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Ausgabe:

1906

Spalte:

497-498

Autor/Hrsg.:

Touzard, J.

Titel/Untertitel:

Grammaire hébraïque abrégée 1906

Rezensent:

Steuernagel, Carl

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Seite 1

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Theologische Literaturzeitung.

Herausgegeben von D. Ad. Harnack, Prof. in Berlin, und D. E. Schürer, Prof. in Göttingen.

Jährlich 26 Nm. Verlag: J. C. Hinrichs'fche Buchhandlung, Leipzig. Jährlich 18 Mark.

Nr. 18. 1. September 1906. 31. Jahrgang.

T o u z a r d, Grammaire hebra'ique abregne (Steuernagel
).

Peters, Die ältefte Abfchrift der zehn Gebote,

der Papyrus Nash (Steuernagel).
Küchler, Die Stellung des Propheten Jefaja

zur Politik feiner Zeit (Baudiffin).
Schweitzer, Von Reimarus zu Wrede (Wernle).

Schwartz, Chriftliche und jüdifche Oftertafeln

(Lietzmann).
Minocchi, La Leggenda antica (Lempp).

Cerisier, Le pasteur Nicolas Oltramare 1611—
1680 (Bruckner).

Schmitt, Zur Gefchichte des Probabilismus
(Bruckner).

Lehmkuhl, Probabilismus vindicatus (Bruckner
).

Pcbdr/c, Svaxrjfta öoyLiaxixijq tf/s <>ptrodö£or
xa&oXixijq ixxlTjaiaq (Ph. Meyer).

Trial, Essai d'education chretienne (Knoke).

— Manuel d'education chretienne (Derf.).

Dilthey, Das Erlebnis und die Dichtung
(ZlUeffen).

Touzard, Prof. J„ Grammaire hebra'ique abregee. Precedee
de premiers elements accompagnes d'exercices ä l'usage
des commengants. Paris, V. Lecoffre 1905. (XXIV,
395 S. m. 40 S. Paradigmes.) 8°
Die Grammatik zerfällt in zwei Hauptteile: 1) eine
Elementargrammatik (mit Übungsftücken, einer Probe-
analyfe und einigen kommentierten zufammenhängenden
Lefeftücken) S. 1—68, und 2) eine ausführliche Grammatik
S. 69—385. Die letztere behandelt eingehend die
Schrift-, Laut- und Formenlehre (S. 69—100, 101—150,
151—358), dagegen die Syntax nur kurz; die eigentliche
Satzlehre wird auf etwas über 4 Seiten abgemacht, von
Zuftandsfätzen erfährt man z. B. nichts. Den Schluß
bilden ein Stellenregifter S. 387—395 und fehr reichhaltige
Paradigmentafeln (40 Seiten).

Im ganzen kann man der Hauptgrammatik das Zeugnis
der Wiffenfchaftlichkeit und relativer Vollftändigkeit
geben. Aber es fehlt ihr an Klarheit und Gefchloffenheit.
Zwar greift der Verf. oft auf die Grundformen zurück
und entwickelt die fpäteren Formen aus ihnen nach
Lautgefetzen. Aber die Lautgefetze felbft find nichts als
eine große Anzahl von Regeln, die freilich überfichtlich
disponiert find, die aber nur mangelhaft in innern Zu-
fammenhang gebracht find. Sie find auch kaum durchgängig
richtig: der Verf. rechnet, abgefehen von ganz
vereinzelten Andeutungen in der Formenlehre, viel zu
wenig mit dem ftörenden Einfluß der Analogie, der
Affimilation und Diffimilation der Vokale etc.; er muß daher
Lautgefetze aufftellen, die auch Regelwidriges als laut-
gefetzlich Begründetes erfcheinen laffen. Er geht ferner
in der Lautlehre viel zu oft von den fpäteren Formen
ftatt von den Grundformen aus. Dazu kommt noch
eine Reihe von Widerfprüchen, die die Sache verwirren.
Einige Beifpiele werden zum Beweis genügen. S. 132
finden fich folgende Lautregeln: ,Das kurze a wird zu ä
gedehnt «) in gefchloffenen betonten Silben: nbib; ß) in
gefchloffenen Silben unter dem Einfluß der Paüfa: büp:
bBp' etc. Diefe Regeln harmonieren nicht. Auf der-
felben Seite heißt es: ,bisweilen wird diefes [durch Vor-
tondehnung entftandene] lange a zu e verdünnt: Pt/ff;
der Verf. ignoriert hier die viel einfachere Erklärung aus
der Grundform Mslbh, deren erftes 2 der Analogie der
Form hlktäl zu verdanken fein wird, und fleht fich
nun genötigt, eine Verdünnung von a zu e anzunehmen,
hesebh auf liäsebh zurückzuführen und letztere Form
durch Vorton- und Tondehnung aus hästbh (= häktäl)
zu erklären. S. 146 wird gelehrt, daß der lange Vokal
einer offenen Silbe verkürzt wird und in lofe gefchloffene
Silbe tritt, wenn das Wort zwei wandelbare Vokale hat
und der Ion um zwei Stellen rückt: 33T ft. cftr. pl. rri33T,
als wäre diefe Form aus rYOST entftanden und nicht aus
zänäbhöth. S. 78 kennt ein'tonlanges i und u, S. 81

