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Ausgabe:

1905

Spalte:

614

Autor/Hrsg.:

Wright, Arthur

Titel/Untertitel:

A synopsis of the Gospel in Greek 1905

Rezensent:

Schmiedel, Paul

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Seite 1

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613

Theologifche Literatu

rzeitung 1905 Nr. 23.

614

wie innerhalb des Islam bis auf den heutigen Tag. Und
mancher Eunuche hat es fogar zu einem großen Harem
gebracht. Darüber ließe fich viel fagen. — 475 b: Zur Phrafe
D^DB STD: war in der früheren Auflage bemerkt, der Ausdruck
fei vom Richter hergenommen, welcher Befuche
und Gefchenke von den bittenden Parteien annehme.
Buhl hat diefe Erklärung jetzt mit Recht aufgegeben,
aber die an deren Stelle gefetzte Parallele aus dem Affy-
rifchen befagt gar nichts. Man hat anzunehmen, daß die
Angeklagten im alten Israel vor dem Richter den Kotau
machen mußten, wie das z. B. noch jetzt in China der
Fall ift. Dem unfchuldig Befundenen befahl der Richter
, fein Antlitz zu erheben, fich aufzurichten. —
626a: a"HäS I Kön. 191!» bedeutet nicht Tierpaare, fondern
Ackerjoche als Flächenmaß. ,So und fo viel Joche
Land hatte er vor fich', d. h. entweder, er hatte fie fchon
gepflügt, oder er hatte fie noch zu pflügen. Die Zahlangaben
machen auch bei der herkömmlichen Auffaffung
Schwierigkeit, vielleicht ift für das erfte 12 zu korrigieren
Ii. Die Ausleger pflegen über diefe Stelle hinwegzu-
hufchen. — 754 a 113» nrttt ift eine unmögliche Verbindung
. Wahrfcheinlich ift "fl3© an beiden Stellen Gloffe.
— 757 b nbcn heißt nicht ,täufchen', fondern einen .zuversichtlich
,' forglos machen'. — 812»: HBIpri ,Kreislauf
hat nichts mit der Wurzel qip zu tun, fondern ift durch
Angleichung an den häufigen Typus riEWi aus urfprüng-
lichem PIEfflpn entftanden, wenn nicht gar letztere Form
herzuftellen ift.

Ich fchließe mit der angelegentlichen Empfehlung
diefer gründlichen Neubearbeitung an die Fachgenoffen

Wright, Vice-Pres. Rev. Arthur, A Synopsis of the Gospels
in Greek, with various readings and critical notes. Se-
cond edition, revised and enlarged. London, Mac-
millan and Co., Ltd. 1903. (LXXII, 319 p.) 40 s. 10 —

Die erfte Auflage des Werkes, die wir im Jahrg.
1896, Nr. 19, Sp. 495 befprachen, zählte nur XXVI -f
168 Seiten. Neu eingefügt find vor allem textkritifche
Angaben, nämlich die Varianten der Codices BsCD mit
wenigen Ausnahmen, dazu die der fpäteren Uncialen,
wenn auch Überfetzungen fie teilen, die fachlichen des
Syr. cur. und des Syr. sin., mit Einfchränkung die der
altlateinifchen Überfetzung, feiten die der Vulgata und
der Pefchittha. Ferner find ziemlich viele Urteile über
das Abhängigkeitsverhältnis der Evangelien und über
andere Fragen der Evangelienkritik eingefügt, die über
die objektive Darbietung des Tatbeftandes hinausgehen.
Des Verfaffers Gefammtauffaffung des fynoptifchen Problems
ift diefelbe uns unannehmbare geblieben wie
früher. Weiter ausgebaut erfcheint fie jetzt durch die
auch im Druck markierte Unterfcheidung eines Proto-,
Deutero- und Trito-Marcus fowie eines Proto- und
Deutero-Matthäus. Ganz entfprechend der äußerlichen
Betrachtungsweife des Verfaffers gehört dem Proto-Mar-
~ d"~alliV~welche fich mit dem Alten Tertament zu be- ( cus alles an, was bei Lucas in Text und Reihenfolge

fchnittlich 40 Zeilen, fo braucht bei der von mir vorge-
fchlagenen Erweiterung des Wörterbuchs trotzdem die
jetzige Seitenzahl nicht überfchritten zu werden.

Gießen. Fr. Schwally.

fchäftigen haben.

Gießen. Fr. Schwally.

