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Ausgabe:

1906

Spalte:

257-259

Autor/Hrsg.:

Reinach, Salomon

Titel/Untertitel:

Cultes, Mythes et Religions. Tome deuxième 1906

Rezensent:

Schürer, Emil

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Theologische Literaturzeitung.

Herausgegeben von D. Ad. Harnack, Prof. in Berlin, und D. E. Schürer, Prof. in Göttingen.

Jährlich 26 Nrn. Verlag: J. C. Hinrichs'fche Buchhandlung, Leipzig. Jährlich 18 Mark.

Nr. 9. 28. April 1906. 31. Jahrgang.

Reinach, Cultes, Mythes et Religions, t. II
)■

A commentary on the Book of Job, from a He-
brew Manuscript ed. by W. A. Wright, transl.
by Hirfch (Bacher).

Berendts, Die Zeugniffe vom Chriftentum im
flavifchen De hello Judaico des Jofephus [Texte
und Unterfuchungen von Gebhardt und Harnack
N. F. XIV, 4] (Schürer).

Archambault, Le temoignage de l'ancienne
Htterature chretienne sur l'authenticite d'un IIeqI
ävaaräoeaig attribue; ä Justin l'Apologiste
(Knopf).

Die Bekenntniffe des heiligen Auguftinus, Buch
I—X ins Deutfche überfetzt vonFreih. v. Hert-
ling (Scheel).

Jevsejcv, Das Buch des Propheten Daniel in
der altflavifchen Cberfetzung (Bonwetfch).

White, Libri Sancti Patricii, The Latin writings
of St. Patrick (Ficker).

T h o m a e Hemerken a K e m p i s Opera omnia ed.
Pohl, vol. II, III, V et VI (Ficker).

Lindner, Weltgefchichte feit der Völkerwanderung
, 4. Bd. (Ficker).

Luthers Ungedruckte Predigten aus den Jahren
1537—1540, veröffentlicht von Buchwald
(Boffert).

Leo Modems Briefe und Schriftftücke, herausg.

von Blau (Bifchoff).
Matagrin, Histoire de la tolerance religieuse

(Lobstein).

Schäder, Die Chriltologie der Bekenntniffe und
die moderne Theologie. Schlatter, Athei-
flifche Methoden in der Theologie [Beiträge zur
Förderung chriftl. Theologie IX, 5] (Lobftein).

Kirn, Grundriß der theologifchen Ethik (Wendt).

Hergenröther's Lehrbuch des katholifchen
Kirchenrechts, 2. neu bearb. Aufl. von Hollweck
(Frantz).

Bezner, Unfer evangelifches Kirchenwefen
(Frantz).

Reinach, Salomon, Cultes, Mythes et Religions. Tome
deuxieme. Ouvrage illustre: de 30 gravures dans le
texte. Paris, E. Leroux 1906. (XVIII, 467 p.) gr. 8»

Von den 35, größtenteils fchon früher an verfchie-
denen Orten veröffentlichten Auffätzen und Abhandlungen,
welche in diefem Bande vereinigt find, beziehen fich die
meiften auf Gegenftände der griechifchen Mythologie,
namentlich in ihren Beziehungen zu orientalifchen Mythen
und Kulten. Wir können hier auf diefe nicht näher
eingehen und heben nur diejenigen hervor, welche fich
mit Problemen der altteftamentlichen, jüdifchen oder
chriftlichen Religion befchäftigen.

II. Les interdictiöns alimentaires et la loi Mosatque,
p 12—16 (aus: Revue des etudes juives, juillet-sept. 190x3).
Die mofaifchen Anfchauungen über ,unreine' Tiere und
die Verbote, fie zu effen, haben weder moralifche noch
hygienifche Gründe; fie gehen vielmehr auf vormofaifche
fuperftitiöfe Anfchauungen zurück, vermöge deren diefe
Tiere für unantaftbar galten.

V. Coup d'oeil sur les divers tabous, p. 23—35. Gute
Orientierung über das jetzt auch in theologifchen Arbeiten
häufig gebrauchte Wort tabu, im Anfchluß an Frazer's
Artikel in der Encyclopaedia Britannien. Das Wort
ftammt aus Polyncfien und heißt eigentlich Jorlement
marque', was foviel ift wie .heilig', aber ohne moralifche
Eigenfchaften, nur als Gegenfatz zu gencral oder d'usage
eonunun. Es entfpricht genau dem lateinifchen sacer,
denn es heißt wie diefes fowohl sacre als maudit (p. 35).

