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Ausgabe:

1906 Nr. 3

Spalte:

88-91

Autor/Hrsg.:

Prudhomme, Sully

Titel/Untertitel:

La vraie religion selon Pascal 1906

Rezensent:

Lobstein, Paul

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Theologifche Literaturzeitung 1906 Nr. 3.

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K. O. S. 197, Z. 6. S. 95, Z. 27fr.

Daß ich Menfch bin wor- Daß ich Menfch geworden
und alles, was ich leid den bin (einen lebendigen
und thu, ift alles euer eigen menfchlichen Leib an mich
für euch und euch zu gut genommen habe) und alles,
gefchehen, diß zu einem was ich leide und tue (in
gewiffen anzeigen und Zeug- und an folchem meinem
nuß vnn das jr immer in Leib), ift alles euer eigen,
mir bleibet und lebet, vnd für euch zum guten gefche-
ich in euch, gebe ich euch hen: Deff zu einem gewiffen
mein Leib zur Speiß. Zeichen und Zeugnis, und

daß ihr (als Glieder meines
geiftlichen Leibes) immer
in mir bleibet und lebet und
Ich (als das Haupt im Geifte)
in euch, gab ich euch meinen
Leib zur Speife.
S. 197, Z. 15 fr. S. 96 Z. 10 ff.
S. 197, Z. 21 ff. S. 96 Z. 23 ff.

Es mag an diefen Proben genügen, die beweifen,
daß diefe Schrift einer genaueren Unterfuchung bedarf.
Dabei wird es nötig fein, Andr. Ofianders Kommunikantenbüchlein
zu vergleichen, das Ref. nicht zur Hand ift.
Auffallend ift die Anmerkung S. 128: ,Einen D. Hoe
finde ich nicht. Vielleicht Hafenreffer, der eine ganz
ähnliche Forderung an Kepler ftellte'. Ift Günther die
theol. Realenzyklopädie 83172fr. nicht bekannt oder hat
er noch nichts von dem unheilvollen Einfluß des fächfi-
fchen Oberhofpredigers und Streittheologen auf die fäch-
fifche Politik gehört? Manchmal ift auch der Stil unver-
ftändlich, z. B. S. 15 Z. 20 — ,aus demfelben Buch'. Aus
welchem? S. 38 Anm. 1 weiß man nicht, wo S. 12 und
53 zu fuchen ift. Ebenfo ungenügend ift das Zitat S. 54
Anm. belegt. S. 71 Z. 1 v. u. ift ,davon' unklar. Soll
damit die Verfieglung der Bibliothek gemeint fein? S. 86
Z. 6 v. u. 1. praedestinatione.

Kepler und die Theologie verdient gründlicher,
fachkundiger und billiger behandelt zu werden, als dies
Günther gelungen ift.

Nabern. G. Boffert.

Loefche, Prof. Dr. Georg, Die evangelifchen Fürftinnen im

Haufe Habsburg. Eine hiftorifch-pfychologifche Studie
. Mit Benutzung archivalifcher Quellen. Mit drei
Bildniffen und einem Fakfimile. (Aus: Jahrbuch der
Gefellfchaft für die Gefchichte des Proteftantismus
in Öfterreich.) Wien, Manz 1904. (71 S.) gr. 8°

M. I —

Der Ausdruck ,evangelifche Fürftinnen' im Titel des
vorliegenden Buches ift in fehr verfchiedenem Sinne gebraucht
. Nur von fünf bzw. vier Fürftinnen gilt er im
wahren Sinne des Wortes, teils fo, daß geborene Habsburgerinnen
evangelifch geworden, oder fo, daß evan-
gelifch geborene und ins Haus Habsburg eingeheiratete
Fürftinnen evangelifch geblieben find. Es ift begreiflich,

Lutheraner mit ihrem Namen deckend. Die im Haufe
Habsburg evangelifch gebliebenen Fürftinnen find die
1829 geftorbene Gemahlin des Erzherzogs Karl, Henriette
von Naffau-Weilburg, und zwei Gemahlinnen des Erzherzogs
Jofeph, Hermine von Anhalt-Bernburg-Schaumburg
(geft. 1817), und Maria Dorothea, Herzogin von
Württemberg (geft. 1855), letztere ,nicht nur ihren Glauben
bewahrend und bekennend, fondern auch öffentlich
betätigend und durch dauernde Liebeswerke bekundend'
(S. 41), was auch zahlreiche Briefe von ihr, unferem
Buche als Beilagen beigefügt, beweifen.

