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Ausgabe:

1905 Nr. 4

Spalte:

110-111

Autor/Hrsg.:

Hus, Mag. Ioannis

Titel/Untertitel:

De Sanguine Christi nahc Handschriften herausgegeben 1905

Rezensent:

Deutsch, Samuel Martin

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Theologifche Literaturzeitung 1905 Nr. 4.

110

faffer möge in feinem größeren Werke gerade diefe Sache I Organismus feine Entwicklung, und den Klöftern überrecht
genau geben. Es ift das für die Gefamtgefchichte j geordnet der Protos mit feiner Skete Karyes. Diefer
des griechifchenMönchtums von Wichtigkeit. Denn einen Einzelentwicklung hat Verfaffer den Hauptteil feines Buchs
IjQcözog hat es in den Mönchsgemeinfchaften an fehr | gewidmet (S. 169—333). Wie fchon oben bemerkt, ift
vielen Stellen, vielleicht überall gegeben. Aber nur auf i hier viel und gutes Einzelmaterial zu finden für die Gedern
Athos können wir feine Gefchichte durch 8 Jahr- | fchichte, die Kunft, die Topographie u. a. Die Lefer
hunderte verfolgen. Im allgemeinen aber hätte Ver- | mögen aber auch nicht verfäumen, die dann folgenden

faffer fein Material doch noch fyftematifcher verarbeiten
können. In der Gefamtanordnung ift er nämlich in die
öde Chroniftenmethode zurückgesunken und hat die ge-
meinfame Klöftergefchichte nach Jahrhunderten befchrie-
ben, obwohl dazu nicht der minderte fachliche Grund
vorliegt. Es fteht ja feft, daß das byzantinifche Kirchen-
tum und damit auch das Mönchswefen, foweit wir es bisher
kennen, längft nicht eine fo intenfive Entwicklung gehabt
hat, wie das abendländifche. Aber je tiefer wir in die
Kenntnis der byzantinifchen Gefchichte eindringen, um
fo klarer treten gewiffe Wendepunkte uns entgegen. Für
die Gefchichte des hagioritifchen Mönchtums habe ich
den Einteilungsgrund aus der Entwicklung vom Eremitenleben
zum gemeinfamen als ftichhaltig befunden. Danach
habe ich die erfte Periode bis auf die Gründung der
Laura, des erften großen Klofters mit gemeinfamem Leben
währen laffen. Der neue Abfchnitt dauert dann bis
zum Auftreten der Idiorythmie im 14. Jahrhundert. Von
hier ab läuft Einzelleben und gemeinfames Leben in
neuer Form nebeneinanderher. Ich bitte den Verfaffer
in feinem großen Werk hierzu Stellung zu nehmen. Er
mag ja eine beffere Einteilung vorfchlagen. Das foll mir
lieb fein. Aber nur nicht ohne Zufammenhang mit den
Arbeiten Früherer wieder in den doch überwundenen

Seiten fich anzufehen, die überfchrieben find 'Fvzvjtcöostg.
Ata zovg jiQoOxvvrjzäq zt/g äyiag x£Q0ovh6ov- Es ift dies
ein kleiner Reifefuhrer durch den Athos, voll Poefie und
heiliger Begeifterung, wie ihn nur ein Hagiorit fchreiben
kann. Nur ein Wort daraus und man erkennt, daß die
urmönchifche Verbindung von Stoa und Chriftentum
noch heute auf Hagionoros das Lebensideal begründet:
2!jttv0azt Xoistbv sig zbv'A&co, öütcoq dvzXrjOazE yvcoöstg
äXn&eiag xal öiöax&'fiE zb xaza tpvotv täjv, zb ev C,yv
xal zb xaXcög ß-vqöXEtvl (S. 336). Darf ich nach diefem
Worte gewaltigen Selbftgefühls noch auf die EUdoxolrjOtg
am Ende (S. 374) hin weifen? Sie enthält eine Reklame
für die aytoyQacpia und die piXQo£,vloyXvxrix,n der Ha-
gioriten, die heilige Malerei und die heilige Miniaturholz-
fchnitzerei. Verfaffer bietet fich als Vermittler an. Auch
dies in ernfthaftcr, fchwungvoller Rede. Ich will übrigens
feine Empfehlung gern weitergeben.

Man fieht, das Buch hat viel Originales. In ihm lebt
der Geift der Taufende fort, die in der wunderbaren Welt
des Hagionoros den Kampf für das weltentfagende Lebensideal
gekämpft haben. So lange es folche Mönche
unter den Hagioriten gibt, und ihrer gibt es viele, fo
lange hat das griechifche Mönchtum fich auch nicht
überlebt, wie manche Neuere meinen, die diele immerhin

Standpunkt einer Anordnung nach Jahrhunderten zurück- j gewaltige Erfcheinung nur im Lichte abendländifcher
fallen! Ich füge dem noch zwei weitere allgemeine Bemerkungen
über die Arbeit des Verfaffers hinzu. Meiner

Erfahrung nach werden wir in der Gefchichte des grie
chifchen Mönchtums erft dann eine allgemeine fichere
Grundlage erreichen, wenn wir alle Heiligenleben der
Griechen für unfere Sache ausgefchöpft haben. So wenig
biographifchen Wert diefe hagiologifchen Dichtungen
meiftens haben, fo find doch viele für die Verhältniffe
des Mönchtums unfchätzbare Quellen. Möge es dem
Verfaffer gefallen, feinen großen Fleiß noch weiter auf
das Sammeln des Stoffs aus den Heiligenleben auszudehnen
. Intereffant ift fodann die Stellungnahme des
Verfaffers in der wichtigen Nationalitätenfrage auf Hagionoros
. Als Grieche muß er felbftverftändlich auf der

Kultur angefehen haben.

