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Ausgabe:

1905 Nr. 19

Spalte:

523-525

Autor/Hrsg.:

Riemens, J.

Titel/Untertitel:

Het begrip der Openbaring in het Christendom 1905

Rezensent:

Zillessen, Alfred

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Theologifche Literaturzeitung 1905 Nr. 19.

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Perfönlichkeiten hat Ficker kurz charakterisiert, fo daß
wir jetzt das ganze Nationale jedes Briefes haben. Aber
er hat noch eine ebenfo wertvolle Arbeit in Ausficht
geftellt, die uns den Inhalt der beiden Thesauri voll-
ftändig erfchließen wird, ein vollftändiges Regifter von
Perfonen, Orten, Sachen. Gelingt es Ficker, mit Hilfe der
kaiferlichen Univerfitäts- und Landesbibliothek uns auch
diefes Regifter zu geben, fo darf man ficher darauf rechnen,
daß uns Zürich auch das Regifter des Kirchenrat Schellenberg
über die dortigen Brieffammlungen im Druck zugänglich
macht. Damit wäre die reformationsgefchicht-
liche Forfchung in wirkfamfter Weife erleichtert.

Wenn Ficker im Vorwort fagt, die Arbeit werde, wie
es bei ihrer Entftehung gar nicht anders möglich fei,
Fehler haben, fo ift zuerft feftzuftellen, daß wir doch im
großen und ganzen eine durchaus folide und zuverläffige
Arbeit vor uns haben. Aber es wird die Sache der
fachkundigen und dankbaren Lefer fein, mitzuhelfen, daß
dem Werk zugute kommt, was fie zu beffern wiffen.
Darum mögen hier einige Vorfchläge folgen. S. 1* 1. Z. 17
ift einzufügen, was S. 153 1. Z. 11 ff. v. u. unter dem
falfchen Namen Limbach fteht, der dort zu itreichen ift.
Gemeint ift Ambach, der Eiferer gegen den Taig, der
Gegner von J.Ratz. S.41 r. Z. 11 v. u. 133 r. Z. 12 v. u. .Slacht
scaef. Vgl. Rembert, Wiedertäufer in Jülich, Regifter. S. 50
r. Z. 16 v. u. ift 1531 unmöglich, daButz erft 1536 nach Vöh-
ringenkam. Es wird 1537 zu lefen fein. S. 59 Z. 22 ift einzu-
fchieben: Cleß Martin von Uhingen, Prediger in Biberach
, Göppingen, Cannftatt, Stuttgart, genannt Uhinger,
f. d. S. 64 1. Z. 4 v. u. u. S. 11 1. Z. 3 v. u. 1. Duditius.
S. 701. Z. 10 ift das Datum 1535 unmöglich, da damals keine
Stände in Eßlingen waren. Der Brief wird in das Jahr 1524
gehören, da das Reichsregiment von Nürnberg nach Eßlingen
übergefiedelt war. S. m 1. Z. 21 v. u. wäre bei
Muler feftzuftellen, ob er ein Niederfachfe oder Holfteiner
oder ein Engländer ift. Je nachdem ift feine Heimat
Hottenrode im Hannöverfchen oder Odderade bei Meldorf
oder Odd-Rode in der Graffchaft Chefter. S. 116 r.
Z. 24 v. u. ift Neobolus 1536fr. noch nicht Pfarrer in Entringen
, fondern Luthers Haushofmeifter. Köftlin-Kawerau

2, 487. S. 130 r. Z. 20 v. u. ift ftatt Marburg Tübingen
zu fetzen, da Schnepf feit 1534 Marburg verlaffen hatte
und 1544 Febr. fein Stuttgarter Predigtamt aufgegeben
hatte und Profeffor in Tübingen geworden war. S. 123 1.
Z. 13 1. Pfarrer in Ravensburg (Jugendfreund von Urb.
Rhegius, dem er feine Schrift de dignitate saccrdotiun
widmete). S. 159 r. Z. 24 v. u. ,Prediger in' zu ftreichen.
Gemeint ift der Humanift Ziegler aus Landau, nicht in
der Pfalz, fondern in Bayern. Vgl. Beiträge zur bayr. KG.

3, 239. S. 167 1. Z. 18 v. u. ift zu Athesinus hinzuzufügen =
Söll von Bruneck im Etfchland. Zum Schluß noch einige
Fragen. S. 21 1. Z. 16 ift vielleicht die heute noch übliche
Form Kölreuter richtiger. S. 52 Z. 10 u. 11 find die
beiden Daten 1558 und 1360 ficher und nicht 10 Jahre zu
fpät? Die Heidelberger Matrikel ift Ref. nicht zur Hand.
Aber 1554 wird Nik. Cancerinus oder Krebs Diakonus in
Tuttlingen, 1555 Pfarrer in Schwenningen, 1559 Superintendent
dafelbft und kommt fpäter nach Mömpelgard.
Vienot, Histoire de la reforme dans le pays de Montbcliard
1, 293, 2. Ift er der Brieffchreiber? S. 82 r. Z. 16 wird
Ciro, Cironus zu lefen fein. Der Name Zyro ift altber-
nifch. S. 99 1. ift wohl Huldenreich der Freund Keplers,
dem er 1590 ein Hochzeitsgedicht widmete.

Nabern. G. Boffert.

