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Ausgabe:

1905 Nr. 2

Spalte:

37-38

Autor/Hrsg.:

Döller, Johannes

Titel/Untertitel:

Geographische und ethnographische Studien zum III. und IV. Buche der Könige 1905

Rezensent:

Löhr, Max

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Theologifche Literaturzeitung 1905 Nr. 2.

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in fein jetziges Buch übernommen. Die ausdrücklichen Die wenigen folgenden Notizen wollen hier und da

Heilsverheißungen hat der Prophet urfprünglich an die eine kleine Ergänzung und Richtigftellung bieten,
kleine Gemeinde der Offenbarungsgläubigen gerichtet; j Der Verf. entfcheidet fich S. 5 fr. mit Recht gegen
7 14 ift auf den Meffias zu deuten. Die Zerfchneidung j die Identifizierung der Rogel- und Gihonquelle, mit Recht
der jef. Heilsfprüche in zwei oder mehrere Zukunftsbilder j auch gegen die Kombinaten de^,Stemes hazzoljelctti mit
ift abzulehnen; Jef. hatte zwar nie ein abgefchloffenes
Zukunftsprogramm, aber gewiffe Grundideen feiner Zukunftshoffnung
ziehen fich durch das Ganze hindurch,
wobei je nach den Zeitverhältniffen und nach dem Verhalten
des Volks bald die bald jene hervortreten und

dem heutigen zahwele. Diefes Wort, das die Leute von
Silwän sahwcle, die von Ramallah, wie mir Dalman fagte,
zahwele fprechen, vgl. hierzu die galiläifche Ausfprache in
ZDPV 24, 99, bezeichnet eine Felfenftiege, welche z. B.
die Fellachenfrauen von Silwän benutzen, um das Waffer
lieh zu beftimmteren Zukunftsblicken gefüllten (unter von der Marienquelle zum Dorf hinauf zu tragen. — Zum
Ahas z. B. das Meffiasbild, unter Hiskia die Hoffnung Artikel über Jerufalem S. 18 ff. mache ich auf die lntereffan-
Zions). —Das 2. Jefajabuch, das Verf. ganz gefondert be- ten Arbeiten des Affumptioniften-Paters Germer-Durand
handelt, ift abgefehen von den Ebedftücken auf Einen in Echos d'Orient, Paris 1903 aufmerkfam. Die von

Schriftfteller, wenn auch nicht auf Eine Zeitperiode
zurückgeführt; die von Anderen beanftandeten Abfchnitte
werden verteidigt, im befonderen feien die gegen die
götzendienerifche Praxis gerichteten, von den Neueren
teilweife auf die famaritanifche Gemeinde bezogenen
Stellen beffer von der jüdifchen Gemeinde zur Zeit des

Döller angegebene Einwohnerzahl des heutigen Jerufalem
trifft mit der in diefem Frühjahr gemachten Ab-
fchätzung (abgedruckt im ,Boten aus Zion', Auguft 1904)
zufammen, die fich auf eine Berechnung der Schülerzahl
ftützt. Ob die genannte Summe wirklich auch nur annähernd
zutrifft, ift angefichts der dortigen, eigenartigen

Dtjef. und ihren götzendienerifchen Gelüften zu verftehen. I Verhältniffe fehr fraglich. — Dasfelbe gilt von der Angabe

Die unter fich einheitlichen Ebedftücke find von Dtjef.
eingefchaltet, entweder von ihm felbft oder von einem
Alteren gedichtet; der Ebed ift das echte Ifrael, wie es

der Einwohnerzahl des Dorfes cAnätä, S. 23, mit zirka ,200
Seelen in 30—40 Häufern' (von mir gefperrt). 'Anätä ift
ein armfeliges Fellachendorf, wie viele andere. Wenn der

war, ift und vollkommen fein wird. Verf. erwähnt die I Verf. ,die fchöne Ausficht' erwähnen wollte, hätte er
fpätere meffianifche Deutung des Ebed, fpricht fich aber I hinzufügen follen, daß man von der Höhe ein Stück des
felbft nicht mehr (wie in den früheren Auflagen) über toten Meeres fieht. Der Satz ,cAnätä ift von Jerufalem
das Verhältnis zwifchen Ebed und Meffias aus. 1 V4 oder nach anderen 1 vn Stunden entfernt', klingt naiv.

