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Ausgabe:

1906 Nr. 11

Spalte:

330-334

Autor/Hrsg.:

Reu, Johann Michael

Titel/Untertitel:

Quellen zur Geschichte des kirchlichen Unterrichts in der evangelischen Kirche Deutschlands zwischen 1530 und 1600. 2. Teil 1906

Rezensent:

Knoke, Karl

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Theologifche Literaturzeitung 1906 Nr. 11.

330

können. Bei der Revifion find leider die kritifchen No-
tamina zu der deutfchen Überfetzung, welche der Re-
zenfent der I. Aufl. in diefer Literaturzeitung (1901,
Nr. 21) beigebracht hat, nur teilweife berückfichtigt.
Einige von ihm berichtigte recht fchlimme Uberfetzungs-
fehler kehren hier wieder. So ift in dem Evangelien-
Zitat aus den clementinifchen Homilien Nr. 51 (Weis-
fagung des Herrn über die Zerftörung des Tempels, ,
gr. Text S. 60 = deutfche Überfetzung S. 180) ayiaöua
wieder mit ,Heiligung' überfetzt (ftatt /Tempel') und
xad-cdpEöiq mit .Reinigung' (ftatt .Zerftörung', Verwech-
felung mit xä&aQßig!!). In dem erften Fragment der
Presbyter bei Irenaus (gr. Text S. 100, 10 = deutiche
Überfetzung S. 202, XXIV a) ift zig evxolmg övvyßezca
zovzov axtgaioq önxiudaai; wieder irrig wiedergegeben
durch ,wer wird das leicht auf feine Reinheit prüfen
können?' Auch einige andere berechtigte Ausftellungen
des Rezenfenten find nicht beachtet.

Sehr willkommen ift dagegen eine Anzahl neuer
Stücke durch welche die Sammlung bereichert worden
ift. 1) Bei den Xoyia Inöov aus Oxyrynchus (S. 22 ff.)
find jetzt zu den in der erften Sammlung von Grenfell
und Hunt (1897) publizierten die im vierten Bande der
Oxyrynchus Papyri (1904) herausgegebenen neu hinzugekommen
(bei der Literatur S. 22 oder S. 119 f. hatte
auch die Separat-Augabe von Grenfell and Hunt, New
sayings of Jesus and fragment of a lost gospel, 1904,
genannt werden follen; fie wird nur bei dem folgenden
Stück S. 26 erwähnt). Von den neuen Logia werden
nicht nur die Texte der Handfchrift, fondern auch die
Lefungsverfuche verfchiedener Bearbeiter mitgeteilt.
Einige deutfche, die man dabei gerne berückfichtigt
gefehen hätte, find wohl erft nach Druck des betreffenden
Bogens erfchienen. Im Text hätte m. E. durch
eine neue Überfchrift deutlicher markiert werden follen,
wo die neuen Logia beginnen (durch verfchiedene Bezifferung
ift dies allerdings angedeutet). Bei Nr. 3,
S. 23, fehlt die erfte Zeile Xeyti 1 vor ol eXxopzeq rjuaq. —
2) Aus derfelben Sammlung von Grenfell und Hunt
(Oxyrynchus Papyri IV und New Sayings 1904) wird
S. 26 das von ihnen entdeckte .Evangelienfragment' mitgeteilt
. — 3) die .Herrenlofen Herrnworte' (S. 26—31)
find durch 18 Agrapha, welche in der vorigen Aufl.
nicht aufgenommen waren, ergänzt (S.23—40). Einige
find Varianten zu unfern kanonifchen Evangelien. Das
als Evayyü.ixbv (d/ua eingeführte Wort Nr. 29 jtanotyei
yan to Oy/jtia zov xodfiov zovzov fteht wörtlich I. Kor.
7, 31, was" vom Verf. hätte notiert werden follen. Bei
der Befchaffenheit diefes Materiales wird man über die
Frage, ob diefer oder jener Spruch aufzunehmen war,
immer verfchiedener Meinung fein können. Die in der
vorigen Auflage mitgeteilten beiden talmudifchen Legenden
find getilgt. Dafür ift im allgemeinen auf die Sammlung von
A. Meyer in Henneckes Handbuch der Apokryphen ver-
wiefen. — 4) Die umfangreichfte und wohl auch wichtigfte
Ergänzung ift die Zufammenftellung der Evangelien-
Zitate aus der fyrifchen Didaskalia (S. 68—82). Sie
werden nach der deutfchen Überfetzung von Flemming
gegeben und find fo geordnet, daß zuerft die Herrenworte
nach der Reihenfolge bei Matthäus zufammenge-
ftellt werden, dann die wenigen, die bei Matthäus nicht
flehen (S. 77 f.), und zuletzt die Paffionsgefchichte nach
der Darftellung der Didaskalia mitgeteilt wird. Eigentümlich
ift hier befonders die genaue Fixierung der
Chronologie der Leidensgefchichte nach den Wochentagen
. Wenn die Zitate der Didaskalia aus unfern kanonifchen
Evangelien auch ficher nicht als ,Antilegomena'
bezeichnet werden können, fo wird doch jeder, der
fich mit Textkritik oder höherer Kritik der Evangelien zu
befchäftigen hat, für diefe nützliche Zufammenftellung
dankbar fein. — 5) Neu aufgenommen ift auch S. 83 f. der
von C. Schmidt in den Sitzungsberichten der Berliner
Akademie^ 1895, S. 705 ff. herausgegebene koptifche Be- I

