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Ausgabe:

1906

Spalte:

321-324

Autor/Hrsg.:

Saussaye, Chantepie de la (Hrsg.)

Titel/Untertitel:

Lehrbuch der Religionsgeschichte. In zwei Bänden. Dritte vollständig neu bearbeitete Auflage 1906

Rezensent:

Schürer, Emil

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Herausgegeben von D. Ad. Harnack, Prof. in Berlin, und D. E. Schürer, Prof. in Göttingen.

Jährlich 26 Nrn. Verlag: J. C. Hinrichs'Iche Buchhandlung, Leipzig. Jährlich 18 Mark.

Nr. 11. 26. Mai T9o6. 31. Jahrgang.

Lehrbuch der Religionsgefchichte, herausg. von
Chantepie de la Sauffaye, 2 lide., 3. Aufl.
(Schürer).

Adler, About Hebrew Manuscripts (Beer).

King, The Psalms P. III (Beer).

Die Pfalmen, finngemäße Überfetzuug nach dem

hebr. Urtext (Beer).
Völter, Paulus und feine Briefe (Wernle).
Preufchen, Antilegomena, 2. Aufl. (Schürer).

Jonae vitae sanctorum Columbani, Vedastis, Johannis
, recogn. Krufch (Grützmacher).

Reu, Quellen zur Gefchichte des kirchlichen
Unterrichts in der evangelifchenKircheDeutfch-
lands zwifchen 1530 und 1600, 2. Teil: Quellen
zur Gefchichte des biblifchen Unterrichts
(Knoke).

Stevens, The Christian doctrine of Salvation
(Lobstein).

Arnal, La personne du Christ et le Rationalis-
me allemand contemporaiu (Lobstein).

Eucken, Beiträge zur Einführung in die Gefchichte
der Philofophie (E. W. Mayer).

Heinzelmann, Deutfch-chriflliche Weltan-
fchauung, gefammelte Vorträge und Abhandlungen
(Zilleflen).

Erklärung (Fr. Maier).

Lehrbuch der Religionsgefchichte. In Verbindung mit Dr.
Th. Achelis, Prof. Dr. J. J. M. de Groot, Prof. Dr. A.
E. J. Holwerda, Prof. Dr. M. Th. Houtsma, Dr. Friedr.
Jeremias, Oberbibl. H. O. Lange, Prof. Dr. R. Lange,
Prof. Dr. J. J. P. Valeton jr. herausgegeben unter Redaktion
von Prof. D. P. D. Chantepie de la Sauffaye
. In zwei Bänden. Dritte vollftändig neu bearbeitete
Auflage. Tübingen, J. C. B. Mohr 1905. (XVI, 543 u.
XIII, 587 S.) gr. 8° M. 24 —; geb. M. 29 —

Zwifchen der zweiten und der hier zu befprechenden
dritten Auflage diefes trefflichen Lehrbuches der Religionsgefchichte
— das als Ganzes ohne Konkurrenz dafteht ■—
liegen nur acht Jahre (1897—1905). In diefer kurzen Zeit
ift aber auf manchen Gebieten der Religionsgefchichte fo
eifrig gearbeitet worden, daß fchon aus- diefem Grunde
eine Neubearbeitung der betreffenden Abfchnitte notwendig
war. Außerdem hat aber der unermüdlich und
felbftlos auf Neugeftaltung feines Werkes bedachte Ver-
faffer auch für folche Abfchnitte, wo es nicht fchon durch
den Zuwachs an Material geboten war, hervorragende Fachmänner
zur Neubearbeitung herangezogen, fo daß das
Ganze jetzt noch mehr, als es fchon bei der vorigen Auflage
der Fall war, eine Sammlung von Monographien
ift, die alle von wirklichen Fachmännern bearbeitet find.
An Stelle der fechs Mitarbeiter, welche der Titel der
vorigen Auflage nennt, find jetzt deren neun getreten.
Fünf davon waren fchon an der vorigen Auflage beteiligt
(H. O. Lange, Friedr. Jeremias, J. J. P. Valeton,
M. Th. Houtsma, Edv. Lehmann); einer ift ausgefchieden
(Buckley), vier find neu hinzugekommen: Th. Achelis,
J. J. M. de Groot, A. E. J. Holwerda, R. Lange. Vom
Herausgeber felbft ift nur noch ein Abfchnitt bearbeitet:
der über die Germanen. Außerdem ift er an dem Abfchnitt
über die Naturvölker beteiligt. Der Umfang
des Ganzen ift um mehr als zweihundert Seiten gewach-
fen (jetzt 543 + 587 Seiten, ftatt 399 + 512). Die ftärkfte
Erweiterung hat der erfte Band erfahren und in diefem
befonders der Abfchnitt über die Japaner (56 Seiten
ftatt 9).

