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Ausgabe:

1906

Spalte:

369-373

Autor/Hrsg.:

Kittel, Rudolf (Ed.)

Titel/Untertitel:

Biblia hebraica. Pars I 1906

Rezensent:

Giesebrecht, Friedrich

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Theologische Literaturzeitung.

Herausgegeben von D. Ad. Harnack, Prof. in Berlin, und D. E. Schürer, Prof. in Göttingen.

Jahrlich 26 Nrn. Verlag: J. C. Hinrichs'fche Buchhandlung, Leipzig. Jährlich 18 Mark.

Nr. 13. 23- Juni 1906. 31. Jahrgang.

liiblia hebraica ed. Kittel P. I (Giefebrecht).

Monumenta Judaica, P. I Bibliotheca Targumica,
herausg. von Wünfche, Neumann, Alt-
fchüler, 1. Heft (Bacher).

Novum Testamentum ed. Scrivener (v. Döllschütz
).

Juli eher, Einleitung in das Neue Tedament,

5. u. 6. Aufl. (Holtzmann).
Harnack, Die Miffion und Ausbreitung des

Chriftentums in den erden drei Jahrhunderten

2. Aufl. (Holtzmann).
Vacandard, Etudes de critique et d'histoire

religieuse (Krüger).

liurn, Niceta of Remesiana (Kattenbusch).
Loofs, Nestoriana (Katteubusch).
Walther, Für Luther wider Rom (Bollert).
Schwarz, Der moderne Materialismus (Rolffs).
Schian, Die Predigt (Bafiermann).
Drews, Der Einfluß der gefellfchaftlichen Zu-
dände auf das kirchliche Leben (Baflermannl.

Bianroi z-irn: min Biblia hebraica. Adjuvantibus pro-
fessoribus G. Beer, F. Buhl, G. Dalman, S. R. Driver,
M. Lohr, W. Nowack, J. W. Rothstein, V. Ryssel
edidit Rud. Kittel, professor Lipsiensis. Pars I.
(Genesis-Regum.) Lipsiae, J. C. Hinrichs 1905.
(XII, 552p.) gr. 8« M. 4—; geb. M. 5 —

Die Kittelfche Textbibel, von der hier der erfte
Teil, der die hiftorifchen Bücher bis II Regum enthält,
angezeigt wird, ift bekanntlich durch ein größeres Heft
,Über die Notwendigkeit und Möglichkeit einer neuen
Ausgabe der Hebräifchen Bibel. Studien und Erwägungen'
eingeführt worden, das im Jahre 1901 in Leipzig erfchien.
Die vier Jahre, welche feitdem ins Land gegangen find,
haben leider zu nicht unwefentlichen Abänderungen des
damals aufgeftellten Programms geführt. Damals hieß

,In welcher Richtung haben wir jenem von uns ge-
fuchten Texte nachzugehen? Die Antwort wird lauten
müffen: nur in der Richtung des Mafforethen-
textes' ..... ,Wir follen nicht einen beliebigen älteren
Text buchen, der mit dem Mafforethentext eine größere
oder geringere Verwandtfchaft befitzt, fondern den
direkten Vorfahren, den Großvater oder Urgroßvater
des M. T.' Darauf entwickelte Kittel auf Grund der
Abweichungen der LAA von M. T. in I Sam. 3,20ff.
C. 17.1, 18 I Kön. 1 —12, 14, 2of. und dem fehr ver-
fchiedenen Jeremiatext in beiden Zeugen die Vorftellung
von verfchiedenen Rezenfionen, die in LXX und M. T.
vorlägen und den Schluß ermöglichten, daß es zu Ende
des 4. und zu Beginn des 3. Jahrhunders v. Chr. bereits
Gruppen von Handfchriften des A. T.s gegeben habe,
Familien, deren jede eine felbftandige und eigenartige

es Protest n 27- die Rücküberfetzune der LXX ins He- Geftaltung der handfehriftlichen Uberlieferung darftellen
es rioiig.p. 37. ,aie rvucKUDerietzung uer laa ins rie il v«,r^bi„a„„u„;f , t m!f n^-c-u:.^

