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Ausgabe:

1907

Spalte:

1-7

Autor/Hrsg.:

Sayce, A. H. (Ed.)

Titel/Untertitel:

Aramaic Papyri discovered at Assuan 1907

Rezensent:

Schürer, Emil

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Theologische Literaturzeitung.

Herauso-ecreben von D. Ad. Harnack, Prof in Berlin, und D. E. Schürer, Prof. in Göttingen.

Jährlich 26 Nrn Verlag: J. G. Hinrichs'fche Buchhandlung, Leipzig. Jährlich 18 Mark.

Nr. 1. 5- Januar 1907. 32. Jahrgang.

Aramaic Papyri discovered at Assuan, edited
by Sayce, with the assistance of Cowley
(Schürer).

Strack, Einleitung in das Alte Teftament, 6. Aufl.
(Baentfch).

Kluge, Die Idee des Prieftertums in Israel-Juda
und im Urchriftentum (H. Holtzmann).

■v. Manen, Die Unechtheit des Römerbriefes
(Clemen).

Quirmbach, Die Lehre des hl. Paulus von
der natürlichen Gotteserkenntnis und dem natürlichen
Sittengefetz (Clemen).

Euagrii Altercatio legis inter Simonem Judaeum
et Theophilum Christianum rec. Bratke [Corpus
Script, eccl. lat. XXXXV] (Knopf).

Bratke, Epilegomena zur Wiener Ausgabe der
Altercatio legis inter Simonem Judaeum et
Theophilum Christianum (Derf.).

Brochet, Saint Jerome et ses ennemis (Grützmacher
).

Oorthuijs, De Anthropologie van Zwingli (Köhler
).

Uphues, Kant und feine Vorgänger (Elfenhans).

Hitzig, Etta, D. Ernft Conftantin Ranke (Hein-
rici).

Tyrrell, Lex credendi (H. Holtzmann).

Scheel, Die dogmatifche Behandlung der Tauflehre
in der modernen pofitiven Theologie
(Lobftein).

Walker, Christian Theism and a Spiritual

Monism (E. W. Mayer).
Dorn er, Individuelle und foziale Ethik (Nieber-

gall).

Fuchs, Gut und Böfe (Niebergall).

Aramaic Papyri discovered at Assuan, edited by A. H. Sayce
with the assistance of A. E. Cowley and with ap-
pendices by W. Spiegelberg and Seymour de
Ricci. London, A. Moring 1906. (79 S.Text und 27 Tafeln
) Fol. sh. 21 —

Nichts Geringeres als zehn umfangreiche und
faft tadellos erhaltene Originalurkunden in ara-
mäifcher Sprache aus der Zeit der perfifchen
Könige Xerxes, Artaxerxes und Darius werden
uns hier geboten. Es ift einer der bedeutfamften Funde,
welche der an Schätzen des Altertums so reiche Boden
Ägyptens in den letzten Dezennien uns geliefert hat. Die
Urkunden find im Jahre 1904 in Affuan, dem alten Sy-
ene, an der Grenze von Ober-Ägypten und Äthiopien,
zutage gekommen, wahrfcheinlich (ganz ficher läßt es
fich nicht mehr ermitteln) bei Grabarbeiten aus Anlaß
eines Straßenbaues. Sie kamen, wie das bei folchen
Funden zu gefchehen pflegt, in verfchiedene Hände, 5%
(denn eine war zerteilt) wurden von Rob. Mond erworben,
3 '/2 von Lady W. Cecil, 1 von der bodlejanifchen Bibliothek
in Oxford. Die neun zuerft genannten wurden
von den erften Befitzern dem Mufeum in Kairo überwiesen
, wo fie fich jetzt befinden. Durch die rafche
Herausgabe haben fich Sayce und Cowley den lebhaften
Dank der wiffenfchaftlichen Welt verdient, nicht
minder Herr Mond durch die Beftreitung der Köllen der
Publikation. — Der Fund ift in folchem Maße überrafchend,
daß man fich unwillkürlich die Frage ftellt, ob nicht eine
Fällchung vorliegt. Wer aber die Fakfimiles anfleht und
den Inhalt erwägt, wird jeden derartigen Gedanken fofort
als abfurd abweifen. Solche Leiftungen fowohl in tech-
nifcher Hinficht als in bezug auf den nach unfern bisherigen
Kenntniffen fchlechthin unerfindbaren Inhalt
würden auch dem gewandteften und phantafiereichften
Fälfcher nicht gelingen. Die treffliche Erhaltung der
Papyrusrollen ift — nächft dem trockenen Boden Ägyptens,
in welchem nichts vermodert — auch dem Umftande zu
danken, daß fie fich wahrfcheinlich zufammen in einem
gefchloffenen Behälter befunden haben.

