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Ausgabe:

1905 Nr. 3

Spalte:

78-79

Autor/Hrsg.:

Schiwietz, Stephan

Titel/Untertitel:

Das morgenländische Mönchtum. Erster Band 1905

Rezensent:

Goltz, Eduard Alexander

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Theologifche Literaturzeitung 1905 Nr. 3.

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dären Wert von X gegen Schermanns Urteil abfolut zu ■ Schiwietz, Ur. Stephan, Das morgenländische Mönchtum.

beweifen fcheinen: Erfter Band: Das Ascetentum der drei erftcn chrift-

l. die Verteilung der Sätze auf die 11 Apoftel, unter
denen Kephas neben Petrus erfcheint, zerftört die formelle
Anlage, wie am deutlichften 3,1-6 wird, wo die

liehen Jahrhunderte und das egyptifche Mönchtum im
vierten Jahrhundert. Mainz. Kirchheim & Co. 1904.

Apoftelnamen die alte Anrede xsxpop fiov verdrangt (Vlli, 352 »-J gr- ö m- /

haben. (EinaltesVerzeichniskannaberbenutztwordenfein); Die beiden erften Teile des vorliegenden Bandes find

2. die Auslaffungen von xsxpop fiov und aller Sätze bereits im Archiv für katholifches Kirchenrecht in den
mit sjisiöi) oöj/ytl . . . slg, III, 1-«, wodurch der freie , jahren 1898—1903 erfchienen.

urfprüngliche Parallelismus zerftört wird (auch von Sch. | Aber es ift dankenswert, daß der Verfaffer fie einem

zugegeben);

psvosiq — xsxpop sp q>&ogä ovös ysvvy&spxa asioxxspslq

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weiteren Leferkreis zugänglich gemacht, um fo mehr als

3. die Äbfchwächung von ov jtaiöomihogyOsig ov nog- er, wie der Obertitel des Werkes befagt, die Darftellung

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auch für andere Teile des morgenländifchen Mönchtums

in das flache ov xoii'jOsiq dfiagxtap xiva xy Cagxi avxov, j fortzufetzen verfpricht. Die Forfchung der letzten beiden
die Änderung von y xvgioxyq in 'lyoovq XgiOxoq und | Jahrzehnte hat das Quellenmaterial wefentlich gefichtet

und geklärt, und nicht zum wenigften der kühne Angriff
Weingartens gegen die Gefchichtlichkeit des ägyptifchen
Mönchtums hat dazu beigetragen, eine gründliche Einzel-
unterfuchung des Quellenmaterials anzuregen. Die Arbeiten
von Grützmacher, Preufchen, Zöckler, Amelineau.
Ladeuze und Butler haben bei allerlei Abweichungen im
einzelnen viele gemeinfame Refultate gezeitigt, und, foviel
der Detailforfchung auch noch zu tun übrig bleibt, die
Zeit ift gekommen, um eine zufammenfaffende Darfteilung
des morgenländifchen Mönchtums zu verfuchen. Mit lebhaftem
Intereffe nehmen wir daher das Buch von Schiwietz
in die Hand.

4. die Zufätze in C 4 xai xagaixiop Ooi yipofispop
xyg £myg xai öopxa 001 xijp sp xvgim oipgayjöa (zweifellos
die chnftliche Taufe gemeint, nicht, wie Sch. meint, die

Xowiovq
'jpai
10

braucht hier' nicht benutzt zu fein, vielleicht hat die
liturgifche Praxis auf diefe Stelle eingewirkt. Daß der
Text aber fekundärer ift, wie der von L und M, liegt auf
der Hand;

5. die Auslaflungen von D 4, 5 4, 1 4, 10. n und die
Umftellung von 4, 12. 13. Hier wird einfach das Beftreben

der Kürzung (vgl. sjtixouy) obgewaltet haben, 4, 5 und 4, t Mit Recht ftellt er eine .Vorgefchichte', ein Kapitel

erfchien neben dem verdeutlichten 4, u überfluffig; 4, 10 j über ,das Asketentum der drei erften chriftlichen Jahr-
und 11 mochte den Verfaffer weniger intereflieren. In j hunderte' an die Spitze (p. I—47) — denn das ift dem
letzterem Fall ift allerdings auch denkbar, daß es fich ' katholifchen Forfcher rückhaltlos zuzugeftehen, daß es
um einen paulinifch beeinflußten chriftlichen Zufatz von 1 ein Asketentum irgendwelcher Art von jeher in der
D zur Grundfchrift handelt, den X in feiner Vorlage j chriftlichen Kirche gegeben hat, ja daß fchon im apofto-
nicht vorfand. j lifchen Zeitalter die Hochfehätzung der asketifchen Lebens-

