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Ausgabe:

1906 Nr. 25

Spalte:

679-682

Autor/Hrsg.:

Funk, Franz Xaver (Ed.)

Titel/Untertitel:

Didascalia et Constitutiones Apostulorum. Volumen I et II 1906

Rezensent:

Goltz, Eduard Alexander

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Theologifche Literaturzeitung 1906 Nr. 25.

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Schlettftadter Handfchrift hat R. neu verglichen); ferner
werden die Abweichungen der Editionen von Gangneius
(1545), Gelenius (1550), Pamelius (1579), Oehler (1854),
Preufchen (1892) gebucht. Die erklärenden Anmerkungen
find fehr knapp gehalten, wohl um den Umfang des
Heftes nicht zu fehr anfchwellen zu laffen; als Ergänzung
zu ihnen haben indes die Titelauffchriften zu gelten, die
vor jedem Kapitel flehen. Im Apparat des Commonito-
rium erfcheinen die Varianten der vier Parifer Codices,
die das Commonitorium erhalten haben, und die R.
ebenfalls für feine Ausgabe kollationiert hat, dazu die
Abweichungen der Ausgaben von Sichardus (1528), Ba-
luzius (1684), Jülicher (1895). Auch hier ergänzen Ka-
pitelüberfchriften die erklärenden Anmerkungen.

Beide forgfältig ausgearbeiteten Hefte fügen fich
fehr gut in den Gefamtplan des Unternehmens ein. Es
find wichtige patriftifche Texte, deren Kenntnis hier dem
Lefer vermittelt wird. Durch die Kollationen der
Handfchriften hat fich R. um die Texte verdient gemacht.
Eine Bemerkung kann ich freilich nicht unterdrücken.
Es fcheint mir nicht ganz fair, wie fich R. in der Auswahl
und auch in der Rezenfion der Texte an das ältere,
parallele Krügerfche Unternehmen (Sammlung ausgewählter
kirchen- und dogmengefchichtlicher Quellen-
fchriften) anlehnt. Von den erflen 6 Heften des Flori-
legium enthalten drei genau diefelben Stücke, die auch
in der Krügerfchen Sammlung zu finden find (die beiden
eben befprochenen und dazu noch in Heft 2 die Juftin-
apologien). Und auch in der Rezenfion der Texte ist
der Einfluß der Krügerfchen Sammlung unverkennbar.

Marburg i. H. Rudolf Knopf.

Didascalia et Constitutiones Apostolorum edidit Franciscus
Xaverius Funk. Volumen I et II. Paderbornae,
F. Schoeningh MDCCCCVI. (LVI, 704 et XLIV,
208 p.) gr. 8° M. 34 —

Nicht lange, nachdem uns H. Achelis und J. Flem-
ming mit ihrer deutfchen Ausgabe der fyrifchen Dida-
skalia befchenkt und G. Horner das große orientalifche
Rechtsbuch in drei orientalifchen Rezenfionen in eng-
lifcher Sprachform zugänglich gemacht hat, erfchien die
fchon lang erwartete große kritifche Ausgabe der Apoflo-
lifchen Konftitutionen von F. X. Funk, über die hier
in Kürze berichtet werden foll, eine Frucht zwanzigjähriger
Arbeit des Mannes, der fich die größten Verdienste
um die Klärung der Literaturprobleme auf dem
Gebiete der altchriftlichen Kirchenordnungen erworben
hat. Schon als er feine Monographie über die apofto-
lifchen Konftitutionen im Jahre 1891 veröffentlichte, hatte
er erkannt, daß zunächst der Text der Konftitutionen
aus ihrer Hauptquelle, der Didaskalia, zuverläffig ermittelt
werden müffe. So erbat er fich zunächft von A. Socin
eine Überfetzung des fyrifchen Textes der Didaskalia,
die er in das Lateinifche übertrug. Aber auch bei Her-
ftellung des griechifchen Textes der Konftitutionen fließ
er auf erhebliche Schwierigkeiten, denn es galt eine große
Zahl von Handfchriften in Italien und im Orient zu
kollationieren. Darüber verzögerte fich die Arbeit und
grade, als fie fertig war, wurde in Verona jene Palimpfeft-
handfchrift gefunden, die uns für die Didaskalia umfangreiche
Fragmente einer alten lateinifchen Überfetzung
brachte. Nun mußte Funk warten, bis diefer Fund von Hau-
ler publiziert war und nicht lange nachher kam die Nachricht
von neuen fyrifchen Kodices der Didaskalia. Alles
mußte noch für die kritifche Gefamtausgabe verwertet
werden und fo ikam es, daß die Didaskalia bereits in
franzöfifcher Sprache (von Nau), in englifcher (von Marg.
Dunlop Gibson) und in deutfcher Sprache (von Achelis-
Flemming) veröffentlicht wurde, ehe die große Ausgabe
Funks erfcheinen konnte.

