Recherche – Detailansicht

Ausgabe:

1906 Nr. 11

Spalte:

324-325

Autor/Hrsg.:

King, E. G.

Titel/Untertitel:

The Psalms. In three collections translated with notes. Part III, third collection 1906

Rezensent:

Beer, Georg

Ansicht Scan:

Seite 1, Seite 2

Download Scan:

PDF

323

Theologifche Literaturzeitung 1906 Nr. Ii.

324

ift von Valeton (S. 384—467) behandelt, der Islam von
Houtsma (S. 468—537).

An der Spitze des zweiten Bandes flehen ,Die Inder'
(S. 4—161); ihnen folgen ,Die Perfer' (S. 162—233), beide
Abfchnitte, wie in der vorigen Auflage, von Edv. Lehmann
in Kopenhagen bearbeitet. Auch diefe Abfchnitte
haben keine Umarbeitung erfahren, wohl aber an manchen
Punkten eine eingreifende Revifion auf Grund der Spezial-
forfchungen des Verfaffers. Die hiftorifche Entwicklung
der indifchen wie der perfifchen Religion mit ihren wech-
felnden Formen und dem mannigfaltigen Reichtum ihres
Inhaltes wird in einer Darfteilung vorgeführt, welche ausführlich
genug ift, um ein anfchaulich.es Bild zu geben,
und fich doch nicht in ermüdendes Detail verliert.

Die Religion der Griechen war in der vorigen Auflage
,unter Mitwirkung von Edv. Lehmann' vom Herausgeber
felbft bearbeitet. Jetzt ift diefe Darftellung durch
eine ganz neue von Holwerda in Leiden erfetzt
(S. 234—403). Die Anlage ift zwar diefelbe geblieben;
auch ift einzelnes aus der früheren Auflage benützt; in
der Hauptfache liegt aber doch eine neue Arbeit vor.
Bei gemeinfamer Grundanfchauung des früheren und des
jetzigen Bearbeiters kommt das Wertvolle derfelben jetzt
noch ftärker zur Geltung. Nicht die griechifche Mythologie
der klaffifchen Zeit mit ihren Schönheits-Idealen
(teht im Vordergunde der Darftellung, fondern die wirkliche
Religion, wie fie im Volke lebte. Es wird gezeigt,
wie auch die griechifche Religion von einer fehr niedrigen
Stufe aus fich allmählich emporgerungen hat, wie in der
relativen Höhe, welche fie erreicht hat, die Größe des
griechifchen Geiftes fich offenbarte, wie aber neben der
Religion der führenden Geifter immer noch Unter-
Itrömungen einhergingen. Die wirkliche Religion des
Volkes ift nicht aus den klaffifchen Mythen, fondern
aus den Kultgebräuchen, Fetten und Myfterien zu erkennen
.

Auch die Religion derRömer ift jetzt von Holwerda
bearbeitet (S. 404—530). Doch hat er hier nicht eine ganz
neue Darftellung gegeben, fondern nur die der früheren
Auflage ,revidiert und teilweife neu bearbeitet'. Da die
Römer nicht annähernd in dem Maße wie die Griechen
eine Mythologie ausgebildet haben, fo war hier die Darftellung
von vornherein mehr darauf angewiefen, an der
Hand der Riten das Leben der Religion darzuftellen.
Bei der Neubearbeitung hat Holwerda namentlich die
Arbeiten von Wiffowa ftark berückfichtigt. Die gefchicht-
liche Entwickelung wird in diefem Abfchnitt weiter
herab verfolgt als bei den Griechen. Während in der
Darfteilung der griechifchen Religion die helleniftifche
Periode nur noch geftreift wird, wird hier auch der Synkretismus
der Kaiferzeit, der Neuplatonismus und der
Ausgang des Heidentums bis Julian behandelt.

Der Abfchnitt über die Germanen — der einzige,
welchen der Herausgeber noch fich felbft vorbehalten
hat — ift von ihm ebenfalls ftark revidiert (S. 531—570).
Neu find die Abfchnitte über ,Geifter und Dämonen' und
,Weltmythen'.

Die Kelten (S. 571 — 576) und Slaven (S. 577—584)
find wieder nur ganz kurz behandelt.

Das Ganze, von zehn verfchiedenen Autoren bearbeitet
, führt uns nicht nur eine unendliche Mannigfaltigkeit
religiöfer Gebilde vor, fondern weift auch in Auffaffung
und Terminologie der Verfaffer gewiffe Variationen auf.
Der Herausgeber bemerkt im Vorwort mit Recht, daß dies
,wenig fchade'. Wie das gefchichtliche Leben felbft reich
und mannigfaltig ift, fo verträgt es auch verfchiedene
Formen der Darfteilung. Allerdings aber ift mit einer
folchen Vorführung der Religionsgefchichte noch nicht
das höchfte Ziel, um deffentwillen wir fie betrachten, erreicht
. Es ift Sache der ,Religionsphilofophie', auf Grund
diefes Materiales (das noch durch die Gefchichte des
Chriftentums zu ergänzen ift), die wefentlichen Funktionen
des religiöfen Lebens zu ermitteln. Möchte das Werk

in der Abficht, diefem Ziele näher zu kommen, fleißig
gebraucht werden.

