Recherche – Detailansicht

Ausgabe:

1906

Spalte:

66-68

Autor/Hrsg.:

Haller, Max

Titel/Untertitel:

Religion, Recht und Sitte in den Genesisfragen 1906

Rezensent:

Steuernagel, Carl

Ansicht Scan:

Seite 1, Seite 2

Download Scan:

PDF

«

Theologische Literaturzeitung,

Herausgegeben von D. Ad. Harnack, Prof. in Berlin, und D. E. Schürer, Prof. in Göttingen.

Jährlich 26 Nrn. Verlag: J. C. Hinrichs'fche Buchhandlung, Leipzig. Jährlich 18 Mark.

Nr. 3. 3. Februar 1906. 31. Jahrgang.

Sellin, Der Ertrag der Ausgrabungen im Orient

für die Erkenntnis der Entwicklung der Religion

Israels (Steuernagel).
Redpath, Modern Criticism and the Book of

Genesis (Steuernagel).
Ha 11 er, Religion, Recht und Sitte in den Ge-

nefisfagen (Steuernagel).
T o d d s .Politics and religion in ancient Israel( Volz).
Peake, The problem of Suffering in the Old

Testament (Volz).
Fritzfche, Das Berufsbewußtfein Jehl (Holtz-

mann).

B elf er, Das Evangelium des heiligen Johannes
(Holtzmann).

Müller, F. W. K., Eine Hermas-Stelle in mani-

chäifcher Verfion (Harnack).
Turner, Ecclesiae Occidentalis Monumenta Juris

Antiquissima, I, 2: Nicaeni concilii praefationes

capitula symbolum canones (Jülicher).
Kraatz, Koptifche Akten zum ephefinifchen

Konzil vom Jahre 431 [Texte und Unterfu-

chungen von Gebhardt und Harnack N. F.

XI, 2] (Krüger).
Labourt, Le christianisme dans l'empire perse

sous la dynastie Sassanide (Krüger).
Labourt, De Timotheo I Nestorianorum patri-

archa (Derf.).

Schermann, Die Gefchichte der dogmatifchen
Florilegien vom V.—VIII. Jahrhundert [Texte
und Unterfuchungen von Gebhardt und Harnack
N. F. XIII, 1] (Krüger).

Zwingliana, herausg. von Egli II, I—2 (Boffert).

Feflfchrift zum Gedächtnis Philipps des Großmütigen
(Cohrs).

Günther, Kepler und die Theologie (Boffert).

L o e f c h e, Die evangelifchen Fürftinnen im Haufe
Habsburg (Cohrs).

Prudhomme. La vraie religion selon Pascal
(Lobftein).

Hoßfeld, Stadt- und Landkirchen (Bergner).
Ficker, Evangelifcher Kirchenbau (Derf.).

Sellin, Prof. D. Ernft, Der Ertrag der Ausgrabungen im
Orient für die Erkenntnis der Entwicklung der Religion
Israels. Leipzig, A. Deichen Nachf. (44 S. mit

1 Abbildg.) gr. 8° M. — 80

Das Schriftchen ift der Abdruck eines im Januar 1905
in Berlin gehaltenen und zunächft im Februarheft der
Neuen Kirchl. Zeitfchr. 1905 veröffentlichten Vortrages.
Hinzugefügt find eine Abbildung des von Sellin auf
dem Teil Ta'annek gefundenen Räucheraltars und ein
auf Delitzfchs dritten Vortrag Bezug nehmender Anhang
(S. 42—44)-

Nach einigen einleitenden Bemerkungen (S. 5—9) gibt
Sellin (S. 9—22) einen Überblick über den Ertrag der
Ausgrabungen in Ägypten (S. 9—io), Babylonien
(S. II—21) und Cypern (S. 21—22). Jeden pofitiven Einfluß
von Ägypten her lehnt er mit Recht ab; doch ift
es nicht richtig, wenn er behauptet, daß ,heutzutage
wohl kaum noch jemand' an einen folchen denke. Daß
Israels Religion mit der babylonifchen vieles gemeinfam
hat, teils auf Grund direkter Entlehnung, teils auf Grund

Maße zuzuerkennen; für die Erkenntnis des eigentümlichen
Wefens der Jahwaereligion aber haben die Ausgrabungen
in Paläftina leider genau fo wenig beigetragen, wie die
im übrigen Orient.