verfchwindet das ü aus der Reihe der tonlangen Vokale,
nach S. 137 ift das lange u immer naturlang, S. 2331. 255
werden Formen wie 30*1.1 und Dplfl als Dehnungen aus
hüsabh, hükam erklärt. Es fehlt auch nicht an böfen
Formfehlern, z. B. S. 94: die Präpofition bs (S. 350 dagegen
richtig b'it; doch kann S. 94 ein Druckfehler vorliegen
), S. 149 die Paufalform tjbü (nach dem Zufammen-
hang kein Druckfehler! S. 325 richtig -fibtt), S. 203 mehrfach
nbym ftatt rlbtjg»; S. 212 ^töabi (kein Druckfehler!),
S. Sß'iÄ'glS etc. 'Auch die Paradigmentafeln find nicht
frei von Fehlern, die nicht bloß Druckfehler fein können.
Auffallend ift, daß der Verf. die Konfekutivformen in
der Lehre vom Verbum gar nicht behandelt, in der
Lehre von den Partikeln unter 1 aber auf nur 2 Seiten.
Die Hauptgrammatik kann trotzdem, wenn fie gründlich
revidiert wird, und wenn namentlich die Lautlehre fyfte-
matifcher geftaltet wird, in einer neuen Auflage ein ganz
gutes Lehrbuch werden.

Der Gedanke, der ausführlichen Grammatik eine
Pflementargrammatik vorauszufchicken, die den Schüler
befähigt, fchnell zur Lektüre des A.T. überzugehen, ift
an fich ein glücklicher. Aber die Art der Ausführung
kann ich nicht für glücklich halten. Es fehlt der Maß-
ftab für die Unterfcheidung des Notwendigen und des
Entbehrlichen. So erfährt der Schüler überhaupt nichts
von Konfekutivformen, die Nominalfuffixe lernt er nur
in einem Anhang kennen, die Verbalfuffixe gar nicht;
dagegen erfährt er z. B. von den Relativpartikeln US und
», von den Partikeln bp, ibS. und Tlbä etc. Die Regeln
find mehrfach derartig, daß der Schüler fpäter gründlich
umlernen muß, z. B. der Inf. cftr. ift der Stat. cftr. des
Inf. abf., die Imperfektpräfixe haben Schewa refp. Chateph-
Segol, das vor einem Schewa zu 7 refp. e wird (3P31) aus
3PD"1, 3hpfc$ aus 3bpSl), die Nomina mit nur einem wandelbaren
Vokal in zweiter Silbe verflüchtigen diefen vor
der Pluralendung im: Ittiö', DipBiö' (aber D^ltnptt etc.?!).
Die Elementargrammatik bedarf, wenn fie ihren Zweck
erfüllen foll, einer völligen Umgeftaltung.

Halle a. S. C. Steuernagel.

Peters, Prof. Dr. Norbert, Die ältefte Abfchrift der zehn
Gebote, der Papyrus Nash, unterfucht. Mit einer Abbildung
. Freiburg i. B., Herder 1905. (5iS.)gr. 8° M. 1.50

Im Jahre 1902 gelangte der Engländer W. L. Nash
in den Belitz eines Papyrus (jetzt in der Univerfitätsbi-
bliothek zu Cambridge), der berechtigtes Auffehen erregte,
da er ein Bruchftück des Dekalogs und des Anfangs des
Schema (Ex. 20 2-17 = Dtn. 5 e-is. + Dtn. 64-5) enthält
und wahrfcheinlich aus dem 1. oder 2. Jahrhdt n. Chr.
flammt. Peters hat eine Nachzeichnung nach einer pho-
tographifchen Reproduktion und eine genaue Befchreibung
des Papyrus und feiner Schriftform gegeben; vor allem

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