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Ausgabe:

1906

Spalte:

131-136

Autor/Hrsg.:

Nösgen, Karl Friedrich

Titel/Untertitel:

Der Text des Neuen Testaments 1906

Rezensent:

Schuster, Hermann

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Theologifche Literaturzeitung 1906 Nr. 5.

132

,oberhalb des Flußufers', alfo auf demfelben Flußufer,
wo die Himmelfahrt des Elias ftattfand, d. h. dem örtlichen
). — Auch für die Angaben über Anon S. 91, 92
wäre Mommert zu vergleichen gewefen und es hätte
deutlicher markiert werden müffen, daß die Mofaikkarte
zwei verfchiedene Anon (oder Änon an zwei verfchie-
denen Stellen) anfetzt: I. in Samarien, 2. im Süden Pe-
räas. Dankenswert find die Ausführungen über OajcOarpag
S. 92 f. — Dagegen bleibt man im unklaren, wo der Verf.
Kalliroe anfetzt. Ich habe in meiner Gefch. des jüd.
Volkes 3. Aufl. I, 414 zu zeigen gefucht, daß durch die
Angaben der Mofaikkarte die Anficht Dechents beftätigt
wird, wonach Kalliroe nicht mit den Quellen im Wadi
Zerka Main, einige Stunden oberhalb von deffen Mündung,
fondern mit den Quellen von Es-Sara am toten Meere,
eine halbe Stunde füdlich von der Mündung des Wadi
Zerka Main, identifch ifit. Unabhängig von mir ift Man-
fredi (Revue biblique 1903, p. 266—271) zu demfelben
Refultate gekommen. Jacoby billigt S. 95 die Anficht
Manfredi's, während er zwei Seiten vorher S. 93 fich der
entgegengefetzten Anficht angefchloffen hat. Offenbar
hat er fich die Situation nicht klar gemacht und darum
den Widerfpruch gar nicht bemerkt. So fehlt es der fehr
fleißigen Arbeit doch öfters an Schärfe des Urteils.

Göttingen. E. Schürer.

Biblifche Zeit- und Streitfragen.

I. Serie, herausgegeben von Pfr. Lic. Dr. Boehmer und

Prof. Lic. Dr. Kropatfcheck.

1. Heft. Köberle, Prof. D. J., Das Rätfel des Leidens. Eine
Einführung in das Buch Hiob. (32 S.) 8° M. —40

2. Heft. Seeberg, R., Das Abendmahl im Neuen Teftament.

(40 S.) 8» M. —45

3. Heft. Weifs, Wirkl. Oberkonfiftorialrat Prof. D. B., Die

Gefchichtlichkeit desMarkusevangeliums. (67S.) 8° M. — 60

4. Heft. Barth, Prof. D. F., Das Johannesevangelium und
die fynoptiichen Evangelien. (45 S.) 8° M. —50

5. Heft. Riggenbach, Prof. D. E., Die Auferltehung Jefu.
(38 S.) 80 M. —45

6. Heft. Juncker, Prof. Lic. A., Das Gebet bei Paulus.
(32 S.) 80 M. — 40

7. Heft. Nösgen, D. Karl Friedrich, Der Text des Neuen
Teftaments. (32 S.) 8° M. —40

8. Heft. Bachmann, Prof. D. Philipp, Die neue Botfchaft
in der Lehre Jefu. (32 S.) 8° M. — 40

9. Heft. König, Prof. D. Dr. Eduard, Der ältere Prophetismus
bis auf die Heldengeftalten von Elia und Elifa.
(46 S.) 80 M. — 50

10. Heft. Seeberg, Alfred, Die Taufe im Neuen Teftament.
(25 S.) 80 M. —40

II. Heft. Sellin, Prof. DD. Ernft, Die biblifcheUrgefchichte.
(47 S-) 80 M. — 50

12. Heft. Hafe, Oberkonfift-Rat, Prof. D. Dr. Karl v.,
Neuteftamentliche Parallelen zu buddiftifchen Quellen.
(33 S.) 80 M. -45

II. Serie, herausgegeben von Prof. Dr. Kropatfcheck.
1. Heft. Beth, Priv.-Doz. Lic. Dr. Karl, Die Wunder Jefu.

(40 S.) gr. 80 M. -45

Verlag: Gr.-Lichterfelde-Berlin, E. Runge 1905.

