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Ausgabe:

1905

Spalte:

97-99

Autor/Hrsg.:

Davidson, A. B.

Titel/Untertitel:

Old Testament Prophecy 1905

Rezensent:

Giesebrecht, Friedrich

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Theologische Literaturzeitung

Herausgegeben von D- Ad. Harnack, Prof. in Berlin, und D. E. Schürer, Prof. in Göttingen.

Jährlich 26 Nrn. Verlag: J. C. Hinrichs'fche Buchhandlung, Leipzig, Jährlich 18 Mark.

Nr. 4. 18. Februar 1905. 30. Jahrgang.

Davidson, Old Testament Prophecy (Giefe-
brecht).

Baethgen, Die Pfalmen, 3. Aufl. (Beer).
Bonaccorsi, I tre primi vangeli e la critica

letteraria (Holtzmann).
Soden, v., Die wichtigften Fragen im Leben

Jefu (Holtzmann).
Wernle, Die Quellen des Lebens Jefu (Holtz

[Texte und Unterfuchungen von Gebhardt und
Harnack N. F. XI, 3J (v. Dobfchütz)
Aegßoq, Xgioziavixi/ rgaiifj.aro7.oyia
(Krüger).

Dufourcq, Saint Irenee (Krüger)t

B7.äx°ii lH xegaövT]ooc roi Aytov ugovq

*A&io (Ph. Meyer).
Uns, De Corpore Christi, herausg. vonFlajs-

mann). hans (Deutfch).

Bouffet, Jefus (Holtzmann). Hus, De Sanguine Christi, herausg. von Flajs-

Kichter, Die pädagogifche Literatur in Frankreich
während des 16. Jahrhunderts. A. L Die
Katechismen (Knoke).
Reu, Quellen zur Gefchichte des kirchlichen
Unterrichts in der evangelifchen Kirche Deutfch-
lands zwifchen 1530 und 1600. I, 1: Süd-
deutfche Katechismen (Derf.)
Granderath, Gefchichte des vatikanifchen Konzils
, I. u. 2. Bd. (Bruckner).
Titius, Religion und Naturwiffenfchaft (Rolffs).
Stechow, Philofophifch-religiöfe Betrachtungen

Handbuch zu den Neuteflamentlichen Apokry- hans (Derf.)

phen herausg. von Hennecke (Schürer). j Falk, Die pfarramtlichen Aufzeichnungen des und Fernblicke (Niebergall).

Berendts, Die handfehriftliche Ueberlieferung , Florentius Diel zu St. Chriftoph in Mainz I Troeltfch, Politifche Ethik und Chriflentum

der Zacharias-und Johannes-Apokryphen u.f.w. I 1491—1518 (Boffert). (Wendt).

Davidson, Prof. A. B., D. D., LL. D., Litt. D., Old Testa- fich nur, daß er der vollendete Prophet war, denn der

ment Prophecv. Edited by Prof. J. A. Paterfon, D. D. I Enthufiasmus ift ftets ein Beweis dafür, daß der Prophet

r?a- u 1 ~ p t n 1 /vi env ni ar 8" ln (einer Seele noch mit Hinderniffen des Göttlichen zu

Edmburgh, T. & T. Clark 1903. (XI, 507 PO fff- » , ringen hat Wo die Wahrheit adäquat erkannt wird)

s- IO-° | wie bei Mofes, da ift ein ruhiges, gleichmäßiges Bewußt-
Die Herausgabe diefer Vorlefungen nach dem Tode fein vorhanden. Demnach fcheint doch ein fehr wefentlicher
des Verf. rechtfertigt fich durch den, jedenfalls fehr ernft j Unterfchied zwifchen Mofes und den Propheten zu begemeinten
und fchwierigen Problemen nicht aus dem i flehen. Einigermaßen befremdlich ift hier auch die Beweg
gehenden Inhalt. Der Verf. hatte zu jungen Theo- handlung des Prophetentums von Mofes bis David als
logen einer Kirche zu reden, der eine gewiffe Strenge j ,des dominierenden Faktors der Gefchichte' in nicht
und Engheit in Glaubensfachen eignet, und in deren | weniger als 4 Kapiteln, man follte meinen, ein einziges
Glauben er offenbar felbft feft wurzelt. Aber er weiß, würde völlig genügen. Dagegen werden die fchriftftellern-
daß die Forderung hiftorifch-kritifcher Exegefe, welche den Propheten mit ihrem fchwierigen Gegenbild, den
mit aller Schärfe die Frage ftellt: ,Was hat der Schrift- ,falfchen Propheten' in nur zwei Kapiteln auf nur 36
fteller fagen wollen und fagen können' nicht ein Ausfluß i Seiten erledigt, allerdings mit Ausnahme der meffianifchen
des Unglaubens, fondern umgekehrt des tiefften Ernftes Stellen und des Deuterojefaia. Übrigens foll dem Verf.
und der äußerften Gewiffenhaftigkeit ift. Er hat es offen- 1 zum Ruhme nachgefagt fein, daß er die falfchen Propheten
bar felbft erprobt, daß man, um die Meinung eines Textes [ nicht mit einigen theologifchen Gemeinplätzen abkanzelt,
feftzuftellen, fich mit allen Mitteln hiftorifcher Kritik in fondern unter Berufung auf Kuenen fich redlich um ihr
die Zeit zu verfetzen hat, aus der er hervorgegangen ift, , Verftändnis bemüht.

