Recherche – Detailansicht

Ausgabe:

1906 Nr. 14

Spalte:

414-415

Autor/Hrsg.:

Fritz, Wilhelm

Titel/Untertitel:

Die handschriftliche Überlieferung der Briefe des Bischofs Synesios 1906

Rezensent:

Dräseke, Johannes

Ansicht Scan:

Seite 1, Seite 2

Download Scan:

PDF

413

Theologifche Literaturzeitung 1906 Nr. 14.

414

zeilen, jede für fich mit rhythmifchem Gepräge auflöten. I Summa: Ich glaube nicht, daß J. feine Thefe in be-
Die erften Halbzeilen find nach ihm nur auch mit Kre- zug auf R bewährt hat. Die Kunft des Mannes, der
tikerfchluß ausgeßattet, die zweiten repräfentieren eigent- J hier feiner Abficht nach rhythmifiert hätte, beflände
lieh als ganze eine clausula rhetorica, wie J. vielleicht ; wefentlich in der Virtuofität Ausnahmen zu machen.

urteilen wird, fomit vollends eine Probe der Rhythmik
des .Ganzen'. Allein man bemerkt nun von vornherein
eine Wunderlichkeit. Mehrere ,volle' Strophen wären ja
eigentlich überhaupt nichts als ein .Schluß'! Die clau
sula rhetorica hat doch nur Sinn, wenn fie einen wirk

Göttingen. F. Kattenbufch.

Fritz, Dr. Wilh. Die handlchriftliche Überlieferung der Briefe
des Bifchofs Synefios. Abhandlungen der bayer. Akad.
liehen Satz .fchließt'. Worte, die einen Satz bloß ,wie' def Wiffenfchaften K1. XXIII. Bd. IL Abt. München,
eine clausula rhetorica bilden, ergeben gewiflermaben ,

einen Schwanz ohne Körper. So aber erfcheinen rhyth- G- ^anz in Komm. 1905. (S. 319-398.) 4°-
mifch wirklich Str. 6: as || cendit in coelos, Str. 9: Et m Als Rudolf Hercher im Anfang der fechziger Jahre

_L w 2: — des vorigen Jahrhunderts feine Ausgabe der Epistologra-

Spiritum sanetum, gar 10: || sanctaniecc lesiam, auch 12:

^w- iü tL u - E)uC

car II nis resur recti onem. Diefe Strophen haben Cre-

1

ticus -f- Trochaeus oder Ditrochaeus, und das iß an fich
ein korrekter rhythmifcher Schluß, aber es iß eben alles

phi graeci für den Didotfchen Verlag in Paris vorbereitete
, achteten wir Primaner am Kgl. joachimsthalfchen
Gymnafium in Berlin es für eine befondere Ehre, von
unfrem hochverehrten Lehrer mit Abfchriften der Briefe
des Synefios für die Drucklegung beauftragt zu werden.
Seitdem iß manches Jahr vergangen, ohne daß für die

.Schluß' und das "eht nicht, vollends wenn zwei Strophen 1 Briefe des liebenswürdigen und feingebildeten, durch die
folcherÄrt dicht aufeinander folgen (9 und 10). - Etwas ; vortreffliche den Quellen fauber nachgezeichnete Darflei-
anderes. J. nimmt nicht weniger als dreimal in der lung Kmgsleys in feiner .Hypat.a' uns menfehlich fo
kurzen Formel eine Elifion an, dann aber ein viertes | nahegebrachten B.fchofs von Kyrene etwas Nennenswertes
getan worden wäre. Aber die Zeiten der Unwiffen-
heit (rovq XQovovq rrjq ayvoiaq Apg. 1730) haben wir
jetzt hinter uns. Der durch feine philologifch höchfl
wackere Schrift über ,Die Briefe des Bifchofs Synefius
von Kyrene', die — nicht etwa den Lebensrahmen des
Mannes auf Grund der Briefe genauer als bisher beßimmen
oder zeitliche Fragen umlaufender erörtern, fondern —
nur einen ,Beitrag zur Gefchichte des Attizismus im IV.
und V. Jahrhundert'(Leipzig, Teubner 1898) bieten follte,
als Kenner der Sprache des Synefios und damit als für
die künftige Herausgabe der Briefe desfelben befonders
befähigt erwiefene Ansbacher Gymnafiallehrer Wilhelm
Fritz hat, durch die Mittel des Therianos-Fonds und
das liebenswürdige Entgegenkommen zahlreicher Biblio-
theks vorßeher des In- und Auslandes unterßützt, in den
verfchiedenßen Bibliotheken die umfaffendßen Nachfor-
ßatt der mittleren Kürze des normalen Kretikers, dann 1 fchungen nach Hff. der Briefe des Synefios angeßellt, und
die Auflöfung der zweiten Länge desfelben in zwei I zwar mit fo erfreulichem Erfolge, daß eine allen wiffen-
Kürzen (nipo). Das geht rein theoretifch, iß aber weder , fchaftlichen Anfprüchen genügende neue, nach Herchers

