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Ausgabe:

1906

Spalte:

545-547

Autor/Hrsg.:

Brooke, Alan England

Titel/Untertitel:

The Old Testament in Greek. Vol. I. The Octateuch. Part I. Genesis 1906

Rezensent:

Schürer, Emil

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Theologische Literaturzeitung

Herausgegeben von D. Ad. Harnack, Prof. in Berlin, und D. E. Schürer, Prof. in Göttingen.
Jährlich 26 Nm. Verlag: J. C. Hinrichs'fche Buchhandlung, Leipzig. Jährlich 18 Mark.

Nr. 20. 29- September 1906. 31. Jahrgang.

The Old Testament in Greek cd. by Brooke
and McLean vol. I, The Octateuch, P. I. Genesis
(Schürer).

Die Hibeh-Papyri Part I (Deißmann).

Kirchengefchichtliche Abhandlungen, herausg. von
Sdralek 4. Bd. (JUlicher).

Vattasso, Initia patrum aliorumque scriptorum
ecclesiasticorum Latinorum vol. I (Harnack).

Köders, Studien zu Mabillons Römifchen Or-
dines (Drews).

Albers, Unterfuchungen zu den alterten Mönchsgewohnheiten
(Grützmacher).

Kalkoff, Forfchungen zu Luthers römifchem
Prozeß (BofTert).

Kolde, Die ältede Redaction der Augsburger
Konfeffion (Boffert).

Kißling, Lorenz Truchsess von Pommersfelden,

H73— "543 (Harnack).
Glawe, Die Religion Friedrich Schlegels (E.

W. Mayer).

Bautz, Grundzüge der chridlichen Apologetik,
3. Aull. (Harnack).

Sülze, Die Reform der evangelifchen Landeskirchen
(Baffermann).

Freifen, Staat und katholifche Kirche in den
deutfehen Bundesdaaten (Frantz).

The Old Testament in Greek. According to the text of
Codex Vaticanus, supplemented from other uncial
manuscripts, with a critical apparatus containing the
variants of the chief ancient authorities for the text
of the Septuagint. Edited by Allan England Brooke,
B. D., and Noman Mc Lean, M. A. Volume I. The
Octateuch. Part I. Genesis. Cambridge, University
Press 1906. (VIII, 155 p.) gr. 40 s. 7. 6

Die große Cambridger Septuaginta-Ausgabe wird
nun zur Wirklichkeit, nachdem vor beinahe zwanzig
Jahren (18S7) der erfle Band der .kleinen'Ausgabe, welche
die Grundlage der großen bilden follte, erfchienen ift
(f. Theol. Litztg. 1887, 563). Vorläufig liegt die erfte Lieferung
, die Genefis umfaffend, vor. Ihre Bearbeiter, Brooke
und Mc Lean, find feit 1895 am Werke. Es ift zu hoffen,
daß dasfelbe jetzt rüftig fortfehreitet.

Ein gewaltiges monumentales Unternehmen, des
wärmften Dankes wert — und doch in recht befcheidenen
Grenzen. Es muß für Uneingeweihte betont werden, daß
hier nur Roh-Material vorgelegt wird. Nicht eine Her-
ftellung des urfprünglichen oder des erreichbar alterten
Septuaginta-Textesift das Ziel, fondern nur die Vorlegung
des Materiales, mit Hülfe deffen man diefem Ziele allmählich
näher kommen kann. Was als Text geboten
wird, ift lediglich der Text einer Handfchrift, in der
Regel des Vaticanus, und wo diefer fehlt (Gen. I—46,
Pfalm 105—137 und drei Makkabäerbücher), des Alexan-
drinus. Die Fülle der übrigen Text-Zeugen kommt
nur in den Anmerkungen zum Wort. Niemand laffe fich
alfo zu dem Irrtum verleiten, als ob der gedruckte Text
der mutmaßliche wahre Septuaginta-Text fei. Diefer muß
vielmehr in jedem Falle, wo Varianten vorliegen, erft
gefucht werden. Denn wenn auch die führende Handfchrift
, deren Text gedruckt wird, die relativ berte ift,
fo ift fie doch nichts weniger als frei von Fehlern.