Denn das foll nicht abgeftritten werden — und darin j weife weiter verbreitet gewefen ift, als es dem proteftan-
liegt die Bedeutung von Schermanns Arbeit, daß uns in tifchen Empfinden lieb fein möchte. Ebenfo zuzuftimmen
X einzelne Lesarten erhalten fein können, die den | ift dem Verf, daß die Askefe im chriftlichen Leben etwas
urfprünglichen Text der beiden Wege beffer wiedergeben, j anderes bedeutet als in den vorchriftlichen Religionen,

als die anderen Zeugen. Dazu möchte ich rechnen: die
kürzere Form xal^ öiatpoQa jtoXXy xmp övo ttatt öiaipopa

alfo nicht etwa aus effenifchen, buddhiftifchen oder ähnlichen
Vorbildern abgeleitet werden kann. Daß im all-

6s noXXy xmp övo oömp C. I, ,), vielleicht den Zufatz | gemeinen eine vielen religiöfen Naturen gemeinfame
ig oXyg oov xagöiag, die fingularifche form xb)p o und pfychologifche Anlage zu asketifchen Auffalfungen in
den Zufatz xovxtoxip o Ov uiostg aXXm uy Jtoiyoy^ (aus anen Religionen, fo auch in der chriftlichen zu finden ift,
Tob. 4, 16 C. die Form xoXXy&yoy^. xoXXyiryösxai , erkennt der Verf. an. In der pofitiven Erklärung der
analog dem gegen X beizubehaltenden apaoxQatpyoy (3,9), rpez,fifch chriftlichen Motive aber läßt er uns im Stich
vielleicht auch den Zufatz iooxyg yag soxi otaga &sm (4,3) j Denn ,die Mönchsidee in den Evangelien', die er im An-
und das Fehlen von sp sxxXyota 4, u. fchluß an Mth. i9i6ff. konfluiert, die einen ,pflichtmäßigen'

Schermann hat alfo fchhcßlich recht, wenn er an- 1 und einen .geratenen' Heilsweg nebeneinanderftellt, ift
nimmt, daß allen Rezenfionen zuletzt ein judifcher Kate- I m Wahrheit den Evangelien fremd Darüber mich mit
chismus zu Grunde liegt, der in B, X und M an ver- j dem Verfaffer hier auseinanderzufetzen, verbietet der mir
fchiedenen Stellen und in verfchiedener Weife dem chrift- | zur Verfügung flehende Raum. Man muß diefe prin-
liehen praktifchen Gebrauch angepaßt worden ift. Ich zipielle Grundauffaffung, die fich natürlich in der Vor

möchte auch die Vermutung nicht ganz außer Acht laffen,
daß einige Varianten fich zuletzt am betten durch Über-
fetzungsvarianten aus dem femitifchen Idiom erklären
würden, wie z. B. D 1,2 Jtapxa 00a tetp iXsXyoyg fiy yipsod-ai
001 — X: jiüp o fiy d-sXyg ysvso&ai.

D 2, 2 ov ur yipy sjtid-vfiimp — X ovx smd-vfiyOsiq.

D 3, <i ov xoXXyiirjosxai X ovös xoXXy&yoy
1) tpvyyoov xfj y>vxy oov.

D 4, s Jtaoajtxmfiaöi X jiapajixmfiaxi.

D 4, i2 jtäv 7> (tri dgsoxbp xm xvgim.

B 19,2 jiüp o ovx ioxiv dpsoxoP xm Q-sm
X jcäp o fir) dgioxei xvgim.

Doch bleibt das bekanntlich immer eine fehr unge-
wifle Sache. Für die Unterfuchung der Quellen der Di-

gefchichte befonders geltend macht, bei dem Buche mit
in Kauf nehmen. Übrigens erkennt er die Freiwilligkeit
der Askefe, das Fehlen des genoffenfehaftlichen Zufammen-
lebens und der geifthehen Tracht, des abfoluten Zölibats
und der ausgebildeten Regeln für die erften Jahrhunderte
an. Doch zwifchen Witwen, Diakoniffen und gottgeweihten
Jungfrauen weiß er nicht klar zu unterfcheiden und in
der Verteidigung des hohen Alters des Priefterzölibats
leidet er fich bedenkliche exegetifche Kunftftücke.

Der Hauptwert des Buches liegt im zweiten und
dritten Teile, der Gefchichte des ägyptifchen Mönchtums
im vierten Jahrhundert. Der Vita Pauli des Hieronymus
werden viele fkeptifcher gegenüberltehen, als Schiwietz;
wme oaene. r ur die Unterluchung der Quellen der Di- aber die ausführliche Widerlegung der Kritik Weingartens
dache wird jedenfalls X künftig mehr beachtet werden an der vita Antomi wäre kaum mehr nötig gewefen - fo

übereinftimmend günftig fleht heute das Urteil der Fach-
genoffen. Jedoch dient fie dem Verf. dazu, einige Einzelheiten
klarzuftellen. Darauf kommen die Hauptquellen
an die Reihe: die historia lausiaca des Palladius und
die historia monachorum in Acgypto. In der Quellenkritik
fchlitßt fich Sch. ganz an Preufchens ,Palladius und Rufinus'

muffen, als bisher. Das bleibt Schermanns Verdienft
Aber feiner Streichung von C 5 und 6 aus der Grundfchrift
, fowie feiner Überfchätzung der Sonderlesarten von
X wird man die Zuftimmung vertagen müffen.

Berlin. Ed. von der Goltz.