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Ausgabe:

1905

Spalte:

561-564

Autor/Hrsg.:

Peters, John P.

Titel/Untertitel:

Painted Tombs in the Necropolis of Marissa (Marêshah). Edited by Stanley A. Cook 1905

Rezensent:

Schürer, Emil

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Theologische Literaturzeitung.

Herauso-eo-eben von D. Ad. Harnack, Prof. in Berlin, und D. E. Schür er, Prof. in Göttingen.

Jährlich 26 Nrn. Verlag: J. C. Hinrichs'fche Buchhandlung, Leipzig. jährlich 18 Mark.

Nr. 21. H- Oktober 1905. 30. Jahrgang.

Peters and Thierfch, Painted Tombs in the

Necropolis of Marissa (Schürer).
Verhandlungen des II. Internationalen Kongrefles

für Allgemeine Religionsgefchichte in Bafel

(Zilleffen).

Lewis, Acta mythologica Apostolorum, tran-
scribed from an Arabic MS. [Horae Semiticae
III] (v. Dobfchütz).

Lewis, The mythological Acts of the Apostles,

translated from an Arabic MS. | Horae Semiticae
IV] (Derf.).
Felder, Gefchichte der widenfchaftlichen Studien
im Franziskanerorden bis um die Mitte
des 13. Jahrh. (Lempp).

Sabatier, Examen de la vie de Frere Elie du
Speculum Vitae (Lempp).

Janfen, Kaifer Maximilian I (Virck).

Schäfer, Sevilla und Valladolid [Schriften des
Vereins für Reformationsgefch. 78] (Benrath).

Kiefl, Der Friedensplan des Leibniz zur Wiedervereinigung
der getrennten chriftlichen Kirchen
(Benrath).

Espen berger, Die apologetifchen Beärebungen
des Bifchofs Huet (Lobftein).

Kirn, Grundriß der Evangelifchen Dogmatik
(Lobflein).

Nie weg, Frederik William Robertfon (Schian).

Peters john F., Ph.D., DD., and Hermann Thiersch, Ph. D.,
Painted Tombs in the Necropolis of Marissa (Mareshah).

Edited by Stanley A. Cook, M. A. London, Palestine
Exploration Pund 1905. (XVII, 101 p. und 23 Tafeln.) 40

Eine Entdeckung von größtem Intereffe wird hier in
mustergültiger Weife befchrieben. Die Gräber, um welche
es fich handelt, lehren uns — was bisher nicht bekannt
war —, daß um 200 vor Chr., alfo in den letzten
Dezennien vor der makkabäifchen Erhebung, der Hellenismus
auch in Idumäa Fuß gefaßt hatte. Die
Gräber liegen an der Stelle, wo fchon nach unfern bisherigen
Kenntniffen das idumäifche Marifa faft mit
Sicherheit zu fuchen war: nicht weit von Bet-Dfchibrin,
dem Eleutheropolis der römifchen Zeit, unmittelbar beim
Teil Sandahanna, der jetzt durch die englifchen Ausgrabungen
als uralte bedeutende ürtslage erwiefen ift.
In dem nahe gelegenen Khirbet Merafch hat fich der
alte Name erhalten. Aber nicht Khirbet Merafch, fondern
der Teil Sandahanna muß nach den englifchen Ausgrabungen
als die genaue Lage der alten Stadt betrachtet
werden. Das wird nun durch die Aufdeckung der eben
dort liegenden Gräber beftätigt, denn in einem derfelben
wird Marifa als Name der Stadt genannt.

Die Gräber find im J. 1902 durch Eingeborene aufgedeckt
worden. Peters und Thierfch, die damals in
Jerufalem fich befanden, eilten an Ort und Stelle, und
veranftalteten unter Zuziehung eines Photographen eine
möglichft genaue Aufnahme. Ihre Arbeiten wurden ergänzt
durch die gelehrten Dominikaner von Jerufalem,
Lagrange, Vincent, Savignac, welche namentlich von
den Wand-Malerien farbige Skizzen anfertigten. Die erften
Berichte gaben Lagrange in den Comptes rcndus de
l'Academie des Inscr. et Belles-Lettres 1902, p. 497—505,
und Peters und Thierfch in den Mitteilungen und
Nachrichten des deutfchen Paläftina-Vereins' 1902, S.
40—42, und in Palestine Exploration Fund, Quarterly
Statement 1902, p. 393—397. Mancherlei Schwierigkeiten
der Herftellung haben bewirkt, daß erft jetzt, drei Jahre
fpäter, die vorliegende genaue Befchreibung, welche mit

undhiftorifchen Gründen höchft wahrfcheinlich im 3. Jahrh.
vor Chr. angelegt; aber auch Grab II ftammt vermutlich
noch aus ptolemäifcher Zeit.