Bei der Wiedergabe des Textes der führenden Handfchrift
war fchon in der kleinen Ausgabe fo verfahren
worden, daß ganz offenkundige Schreibfehler, namentlich
Itacismen, berichtigt wurden. Bei dem jetzigen Abdruck
wird darin ein bischen weiter gegangen, indem Lesarten
der Handfchrift in einzelnen Fällen, wo fie quite indefen-
sible find, berichtigt werden. Die Vorficht, mit welcher
dabei verfahren wird, ift wohl eher zu groß als zu gering.

!n der Genefis ift, wie fchon bemerkt, bis Kap. 46
der Alexandrinns die führende Handfchrift. Erft von
da an tritt der Vaticanus an feine Stelle, und die Lesarten
des Alexandrinns werden nun in die Anmerkungen
verwiefen. Außer diefen beiden Handfchriften waren
fchon in der kleineren Ausgabe noch folgende vier für

den kritifchen Apparat in der Genefis herangezogen
worden: 1) der Sinaiticus, der aber nur Bruchftücke von
Kap. 23 u. 24 enthält. 2) der Cottonianus (im Apparat
mit D bezeichnet), eine fragmentarifche Handfchrift der
Genefis aus dem fünften oder fechften Jahrhundert, die
durch einen Brand im J. 1731 fo gelitten hat, daß fie
jetzt nur noch aus 150 verkohlten Fragmenten befteht.
Glücklicherweife ift fie vor dem Brande durch Grabe
kollationiert worden, und deffen Kollation erhalten. Soweit
die Angaben im Apparat auf Grabes Kollation beruhen,
ift dafür das Zeichen D (curfiv) gewählt, foweit fie auf
dem noch lesbaren Text der Handfchrift beruhen, das
Zeichen D (nicht curfiv). 3) der Bodleiamis (= E), eine
ebenfalls nur die Genefis enthaltende Handfchrift, welche
Tifchendorf im J. 1853 aus dem Orient gebracht hat. Sie
flammt zwar erft aus dem achten Jahrhundert, gibt aber
einen relativ fehr guten Text. Auch fie ift nicht voll-
ftändig. Erhalten find Gen. I 1—14 u. 18 24—20 u. 24 54—42 3i>.
4) der Ambrosianus (== F), eine Handfchrift des Hexa-
teuches (Genefis bis Jofua) aus dem fünften Jahrhundert.
Sie beginnt aber erft mit Gen. 31 15, und ift auch von da an
nicht vollftändig. — Außer diefen fechs Handfchriften,
deren Lesarten fchon in der kleinen Ausgabe durchgängig
mitgeteilt find, exiftiren für die Genefis noch folgende Un-
zial-Handfchriften, welche für die große Ausgabe fämtlich
verglichen find: 1) Colbcrto-Sarravianus (= G), Gen.
31 54—3618 enthaltend, 2) Purpureus Vindobonensis (= L),
aus lauter Fragmenten beftehend, welche fich über die
ganze Genefis erftrecken, 3) Coisliniauus (= M), faft
die ganze Genefis enthaltend; es fehlt nur Gen. 332—
38 24. — Von den bisher genannten neun Handfchriften
find fieben bereits in der großen Oxforder Ausgabe von
Holmes und Parfons verglichen; neu hinzugekommen
find nur der Sinaiticus und Bodlcianus. Was foult an
,Unzial-Handfchriften' in dem Verzeichnis der Text-Zeugen
in der neuen Ausgabe aufgeführt wird, find Fragmente
von geringem, zum Teil von minimalem Umfang,
teils Papyrusblätter (Ua, U3, U4), teils Pergament-Blätter
(A2, As, A4, As). Der Zuwachs ift alfo nicht von allzugroßem
Belang. Das große neue Werk wird feinen Wert
hauptfächlich durch die größere Zuverläffigkcit der Kollationen
zu erweifen haben, worüber ein Urteil nur allmählich
und mit Sicherheit nur durch Nachprüfung an den Originalen
gewonnen werden kann. Zunächft dürfen wir
der neuen Gabe ein günftiges Vorurteil entgegenbringen.

Bei der verhältnismäßig geringen Zahl und dem
fragmentarifchen Charakter der Unzial-Handfchriften (es
kommen Seiten vor, wo außer der führenden Handfchrift
nur noch zwei Unzial-Zeugen im Apparat genannt werden),
erlangen gute Minuskeln eine erhöhte Bedeutung. Eine
Auswahl von dreißig folchen ift für die neue Ausgabe

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