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Ausgabe:

1907

Spalte:

257-259

Autor/Hrsg.:

Riess, Caroli

Titel/Untertitel:

Atlas Scripturae Sacrae 1907

Rezensent:

Furrer, Konrad

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Theologische Literaturzeitung.

Herausgegeben von D. Ad. Harnack, Prof. in Berlin, und D. E. Schürer, Prof. in Göttingen.

Jährlich 26 Nrn. Verlag: J. C. Hinrichs'fche Buchhandlung, Leipzig. Jährlich 18 Mark.

Nr. 9. 27. April 1907. 32. Jahrgang.

Riess, Atlas Scripturae Sacrae ed. 2. (Furrer).
ßiblia Hebraica cum commentariis criticis ed. A.

Kahana. Liber duodecim prophetarum P. I

(Poznanski).

Lohr, Sozialismus und Individualismus im Alten
Teftament (Giefebrecht).

Appel, Die Kompofition des äthiopifchen He-
nochbuches (Schürer).

Coppens, Le palais de Ca'iphe (Furrer).

Gerretsen, Rechtvaardigmaking bij Paulus (Zille
(Ten).

Die apoftolifchen Väter herausg. von F. X. Funk

2. Aufl. (Knopf).
Schim van der Loeff, Onderzoek naar de

herkomst en de strekking der zeven brieven van

Ignaius in de körte recensie (Knopf).
Seeck, Die Briefe desLibanius [Texte undUnterf.

von Gebhardt und Harnack N. F. XV, 1—2]

(Dräfeke).

Boethii in isagogen Porphyrii commenta rec.
B r a n d t (Corpus Script, eccl. lat. vol. XXXX VIII]
(Dräfeke).

Leclercq, L'Espagne chretienne (G. Ficker).

Corpus documentorum inquisitionis haereticae
pravitatis Neerlandicae, uitg. door Fredericq
en zijne leerlingen. Derde deel (Köhler).

Mathefius' Ausgewählte Werke, 3. Bd.: Luthers
Leben in Predigten, herausg. von
Loefche, 2. Aufl. (Boflert).

Heuffi, Johann Lorenz Mosheim (Bonwetfch).

Elfenhans, Fries und Kant, 2 Teile (E. W.
Mayer).

Riess, Prof. Dr. Caroli, Atlas Scripturae Sacrae. Decem
tabulae geographicae cum indice locorum scripturae
sacrae vulgatae editionis, scriptorum ecclesiasticorum
et ethnicorum. Editio secunda, recognita et collata,
passim emendata et aucta labore et studio. Friburgi
Brisg., Herder MCMVI. (VIII, 26p. textum.) M. 5.60;

geb. M. 6.80

Es ift eine erfreuliche Erfcheinung, daß der in feiner
Art treffliche Bibelatlas von Rieß fchon wieder eine neue
Auflage erlebt hat; dürfen wir doch daraus auf ein eifriges
Bibelftuditim in den katholifchen Kreifen, für die
er zunächft beftimmt ift, fchließen. Die erfte Auflage
des Werkes geht auf das Jahr 1872 zurück. Gleich von
Anfang an zeigte fich Rieß als ein gründlicher und unbefangener
Forfcher, weshalb denn auch heute noch fein
erftes Werk zu einem großen Teile recht brauchbar ift.
1887 fügte der Verfaffer dem umgearbeiteten Bibelatlas
einen Index bei, der wefentlich kürzer als derjenige der
erften Auflage gehalten war. Sein Werk wurde fodann
ins Lateinifche übertragen, und in diefem Gewände er-
fcheint auch die neuefte von Karl Rückert beforgte
Auflage. Ernfte und gewiffenhafte Arbeit liegt auch
diefer Auflage zugrunde.

Ein angelegentlicher Wunfeh, den wir fchon 1887
äußerten, ift allerdings unerfüllt geblieben. Wir wünfehten
ein den neueften topographifchen Arbeiten entfprechen-
des Terrainbild. Wenn uns auch für den biblifchen

haftet. Von dort wandten fie fleh nach Phunon hinauf,
dem jetzigen Phenan. Sie zogen alfo nicht bis Ezion-
geber hinunter nahe dem Ailagolf.