und daß es ohne magifche Vorftellungen nicht möglich Von der Art des Buches wird am bellen eine Über-

ch der

Behl
, ein Kind des alten Bundes plötzlich mit feiner Ge- ficht des Hauptinhalts einen Eindruck geben. Nach

dankenwelt in die chriftliche Kirche zu verfetzen und ] obigen Einleitung folgt in K. 7 eine Aufzählung der

ihm Worte und Anfchauungen in den Mund zu legen, die i nennungen der Propheten; Kap. 9 u. 10 (der prophetifche

5 in keines Menfchen Herz gekommen find. , Zuftand; die Infpiration) gehen ins Innnere, Kap. 11 u.

vor Chriftus

Andererfeits kann er doch nicht von der Betrachtung ab-
ftrahieren, daß die Weisfagung ihre wefentliche Erfüllung
in der Perfon und dem Werk Chrifti gefunden hat. Dar

12 (der prophetifche Stil; die Naturfymbolik) bereiten
das rechte Verftändnis des Textes vor, in die Tiefe der
biblifch-theologifchen Auffaffung des Verf. führen Kap.

aus ergiebt fich für ihn ein Dilemma, das namentlich j 13 u. 14 (der Typus in Natur, Offenbarung und Schrift),
bei Behandlung der meffianifchen Stellen und des Deute- 1 Kap. 18—20 (die meffianifche Weisfagung, ihre verfchie-
rojefaia hervortritt, und das er etwa in Delitzfch- v. Orelli- | denen Arten, der meffianifche König). Ganz erftaunt ift
fcher Weife durch die Annahme eines komplexen man, vorher in Kap. 15 dem jefaianifchen Problem, d.
Charakters der Weisfagung löft, die neben ihrer äußeren, t h. der Frage, ob Jefaia Kap. 40—66 feines Buches ge-
durch hiftorifche Kritik zu eruierenden Seite, auch noch fchrieben habe, eine befondere Verhandlung gewidmet zu
eine innere, vom Geifl Gottes ihr beigelegte Bedeutung fehen, aber Kap. 21—23 (Deuterojefaias Ausblick in die
befitzt. — Das Buch enthält 24 Kapitel, von denen nur ; Zukunft, der Knecht Gottes, das Werk des Knechtes
die einleitenden im engeren Sinne gefchichtlich find.
Immerhin wird auch hier von einem eigentlich gefchicht-
lichen Bild nicht gefprochen werden können, dazu find
die Kategorien des Verf. trotz aller, augenfeheinlich ernften
Verfuche, fich auf gefchichtlichem Wege in die Eigentümlichkeit
der Propheten zu verfenken, zu unbeftimmt,
mit einem Worte zu dogmatifch refp. zu neuteftament-
lich. Abraham und Mofes find für ihn Propheten; auf
Grund jener Exodusftelle, welche Aaron den näbi des
Mofes nennt, wird fogar als Grundbedeutung diefes Wortes
•der Sprecher für Gott' feftgeftellt. Freilich wird für
Mofe das ekftatifche Moment abgelehnt, aber darin zeigt

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Gottes) zeigen, wie intenfiv der Verf. mit diefen Fragen
befchaftigt ift, offenbar, weil fie nach feiner Anfchauung
die ftärkfte Berührung des Alten Teftaments mit dem
Chriflentum betreffen. Sein Intereffe ift doch wefentlich
dogmatifch refp. bibliziftifch, wie auch das Schlußkapitel
beweift, das in fehr eindringender Weife das Problem des
Milleniums und der endlichen Befeligung Ifraels auf
Grund von Rom. 9—n und der bezüglichen meffianifchen
Weisfagungen behandelt. — Gewiß zeigt der Verf. dabei
auf Schritt und Tritt, daß er der neueren Wiffenfchaft
durchweg verftändnisvoll gegenüberfteht: Jef. 40—66 find
circa 540 verfaßt und beziehen fich auf die Ifrael be-