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Ausgabe: | 1906 Nr. 8 |
Spalte: | 228-239 |
Autor/Hrsg.: | Moulton, James Hope |
Titel/Untertitel: | A Grammar of New Testament Greek, based on W. F. Moulton’s edition of G. B. Winer’s Grammar. Vol. I 1906 |
Rezensent: | Deissmann, Adolf |
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Theologifche Literaturzeitung 1906 Nr. 8.
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darin, daß Jaftrow lieh bisher gegen den Grundgedanken
der babylonifchen Weltanfchauung verfchloffen hat, wie
ihn Hugo Winckler entdeckt hat. Er weiß nicht, daß
in der babylonifchen Religion (nicht Mythologie!) die
Götter als Erfcheinungsformen des einheitlichen göttlichen
Waltens in den Teilen der Schöpfung aufgefaßt
werden; er keimt nicht die Beziehungen der Götter und
Götterfyfteme zu dem einheitlichen Weltbilde. Darum
fehlt ihm das geiftige Band für die Teile, die er wohlgeordnet
in der Hand hält, darum ift fein Bild von der
hiftorifchen Entwickelung der Religion nicht haltbar.
Sofern es fich um Grundideen handelt, gibt es überhaupt
hier keine hiftorifche Entwickelung. Die Religion
ift dem Babylonier ein Teil des göttlichen Wiffens, dies
Wiffen ift feftgelegt am geftirnten Himmel, im aftralen
Buche der Offenbarung. Sache des ,Wiffenden' ift es,
die Lehre zu erhalten; den ,Nichtwiffenden' wird fie popu-
larifiert in der Mythologie.
Ich habe Urfache anzunehmen, daß Jaftrow felbft
diefen Mangel feines Buches jetzt erkannt hat. Er hat
mir mündlich und brieflich mitgeteilt, daß er fich durch
die Anwendung des Wincklerfchen Syftems in meinem
Buche ,Das Alte Teftament im Lichte des Alten Orients'
von dem Werte der Wincklerfchen Entdeckung überzeugt
hat und insbefondere von der Tatfache, daß wir
durch Winckler den Schlüffel zur Erklärung der alt-
orientalifchen Weltanfchauung und damit natürlich auch
der altorientalifchen Religionen gewonnen haben. Mit
Hilfe diefer Erkenntnis wird fich das Göttergewimmel
des Jaftrowfchen Buches lichten, insbefondere wird Ordnung
kommen in das Chaos der altbabylonifchen Götterlehre
in den erften Kapiteln, die gewiß manchem Abonnenten
das Weiteriefen verfalzen haben.
Die Verlagsbuchhandlung beabfichtigt einen Bilde.r-
atlas beizugeben und ladet zur Zeichnung in die Be-
ftellerlifte ein. Es wäre fehr wünfehenswert, wenn das
fchwer zugängliche Material der babylonifchen Siegcl-
zylinder und Grenzfteine bei diefer Gelegenheit zugänglich
gemacht würde. Die Verlagsbuchhandlung
könnte fich durch Anftreben einer gewiffen Vollftändig-
keit in der Wiedergabe des erreichbaren Materials ein
großes Verdienft erwerben. Alle Bilder, die nicht direkt
zur Religion Beziehung haben, follten in diefem Atlas
ausgefchieden werden.
Leipzig. Alfred Jeremias.
Mozley, Vicar F. W., M. A., The Psalter of the Church.
The Septuagint Psalms compared with the Hebrew,
with various notes. Cambridge, University Press 1905.
(XXX, 204 p.) 8° s. 6.6
Dies Buch ift der Hauptfache nach ein recht fleißig
gearbeiteter Kommentar zur Septuaginta-Überfetzung des
Pfalters. Der Verfaffer 'vergleicht die Septuaginta mit
dem maforttifchen Texte, rekonftruiert bei Abweichungen
beider den der Septuaginta zugrunde liegenden hebräifchen
Text und befpricht auffälligere Überfetzungen, für die kein
abweichender hebräifcher Text vorauszufetzen ift. In letzterer
Beziehung geht er namentlich zu Anfang des Buches
etwas reichlich weit; Bemerkungen, wie die zu Pf. 11, daß
(laxanioq fie regulär rendering of "mt58' und ßovhj fie
usual rendering of TXi'S1 ift, dürften felbft für den Anfänger
kaum nötig fein. Außerdem werden helleniftifche oder
der Septuaginta eigentümliche griechifche Formen und
Konftruktionen erläutert und dabei manche nützliche
Zitate aus grammatifchen und lexikalifchen Werken gegeben
. Einzelne Überfetzungsweifen werden in befon-
deren Exkurfen ausfuhrlicher behandelt, z.B. xaravvyrjvai
= DÜ1 hinter Pf. 4, zov und rov yir] mit Infinitiv hinter Pf. 8.
