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Ausgabe:

1906

Spalte:

1-2

Autor/Hrsg.:

Bassermann, Heinrich

Titel/Untertitel:

Wie studiert man evangelische Theologie 1906

Rezensent:

Lobstein, Paul

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Seite 1

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-Theologische Literaturzeitung.

Herauscreo-eben von D. Ad. Harnack, Prof. in Berlin, und D. E. Schürer, Prof. in Göttingen.
Jährlich 26 Nrn Verlag: J. C Hinrichs'fche Buchhandlung, Leipzig. Jährlich 18 Mark.

Nr. 1. 6- Januar 1906. 31. Jahrgang.

Baffermann, Wie ftudiert man evangelifche
Theologie? (Lobftein).

Noordtzij, De Filistijnen (Bertholet).

Robertfon, Die alte Religion Ifraels vor dem
achten Jahrh. v. Chr. (Steuernagel).

Köberle, Sünde und Gnade im religiöfen Leben
des Volkes Ifrael (Steuernagel).

Friedländer, Griechifche Philofophie im Alten
Teftament (Bertholet).

Sellin, Die Spuren griechifcher Philofophie im
Alten Teftament (Derf.).

Kaufminn, Handbuch der chriftlichen Archäologie
(Lietzmann).

Giduljanow, Die Metropoliten in den erften

drei Jahrhunderten der Chriftenheit [ruffifch]
(Harnack).

Ernft, Papft Stephan I. und der Ketzertauf-

ftreit (Harnack).
Eufebius' Theophanie, herausgegeben von

Greßmann [Die griechifchen chriftlichen

Schriftfteller XI, 2] (Frankenberg).
Lietzmann, Apollinaris von Laodicca und

feine Schule (Krüger).
Frankfurth, Auguftin und die Synode zu

Diofpolis (Krüger).
Mentz, Die Wittenberger Artikel von 1536

(Köhler).

Refa, Theologifches Studium und pfarramtliches
Examen in Cleve-Mark [im 18. Jahrh.]
(Cohrs).

Teichmüller, Die evangelifche Landeskirche
im Herzogtum Anhalt (Köhler).

Liturgifche Bibliothek, herausg. von Schönfelder
, I. Bd. (E. Chr. Achelis).

Freisen, Manuale Lincopense, Breviarium
Scarense, Manuale Aboense (Derf.).

Magistretti, Manuale Ambrosianum (Derf.).

Ter-Mikaeliau, Das armenifche Hymnarium
(E. Chr. Achelis).

Fifcher, Das deutfche evangelifche Kirchenlied
des 17. Jahrhunderts, 7—13. Lfg. (Cohrs).

Schiele, Deutfcher Glaube (Schufter).

Baflermann, Prof. D. Heinrich, Wie ftudiert man evangelifche
Theologie. (Violets Studienführer.) Stuttgart,
W. Violet 1905. (VII, 172 S.) gr. 8° M. 2.50

Ein vortreffliches Buch, das man fowohl den angehenden
Theologen, die oft fo ,pfad- und ratlos ins aka-
demifche Leben hineintaumeln' als auch den geförder-
teren Studenten, die auf dem Gebiete ihrer Arbeit Ura-
und Rückfchau halten, aufs dringendfte empfehlen möchte.
Die Schrift bietet in ihrem Hauptteil (Kap. 4—8) eine
knapp gehaltene aber höchft f rifch und lebendig gefchriebene
enzyklopädifche Darftellung der verfchiedenen theologi-
fchen Disziplinen, zeichnet mit ficherer Hand und weitem
Blick die methodologifchen Grundfätze, welche jede
diefer Disziplinen beftimmen, gibt aus der Gefchichte
der gefamten Wiffenfchaft oder der einzelnen Fächer
das zum Verftändnis der gegenwärtig in Frage flehenden
Probleme Notwendige, und vermeidet, durch eine
glückliche und wohl überlegte Auswahl der angegebenen
hterarifchen Hilfsmittel, den fo oft begangenen Fehler, den
Lefer mit einer Fülle von Büchertiteln zu überfchutten,
die eher verwirrend und oft abfchreckend als aufklärend
und belehrend wirken. Daß eine folche Auswahl fub-
jektiv bedingt ift, verfteht fich von felbft; daß fie hier
einfeitigen ParteiintereflVn diene, wird man nicht behaupten
dürfen: Luthardt und Kähler, Strack undZöckler,
B. Weiß und Zahn werden neben den Vertreter der
hiftorifch-kritifchen und der religionsgefchichtlichen Richtung
angeführt.