rieht über die Auferftehung. — 6) Ein kleines Stück über
die Flucht der heiligen Familie nach Ägypten und über
die Worte Gabriels an Maria, das Grenfell und Hunt
im Katalog des Mufeums von Kairo vol. X 1903 als Fragment
eines ,unkanonifchen Evangeliums' herausgegeben
haben, enthält nach Deißmann, Archiv für Religions-
wiffenfehaft VII, 1904, S. 387 ff. nur Reflexionen über
diefe Gefchichten. — 7) Das von A. Jacoby 1900 herausgegebene
koptifche Evangelienfragment (f. Theol. Literaturzeitung
1901, 74). Die beiden letzten kleinen Stücke
gibt Preufchen nur als ,Anhang' (S. 114—116).

Göttingen. E. Schürer.

Jonae vitae sanetorum Columbani. Vedastis, Johannis. Re-

cognovit Bruno Krusch. (Scriptores rerum germani-
carum. In usum scholarum ex monumentis Germaniae
historicis separatim editi.) Hannoverae, impensis bi-
bliopolii Hahniani 1905. (XII, 366 p.) gr. 8° M. 5 —

Bruno Krufch hatte 1902 im vierten Teil der Monu-
tnenta Germaniae, Scriptores rerum Merovingicarum neben
anderen Heiligenbiographien des merovingifchen Zeitalters
auch die Viten des Iren Columbans und feiner Schüler in
trefflicher Ausgabe vorgelegt (f. die Anzeige Theol. Literaturzeitung
1903 Nr.4. Sp. 104). Diefe wichtigen Gefchichts-
urkunden des merovingifchen Zeitalters gibt Krufch zu-
fammen mit den ebenfalls von dem Abt Jonas, dem Biographen
Columbans, flammenden Viten des Bifchof Ve-
daftis, die Krufch zuerft als Werk des Jonas erkannt hatte,
und des Abts Johannes in diefer neuen preiswerten Oktavausgabe
heraus. Die letzteren beiden Werke des Jonas
waren im dritten Teil der Monumenta Germaniae, Scriptores
rerum Merovingicarum erfchienen. Die vorliegende
Separatausgabe ift eine verbefferte und vervollftändigte,
die Vorrede und der Apparat haben eine bedeutende Erweiterung
erfahren. So hat Krufch diesmal für die Vita
Columbans ungefähr 120 Handfchriften regiflriert, während
ihm bei der erften Ausgabe nur 40 bekannt geworden
waren. Auch an fachlichen Korrekturen fehlt es nicht.
Die wichtigfte ift wohl die, welche er in der Vorrede zur
Vita Vedastis in eingehendfter Auseinanderfetzung mit
den einfehlägigen Forfchungen vornimmt: die Taufe
Chlodwigs läßt Krufch jetzt im Jahre 496 und zwar in
Tours ftattfinden. Wie Hauck leugnet er jeden Zu-
fammenhang der Taufe mit dem Sieg Chlodwigs über die
Alemannen. Durch diefe Neuausgabe, die künftig für die
Vita Columbans an Stelle der Folio-Ausgabe benutzt
werden follte, hat fleh Krufch ein großes Verdient! erworben
.

Heidelberg. Grützmacher.

Reu, Prof. Johann Michael, Quellen zur Gefchichte des kirchlichen
Unterrichts in der evangelifchen Kirche Deutichlands
Zwilchen 1530 und 1600. Eingeleitet,' herausgegeben und
zufammenfaffend dargeftellt. Zweiter Teil: Quellen zur
Gefchichte des biblifchen Unterrichts. Mit einer Anzahl
Reproduktionen alter Holzfchnitte. Gütersloh,
C. Bertelsmann 1906. (CXXIV, 804 S.) gr. 8°

M. 16—; geb. M. 18 —
Den I. Teil diefer Publikation habe ich Jahrgang iqcK
Sp. 114 ff. diefer Zeitfchrift befprochen.

Der Verf. hatte in dem Vorworte zum I. Bande S X
bereits angekündigt, daß ,aus äußern Gründen, die fich
feiner Kontrolle entzögen, zunächft der dritte Band er-
fchemen werde, der die Quellen zum biblifchen Gefchichts-
unternchte . . . enthalten' folle. Diefer Band liegt nunmehr
gedruckt vor. Warum er nicht als .dritter Band',
fondern als .zweiter Teil' auf dem Titelblatte bezeichnet
ift, wird nicht gefagt. Ich vermute, der Grund ift in der
Tatfache zu fuchen, daß es unmöglich fein wird, die noch

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