brauche liefert uns denjenigen Text des Aiten Tefta
ments, welchen die Überfetzer und diejenigen Kreife der
Judenfchaft, fei es Paläftinas, fei es Ägyptens, denen fie
angehörten, vor fich gehabt haben. Daß die Rücküber-
fetzung mit der größten Vorficht und unter Berückfich-
tigung&einer Menge von Umftänden . . . vollzogen werden
muß, ferner, daß die LXX für uns gar keine kurzerhand
feftftehende Größe, fondern eine außerordendheh
komplizierte Erfcheinung ift, deren Text erft wieder mit
der größten Behutfamkeit aus den wichtigften uns zur
Verfügung flehenden Texteszeugen erhoben werden muß,
find Tatfachen, die davor warnen, daß der Unberufene
fich mit diefer Aufgabe befaffc.....die aber die Möglichkeit
diefer Aufgabe nicht in Frage (teilen

können, (von mir gefperrt).....im großen Ganzen

wird fich die von dem Überfetzer gelefene Textgeftalt
foweit, als fie für die Textkritik von Bedeutung ift, ermitteln
laffen......p.38: ,Dcr auf diefe Weife gewonnene

Text nun repräfentiert eine hebräifche Handfchrift des
betr. Buches, bezw. der Gefamttext eine hebräifche
Bibel, wie fie in der Zeit zwifchen etwa 280 und 150
v. Chr. vorlag. Denn in diefer Zeit ift die Überfetzung

der einzelnen Bücher entftanden.....(Ja) wir dürfen...

die Handfchrift um eine oder einige Generationen höher
anfetzen und kommen fomit auf die Zeit zwifchen 300
und 350 für die zuerft überfetzten Bücher (Pentateuch),
die Zeit um 300 bis 250 für die an zweiter Stelle überfetzten
(Propheten) und für die jüngften auf etwa 250 bis
150 .... wir haben nunmehr ein erreichbares Ziel (von
mir gefperrt) gewonnen. Es ift der Text jener
Schriften, den die jüdifche Gemeinde im 4. und
3. Jahrhundert, alfo + 300 v. Chr. gelefen hat'.—
Auf p. 43—47 erfuhr freilich diefe Aufgabe eine fehr
bedeutfame Befchränkung, welche mit einem Schlage
das Problem verfchob. Die oben geftellte Aufgabe
nämlich wird nunmehr genauer definiert durch die Frage:

369 • 370

Ihre Verfchiedenheit möge z. T. mit ..dem Unterfchied
der paläftinifchen und ägyptifchen Überlieferung zu-
fammenhängen. Zum andern Teil könne fie auch ganz
andere Gründe haben; Jedenfalls ift fie vorhanden und
muß für unfere Angelegenheit fchwer ins Gewicht fallen',
p. 44. Das hebräifche Original der LXX liefert uns alfo
eine Parallele zum mafforethifchen Text, nicht aber die
damalige Geftalt desfelben. — Kittel plädiert für Auseinanderhalten
diefer Parallelen, aber gegen das Zu-
fammenarbeiten beider; wenigftens überall, wo ,die
Selbftändigkeit der Rezenfion in die Erfcheinung trete',
da fei zunächft einfach die Verfchiedenheit der Überlieferung
zu konftatieren, und erft in zweiter Linie könne
in Frage kommen, wie weit etwa ein anderer Tradi-
tionsftrorn Elemente darbiete, die zur Kontrolle und
Richtigkeit der einen etwas beifteuern können. Zum
Schluß p. 46h berief fich Kittel namentlich auf Nöldeke
(Zeitfchr. für wiffenfchaftl. Theol. 1873, p. 118), ,eine Ausgabe
des hebräifchen A. T.s foll nie über den mafforethifchen
Text hinausgehen. Denn das ift doch ein
Text, der einmal wirklich . gegolten hat'. Daneben
wird auch Lohr, Komment z. Samuel, p. XCf. als Zeuge
angerufen. Freilich will auch Kittel p. 47 ihre Äußerungen
nur in dem Sinne akzeptieren, wenn fie fagen
wollen: ,Der Text, den wir mit Hilfe von allerlei Verbelferungen
des Textus reeeptus gewinnen, müffe unter
allen Umftänden in der Richtung des M. T. liegen und
dürfe im Prinzip nie über die mafforethifche Rezenfion
hinausgehen', weil das Abweichen vom mafforethifchen
Text in dem oben befchriebenen Sinne allerdings die
Einheitlichkeit der Textgeftalt empfi ndlich gefährden
würde und dem Lefer einen Text darbieten, der fo tat-
fächlich niemals exiftiert haben kann.

Und was erhalten wir nun? Eine neue Ausgabe
des in allen Händen befindlichen mafforethifchen Textes,
dem die wichtigften Lesarte n der hebräifchen Manu-