Riemens jr., Dr. J., Het begrip der Openbaring in het Christendom
. Historisch-dogmatisch onderzoek en systematische
Uiteenzetting. Utrecht, C. H. E. Breijer 1905.
(VIII, 170 blz.) gr. 8°

.Hiftorifch-dogmatifche Unterfuchung und fyftema-
tifche Darlegung' nennt der gelehrte und geiftvolle Verf.

feine Schrift. Er gibt demnach in dem ,hi(torifchen' Teil
nicht bloß einen objektiven Überblick über die Gefchichte
des Begriffs, bezw. die Wandlungen des Offenbarungsgedankens
nach Form, Inhalt und Stellung im Ganzen
der religiös-theologifchen Reflexion, fondern begleitet
feine Ausführungen mit einer beftändigen Kritik von
feinem Standpunkt aus und untermifcht fie ftark mit
eignen, über den jeweiligen Rahmen weit hinausgreifenden
Reflexionen, die oft genug mehr das wohltuende Pathos
des religiöfen Zeugen, als die wünfchenswerte Klarheit
und fachliche Präzifion des wiffenfchaftlichen Arbeiters
an fich tragen. — 52 S. behandeln den biblifchen Begriff
.Offenbarung' (I.), 83 feine Schickfale in Theologie und
Kirche feit den apoftolifchen Vätern bis heute (II.), 30
find der fyft. Darlegung gewidmet.

Charakteriftifch für den Verf., der in vielem einen fo
offenen, kritifchen Blick bewährt, ift die naive Gebundenheit
an ,die Schrift'. In einer folchen Unterfuchung ift

I das beftändige Operieren mit diefem Begriff fchon me-
thodifch unzuläffig, und ,das fleifchgewordene Wort' ift
doch zunächft kein Zentralbegriff ,der' Schrift, fondern
johanneifche Theologie (vgl. S. 21, 50 u. o.). Wie können
all die fchönen Unterfuchungen über Ü53i, anoxalxmTUV
und cpavsQovv, Wort, Geift, Erkenntnis, Name Gottes,
Glaube, die I. ausfüllen, wirklich wiffenfchaftlich fruchtbar
werden, wenn man z. B. den Genefisfagen gegenüber den
Standpunkt einnimmt: ,ich nehme die Erzählung einfältig
fo hin, wie fie „die" Schrift bietet, alfo nicht „ethnologifch"
oder „mythologifch" (S. 47A.) oder zu dem Satz: Gott
fprach zu Mofe, die ebenfo naive als undeutliche Ent-
fcheidung trifft: ,ich trage kein Bedenken, diefe Ausdrucksweife
au serieux zu nehmen'! Dazu kommt eine
unglückliche Neigung, voreilig zu fyftematifieren: ,1m N.
T. fallen Wort und Zeichen zufammen in Jefus Chriftus,
im A. T. kam es bei den Vifionen nicht auf die Realität

I der Vifion, fondern deffen an, das fie mitteilte' (52); ,in-
fofern die Offenbarungen Gs . . objektiv wahr und logifch
find, ergehen fie an uns durch das Wort; fofern diefelben
O. wunderbar und perfönlich find, gefchehen fie durch
den Geift' ufw.: wo ift die erftere Scheidung begründet,
wo die letztere durchgeführt? So läßt auch das Ergebnis

1 von I. eigentlich noch alle Fragen übrig: ,0. ift jede
Wirkung, die von Gott ausgeht, um den Menfchen mit
ihm in Gemeinfchaft zu bringen. Materiell alle dadurch

I gewirkte Erkenntnis Gottes. Die O. im eminenten Sinn

I ift formell die foteriologifche Aktion Gottes, konzentriert
in der Fleifchwerdung des Worts. Materiell die Erkenntnis
Gottes in Jefu Chrifto, gewirkt durch den hl. Geift,
die Anfang und Grund der scientia beatorum ift'. M. a.
W.: Die biblifche Unterfuchung hat überwiegend logifche,
formell-darftellerifcheIntereffen,einevolkskundlich-pfycho-
logifche und dann erkenntnistheoretifche Behandlung der
beschriebenen Erfcheinungen als Vorausfetzung der po-
fitiv-fyftematifchen Verwertung ift nur zu fehr zu vermiffen.

Im II. Kap. tritt das treibende Intereffe des Verf. deutlich
hervor. Er fchildert die Gefchichte des ehr. O.-Be-

i griffs — oft im Hinweis auf Harnack — als eine fort-

I fchreitende Intellektualifierung. Das M. A. fetzt an Stelle

i der Vernunft oder der Myftik als das Organ der O. die
Kirche. Athanafius, Auguftin, Luther, Calvin bedeuten

j jeweils die Reaktion der Religion gegen diefe Entleerungen
. Aber auch Luther übernahm mit der übrigen
katholifchen ,Lehre' das Erbe des Intellektualismus für
feine Nachfolger. Über den großen Reiniger Kant kommen
wir zur neuern, zumal deutfehen Theologie, aus deren
Reihen nächft dem Reformator des O.-Begriffs', Schleiermacher
, befonderes Lob empfangen C. J. Nitzich (weil
er den Begriff O. in enge Beziehung zu dem des Heils
fetzt), Kaftan (weil er die Wahrheitsfrage in ihrer prinzipiellen
Wichtigkeit erkennt; ihm fehlt eigentlich nur
eins, daß er nämlich kein Abkömmling der reformierten

I Theologie ift) und Beck (wegen feiner Gedanken über
das ,reale göttliche Leben' und den ,Organismus gött-