Auf der Karte von Paläftina zur Zeit der Richter
hätte man die Umriffe der Steppen Paran, Zin, Negeb,
Schur angeben können, da die Bibel hierfür deutliche
Angaben macht. Über die Poütion alter Ortsnamen
möchten wir nicht rechten. Nur Ramoth Gilead follte
man nicht mehr in es-Salt fuchen, da man jetzt weiß,
wie trefflich die Lage von er-Remta zu den biblifchen
Berichten nimmt. Tamar war niemals mit Kurnuh Eidlich
von Hebron identifch. Wie follte man eine Stadt,
auf deren Höhe die Palme nicht mehr gedeiht, mit dem
Namen Tamar ,Dattelpalme' ausgezeichnet haben? Das
Grenzrinnfal, das im Süden das eigentliche Israelland begrenzt
, das Tal von Beerfeba, heißt weiter oben heute
noch Wadi el-Milh ,Salztal', das gleiche Tal, das in
2 Sam. 8 13 ufw. unter diefem Namen erwähnt wird.

Recht inftruktiv find die Überfichtskarten des ägyp-
tifchen, affyrifchen und babylonifchen Gebietes, gewiß
jedem Freunde der alten Gefchichte des Orientes willkommen
.

Die politifchen Grenzen von Paläftina zur Zeit Jefu
hat einfl: Mencke in feinem Bibelatlas genauer und richtiger
angegeben.

Die Stadt Perge lag nicht am Meere, und die Stadt
Antiochia in Pifidien breitete fich am Weftfuß des Sultan-
Dagh aus.

Rieß hatte einfl: den Namen Zion auf den füdlichen

Landerkomplex die genauen Vermeffungen europalicher | Tejl deg rjfthügels von Jerufalem verlegt, indem er fich
Staaten fehlen, und namentlich im petraifchen Arabien , dabej auf die deutlichen Ausfagen des alten Teflamentes
großeStreckenüberhauptnoch nie von einem Topographen {q daß wjr hfjfft dje Anficht die wir fchon vor

fixiert worden find, fo hegt doch genügendes Material bald 40 Jahren ausgefprochen werde nun zu allgemeiner
vor, um eine annähernd richtige Karte zu ".chnen Anerkennung gelangen. Wir hatten vergeblich gehofft;
die in großen Umr.ffen ein zutreffendes Rehefbild bieten denn mjt aUem Nachdruck bekennt |ch der! neu{!

würde- Herausgeber zur traditionellen Anfchauung, die in dem

Der neuefte Bearbeiter hat die Wanderzüge Israels Südwefthügel, in der fog. Oberfladt des Jofephus, den
im peträifchen Arabien durch eine fefte Linie veran- Zion erkennt. Man weiß, daß die Chriflengemeinde früh
fchaulicht, ein kühnes Wagnis bei dem fragmentarifchen fich für das wahre Israel hielt. Da lag es nahe, auch den
Stand der Überlieferung. An mehreren Stellen weift die Namen Zion auf fie anzuwenden. Die Chriftengemeinde
Linie einen entfehieden unrichtigen Weg. Z. B. konnte , hatte aber ihr erftes Mutterhaus auf dem Südwefthügel
man im Altertum nicht vom Wadi Gharandel der Küfte ! Jerufalems. Es war das Haus der Maria, der Mutter des

Johannes Markus. Diefes Haus wurde für die Chriften das
wahre Zion, hatte doch im gleichen Haufe fchon Jefus

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entlang füdwärts ziehen, denn damals ftand, wie die
Nachforfchungen bei Suez ergeben haben, das Meer bedeutend
höher als jetzt und prallte unmittelbar an die
dortigen zerriffenen Felswände an. Vom Hochland
weftlich der Araba zogen die Israeliten in diefes Tieftal,
der Fortfetzung der Jordanfpalte, hinunter und lagerten
fich bei Zalmona, einer Station, deren Name noch heute
am Wadi Salamän, einem Rinnfal der nördlichen Araba,

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das Abendmahl gefeiert, und waren doch die Jünger am
Pfingfttage hier verfammelt. Hier weilte nach Apg 1 u
auch Maria, die Mutter Jefu. Diefe Tatfachen wurden
nicht vergeffen. Wohl fiel das Haus in Trümmer, aber
die Stätte blieb geweiht. Von ihr aus erhielt der'gartze
Hügel, auf deffen Höhe fie lag, den Namen Zion. Anders