften-
[ tum, aber ebenfo wie fein Freund Julianus dem Glauben
der Väter mit Begeifterung ergeben und um feine Er-
1 haltung voller Eifer fich abmühend, wirkte als fchwär-
merifch verehrter Lehrer faft ein halbes Jahrhundert mit
ungeheurem Erfolge in Konftantinopel, Nikomedien und
Antiochien. Sein ift das hohe Verdienft, die edelften
Blüten griechifchen Geiftes dem Chriftentum zugeführt
und zwifchen althellenifcher und chriftlich - moderner
j Bildung vermittelt zu haben, wofür ja feine beiden be-
deutendften chriftlichen Schüler Bafilius von Cäfarea und
| der Antiochener Johannes (Chryfoftomus) glänzendes
Zeugnis ablegen. Eine nicht geringe Bedeutung für die
Förderung jener höchften geiftigen Beftrebungen, wie fie
gerade feiner Zeit eigen waren, kommt hier feinem ausgebreiteten
, mit den bedeutendften Perfönlichkeiten der
Zeit ohne Unterfchied des Bekenntniffes, der Parteien
und Stände gepflegten Briefwechfel zu, der eine der
wichtigften Quellen für die Kenntnis der Perfonen und
Zuftände des 4. Jahrhunderts ift und durch Innigkeit und
Wärme, durch Genauigkeit und Zuverläffigkeit der Be-
richterftattung über das politifche, religiöfe und geiftige
Leben der Zeit weit über die engen Grenzen der Schule
hinausreicht. Bewundernd gelefen, nachgeahmt und eif-
[ rigft vervielfältigt, ift diefe geiftige Hinterlaffenfchaft in
einer Fülle und Vollftändigkeit, die ihres Gleichen fucht
1 — es find 1600 Briefe —, dem byzantinifchen Mittelalter
! und von da unfrer Zeit übermittelt worden. In diefe
I wüfte, zeitlich und fachlich ungeordente Maffe, wie fie
in der alten Wolffchen Ausgabe (Lips. 17Ii, Ergänzungen
in deff. Anecd. Gr. Hambg. 1722—24. Tom. II, III) vorliegt
, hat Otto Seeck, der genaue Kenner des Konftan-
tinifchen Zeitalters, von Förfter, dem derzeitigen Herausgeber
der Werke des Libanius, freundlichft unterftützt
j eine ausfichtsvolle Lichtung gehauen und einen Weg ge-
, bahnt, dadurch, daß er nach den beiden großen Corpora
j der Libaniusfchen Briefe, dem Cod. Vaticanus 83 und
Cod. Vossianus 77 bezw. Vatic. 85 (S. 14—34) das Ge-
! fetz der Anordnung der Briefe (S. 1-14) ermittelte, In-