Die obige Sammlung kann hier nur eine kurze Anzeige
finden, da fie nicht die Wiffenfchaft fördern, fondern
die Gebildeten aufklären will. Wie der Profpekt

verfichert, wollen die Herausgeber im Unterfchied von
der älteren Apologetik, die es bisweilen an der gehörigen
,Unbefangenheit hat fehlen laffen', ihrerfeits ,in ruhiger
befonnener Arbeit den wirklichen gefchichtlichen Befund
darlegen und fich dabei grundfätzlich von der ftrengflen
Wahrhaftigkeit leiten laffen, auf jede Vertufchung oder
apologetifche Zuftutzung Verzicht leiften'. Andererfeits
fühlen Herausgeber und Mitarbeiter (deren flattliche Lifte
nach Dutzenden zählt), weil ,auf dem Boden der Offenbarung
flehend', fich im Gegenfatz zu jener Gruppe, die
,mit verblüffender Sicherheit behauptet: wir links haben
die Gefchichte und die Wirklichkeit, ihr rechts habt einen
veralteten Glauben'. Dem gegenüber wollen fie zeigen,
wie der Glaube an die gefchichtliche Offenbarung erft
wirkliche gefchichtliche Erkenntnis fchafft. So wollen
fie durch Befeitigung der Hinderniffe, die heutzutage
grade die Gebildeten quälen, dem Glauben und der
Kirche dienen.

Ift den Verfaffern diefe ihre Aufgabe gelungen?

Von den drei altteftamentliche Themata behandelnden
Heften verdienen die zwei Hefte von Sellin und
Köberle entfchieden das meifte Lob, fowohl nach Seite
ihrer wiffenfchaftlichen Unbefangenheit wie ihrer Lesbarkeit
und ihres praktifchen Nutzens für die Laien.
Sellin behandelt die Urgefchichte Gen. 1—n. Er erörtert
die Frage der Scheidung und Entftehung der
Quellen (J begonnen unter David, P vollendet zu Esras
Zeit) fowie der ftofflichen Abhängigkeit diefer Partien
von heidnifcher (vornehmlich, aber nicht ausfchließlich
babylonifcher) Mythologie mit aller wünschenswerten
Klarheit. Die Bearbeitung der heidnifchen Mythologien
durch Israels religiöfen Genius ftellt Verf. mit Recht
unter das Motto: Siehe ich mache alles neu. Doch ift
diefer Abfchnitt nicht frei von Übertreibungen; auch wird
der Unterfchied des A. T. vom N. T. ftellenweife ver-
wifcht, wenn es fo klingt, als ob fchon die Urgefchichte
des A. T, die vollendeten Gedanken über Sünde und
Gnade enthielte, die durch Chriftus nur ,verbürgt' feien.
Peinlich berührt auch die Behandlung der Wunderfrage
auf S. 15/16: durch eine Art Unterfcheidung göttlicher
und menfchlicher Wunder will Verf.. die kritifche Ablehnung
von gewiffen Wundern wie der Unterbringung
der vielen Tiere in der einen Arche durch den Menfchen
Noah vereinen mit dem chriftlichen Glauben an den
Gott der Wunder. Solche Stellen lefen fich wie ein
Kompromiß mit einer Theologie, der Sellin im ganzen
fern fleht.

Durch folche Entgleifungen wird uns der Genuß des
Köberlefchen Heftes über Hiob nicht geftört. K. datiert
das als ,Lehrgedicht' bezeichnete Buch aus dem Anfang
des 5. Jahrhunderts, fcheidet die Elihureden aus,
auch löft er die Abfchnitte 24 18-si u. 21, 265-14 (letzteren,
wie mir fcheint, ohne zwingenden Grund) 27 8-11 u. 13-23
aus dem Zufammenhang der Reden Hiobs, um fie den
Freunden zuzuweifen. Ebenfo unbefangen wie die lite-
rarifche ift die fachliche Behandlung: Hiob ift wirklich ein
(relativ) Gerechter, und das große Hauptproblem der Theo-
dicee bleibt theoretifch ungelöft. Trefflich ift die Behandlung
des fchwierigen Stückes 19256".: Die Hoffnung auf
Wiederbelebungund Rechtfertigung desUnfchuldigennach
dem Tode blitzt auf—ohne feine Konfequenzen zu ziehen
(der eigentliche Auferftehungsglaube entfteht erft in der
makkabäifchen Zeit). Schön gelungen ift endlich die
Hauptfache: Den religiöfen Wert des Buches, feinen Unterfchied
vom N. T., feine Bedeutung für unfere Zeit hervorzuheben
.

Auffällig ift an diefer hocherfreulichen Leiftung nur,
daß fie im felben Rahmen erfcheint, wie Königs Heft
über den älteren Prophetismus. Kg. behandelt in drei
Abfchnitten (die aber weder durch ein Inhaltsverzeichnis
noch durch Nummern markiert find) zuerft den Ur-
fprung (weder babylonifch, noch kananitifch, fondern
urisraelitifch; als ob man Grund hätte des Ürfprungs