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Ausgabe:

1906 Nr. 20

Spalte:

555-556

Autor/Hrsg.:

Albers, Bruno

Titel/Untertitel:

Untersuchungen zu den ältesten Mönchsgewohnheiten. Ein Beitrag zur Benediktinerordensgeschichte des X. - XII. Jahrh 1906

Rezensent:

Grützmacher, Georg

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Theologifche Literaturzeitung 1906 Nr. 20.

556

Subdiakonats-Weihe von Wichtigkeit? Endlich 3.: fehr
gut können diefe beiden urfprünglich getrennten Teile
zufammengefchoben worden fein, weil man dann {amtliche
Ordinationsakte beifammen hatte. Alfo auch hier
kann ich K.s Argumentation nicht für genügend halten. —
Was die Frage der Datierung betrifft, fo bin auch ich
der Meinung, foweit fich bei dem ungeklärten Textbeftand
überhaupt urteilen läßt, daß der zweite Teil diefes Ordo
ins 6. Jahrh. gehören wird. Daß im Ordo felbft vier
Ordinationstermine erfcheinen, nämlich März, Juni, September
und Dezember als apta tempora fteht diefer Datierung
nicht entgegen. Denn nicht allein hat Gelafius I.
(der nicht 496—98, wie K. S. 21 angibt, fondern 492—96
regiert hat) fchon die große Faftenzeit zur Ordination
empfohlen, fondern wir wiffen auch, daß Pelagius I.
(556—561) in diefer Zeit ordiniert hat (Jaffe-Kaltenbrunner
n. 1015).

Diefe meine Nachprüfung des einen Kapitels hat
mich gegen K.s Methode ein wenig mißtrauifch gemacht.
Doch wage ich nicht, diefes Urteil auf feine gefamte
Arbeit auszudehnen.

Der Druck ift nicht frei von Ungenauigkeiten. Mönchemeier
, der Verfaffer des Werkes über Amalar von
Metz, muß fich wiederholt gefallen laffen, als Mönchemeyer
zitiert zu werden (S. 3, Anm. i.[ zweimal]; S. 6,
Anm 2; S. 40, Anm. 8); Ebner, der bekannte katholifche
Liturgiker, wird als Ebener zitiert (S. 40, Anm. 2). S. 16,
Anm. 5 lies Alessandrina ft. Allessandrina. S. 44, Anm. 6
ift 95 ft. 93, Anm. 7: 43 f. (48) ft. 48 (43 f.), S. 57, Z. 4
fuith.fut, S. 58, Anm. 3 praefectus ft. praefeetus, S. IOO,
Z. 11 v. u. Ordo 15 ft. 14 zu lefen. Von Kapitel IX S. 54
an find die Nummern der Kapitel falfch gezählt: ftatt
VIII ift IX ufw. zu lefen.

Gießen. P. Drews.

Albers, Bruno, O. S. B., Unterluchungen zu den älteften
Mönchsgewohnheiten. Ein Beitrag zur Benediktiner-
ordensgefchichte des X.—XII. Jahrhunderts. (Veröffentlichungen
aus dem Kirchenhiftorifchen Seminar München
. Herausgegeben von A. Knöpfler, II. Reihe Nr. 8.)
München, J. J. Lentner 1905. (XII, 132 S. m. 1 Tafel.)