Im Anhang weift Sellin mit durchaus zutreffenden
Gründen den Verfuch Delitzfchs zurück, die baby-
lonifche Religion auf die Höhe der israelitifchen hinauf-
zufchrauben (Sichgelüftenlaffen, Nächftenliebe, Reinheit
der Rede und Lauterkeit das würdigfte Opfer).

Halle a. S. C. Steuernagel.

Redpath, Henry A., D. Litt., M. A., Modern Criticism and
the Book Of Genesis. London, Society for promoting
Christian Knowledge 1905. (93 S.) 8°

Der als Mitherausgeber der Oxforder Septuaginta-
Konkordanz hochverdiente Verfaffer hat fich in dem
vorliegenden Werk, von dem der größte Teil auf eine
Artikelferie im Churckman 1904 zurückgeht, an eine
Aufgabe gemacht, der er zum minderten nicht gewachfen
war. Allen Angriffen der Kritik gegenüber will er die
der geme.nfamen Abftamrnung teils auf Grund der all- Glaubwürdigkeit der Genefis erweifen, gibt jedoch bereit-

gemein menfchlichen Religiofität, erkennt er in vollem
Maße an; aber mit Recht betont er, daß das eigentlich
Wefentliche in der Religion Israels, die Gottesvorftellung,
daraus nicht zu erklären ift. Die cyprifchen Ausgrabungen
haben Bedeutung nur für die Erkenntnis der
kananitifchen Religion und der kultifchen Archäologie.
Ausführlicher behandelt Sellin S. 23—38 die Ausgrabungen
in Paläftina, befonders feine eigenen auf dem
Teil Ta'annek. Er fleht ihre Bedeutung in einem Dreifachen
: 1) es ift klar geftellt, welche ausländifchen Ein-
flüffe maßgebend gewefen find (in vorisraelitifcher Zeit
ägyptifcher, babylonifcher und phönizifcher, in israeli-
tifcher Zeit zunächft nur ägyptifcher, fpäter auch wieder
phönizifcher); 2) wir lernen die kananitifche Religion
beffer kennen, verftehen damit aber auch die prophe-
tifche Polemik gegen die kananitifch infizierte Religion
des Volkes Israel beffer; 3) einige Auffchlüffe find für
die Erkenntnis der israelitifchen Volksreligion gewonnen,
und man kann daraus die Kluft zwifchen der legitimen
und der volkstümlichen Religion beffer verftehen lernen.
Es ift begreiflich und entfchuldbar, daß Sellin den Ertrag
feiner Ausgrabungen fehr hoch einfchätzt. Ich
möchte ihn auch nicht geringer bewerten, als er felbft.
Aber höchft ungerecht ift feine Ausführung doch. Die
Bedeutung, die den paläftinenfifchtn Ausgrabungen zukommt
, ift den babylonifchen doch mindeftens in gleichem

willig zu, daß für die Genefis Quellen benutzt find, daß
die Sprache von Späteren modernifiert ift, daß einzelne
fpäte Gloffen hinzugekommen find, daß die Zahlen durch
Schreibfehler entftellt find etc. Die Kritik kennt er nur
fehr fragmentarifch, ihre Probleme kaum; die Löfung
der Schwierigkeiten fleht bei weitem nicht auf der Höhe
eines Green, Zahn, Rupprecht.

Halle a. S. C. Steuernagel.

Haller, Lic. Max, Religion, Recht und Sitte in den Genefis-
lagen. Ein religionsgefchichtlicher Verfuch. Bern,
G. Grünau 1905. (III, 160 S.) gr. 8°. Fr. 3.50

Die Genefisfagen find für die Kenntnis der vorpro-
phetifchen Religion und Ethik Israels die wichtigfte
Quelle. Es ift daher ein glücklicher Gedanke, fie in diefer
Hinficht monographifch zu behandeln. Der Verfaffer hat
es wefentlich als Schüler Gunkels getan. Das zeigt
nicht blöß die Tatfache, daß Gunkels Genefiskommen-
tar auf Schritt und Tritt zitiert wird, fondern mehr noch
das Streben, die hinter der fchriftlichen Fixierung der
Sagen durch J und E liegende Gefchichte der Einzelfagen
und ihres allmählichen Zufammenwachfens aufzuhellen,
und die in der uns vorliegenden Geftalt der Sagen gegebenen
Ideen als Produkt einer langen religionsgefchicht-
6S 66