mal nicht eine folche, dafür aber einen Hiatus: Str. 1
patrein omnipo tentem, 2 fili um ejus || , 3: || saneto et
f_ _w «. i_w ^ — t=(

vir | gine etc., dann aber 10: || sanetam ecc lesiam. Das

geht unmöglich, d. h. das iß keinem Manne zuzutrauen,
der eine folche kurze Formel .rhythmifiert'. Es kommt
aber auch noch in Betracht, daß Elifionen zwar in
Verfen erlaubt und fogar üblich waren, aber nicht in
Profa (wenigßens keiner irgendwie guten rhythmifchen
Profa!). — Ferner: J. konßruiert Str. i als ganze, wie folgt:
Credo in Deum || patrem omnipo tentem. In dem vor-
Lwri _u _w * LZ,

— — — w w

deren Stück des Schluffes ßeckt ein Neß von ,Unregel-
mäßigkeiten'. So fchon die irrationale' Länge em-om

fchön, noch als Abficht des Autors wirklich glaublich,
um foviel weniger, als eine Länge in der Senkung
(em-om) fehr feiten iß. Selbß damit wären die Unregelmäßigkeiten
der clausula als ganzer nicht erfchöpft, denn
eine folche iß es auch, wenn ein fünffüßiges Wort

auf verhältnismäßig fchmaler handfehriftlicher Grundlage
unternommenen Recensio höchß wünfehenswert gewordene
Ausgabe der Briefe nunmehr vollßändig gefichert iß. Obwohl
er die jüngere Überlieferung, d. h. die aus dem XVI.
und den folgenden Jahrhunderten flammenden Hff. zunächß
beifeite ließ, gelang es ihm trotzdem, über 100 Codices mit
Briefen des Synefios aufzufinden. Aus fämtlichen erhob er

(omnipotentem) als abfchließendes benutzt wird (Meyer II, 1 für eine Auswahl von 160 hinfichtlich ihrer Faffung ihm
S. 244 Anm, S. 249). — Ferner: J. konßruiert Str. 3 fo, I befonders beachtenswert erfcheinenden Stellen feine Stich-
daß der Schlußditrochaeus (gme Ma na, ich nehme j proben, gewann auf diefem Wege einen klaren Einblick

j <L o L«- in die Gefchichte der handfehriftlichen Überlieferung und

doch wohl mit Recht an, daß J. an einen folchen denkt?) gedenkt danach nunmehr die als wichtig und für die
auf zwei Worte verteilt iß. Das iß gegen alle Regel | Textgeßaltung Ausfchlag gebend erkannten Hff. einer
(bei Cicero, Cyprian u. a.), der Ditrochaeus ,foll' auch j eingehenden Prüfung und Vergleichung zu unterziehen,
mit einem wirklichen ,Worte' (nicht in einem folchen: | In dem vorliegenden ßarken Heft legt Fritz von feinen
-gine) beginnen; voran geht ihm nach der Regel ein . Bemühungen Rechenfchaft ab, kennzeichnet, gruppiert
w t und befchreibt die Hff. (I. Die kanonifchen Hff. S. 323—352

Wortfchluß. Auf zwei Worte verteilt fich der Ditrochaeus
höchßens, wenn das erfle gewiffermaßen pro-
klitifch iß (est, cum u. dergl.), alfo etwa cum La tinis.

L ü L ~Z

J. nimmt noch zum Überfluffe an, daß der erße Trochaeus
| gine Ma | ßatt der Länge zwei Kürzen habe,
das geht vix, ac ne vix quidem. In Str. 2 vorher hat er
ganz diefelbe ,Freiheit' des Rhythmikers angenommen:
dominum nostrum. Ja hier ßatuiert er fogar ßatt der

w L _ — **
Kürze des Trochaeus in feiner Senkung eine irrationale

II. Die nichtkanonifchen Hff. S. 352—382, dazu das Verzeichnis
der in den letzteren im Text fowohl wie in den
Adreffen auftretenden neuen Lesarten S. 389—395) und
erledigt damit in mußerhaft gründlicher Weife diejenige
wiffenfehaftliche Pflicht, die jedem Herausgeber klaffifcher
Schriftwerke zu erfüllen obliegt. Natürlich wird damit
niemandem außerhalb des verhältnismäßig doch kleinen
Kreifes der eigentlichen Sachkenner die Aufgabe zugemutet
, diefen Bericht nun nachzuprüfen oder gar etwa
den Verfuch zu machen, durch ihn und befonders die
.Schlußergebniffe' (S. 382—388) zu einem endgültigen
Länge: (dornt) num. j Urteil zu gelangen. Zu einer wirklichen Prüfung des

w l I Verfahrens des Herausgebers wird vielmehr dann erß