IX. L'orphisme dans la IV' eglogue de Virgile, p.
66—84 (aus: Revue de THistoire des religions 1900). Die
zeitgefchichtliche Deutung der 4. Ekloge, wornach das
Kind, deffen Geburt bevorfteht und zu deffen Zeit das
goldene Zeitalter eintreten wird, ein Sohn des Afinius
Pollio fein foll, wird von R. abgelehnt. Die Gedanken
der 4. Ekloge gehen nach R. teils auf die jüdifche
Sibylliftik, teils auf den orphifchen Ideenkreis zurück.
Der erwartete Knabe ifi der junge Dionyfos, fein Vater
Jupiter.

XVII. La morale du Mithraisme, p. 220—233. Sie
fleht der chriftlichen gleich: les deux religions en presence
avaient la meine morale (p. 230).

XXVIII. La date de CApocalypse et la mevente des
vins sous FEmpire, p. 356—380 (aus: Revue archeologique
1901, II). Über diefe Abhandlung hat bereits Harnack
in der Theo!. Litztg. 1902, 591 eingehend referiert. Sie
geht von der Weisfagung der Apok. Joh. 6e aus: daß
das Getreide (alfo das zum Leben Notwendige) teuer

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werden, das Öl und der Wein aber (alfo das zum Luxus
Dienende) nicht gefchädigt, alfo billig bleiben werde.
Reinach, welchem Harnack zuftimmt, bezieht dies darauf,
daß Domitian zunächft durch eine Verordnung den Getreidebau
zu fördern, den Weinbau einzufchränken gefucht
habe, dann aber diefe Verordnung infolge der Aufregung,
welche fie in den afiatifchen Städten hervorrief, wieder
zurückgenommen und den Weinbau freigegeben habe.
Über diefe den Luxus befördernde Verordnung fei der
Apokalyptiker entrüftet gewefen. Mir fcheint diefe
fpezielle Beziehung der apokalyptifchen Weisfagung
namentlich deshalb zweifelhaft, weil Apok. 6c neben und
vor dem Wein auch das Öl genannt wird.

XXX. Les mythes babyloniens et les Premiers chnpitres
de la Genese, p. 386—395 (aus: LAnthropologie 1901).
Über die babylonifchen und biblifchen Schöpfungs-Sagen
im Anfchluß an das Buch des Abbe" Loify, Les mythes
babyloniens et les Premiers chapitres de la Genese, 1901.

XXXI. Le serpent et la femme, p. 396—400 (aus: L'Anthropologie
1905). Weift darauf hin, daß bei einzelnen
Naturvölkern die weibliche Menftruation auf Schlangen-
Biß

zurückgeführt werde. Diefe Meinung liege dem Fluchwort
Gen. 3 15 zugrunde. Der ungefchickte letzte Redaktor
der Sage, der den urfprünglichen Sinn nicht kannte oder
nicht, teilte, habe daraus einen Kampf zwifchen der
kriechenden Schlange und dem aufrecht gehenden Weibe
gemacht (11).

XXXil. ü Inquisition et les Juifs, p. 401—417 (aus:
Revue des etudes juives 1900). Über die Gründe des Vorgehens
der Inquifition gegen die Juden. Sie waren nicht
religiöfer, fondern politifcher Natur: die Inquifition fah in
den Juden ein Hindernis ihrer Macht und ift um fo
fchärfer gegen fie vorgegangen, je mehr fie fich felbft
von ihrer urfprünglichen religiöfen Aufgabe entfernte.

XXXIII. L'emaneipation interieure du Juda'isine, p.
418—436 (aus: EUnivers israelite, 1900). Über die Ge-
fetzes-Frage im modernen Judentum, namentlich gegen
die Forderung, daß auch das moderne Judentum noch
die Sabbat- und Speife-Gebote beobachten folle.

XXXIV. Le verset 17 de Psaume XXII, p. 437—442.
Der Septuaginta-Text von Pf. 2217 mQv%av ytloaq fiov
xcu jcoöaq uov wird zwar nicht im Neuen Teftament,
—?vr be> Juftm als Weisfagung auf die Kreuzigung Jefu
Chnfti gedeutet. Für Reinach ift dies Grund genug, die
Tatfache der Kreuzigung Jefu Chrifti zu bezweifeln, die
ebenfo nur ein Schluß aus jener Stelle zu fein fcheine,
wie die Legende von der Verlofung der Kleider Jefu
ein Schluß aus Pf. 221». Wie Reinach mit den zahl-