Recherche – Detailansicht

Ausgabe:

1907 Nr. 9

Spalte:

266-268

Autor/Hrsg.:

Gerretsen, J.H.

Titel/Untertitel:

Rechtvaardigmaking bij Paulus 1907

Rezensent:

Zillessen, Alfred

Ansicht Scan:

Seite 1, Seite 2

Download Scan:

PDF

265

Theologifche Literaturzeitung 1907 Nr. 9.

266

hier auf die Verfolgungen der Pharifäer unter Hyrkans
Söhnen' (S. 98).

Die am Schluß noch angehängten c. 106—107 und
C 108 find fpätere Methufalah-Stücke, die nicht zu der
größeren Methufalah-Quelle gehören.

Das ganze Buch ift (nach S. IOOf.) auf folgende
Weife zuftande gekommen. Die Grundlage bildet c. I—36.
Von den auf diefer Grundlage erwachfenen Stücken find
zunächft drei Methufalah-Stücke zu einem Ganzen zu-
fammengeftellt, vielleicht auch mit der Grundfchrift vereinigt
worden (die drei Methufalah-Stücke find: 1. eine
Quelle von c. 72—82, 2. c. 83—90 ganz, 3. eine Quelle
von c. 91—105). Nun kam der Schluß - Redaktor, der
c. I—36 interpolierte und die Methufalah-Stücke in der
Weife bearbeitete, daß er das mittlere zwar unverfehrt
ließ, das erfte und letzte aber mit einer ganzen Reihe
verwandter Quellen verband. Endlich hat derfelbe Redaktor
noch eine Reihe jüngerer, wahrfcheinlich noch
weniger bekannter Quellen zufammengearbeitet und daraus
die .Bilderreden' gefchaffen (c. 37—71), die er als
Mittelftück in das Ganze einfchob. Die Entflehung des
Ganzen dürfte in die erften Jahre nach dem Tode des
Herodes fallen.

Mit diefem Referat über die recht komplizierten
Refultate des Verf. glaube ich meiner Rezenfentenpflicht
im Wefentlichen genügt zu haben. Wollte man feinen
kritifchen Gängen im einzelnen prüfend nachgehen, fo
müßte man feiner Arbeit eine andere von gleichem Umfang
gegenüberflellen. Der Gewinn davon würde der
aufgewandten Mühe nicht entfprechen. Zwar foll gerne
anerkannt werden, daß die Quellenfcheidungen des Ver-
faffers zum Teil (keineswegs immer) auf richtigen Beobachtungen
ruhen. Er fpinnt dabei Fäden weiter, die
namentlich von Charles {The book 0/ Enoch 1893),
Giemen (Theol. Stud. und Krit. 1898) und Beer (in
Kautzfehs Apokr. und Pfeudepigr.) angefponnen find.
Man wird auch zugeben müffen, daß bei der Entflehung
des Buches Henoch mehr als zwei oder drei Hände
tätig gewefen find. Der Inhalt ift fo mannigfaltig, zum
Teil auch difparat, daß man mit diefer befcheidenen Zahl
nicht auskommt. Aber die Art, wie der Verf. mit
größter Leichtigkeit Quellen erfindet, wo irgend ein paar
nicht ganz notwendig zufammengehörige Gedanken neben
einander flehen, kann ich nur als unfruchtbares Spiel bezeichnen
, das nicht zu überzeugenden Refultaten führt.
Der Verf. überfieht völlig, daß fehr wohl derfelbe Autor
mannigfaltige Gedanken neben einander ausfprechen
kann, namentlich wenn er dabei älteres Gedankenmaterial
aufnimmt. Die Gedanken können in letzterem Falle
fogar difparate fein, ohne daß man fofort auf verfchiedene
fchriftliche Quellen fchließen darf. Der Verf. macht aber
überhaupt in Bezug auf Begründung feiner Meinungen
fehr befcheidene Änfprüche an fich und wird darum
kaum einen Lefer finden, der auch nur in der Mehrzahl
der Fälle durch die vorgebrachten Argumente fich zur
Zuftimmung gezwungen fieht. Damit foll nicht gefügt
fein, daß die Arbeit ohne Wert ift. Sie gibt da und
dort Anregungen und Fingerzeige, die einem Nachfolger,
der umfichtiger zu Werke geht, Dienfle leiden können.
Wer aber das Problem der Kompofition des Buches
Henoch wieder aufnimmt, wird in der Annahme von
Quellen viel fparfamer fein müffen und in Bezug auf Begründung
feiner H)'pothefen viel drengere Anforderungen
an fich (teilen müffen als es hier gefchieht.

Göttingen. E. Schürer.