Feyerabend, Gymnafial-Prof. Dr. Karl, Talchenwörterbuch
der hebräilchen und deutfchen Sprache zu den gelelen-
ften Teilen des Alten Teftaments. Berlin-Schöneberg,
Langenfcheidt'fche Verlagsbuchhandlung 1905. (VI,
306 S.) 12° Geb. M. 2 —

Der Verfaffer des Werkchens hat, foweit ich fehe,
die Anforderungen erfüllt, welche man zu ftellen berechtigt
ift. Es genügte, daß er fich den bewährteften lexi-
kalifchen Führern (Gefenius-Buhl u. Stade-Siegfried) an-
fchloß. Die Überficht über die Konjugationen ift dankenswert
.

Ein kleines hebräifches Lexikon hat neben den angeführten
größeren Werken nicht nur durchaus feine Berechtigung
, es ift fogar eine Notwendigkeit, nicht um
den Studenten den Ankauf eines teueren Buches zu er-
fparen, fondern einmal aus pädagogifchen Intereffen, denn
die größeren Werke machen durch ihre reichhaltige, für
die meiften Artikel abfolut yollftändige Anführung von
Belegftellen die gewöhnliche Überfetzungarbeit zu leicht.
Andererfeits muß es auch dem Forfcher erwünfcht fein,
über das vorhandene althebräifche Sprachmaterial eine
kurze Überficht ohne Räfonnement zu befitzen. Diefen
höheren Anforderungen genügt das Werkchen nun
allerdings nicht. Es dürfte der bewährten Verlagshandlung
aber ein leichtes fein, bei einer notwendig werdenden
zweiten Auflage Sorge zu tragen, daß vor allen
Dingen der Wortfehatz des ganzen Alten Teftamentes
gebucht wird, nicht nur der von willkürlich ausgewählten
Stücken, ift ja der Umfang der altteft. Literatur
fchon an fich ärrnlich genug. Belegftellen find nur bei
den f. g. azr«| /.syofitua zu geben, und bei allen zweifelhaften
Stellen. Die Eigennamen müffen ebenfalls alle
aufgeführt werden, aber ohne jede weitere Bemerkung,
nur mit der kurzen Angabe, ob Mannsname oder Frauenname
. Die jetzige Schrift ift im Verhältnis zur Größe
der Seiten viel zu klobig. Richtet man es fo ein, daß
auf die Seite nicht 30—33 Zeilen gehen, fondern durch-

mit Marcus übereinftimmt, dem Deutero-Marcus alles,
was Matthäus mit Marcus gemein hat, während es bei
Lucas gar nicht oder in anderer Umgebung vorkommt,
dem Trito-Marcus die einzelnen Abfchnittchen, Wendungen
oder Worte, die fich nur bei Marcus finden.
Doch hat der Verf. hier fein ftatiftifches Prinzip felbft durchbrochen
und manche folche kleine Wendungen wegen des
Eindrucks hoher Urfprünglichkeit dem Proto-Marcus zugezählt
. Zu Deutero-Matthäus rechnet er die Stücke
aus den Logia, die bei Lucas fehlen. Die Vorführung
der Texte in Parallelkolumnen ift dadurch verbeffert,
daß die ein Plus gegenüber den Parallelen bildenden Sätzchen
und Worte nicht mehr bloß in einer fpäteren Abteilung
des Buchs, fondern auch inmitten ihres Zufammen-
hangs, nur mit kleinern Typen und in eckigen Klammern,
abgedruckt find, fowie durch einige kleinere Neuerungen.
In die Parallelifierung, die durch Anbringung auf der
gleichen Zeile erfolgt, werden aber vermeintlich aus anderen
Quellen eingeflochtene Sätzchen auch jetzt noch
nicht eingefügt, fondern fie erfcheinen auch durch
ihre räumliche Einreihung als Fremdkörper, und infofern
haftet dem Buche noch immer der Geburtsfehler an, daß
es den Textbeftand der Evangelien nicht objektiv, fondern
nach den Anflehten des Verfaffers über feine Ent-
ftehung zurechtgemacht vorführt. Bezüglich des theo-
logifchen Standpunktes des Verfaffers fügen wir unfern
frühern Mitteilungen hinzu, daß er felbft erklärt, gegen
die Harmoniftik, hauptfächlich aber für die hiftorifche
Wahrheit des Chriftentums kämpfen zu wollen. Der
Proto-Marcus ift ihm, wenigftens in feiner aramäifchen
Geftalt, das Werk des Petrus, und manche fpätere Zu-
fätze übertreffen diefen noch an Glaubwürdigkeit. Von
den Erfcheinungen des Auferftandenen, deren hier —
alfo nach ganz rigorofer Harmoniftik — nicht weniger
als elf gezählt werden, fagte Petrus etwa 12 Jahre lang
in feinen Lehrverkündigungen nichts, weil fie den Volkserwartungen
nicht entfprachen und er feinen Feinden
keine Waffe in die Hand geben wollte.

Zürich. Paul W. Schmiedel.