Mit diefem Kommentar zur Septuaginta find nun
aber allerlei Bemerkungen über die in der römifchen
Kirche üblichen Überfetzungen, die Vulgata, das Vsal-
terlum Romanum und den Pfalter von Mailand, und über
die englifche Überfetzung im Prayerbook verbunden.
Diefe flehen mit dem Plauptthema des Buches in keinerlei
fachlichem Zufammenhang. Die lateinifchen Überfetzungen
flammen zwar aus der Septuaginta, und auch
die des Prayerbook ift fchließlich noch von ihr abhängig
, aber zur Rekonftruktion des Septuagintatextes,
wozu wenigftens die lateinifchen Überfetzungen in ge-
wiffem Umfange zu gebrauchen find, werden fie nicht
verwendet, fondern lediglich deshalb angeführt, weil der
Verf. fich auch für fie intereffiert und auch zu ihrer Erklärung
etwas beitragen möchte. So finden wir denn
zuweilen bei auffälligeren Überfetzungen des Prayerbook
fogar Notizen über englifchen Sprachgebrauch. Wegen
diefer Ausdehnung des Kommentars auf die in der
lateinifchen und englifchen Kirche üblichen Überfetzungen
hat der Verf. feinem Buche offenbar den allgemeineren
Obertitel , The Psalter of the Church' gegeben.
Während der Verf. in diefer Beziehung des Guten
zu viel tut, hat er in anderer Beziehung entfehieden zu
wenig getan. Wenn man über einen Text einen Kommentar
fchreibt, follte man fich wenigftens etwas mit
der Gefchichte diefes Textes vertraut machen. Dies hat
aber der Verf. abfichtlich vermieden. In feiner Einleitung
S. IX erklärt er ausdrücklich, daß er nicht be-
abfichtige ,to give a history of any text, nor to classify
readings, or refer to recensions'. So benutzt er für die
Septuaginta faft nur die Swetefche Ausgabe und berück-
fichtigt auch deren Varianten nur flellenweife; außerdem
hat er entfprechend feiner Vorliebe für die in praktifchem
Gebrauch befindlichen Pfalterien das Horologion der grie-
chifchen Kirche herangezogen. Auch die lateinifchen
Pfalterien benutzt er abfichtlich in der Form, welche fie
in den neueften, für den praktifchen Gebrauch veran-
flalteten Ausgaben haben, ,with only very rare reference
to any earlier form of these Psalters'. Scheinbar will
er dadurch feinen Kommentar für den praktifchen Gebrauch
geeigneter machen. Wiffenfchaftlich ift aber ein
folches Verfahren nicht.
Göttingen. Alfred Rahlfs.
Zum fprach- und literarhiltorifchen Verftändnis
des Neuen Teftaments.
Nägeli, Theodor, Der Wortichatz des Apoltels Paulus. Beitrag
zur fprachgefchichtlichen Erforfchung des Neuen
Teftaments. Göttingen, Vandenhoeck 6kRuprecht 1905.
(100 S.) gr. 8° M. 2.80
Thieme, Lic. Gottfried, Die Inlchriften von Magnefia am
Mäander und das Neue Teftament. Eine fprachgefchicht-
liche Studie. Göttingen, Vandenhoeck 6k Ruprecht 1906.
(IV, 43 S.) gr. 8° M. 1.20
Blass, Prof. D. Dr. Fr., Die Rhythmen der alianilchen und
römifchen Kunftprola. (Paulus — Hebräerbrief — Pau-
fanias— Cicero — Seneca — Curtius — Apuleius.) Leipzig
, A. Deichen 1905. (IV, 221 S.) gr. 8° M. 6 —
Die Kultur der Gegenwart. Ihre Entwicklung und ihre Ziele.
Herausgegeben von Paul Hinneberg. Teil I. Abteilung
VIII. Die griechifche und lateinifche Literatur
und Sprache. Von U. von Wilamowitz-Moellendorff,
K. Krumbacher, J. Wackernagel, Fr. Leo, E. Norden,
F. Skutfch. Leipzig, B. G. Teubner 1905. (VII, 464 S.)
Lex.-8° M. 10 — ; geb. M. 12 —
Moulton, James Hope, M. A., D. Lit, A Grammar of New
Testament Greek, based on W. F. Moulton's edition of
G. B.Winer'sGrammar. Vol. I. Prolegomena. Edinburgh,
T. & T. Clark 1906. (XX, 274 p.) gr. 8» s. 8 —
Seit Jahren habe ich auf Nägelis Buch gewartet;
nachdem es nunmehr vorliegt, bin ich für diefes Warten