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Ausgabe:

1906 Nr. 14

Spalte:

416-417

Autor/Hrsg.:

Vesper, Will (Hrsg.)

Titel/Untertitel:

Luthers Dichtungen 1906

Rezensent:

Bossert, Gustav

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Theologifche Literaturzeitung 1906 Nr. 14.

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die Veranlagung, ja eigentlich erft die Möglichkeit ge- 1 Papft will feine Hand in allen Sachen haben. Die Stiftcrin
geben fein, wenn Fritz den Freunden des Altertums — | der Brigittenordens 1,10 ift nicht eine Heilige aus Irland,
und unter diefen werden die Theologen alsdann gerade I fondern eine viel fpätere aus Schweden. 2, 427 ift die

um des Synefios willen einen ftarken Bruchteil bilden —
feine Ausgabe der Briefe des begeifterten Schülers der
edlen Hypatia vorgelegt haben wird. Möge ihm dies
fein Werk in abfehbarer Zeit gelingen!

Wandsbeck. Johannes Dräfeke.

Luthers Werke. Herausgegeben von Pfarrer D. Dr. Buch-
wald, Profeffor D. Kawerau, Profeffor D. Julius
Köftlin, Profeffor D. Rade, Pfarrer Ew. Schneider
u. A. Dritte Auflage. 8 Bände. Berlin, C. A.
Schwetfchke & Sohn 1905. 8° ä M. 2.50; geb. M. 3.25.

1. 2. Erfte Folge: Reformatorifche Schriften. 2 Bände. Mit
einem Bildnis D. Martin Luthers nach Lukas Kranach. (XVI, 420
u. III, 511 S.) — 3. 4. Zweite Folge: Reformatorifche u. polemifche
Schriften. Mit dem Bildnis Luthers als Junker Jörg. 2 Bände.
(III, 449 u. III, 482 S.) — 5. 6. Dritte Folge: Predigten und
erbauliche Schriften. 2 Bände. (XVI, 571 u. III, 419 S. m. I Bildnis
D. Martin Luthers nach Lukas Kranach.) — 7. 8. Vierte Folge:
Vermifchte Schriften. 2 Bände. (III, 540, IV, 472 u. Namen-
und Sachregifter, bearbeitet von Pfr. Richard Seil, III, 110 S.
m. I Abbildung der Ottofchen Luther-Statue in Berlin.)

— — Ergänzungsband I und II, herausgegeben von Lic.
Otto Scheel. Ebd. 1905. (XV, 376 u. 550 S.) 8°
M. 8—; geb. M. 9.60; in Kaliko M. 10—;

in alten Halbfranzband M. 14 —

Mit neuer Freude hat Ref. die einfüge Braunfchweiger,
jetzt Berliner Ausgabe, deren einzelne Bände 1—8 er f. Z. ! lektik. Aber bei neuer Prüfung der urfprünglichen

Anmerkung nicht klar. 3, 31 Dormi secure ifl nicht
mehr unbekannt. Vgl. R.-E. I5:i, 655. 3, 149 bekleiben ift
feftkleben. Kleiben heißt das Stroh auf den Strohdächern
mit Lehm feftmachen. 3, 364, Ergzbd. 1,18 die
Wallfahrtsorte zur Eiche und zum Birnbaum find nicht
in Franken, fondern in Sachfen. Zu 3, 393—399 wäre
die treffliche Erläuterung Enders 7, 256 fr. zu Luthers
Bedenken zu vergleichen. 7, 515 ift jetzt Anm. 1 auf
Eberlins Schriften ed. Enders 3, 147 ff zu verweifen.
Leider find verfchiedene Druckfehler der erften Auflage
flehen geblieben, z. B. 1, 74 1547 ftatt 1517, 1, 180 Sectus
ftatt Sextiis, S. 182 Cupo ftatt Capo. 3, 318 Anm. 1. 338.
3, 338 A. 1 1. 323. 5, 561 1. Hänfen ftatt Haufen. E. A.
hat das Richtige. Aber auch fo möchte man der B. A.
die weitefte Verbreitung vor allem unter der akade-
mifchen Jugend wünfchen.

Neu find die beiden von Otto Scheel bearbeiteten
Ergänzungsbände. Im erften gibt Scheel die Streit-
fchrift wider Karlftadt ,Wider die himmlifchen ..Propheten
' und ,De votis monastiäs' in deutfcher fjber-
fetzung. Der zweite Band bringt S. 1—202 Anmerkungen
und Erklärungen zu dem Urteil über die Mönchsgelübde,
in denen fich Scheel in der gründlichften Weife mit
Denifle auseinanderfetzt, der ja gerade diefe Schrift zu
Anklagen gegen Luther benützt hat. Die zweite Hälfte
diefes Bandes umfaßt Luthers Schrift gegen Erasmus
De servo arbitrio in deutfcher Überfetzung (,Vom verknechteten
Willen'). Die Arbeit Scheels zeugt von
großer Belefenheit, reichem Wiffen und fcharfer Dia-