Das Buch zeichnet fich aber noch durch ein Doppeltes
aus, das in den herkömmlichen Enzyklopädien wohl feiten
dem Lefer begegnet. Einmal berührt wohltuend
der warme perfönliche Ton, der (amtliche Ausführungen,
namentlich aber die erften Kapitel (Motive der Berufswahl
, Elternhaus und Schule) und das Schlußkapitel
(Übergang ins praktifche Amt) beherrfcht. Ohne jemals
in falbungsvolles Pathos zu geraten, verfteht es der
Verfaffer, durch die fchlichte Darlegung des von ihm in
feiner vollen Größe ergriffenen Gegenftandes, für die
Sache, die er vertritt, zu begeiftern, und es müßte fon-
derbar gehen, wenn manche junge Leute, die diefes
Buch in die Hand nehmen, gerade durch dasfelbe für
den theologifchen Beruf nicht gewonnen werden füllten.
Zum zweiten tritt in Baffermanns Schrift der praktifch-
orientierende Gefichtspunkt in einem Maße hervor, wie
es fonft in den theologifchen Enzyklopädien nicht der
Fall ift. ,kh wollte der angehenden akademifch-theolo-
gifchen Jugend alles das, aber auch nur das bieten, was

fie, bevor fie das theologifche Studium ergreift, und
auch nachdem fie fich dazu entfchloffen hat, wiffen
möchte und muß, um fich darin zurecht zu finden,
äußerlich und innerlich. Diefe angehenden Theologen,
Primaner, Abiturienten, Theologieftudierende im erften
oder zweiten Semefter denke ich mir vor allem als Lefer.
Vielleicht daß auch mancher Vater, der mit feinem Sohne
die fchwere Frage nach der Berufswahl durchfpricht, zu
ihm greifen wird.' Ein jeder wird dem Verf. beipflichten
müffen, welcher die Notwendigkeit einer folchen prak-
tifchen Orientierung betont. ,Es find mitunter die un-
glaublichften Vorurteile zu befeitigen, die vollftändigfte
Unkunde der Verhältniffe aufzuheben. Nicht immer find
Leute zur Hand, die dazu den guten Willen und die
Fähigkeit befitzen. Und fo geht manch gutes Streben
zunächft einmal in die Irre; auch umgekehrt: mancher
entfchließt fich für die Theologie, der beffer die Hand
von ihr ließe. Wenn für folche Bedürfniffe dies Buch
das Rechte träfe, fo würde es nicht nur dem Einzelnen,
fondern auch der Theologie und Kirche einen Dienft
leiden.' In der Tat, wer im Laufe feiner Studienzeit
den hier erteilten Ratfchlägen folgen und fich von dem
Geifte durchdringen laffen wollte, welcher in diefem
Buche weht, dem dürfen wir von Herzen Glück wünfehen.
In dem Maße, in welchem dies gefchieht, wird auch des
Verfaffers Wunfeh in Erfüllung gehen: .Möge fie (die
Jugend) ergriffen werden von dem Zauber der theologifchen
Wiffenfchaft, bewahrt bleiben vor den Abgründen
des akademifchen Lebens und heranwachfen zu einem
wackeren Theologen-Gefchlecht, geeignet, der Welt den
Gott zu zeigen und zu erhalten, den fie doch braucht
und nach dem fie fich doch fchließhch fehnt, trotzdem
fie ihn fo oft verlacht und bekämpft!'

Straßburg i. E. P. Lobftein.

Noordtzij, Dr. A., De Filistijnen, nun afkomst en geschie-
denis. Kampen, J. H. Kok 1905. (246 blz.) gr. 8°

Dr. A. Noordtzijs Buch ift eine fehr verdienftvolle
Arbeit. Was fich zur Kenntnis der Philifler gewinnen
läßt, das hat er mit größter Sorgfalt zufammengetragen.
Freilich wird uns gerade (ein Buch nicht darüber hinweg-
täufchen, wie fehr lückenhaft diefe Erkenntnis ift: das ift
durch den Charakter der Quellen felber bedingt; es
verleugnet fich nun einmal nicht die Zufälligkeit der
Angaben, die wir über philiftäifche Dinge befitzen, und
das ift es auch, was eine Arbeit wie die vorliegende
mühevoll macht: die Baufteine liegen weit verftreut und