Göttingen. E. Schür er.

Adler, Elkan Nathan, About Hebrew Manuscripts. London,
H. Frowde 1905. (VIII, 177 p.) gr. 8° s. 7.5

Das Buch des Herrn Adler ift eine Sammlung von
neun Auffätzen. Acht find vom Herausgeber und einer
(Zur jüdifch-perfifchen Literatur) flammt von W. Bacher.
Die Nummern I—IV {Some Missing Chapters of Ben Sira,
Karaitica, An Ancient Bookseiler s Catalogue, Professor
Blau on the Bible as a Book) und IX (der Auffatz
Bachers) find Wiederabdrucke aus der Jewish Quarterly
Review 1900. Für Nr. IV und IX fehlt die genauere
Zeitangabe. Nr. V [A Letter of Menasseh Ben Israel) er-
fchien in vol. IV der Transactions of the Jewish Society
of England und Nr. VI {Jewish Literatiire and the
Diaspora) in Jewish Lilerature Annual for 1904. Neu
find nur die Nr. VII und VIII The Humours of Hebrew Mss.
und the Romance of Hebrew Prutting, zwei Vorträge des
Herausgebers aus d. J. 1904. Der erfte Auffatz kann u. a.
die bei Laien gelegentlich gehörte Anficht zerftören, daß
der Jude die menfchliche Geflalt nicht abbilde wegen
ihrer Verwandtfchaft mit der göttlichen. Außerdem enthält
der Auffatz Schnitzelchen zur mittelalterlichen Kunft-
gefchichte. In dem andren wird der Freund ältetter
hebr. Bibeldrucke einzelne intereffante Kleinigkeiten
finden. Den gut jüdifchen Standpunkt des Verf.s cha-
rakterifiert ein Satz wie diefer S. 115: Throughout the
Middle Ages, the Jews were practically alone in Europe
to uphold science and literature, und doch machten lie
nicht die Erfindung der Buchdruckerkunft, durch die die
Neuzeit eingeleitet wurde! Ein Zufammenhang Ift den
verfchiedenen Auffätzen dadurch gewahrt, daß fie ihren
Ausgang nehmen von Manufkripten im Belitz des Herausgebers
. Das Ganze ift eine würdige Gabe zum 90. Geburtstage
des bekannten Bibliographen Moritz Stein-
fchneider.

Straßburg i. E. Georg Beer.

King, E. G., D. D., The Psalms. In three collections
translated with notes. Part III. Third Collection.
(Books IV & V, Pss. XC—CL.) Cambridge, Deighton,
Bell and Co. 1905. (XXIII 377—547 and p.) 4» s. 5—

Mit diefem dritten Band hat E. G. King feinen umfangreichen
Pfalmenkommentar nebft Überfetzung beendet
. Was über die beiden erften Bände in diefer
Zeitung 1898 Nr. 20 und 1903 Nr. 7 gefagt worden ift,
gilt im allgemeinen auch für den dritten Band. Wird
wie durch die vorangehenden Teile fo auch durch den
letzten unfere heutige Pfalmenexegefe in keine neuen
Bahnen gelenkt, fo ift doch das nunmehr abgefchloffene
Werk eine anerkennenswerte Leiftung. Dem Drang zu
myftifieren ift der Verfaffer auch im dritten Band gelegentlich
gefolgt.

Einige herausgegriffene Notizen mögen das Intereffe
an dem Gelefenen bekunden. Von tp 90,3-10 wird freimütig
anerkannt, daß die Worte auch von einem heidni-
fchen Dichter gefchrieben fein könnten. Nicht übel
hört fich an, daß der Sänger des HO. tp mit den
meffianifchen König feiere, den Sach. 6,9ff- TVCtS. nennt.
Beidemal fei Vorbild der babylonifche Tammuz, für
den ein beliebter Beiname ift (Jer. 22,1s). Der Pfalm
felbft foll aus der perfifchen Zeit ftammmen. tp 137 foll
aus dem Gedicht 137,1-6 und dem Fragment 137,7-9 beliehen
. Dazu bedarf es freilich 137,8 der Umtaufe von
Babel in Edom! In dem philofophifchen Gedicht tp 139
die Judenfchaft zum Sprecher zu machen, kann nur etwa
den Sinn haben, daß das ganze Lied nur auf jüdifchem
Boden möglich ift. Damit ift aber die kollektive ITiffung