Die zehn Urkunden find von den Herausgebern mit
den Buchftaben A, B, C, D, E, F, G, H, I, K bezeichnet.
Als elfte (L) haben fie in ihre Publikation auch eine
fchon vor einigen Jahren von Cowley herausgegebene
aufgenommen, über welche bereits eine anfehnliche Literatur
cxiftiert (Cowley, Proceedings of the Society of
Biblical Archaeology XXV, 1903, p. 202 — 208, mit Bemerkungen
von Gray und Sayce S. 259—266, 311— 3l6>
dazu: Cooke, Text-Book of North-Semitic Inscriptions

1

1903, p. 404, Halevy, Revue semitique XI, 1903, p. 250—
258, deVogüe, Repertoire d'epigraphie sdmitique I, 1904,
n.491, Cle rmont-Ganneau, Recueil d'archeologie Orientale
VI, 1905, p. 147—158, 260—267, Lidzbarski, Ephe-
meris für femitifche Epigraphik II, 2, 1906, S. 224—228).
In diefem Papyrus Cowley ist das Datum nicht erhalten,
aber der darin vorkommende Name Machfeja, Sohn des
Jedonja, der in den neuen Urkunden fich häufig findet,
und fonftige Verwandtfchaft zeigen, daß er in diefelbe
Zeit gehört wie diefe. Er ift aber viel fchlechter erhalten
und bildet auch inhaltlich nicht einen integrierenden
Beftandteil der neuen Serie. — Zur Vergleichung geben
die Herausgeber (nicht in Fakfimile aber in Tranfkription,
Text S. 78) auch den Text des von Euting herausgegebenen
Straßburger aramäifchen Papyrus, der vom
14. Jahre des Darius datiert ift, aber wefentlich andern
Inhalts ift als die neuen Urkunden (Euting in: Memoires
presentds par divers savants ä l'Academie des Inscr. et
Belles-Lettres XI, 2, 1903, p. 297—311 = Lidzbarski,
Ephemeris II, 2, S. 210—217).

Die 27 Tafeln geben trefflich gelungene Fakfimiles
der elf Urkunden. Die meiften Urkunden find auf 2,
einige auf 3—4 Tafeln verteilt. Der begleitende Text enthält
zunächft eine allgemeine Einleitung von Sayce,
eine fprachliche Einleitung von Cowley, Erklärung der
ägyptifchen Eigennamen von Spiegelberg, Bibliographie
aller bisher in Ägypten gefundenen aramäifchen Papyri
von Seymour de Ricci; fodann eine englifche Über-
fetzung der Urkunden nebft Kommentar, Verzeichnis
der Eigennamen, vollständiges Gloffar, endlich den aramäifchen
Text felbft fo, wie die Herausgeber ihn ge-
lefen haben.

Um eine Vorftellung von der Art diefer Urkunden
zu geben, teile ich den vollftändigen Wortlaut einer der
kürzeren (F) hier mit:

,Am 13. (14.?) Ab, das ift am 19. Pachons, im 25.
Jahre des Königs Artaxerxes, fagte Pi, der Sohn des
Pachi, Baumeifter aus Syene der Feftung, zu Mibtachja,
der Tochter des Machfeja, des Sohnes des Jedonja, der

Aramäer aus Syene vom b3i"l (b5n?) des Warifat [.....

........f. unten] in Syene, laß uns eine Scheidung

machen in Plinficht auf Geld und Getreide und Kleider
und Erz und Eifen, alle Güter und Habe, und ich will
eine Quittung geben. Und ein Eid wurde dir auferlegt
und du haft mir gefchworen in bezug darauf bei der
Göttin Sati, und mein Herz ift zufrieden mit diefem Eide,
welchen du mir geleiftet haft in bezug auf diefe Güter'
und ich entfage meinem Anfpruch an dich von heute
an für immer. Ich werde keine Macht haben, gegen dich