Aus diefer Entftehungsgefchichte erklärt fich nicht
nur die Verzögerung des Erfcheinens diefer grundlegen-

| den Ausgabe, fondern auch manche ihrer Eigentümlich-
1 keiten. Das ganze Werk ift lateinifch abgefaßt, auch
! Prolegomena und Anmerkungen, womit jedenfalls nur
den katholifchen Theologen ein Gefallen gefchieht. In
den Prolegomenen gibt der Herausgeber Rechenfchaft
über die zitierten Texte, die Handfchriften und Ausgaben,
verweift aber für die ausführliche Erörterung der literar-
kritifchen Probleme mit Recht auf feine früheren Schriften.
Nur das Notwendigste wird wiederholt, und Funk hält
in allen wefentlichen Punkten an der Auffaffung fielt,
die er im Jahre 1901 in feiner Schrift über ,das Tefta-
j ment unfers Herrn' zuletzt ausführlich verteidigt hat.
Von den Quellen der apoftolifchen Konftitutionen fetzt
er die Didache in das Ende des erften, die Didaskalia
in die zweite Hälfte des 3. Jahrhunderts, die Konftitutionen
felbft um das Jahr 400 an; fpäter folgen dann
die kürzere Form des achten Buchs, das Testamentum
und zuletzt die arabifchen Canones Hippolyti, von
denen F. X. Funk auch nicht einmal eine Grundlage,
wie Harnack vorfchlug, als hippolytifch anerkennen will.
Das neue von Horner beigebrachte Material hat Funk
nur eben noch erwähnen können; meine an Horner
anknüpfenden Mitteilungen in den Sitzungsberichten der
Berliner Akademie (1906 V) und in der Zeitfchrift für
Kirchengefchichte (XXVII, 1, igo6) kamen für feine Ausgabe
zu fpät. Die Debatte felbft wird alfo durch die
Prolegomena Funks nicht weiter geführt. Jedoch hat
man einen großen Teil des Beurteilungsmaterials nun
zuverläffiger und bequemer beifammen, zumal Funk in
dem zweiten kleineren Bande des Werks {testimonia et
scripturae propinquae) nicht nur alle Zeugniffe altchrifl-
licher Schriftsteller für Didache, Didaskalia, Konftitutionen
und Kanones vollftändig abdruckt, fondern auch die
i Anaftafianifchen Fragmente, die Epitome des achten
Buchs (griech.), die ägyptifchen Konftitutionen (lateinifch)
Anfang, Schluß und Zufatzkapitel der arabifchen Didaskalia
(lateinifch), fowie einige kleinere Exzerpte aus den
Konftitutionen, endlich das Gebetbuch des Serapion (mit
Anmerkungen, lateinifcher Überfetzung und Vokabular)
in feine Sammlung von zugehörigen Texten aufnimmt.
Auch diefen Texten stellt er Prolegomena voran, die kurz
über den Charakter der Quellenstücke, ihre Textgeftalt
und Beurteilung orientieren. Das Gebetbuch des Serapion
gehört eigentlich nicht hierher — aber niemand wird
dem Herausgeber wegen diefer willkommenen Gratiszugabe
grollen.

Was nun aber den Hauptteil des ganzen Werkes
felbft angeht, die Texte der Didaskalia und der apoftolifchen
Konstitutionen, fo würde jede Kritik von Einzelheiten
dem Gefamtwert der Ausgabe gegenüber kleinlich
erfcheinen, eine gründliche Nachprüfung aber hieße die
Arbeit noch einmal machen, wozu Rezenfent nicht in
der Lage ift. Daher nur noch einige Bemerkungen über
die Anlage der Ausgabe. Auf einen erneuten kritifchen
Abdruck der Didache hat Funk mit Recht verzichtet —
er hat aber ihren Text zum Vergleich bei dem VII. Buch
der Konflitutionen unter dem Strich nochmals dargeboten.

Die Ausgabe beginnt alfo mit der Didaskalia. Links
lieht die lateinifche Überfetzung, rechts der Text der
apoftolifchen Konftitutionen nach den griechifchen Handfchriften
. Der lateinifche Text aber ift ein wunderbares
mixtum compositum, denn er fetzt fich zufammen aus der
von Funk hergestellten lateinifchen Überfetzung der
von Socin ihm nach dem Syrifchen gelieferten deutfchen
Übertragung (mit Berücksichtigung der inzwifchen er-
fchienenen deutfchen, englifchen und franzöfifchen Über-
fetzungen) und der von Funk textlich und fprachlich
revidierten alten lateinifchen Version des Veronefer
Palimpfeftes. Wir haben alfo weder eine lateinifche
Übertragung des besten fyrifchen Textes noch an den
in Betracht kommenden Stellen eine Wiedergabe der
alten lateinifchen Überfetzüng des Cod. Veronensis vor
uns, fondern eine lateinifch ausgeführte Rekonstruktion