Der erfte Band behandelt nach einer Einleitung
(S. 1—15) zunächft ,die fogenannten Naturvölker'
(S. 17—56). Die Anlage ift die gleiche geblieben; der
Stoff ift durch Th. Achelis bereichert worden, die Ge-
ftaltung des Textes ift durch Lehmann und den Herausgeber
erfolgt. Im wefentlichen neu find § 3 über die
Naturvölker Afrikas und § 4 über die Naturvölker
Amerikas; während § 5 die Völker der Südfee und § 6
die Mongolen nur revidiert find.

Ganz neu ift der Abfchnitt über die Chinefen
(S. 57—114) von J. J. M. de Groot in Leiden. Der

Konfuzianismus ift eingehender dargeftellt, und die
Schilderung des chinefifchen Buddhismus ift neu hinzugekommen
.

Ebenfalls neu ift der Abfchnitt über die Japaner
(S. 115—171) von R. Lange in Berlin. An Stelle einer
fehr knappen Skizze von neun Seiten ift jetzt eine eingehende
Schilderung der religöfen Zuftände Japans getreten
, welche gegenwärtig, da diefes Volk fo ftark in den
Vordergrund unferes Intereffes gerückt ift, doppelt'willkommen
fein wird. Während die vorige Auflage die
japanifche Geftalt des Buddhismus überhaupt nicht zur
Darftellung brachte, wird diefe nun vor allem befchrie-
ben (S. 118—141), und dann erft die einheimifche Religion
der Japaner, der Shintoismus (S. 141—171).

Die Religion der Ägypter ift wieder, wie in der
vorigen Auflage, von H. O. Lange in Kopenhagen dar-
geftelLt (S. 172—245). Der Text hat hier keine erheblichen
Änderungen erfahren.

Dagegen hat Friedr. Jeremias, der fchon in der
vorigen Auflage die Religion der femitifchen Völker
bearbeitet hatte, diefer eine ganz neue Darftellung gewidmet
(S. 246—383, alfo 137 Seiten ftatt 80). Den
meiften Raum nehmen, entfprechend dem Reichtum des
immer mehr anwachfenden Stoffes, die Babylonier
und Affyrer ein (S. 257—348). Der Herausgeber betrachtet
diefen Teil als ,einen Glanzpunkt des Werkes'
(S. VI). In der Tat müffen wir für diefe überfichtliche
Zufammenfaffung der Refultate der neueften Forfchungen,
welche auf verhältnismäßig knappem Räume ein ungemein
reiches Material darbietet, befonders dankbar fein.
Da die Darfteilung nicht die Tendenz verfolgt, möglichft
viel Babylonifches in der israelitifchen Religion nachzu-
weifen, fondern das Material objektiv vorlegt, fo wird
auch der Laie einigermaßen in den Stand gefetzt, lieh
ein eigenes Urteil darüber zu bilden, inwieweit die baby-
lonifche Religion auf diejenige der Israeliten Einfluß
geübt hat. Äußer dem vielgeftaltigen Götterkreis der
Babylonier behandelt Jeremias auch ihre Anfchauungen
über Sünde und Schuld, das Leben nach dem Tode,
das Totenreich, die Weltfchöpfung, die Sintflut. — Für
die Religion der Kananäer, Syrer und Phönizier,
welche fich hier anfchließt (S. 348—383), fließen die
Quellen bekanntlich viel dürftiger. Auch hier hat aber
Jeremias teils durch neue Funde, teils durch eigene Nacharbeit
fich zur Neugeftaltung mancher Partien veranlaßt
gefchen. Neu ift befonders der an die Spitze geftellte
Abfchnitt über die Kanaanäer.

Die beiden folgenden Abfchnitte über die israelitifche
Religion und über den Islam haben keine wefentlichen
Änderungen erfahren. Beide haben fchon in der vorigen
Auflage ihre Aufgabe fo trefflich erfüllt, daß eine Erneuerung
nicht geboten war. Die Religion Israels

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