Das größte Intereffe nimmt Grab I durch feine Malereien
und feine Infchriften in Anfpruch. An den Wänden
des Haupt-Saales ift ein großer Tier-Fries gemalt;
über den Tier-Bildern ftehen die entfprechenden griechischen
Namen. Die Darftellung beginnt mit einer Jagd-
Szene: ein Reiter kämpft gegen einen xagöaXoq, es folgen
xav&rjgoq, xavgog (?), xausXoxagöaXog (?), ygvip, givoxegcoq,
tXs(paq,xQoxoöiXoq, ißig, ovaygiog, vGxgiS, (Stachelschwein),
Xvyt-. Am Eingang zu diefem Saale ift links ein chtho-
nilcher Hahn, rechts der dreiköpfige Cerberus gemalt.
Die Perfonen-Namen, welche über den locidi geschrieben
find, find teils griechifche, teils femitifche. Griechifch:
Apollophanes, Demetrios, Ptolemaios, Kallikrates, Alexan-
dros, Glaukon, Antagoras, Zenodoros, Apollodoros, Stra-
ton, Heliodoros. Semitifch: SeOpatoq, Saßco (Frau),
MesgßaXoq, KoGvaravog, Baßaq, Baßaxag, Kooßavoq,
Zaßßaiog. Hiervon find einige Sicher als phönizifche zu
erkennen, wie Sefmaios und Meerbalos, andere ebenfo
Sicher als idumäifche, wie KoGvaravog, KoGßavoq (von
dem idumäifchen Gott Kors Jofeph. Auft. XV, 7, 9, vgl.
Koftobar, den Schwager des Herodes). Von besonderer
Wichtigkeit ift aber folgende Infchrift, welche auf dem
Querbalken der Türeinfaffung einer der Sarkophag-
Kammern Steht (S. 36, 38): AxoXXocpävng StGuatov äg^ag
xcöv hv Map'iGn Eiöcovimv Irrj TQcäxovra xal xgia xal
vouiGtrelq xavxmv xcöv xad-' avxov yg?]Gx6xaxog xal cpiXoi-
xEwxaxog axE&avEv de ßicoGag exw Ißdouqxovxa xal xeg-
Gaga ex (sie). Wir erfahren hieraus, daß es in Marifa
eine Kolonie von griechifch gebildeten Sidoniern
gegeben hat, deren Archon der Verstorbene war. Vermutlich
gehörte die ganze Grab-Anlage diefer Kolonie.
Der ägyptifche Einfluß, der in der Auswahl der Bilder
beim Tierfries und auch fonft zu Tage tritt, erklärt fich
daraus, daß Sowohl Sidon als Idumäa bis zum Anfand
des zweiten Jahrhunderts vor Chr. unter ptolemäifcher:
Herrfchaft ftand. Das Vorkommen idumäifcher Eigennamen
neben phönizifchen ift wohl daraus zu erklären,

23 trefflichen Tafeln ausgerüstet ift, erfcheinen konnte. ' daß Mitglieder der Kolonie fich mit Eingeborenen ,

Die Anlage der Gräber ift die in Paläftina häufige, fchwägerten. Der Name AxoXXoyavnq, der auch fonft in
dem chriftlichen Archäologen durch die römifchen Kata- | diefen Grabern vorkommt, ift in der Mutterftadt Sidon

komben bekannte. Die Spezielle Art der Ausführung
erinnert aber mehr an ägyptifche Gräber der Ptolemäer-
zeit, als an paläftinenfifche. Die bedeutendste unter den
vier beschriebenen Grabstätten (Grab I) umfaßt 41 loculi
und 3 Kammern für Sarkophage, eine andere (Grab II)
18 loculi und 7 Kammern für Sarkophage. Die III. und
IV. Grabftätte geben wenig Ausbeute. Grab I fcheint

ebenfalls nachweisbar (Le Bas et Waddington, Inscr. III
11. i866r aymvoUxov 'A xov 'AßövCuovvov, und Clermont-
Ganneau, Comptes rendus de l'Acad. des Inscr. et Belles-
Lettres1890, p. 460: A. ag-fovxoq uayaigoxoimv). — Außer
den Infchriften, welche die Namen der Verltorbenen angeben
, kommen in diefer Grab-Anlage auch noch einicre
andere vor. In der Nähe des Altares, wo man zu opfern

ein wenig älter zu fein als Grab II, aus paläographifchen | pflegte, hat fich auf der Wand ein Ogxag Maxeöcov ver
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