Im ganzen ftellt alfo der Kommentar ein wichtiges, ! — Das in Schenkels Bibel-Lexikon behauptete Wohnen
wiffenfehaftlich geartetes Gegenbild gegen die fortge- desy Stammes Ifafchar am Meere beftreitet der Verf.

fchrittenen Jefajakommentare der letzten Zeit dar. Bezüglich
einer fpäteren Überarbeitung des prophetifchen
Buches wird man doch wohl nicht fo ängftlich zu fein

S. 85. Der Satz Dt 33,19 ,den Ueberfluß des Meeres faugen
fie und die verborgenften Schätze des Sandes', foll nach
ihm nur bedeuten: fie werden vom Meere fich Reichbrauchen
als der Verf. ift; die prophetifche Heilspredigt ] tümer fammeln, indem eine berühmte, alte Handelsftraße
fodann und die Fortdauer ihrer Wirkung liegt nicht fo ', zum Meere durch lhr Geb,et fuhre- Wenn ma" berück-
fehr in der ausgekrochenen Weisfagung, als in der dem nchtigt, worauf Lagarde einmal hingewiefen hat, daß
Propheten innewohnenden göttlichen Lebenskraft und in : Gen 4b, "> als Sohne Ifafchars genannt werden Thola
der Gründung der prophetifchen Gemeinde. Verdienft- 1 und Fuwwa, Purpurfchnecke und Seetang, fo dürfte die
lieh aber ift die klare Unterfcheidung, die der Verf. macht I von lhm beftrittene Anficht vielleicht doch der Er-
zwifchen dem der theologifchen Forfchung dienenden wägung mehr wert fein, als er denkt. — Millo ift gewiß
und dem den religiöfen Gehalt auf wiffenfehaftlicher ein ftarkes, turmartiges Gebäude; wo das jerufalemifchc
Grundlage darlegenden Kommentarwerk; beide müffen > Mill° gelegen, darüber laffen lieh nur Vermutungen
nebeneinander bleiben. Verf. follte und wollte einen wagen. Doch wird die Anficht des Verf.s, S. Hoff., das
Kommentar nach der zweiten Art liefern und hat dem- Mill° habe am platze der fpäteren Akra gelegen, als die
felben eine folche Form gegeben, daß er neben den allerunwahrfcheinhchfte gelten müffen. — Von Bethel
wiffenfehaftlich glänzenderen Erfcheinungen fein volles aus> S- 2I4, fieht man fudwarts bis zu den Höhen von
Dafeinsrecht behält. I Thekoa. — Mizpa S. 220f. identifiziert der Verf. mit den

Meißen mit dem heutigen Nebt Samwil. Diefer Gleich-
Leonberg. P. Volz. | fetzung, die, wie ich nicht leugnen will, viel für fich hat,

__- bereitet Jer 41, 4-6 eine beachtenswerte Schwierigkeit. Ift

n..M i^- is t u n u- u a ' rnn'1 ^ der Jahwe-Tempel bezw. der Platz desfelben

Doller, Dir. Dr. Johannes, Geographische und ethno- in jerufalem, was unftreitig das nächftliegende ift, fo
graphische Studien zum III. und IV. Buche der Könige, führte die Straße dorthin zu weit von Mizpa-Nebi Samwil
(Theologifche Studien der Leo-Gefellfchaft, heraus- | entfernt vorüber, auch waren die Vorüberziehenden eine
gegeben von Albert Ehrhard und Franz M. Schneider. ! gr°ße Strecke entlang von Mizpa aus gar nicht fichtbar.

9.) Wien, Mayer & Co. 1904. (XL, 355 S.) gr. 8» M.8.40 , Y^T^Sü" ^ fn^,eine" in MizPa felblt

' 3 v ;s H befindlichen Jahwe-I empel, fo kommt man in die

Döllers Buch ift hervorgegangen aus der Bearbeitung i Schwierigkeit, nach der jofianifchen Reform in nächfter
einer an der Wiener Univerfität für das Studienjahr , Nähe Jerufalems — Mizpa-Nebi Samwil ift von Jerufalem
1901/02 zur Erwerbung des Lackenbacherfchen Stiftungs- j aus fichtbar — ein beliehen gelaffenes Jahwe-Heiligtum
preifes ausgefchriebenen Preisfrage: res geographicae et ' annehmen zu müffen. — Die Sebcha S. 264k ift, mit
ethnographicae HL et IV. libri Regum illustrentur e monu- Ausnahme der Regenzeit, eine zu Schlachten größten-
tnentts lustoricis. Die von der Stiftungskommiffion preis- teils wohlgeeignete Sandfläche. — Endlich tritt der Verf.
gekrönte Arbeit, urfprünglich lateinifch abgefaßt, wurde | S. 265 der Identifizierung von Selac Reg ß 14,7 mit Petra
für den Druck ins Deutfche umgearbeitet. Neben der I bei; leider fagt er nicht, wie er fich mit den Schwierigheiligen
Schrift und ihren Kommentaren find die affyrifch- keiten, die diefer Identifizierung entgegenftehen und fie
babylonifchen und ägyptifchen Forfchungen, die ünoma- m. E. fchier unmöglich machen, auseinanderfetzt,
ftika, die Werke des Jofephus, fowie verfchiedene alte Rrf.cian Mo^Tnhr
und neuere Reifebefchreibungen, auch die einfehlägige
Zeitfchriften-Literatur ausgiebig benutzt, und darf das
Ganze, wegen der Sorgfalt der Arbeit, namentlich aber
mit Rückficht auf feine zahlreichen Literaturnachweife
als ein nützliches Nachfchlagebuch bezeichnet werden.