M. 3.20

Die vorliegende Arbeit follte urfprünglich als Pro-
legomena dem 2. Bande des Consuetudines monasticae,
in dem Albers die älteren Rezenlionen der Consuetudines
Cluniacenses und die Consuetudines Sublacenses, Monte
Caffino 1905, in mufterhafter Ausgabe vorgelegt hat, voran-
geftellt werden, aber wegen der zu großen Ausdehnung
ift fie felbftändig herausgegegeben worden. Albers ift
durch feine gründlichen Studien der berufenfte For-
fcher für Aufhellung des dunklen Gebiets der älteften
Mönchsgewohnheiten. Gewiß darf die Bedeutung der
Consuetudines für die Ordensgefchichte nicht überfchätzt
werden, darüber ift fich auch Albers klar. Für die Ge-
fchichte der Cluniacenferkongregation, ihrer gewaltigen
Ausdehnung und ihres mächtigen, kirchlichen Einfluffes
bieten auch die älteften Consuetudines Cluniacenses wenig,
aber in ihnen befitzen wir die Quelle für das innere, as-
ketifche Leben der Mönche, und diefes ift indirekt von
Bedeutung für die Machtentfaltung der Kongregation.
Albers ift nun mit großem kombinatorifchen Scharffinn
und energifchen Fleiß der Abdämmung und Elntftehung
der in den verfchiedenen Formen uns erhaltenen Gewohnheiten
der Abtei Cluni nachgegangen. Nur von
einem katholifchen Gelehrten, der felbft als Mönch des
Mutterklofters des Benediktinerordens Monte Caffino
das lebendigfte Intereffe, die hingebende Liebe und den
fcharfen Blick für alle Entwicklungsftadien der Gewohnheiten
hat, konnte diefe Aufgabe fo gründlich gelöft
werden. Seine Refultate, die er in einem Stammbaum
der einzelnen Redaktionen der großen Reihe der Consuetudines
Cluniacenses zur Darftellung bringt, find folgende
: Die von ihm B, C, FC, und CFr genannten Gewohnheiten
hängen fämtlich mit dem Klofter Cluni
zufammen und flehen in engem Zufammenhang mit
den Gewohnheiten, die der Erzbifchof Dunftan 957 in
England in die neugegründete Abtei Ramfey einführte.
Alle diefe Gewohnheiten gehen auf Benedikt von Aniane,
der unter Ludwig dem Frommen auf eine Zentralifation
des ganzen Ordenswefens hinarbeitete, zurück, und
diefer hat fie wahrfcheinlich einer in Monte Caffino verfertigten
Urvorlage, die uns noch in B1 erhalten ift,
entnommen. Ulrich von Zell hat dann als erfter die
verfchiedenen im Laufe der Zeit entftandenen fchrift-
lichen Fixierungen diefer Satzungen in feinen fchon bekannten
Consuetudines Cluniacenses aus dem 11. Jahrhundert
benutzt, und Bernhard von Marfeille hat fie in
2 Bücher gebracht, dem dann Wilhelm von Hirfchau
gefolgt ift. Von den älteften Consuetudines Cluniacenses
zweigen sich die Gewohnheiten ab, die Wilhelm von
Volpiano zum Verfaffer haben, dem dann wieder Siegfried
von Gorze folgt. Durch die Concordia des Erz-
bifchofs Dunstan ift dann weiter auch die Reform des
Abtes Gerard von Brogne mit den Cluniacenfergewohn-
heiten verknüpft. Wir fehen in einen überaus komplizierten
Prozeß der Herübernahme und Weiterbildung

I der älteren Gewohnheiten in den einzelnen Klöftem, die
zu Reformzentren wurden, hinein. Ich wage es nicht,

I Einzelheiten der gelehrten Unterfuchungen zu beanftanden.
Wenn ich eins bemerken darf, fo ift mir z. B. das
Abhängigkeitsverhältnis der Consuetudines des Abtes
Wilhelm von Dijon nicht in gleicher Weife einleuchtend

j gemacht, wie die übrigen Abhängigkeitsverhältniffe, aber

j Albers bemerkt auch ausdrücklich, daß fich ganz reinliche
Refultate deshalb nicht erreichen laffen, weil möglicher
Weife Zwifchenglieder fehlen. Jedenfalls hat er
fich durch feine gelehrte Arbeit den Dank aller auf dem

| Gebiete der früh-mittelalterlichen Mönchsgefchichte arbeitenden
Forfcher erworben.

Heidelberg. Grützmacher.

Kalkoff, Paul, Forfchungen zu Luthers römifchem Prozeß.

(Bibliothek des Kgl. Preußifchen Hiftorifchen Inftituts
in Rom. Bd. II.) Rom, Loefcher & Co. 1905. (XXII,
212 S.) Lex. 8° M. 7.50

Die Unterfuchungen über Luthers römifchen Prozeß,
die Kalkoff ZKG 1904 veröffentlicht hat, finden ihre
Ergänzung durch die Ergebniffe feiner Forfchungen in
den römifchen Archiven, die er dank der Unterftützung
des preußifchen Minifteriums der geiftlichen Angelegenheiten
und dem Entgegenkommen Denifles und Ehrles,
das Kalkoff als unbegrenztes rühmt, anftellen konnte.

Jeder, der künftig mit den Reformationsakten des
erften Jahrzehnts zu tun hat, wird dankbar fein für die
Auskunft, die er hier erhält über das Konfiftorialarchiv,
das Geheimarchiv, das Engelsburgarchiv und das Archiv
des Dominikanerordens, über den Wert der Konfiftorial-
akten, deren Originalität fich nicht mehr bezweifeln läßt,
über die mangelhafte Sammlung und Aufbewahrung der
wichtigften Akten aus der Zeit des Lutherprozeffes, bis
Aleander feine Legation antrat und fchon aus echt
humaniftifchem Ruhmbedürfnis alle feine Akten forgfältig
fammelte, während Cajetan wohl die Akten feiner Legation
verbrannte, aber fich auch eine Abfchrift des
Breves vom 23. Aug. 1518 entfehlüpfen ließ und das
vom 29. März 1519 wahrfcheinlich dem unzuverläffigen
Miltitz mitgab, fodaß es in Deutfchland blieb. Ja die
Extravagante Cum postquam vom 9. Nov. 1518, welche
eine wichtige kauonifche Entfcheidung ex cathedra enthält
, fand fich in Kopie in einem Band mit willkürlich
zufammengerafften Abfchriften (S. 15). Wichtige Vorgänge
, wie jene heftige Anklage des Kurfürften von