Hannover. Ph. Meyer.

Hus, Mag. Ioannis, De Corpore Christi, nach Handfchriften
herausgegeben von WenzelFlajshans. (Mag. Io. Hus
opera omnia. Tom. I fasc. 2.) Prag, I. Vih'mek 1904.
(XVIII, 36 S.) gr. 8'» M. 1.50

— De Sanguine Christi, nach Handfchriften herausgegeben
von Wenzel Flajshans. (Mag. Io. Hus opera omnia
Tom. I fasc. 3.) Ebd. 1904. (XVI, 42 S.) gr. 8° M. 1.60

Es find zwei theologifche Abhandlungen des Joh.
Hus, die beide in der Ausgabe der Werke desfelben
Seite feiner Landsleute flehen. Doch beobachtet er Maß [ Nürnberg 1558 und in zweiter Aufl. 1715 gedruckt find,

und Takt gegenüber der ihm mehr als unbequemen die gegenwärtig hier in der neuen Ausg. der Schriften
Invafion der Slaven. Erfreulich ift endlich, daß Blachos des Hus in kritifchcr Bearbeitung erfcheinen. Beide ha-
feinem Buche ein ziemlich ausführliches Literaturver- 1 ben ihre hiftorifche Bedeutung; die erfte, De sanguine
zeichnis angehängt hat. Man erhält hier eine gute Über- j Christi flammt aus dem J. 1406 oder 1407 und bezieht
ficht wenigftens über die morgenländifchen Athosfchrift- ; fich auf das Wilsnacker Wunder, das zu unterfuchen Eb.
fteller. j Sbinko eine eigne Kommiffion, zu der auch Hus ge-

Nach diefen allgemeinen Bemerkungen kann ich mich hörte, eingefetzt hat. Die Schrift führt in ftreng fchola-
für das Einzelne auf eine Inhaltsangabe befchränken. ftifcher Form den Beweis, daß das Blut Chrifti wie alle
Nach kurzer Einleitung, die einen Überblick über das Teile feines Leibes glorifiziert ift, mithin von einem finn-
Ganze gibt, wendet Verfaffer fich zuerft dem Orte und liehen Erfcheinen desfelben in irdifcher Weife keine Rede
feiner Gefchichte in der antiken Zeit zu. Zwifchen der j fein könne. Sie ift außerdem intereffant durch manche
Antike und den Anfängen des Mönchtums liegt bekannt- gefchichtliche Nachrichten, namentlich über die zu Wilslich
ein großes Dunkel von vielen Jahrhunderten, aus nack getriebenen Betrügereien. Die andere Schrift De
denen wir nichts vom Athos wiffen. Die Monchsfage hat corpore Christi, die man früher auf Grund einer mißver-
dies Dunkel mit allerlei wunderlichen Erzählungen zu ftandenen Äußerung des Hus auf 1401 oder 1402 datierte,
erhellen gefucht, von der Mutter Gottes und dem heiligen gehört, wie der Herausgeber mit guten Gründen dartut,
Konftantin, die den Athos befuchten etc. Diefe Dinge ■ erft in das Jahr 1408, als man fich bereits im Kampfe
hat Blachos kurz f kizziert, aber als Sage gekennzeichnet, gegen Sbinko befand. Den Inhalt bezeichnet das voran-
Dann beginnt die Gefchichte des mönch.^beliedelten Athos, j gellellte .Thema': sunt enim quidam volentes negare.

der dadurch zum heiligen Berge wird. Es gibt eine ge
meinfame Gefchichte des Klofterlebens, das auf genau
geordneter rechtlicher Grundlage ruht. So muß die Dar-

Christum esse panem, et dicentes, corpus Christi frangi.
dentibus conteri, düaniari, in partes dividi, corporalitcr
masticari, oculis corporalibus videri et palpari manibus in

ftellung denn auch zuerft von der genieinfamen Gefchichte I venerabili sacramento. — Alle diefe Sätze werden in der
handeln. Daß hier leider die Jahrhunderte den Einteilungs- j Schrift, unter Beibringung einer Menge älterer Zeugen,
grund geben, ift oben fchon beklagt. In der Gemein- 1 widerlegt. — Beide Schriften, namentlich aber die De
fchaft erlebt jedes Klofter als befonderer und felbftändiger | corpore Christi zeigen, wie Lechler und Loferth dargetan