Und auch, im uneigentlichen Sinne gebraucht, hat
der Ausdruck ,evangelifche Fürftinnen' wieder verfchie-
dene Bedeutung. Johanna die Wahnfinnige von Kaftilien
und Philippine Weifer find nur aufgenommen, weil hier
und da irrtümlicherweife von ihnen behauptet wird, fie
wären evangelifch gewefen. Und drei ins Haus Habsburg
eingeheiratete Fürftinnen heißen nur deshalb
evangelifch, weil fie evangelifch geboren find; bei ihrer
Verheiratung aber find fie zur katholifchen Kirche übergetreten
: es find die beiden Welfenfürftinnen, Wilhelmine
Amalie, die Tochter des Konvertiten Johann Friedrich
von Kalenberg, die Gemahlin Jofephs I. (geft. 1742), und
Elifabeth Chriftine, die Enkelin Anton Ulrichs von Wolfenbüttel
, die Gemahlin Karls VI. und Mutter der Maria
Therefia (geft. 1750); und die geborene Herzogin von
Württemberg-Mömpelgard, Elifabeth Wilhelmine Luife,
die, dem fpäteren Franz II. vermählt, zu früh ftarb
(1790), um Kaiferin zu werden.

Wohl nur, um die große Lücke zwifchen der Zeit,
da die konfeffionellen Verhältniffe erft fich bildeten, und
der Zeit, da man wieder begann, eine Verheiratung mit
evangelifchen Prinzeffinnen für möglich zu halten, etwas
herabzumindern, hat Loefche auch Maria Hedwig von
Heffen-Darmftadt in feinem Buche erwähnt: Erzherzog
Sigmund Franz von Tirol hat um fie geworben, aber
fie hat fich ihm vertagt, weil fie nicht katholifch werden
wollte (1664); eine Fürftin im Haufe Habsburg ift fie
alfo nie gewefen.

Das fchön ausgeftattete Buch, das mit drei Bildniffen
— mit denen der Königin Elifabeth von Dänemark, der
Erzherzogin Henriette und der Erzherzogin Maria Dorothea
— und einem Fakfimile der letzteren gefchmückt
ift, ftellt eine intereffante Galerie dar, zugleich eine Wanderung
durch die Gefchichte der evangelifchen Kirche,
die nicht immer erfreulich, aber überall lehrreich ift.

Erichsburg b. Markoldendorf Ferdinand Cohrs.
(Hann.).

Prudhomme, Sully, La vraie religion selon Pascal. Recherche
de l'ordonnance purement logique de ses
pensees relatives ä la religion. Suivie d'une analysc
du Discours sur les Passions de l'Amour. Paris,
F. Alcan 1905. (X, 444 p.) gr. 8n fr. 7.50

Der zartefte und tieffte Gedankenlyriker, den
Frankreich hervorgebracht, der hochherzige Idealift, der

daß jene der erften Reformationszeit, und diefe erft dem I in einer Reihe größerer poetifcher Schöpfungen {Les
19. Jahrhundert angehören. Destins 1872, La Justice 1878, La Bonheur 1888) fich an

Erftere find die beiden Schweftern Karls V. und i die höchften Probleme herangewagt hat, der Denker, der
Ferdinands I., Elifabeth, die Gemahlin Chriftians II. von auch in feinen Profafchriften {Le probleme des causes
Dänemark, und — freilich nur mit einem Fragezeichen ! finales, ein Briefwechfel mit Richet, 1889, L'expression
— Maria, die Gemahlin Ludwigs II. von Ungarn, der
1526 in der Schlacht bei Mohacs fiel; jene, mit ihrem
Manne nach Wittenberg entflohen und dort unter Luthers
Einfluß geftellt, überhaupt die erfte fürftliche Perfon, die
fich öffentlich der Reformation anfchloß, diefe, von Luther
durch die Auslegung der vier Troftpfalmen geehrt,
als Dichterin des Liedes: ,Mag ich Unglück nit wider-

ftan . .' — wahrfcheinlich mit Recht — genannt, trotz j geführten Einleitung über denPyrrhonismus, den Dogmaunverkennbar
evangelifcher Neigungen doch als Statt- tismus und den Glauben bei Pascal (1—47), teilt der
halterin der Niederlande die ftrengften Edikte gegen die i Verf. fein Werk in vier Hauptteile ein. Im erften ftellt

dans les beaux-arts, 1884, Que sais-je? 1892, Testament
poetique et trois etudes sociologiques 1902) mannigfaltigen
Fragen aus dem Gebiete der Metaphyfik, der Äfthetik
und der Ethik nachgegangen ift, bietet uns in diefem
Buch einen Verfuch, die Gedanken Pascals über die
Religion in ihrem inneren logifchen Zufammenhang dar-
zuftellen. Nach einer großartig angelegten und durch-