von 1889-92 in der ThLZ. eingehend befprochen hat, j Abficht der Lutherausgabe kann fich Ref. zweier Bein
der dritten Auflage durchgegangen. Denn was hier
fchon beim erften Erfcheinen als Zweck der Ausgabe
hingeftellt wurde und in der Vorrede ebenfo fchön
als wahr ausgefprochen ift, gilt heute noch. Sie wendet
fich an jeden, ,der Anfpruch auf Bildung erhebt, der
Gott fucht und oft nicht finden kann, der über dem
Zeitlichen das Ewige nicht vergißt, der ruhig in Gott
leben und fterben möchte, er fei Proteftant oder Katholik
, Lutheraner oder Reformierter', und will mithelfen, daß
Luthers Geift und Werk manches Leben gewinnt und
ein deutfcher Geift in alllen Deutfchen wohnt. Man wird
auch anerkennen müffen, daß die Auswahl der Schriften

denken nicht erwehren. Zuerft erfcheint es ihm fraglich
, ob die drei Schriften fich für den weiten Leierkreis
eignen, den das Vorwort des erften Bandes im
Auge hat. M. E. eignen fie fich nur für Theologen;
Scheel beruft fich darauf, daß die Schrift De servo arbitrio
auch von Pfizer in feine Ausgabe von Luthers
deutfchen Schriften aufgenommen wurde, aber man wird
nicht fagen können, daß Pfizers Ausgabe den weiten
Leferkreis fand, welchen die Berliner Ausgabe im Auge
hat. Richtig ift, daß das Intereffe für I^uthers Schrift
über die Mönchsgelübde durch Denifles Angriff erhöht
wurde, ebenfo daß fie nicht ohne Erläuterungen bleiben

Luthers für eine Volksausgabe eine glückliche ift. durfte. Aber der große Apparat, den Scheel in Be-
Was in den Einleitungen und den knappen Erläu- wegung fetzt, um Denifle zu widerlegen, geht m. E. weit
terungen geboten ift, hat fleh im großen und ganzen über den Rahmen der Berliner Ausgabe hinaus. Hier
als gediegene Arbeit bewährt, wenn auch manchmal noch | läßt der Lefer, der nur über allgemeine Bildung ver-
bei einzelnen Schriften Mißverftändniffe der Lutherfprache fügt, die Hände Anken; er kann nicht mitkommen, denn
und unrichtige Deutung von Sachen und Orten begegneten, j Scheels Erläuterungen zu den Votis monasticis bilden
die fich bei der Art der Aufgabe und dem Mangel an völlig ' eine fehr gelehrte Kontroversfchrift gegen Denifle. Auf
ausreichenden Hilfsmitteln begreifen ließen. In der neuen j Einzelnes weiter einzugehen verbietet hier der Raum.
Auflage ift Bd. 1, 293 eine neue Einleitung Rades zu Nur noch einige Bemerkungen. Scheel fcheint Karlftadt
der Schrift ,Von der Freiheit eines Chriftenmenfchen' : m. E. etwas zu günftig und Luther zu ungünftig zu beeingefügt
, in der er eine genaue Dispofltion gibt. Zu ! urteilen. Man darf doch die fprunghafte, unberechen-
bedauern ift, daß es Kawerau nicht möglich gemacht bare Denkweife Karlftadts nicht überfehen. Vgl. die
wurde, die Einleitung zum Kleinen Katechismus Bd. 3, , fehr intereffante Arbeit ,Karlftadts Lebensabend' Zwing-
77 ff. neu durchzufehen, um wenigftens die Entdeckungen i liana 1906, 77. 1, 29 Anm. 2 wird Kolde recht behalten.
Buchwalds benützen zu können, wenn es auch nicht j S. 72 ift Tänzen Factitivum von Tanzen. Zu 1, 84

loddern vgl. Lotterbube.

Nabern. G. Boffert.

mehr reichte, Knokes und Albrechts wichtige Arbeiten
zu berückfichtigen. Ebenfo wäre wünfehenswert gewefen,
daß die Nachträge Bd. 2, I72ff. 3, 447ff, 4, 482ff, 6,4190".
8,461 ff. jetzt in den Text aufgenommen worden wären.

In den Anmerkungen ift wohl 1,8 die Erklärung von Luthers Dichtungen. Ausgewählt von Will Vefper.

Habitus und S. 37 die von Officialbuben geändert. Doch (Statuen deutfcher Kultur. Band IV.) München,

wäre eine durchgreifendere Revifion wertvoll gewefen, c H ßeckfehe Verlagsbuchhandlung 1906. (103 S.)

um da und dort zu beffern. Z. B. S. 1, 118 ,tn jedem , Q0 . s • T , , „ '

Sud feine Hand haben' hat mit fudeln nichts zu tun. 8° Kart M" I"8°' ,n Leder §eb- M- 3-~

Sud ift das Quantum Bier, das auf einmal gefotten wird, Der etwas gefuchte Titel ,Statuen deutfcher Kultur'

womit fich damals jede rechte Hausfrau im Norden, ! ftatt Denkmäler darf nicht abfehrecken. Die Ausftattung,

auch Frau Käthe, abgab. Die Redensart will fagen, der j der Druck, die Auswahl und der Text find gut. Vefper