Coppens, P. Urbain, O. F. M., Le palais de Ca'iphe et le
nouveau jardin Saint-Pierre des Peres Assomptionistes
au Mont Sinn. (Avec plans et figures.) Paris A. Picard
et Fils 1904,. (95 p.). 8°

Der Verfaffer widerlegt mit überzeugenden Gründen
Abweichungen der pires de l'assomptioii von der bis-

j herigen Tradition über die Lage des Kaiaphaspalades und
der Stelle Gallicantus, an der Petrus feine Sünde beweint
| haben foll. Wo der Palad des Kaiaphas gedanden,
können wir aus der Bibel nicht erfehen. Da nach Jo-
I fephus {bell. j. 2, 17, 6) der Palad des Hohenprieders
j Ananias in der Oberdadt lag, id es wahrfcheinlich, daß
i Kaiaphas eind im gleichen Quartier gewohnt habe. Ja
; wir haben es vielleicht mit dem gleichen Palade für die
| beiden Hohenpriefter zu tun. Damit id die Möglichkeit
gegeben, daß die Tradition die richtige Stätte bezeichnet,
und die Häufer des Kaiaphas und der Maria, der Mutter
des Johannes Markus, fich nahe bei einander befunden
haben. Genauere Forfchung hat ja an verfchiedenen
Beifpielen gezeigt, daß die ältede Tradition injerufalem
, nicht auf bloßes Erraten angewiefen war.

Der Verfaffer zeigt fich mit der nachbiblifchen
Topographie Jerufalems gründlich vertraut.

Zürich. K. Furrer.

Gerretsen, Pred. Dr. J. H., Rechtvaardigmaking bij Paulus

in verband met de prediking van Christus in de
Synoptici en de beginselen der Reformatie. Nijmegen,
H. ten Hoet 1905. (VI, 253 blz.) gr. 8°

Diefe ,biblifch-theologifche' Abhandlung erörtert zu-

j nächft (I.) die Bedeutung von öixaiovv: p"H£n = jemand
fein Recht geben, lyrengen in de rechtspositie van
den rechtvaardige'. Bei Paulus wird die Gleichung
öixaiovv = 1. ^ooojioiovv, 2. mit Gott in Gemeinfchaft

| bringen, m. G. verföhnen, feftgeftellt und beftätigt durch
Rom. 4 r? ff. 2 13 ff. Ferner ergibt fich: öixaiovv = xax-
alXäooeiv (nicht von einer fubjektiven Änderung der Ge-
finnung, fondern einer objektiven des gegenfeitigen Ver-

I haltens von Gott und Menfch = wiederum in Gemeinfchaft
b ringen). II. behandelt die hamartiologifchen
Vorausfetzungen der Rf.-Lehre, diefer zentralen
Idee' des Paulinismus. Die tranfzendente Seite der p.
Hamartiologie charakterifiert Rom. 5 12—21, das nicht von
der Herrfchaft der Sünde, fondern des Todes handelt,
die fich durch Adams Übertretung offenbart hat; feit
letzterer ift dem Menfchen der Nährboden feiner fittlichen

[ Kraft entzogen, die Gemeinfchaft mit Gott; irävaxoc =
xaxäxQifia. Die immanente Seite ftellt Rom. 7 7—13 dar,
,die individuelle Parallele zu 5 12 ff.', die vom Offenbar-

1 werden des verderblichen Charakters der Sünde im einzelnen
Menfchen handelt. Die durch das xaxaxoipa =
d-ävaxoa verurfachten individuellen ÜbertretungenVirken
auf che erfte fo zurück, daß durch die aktiven Sünden
die a.p,aoxia in Kraft und Umfang voll offenbart wird —
am Kreuz Chrifti. III. entwickelt den p. Rechtfertigungsgedanken
. Von zugerechneter Gerechtigkeit
weiß P. nichts. Sein Problem: wie Gott den Gottlofen
rf. kann, findet feine Löfung nach dem Grundfatz: das
xaxaxniv,a wird befeitigt, indem es getragen wird — in

| freiwilliger Übernahme des Todes; dadurch wird die ob-

j jektive Baus der Gemeinfchaft zwifchen Gott und Menfchen
gefchaffen. Rf. und Verföhnung find Korrelate. — Die
individuelle Seite der Rf. wird an Rom. 6i-u(keine unio
mystica; die Taufe Symbol der Wirklichkeit; das Sterben
mit Chr. ift die indiv. Rf.), 2. Cor. 5 laff.j Rom. 5 10, 2 Cor.
S 15 dargelegt. Zur theologifchen Seite übergehend, (teilt
der Verf. feft: Geiftbegabung und Rf. find Wechfel-
begriffe (Gal. 3, i Cor. 6 11, Tit. 3«). Der Geift wirkt
durchs Wort, das Mittel der Heilsindividuahfation (Gal. 3,

j 2 Cor. 5 i8). Rom. 9—11 bewegt fich auf anderer Linie
als der Kalvinismus und die reformierte Theologie: es

j handelt fich nicht um die Vereinbarkeit der menfehlichen
Freiheit mit der Beftimmtheit durch Gott, fondern um
Heilsindividualifierung. Rf. ift Folge der Erwählung.
Glaube bleibt auch beim Gerechtfertigten das Grundverhältnis
zu Gott. — Das von der Reformation oeleu>'-
nete ethifche Moment der Rf. ift bei P. vorhanden

**