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Ausgabe:

1905 Nr. 17

Spalte:

477-478

Autor/Hrsg.:

Holl, Karl

Titel/Untertitel:

Die geistlichen Übungen des Ignatius von Loyola 1905

Rezensent:

Bruckner, Albert

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Theologifche Literaturzeitung 1905 Nr. 17.

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ohne weiteres mit Ja zu beantworten fein. Wenigftens
hatte Rud. v. Colloredo 1629 einen württembergifchen
Theologen, der ganz ohne Zweifel evangelifch war, als
Feldprediger. Die Gefchichte der Feldprediger ift ein
unbefchriebenes Blatt, das wenigftens für Württemberg
demnächft von fachkundiger Feder bearbeitet wird und
auch für die Realencyklopädie Berückfichtigung verdient.

Geheimnis des beifpiellofen Erfolges der berühmten Exer-
citien zu ergründen und findet es wohl nicht mit Unrecht
darin, daß die Leitung der Seelen darin eine fo
gefchickte ift, daß diefelben den itrengen Zwang, der auffie
ausgeübt wird, nicht als folchen empfinden, fondern alles
frei aus ihrem Innern heraus entwickelt zu haben glauben,
was eine kluge Pädagogik durch exakte Schulung von

Ein fehr willkommenes Stück lokaler Liebestätigkeit ! außen in ihnen hervorrief. Aber freilich bleibt dabei
gibt Th. Warnecke in der Gefchichte der Armenpflege j angefichts der Möglichkeit fpäterer Ernüchterung und
der Stadt Münder am Deifter, die doch zugleich ein Aus- Erkenntnis der Erfolg derfelben doch immer zweifelhaft.

Bremgarten. A. Bruckner.

fchnitt eines größeren Zeitbildes ift. Wir fehen im
Mittelalter neben genoffenfchaftlicher und kirchlicher
Liebestätigkeit auch die Anfätze zur bürgerlichen. Die J Theologische Studien. Martin Kahler zum 6. Januar igen;
Reformation fchafft in der Kaftenordnung die konzentnerte d ebracht von Friedrjch Giefebrecht, Rudolf
Armenpflege, die zwar kirchlicher Natur ift, aber doch | & >

ftark bürgerlich beeinflußt wird. Sehr bezeichnend ift Kogel, Karl Bornhaufer, Karl Muller, Carl
das Verfahren des dem Evangelium untreu gewordenen Stange, Martin Schulze, Wilhelm Lutgert, Paul

Tfchackert. Leipzig, A. Deichert, Nachf. 1905.
(V, 197 S.) gr. 80 M. 3.60

Inhalt: Giefebrecht, D. Friedrich, Die Degradationshypo-
thefe und die altteftamentliche Gefchichte. — Kögel, Priv.-Doz.
Lic. Dr. Julius, Der Begriff xeXeiovv im Hebräerbrief. — Born-
häufer, Prof. Lic. Karl, Die Verfuchungen Jefu nach dem Hebräerbriefe
. — Müller, Prof. D. Karl, Beobachtungen zur paulinifchen
Rechtfertigungslehre. — Stange, Prof. D. Carl, Religion und Sitt-

Herzogs Erich II mit der Pfarrei und den Kalandsgütern.
Auch hier ift zu beobachten, wie die Sorge für die Bildung
der Jugend in der Verwendung der kirchlichen
Mittel im Vordergrund fleht, während im dreißigjährigen
Krieg die Sorge für die reifenden Armen alle Kraft in
Anfpruch nimmt. Dankenswert ift die Schilderung der
Armenpflege im rationaliftifchen Zeitalter mit ihrem eu-
dämoniftifchen Charakter und ihren pädagogifchen Zielen.
Es wäre zu wünfchen, daß Warneckes Arbeit noch weitere

at , r 1 j„ hchkeit bei den Reformatoren. — Schulze, Prof. Lic. Martin

Nachfolger lande. ■ . ,„.„„.,, , '

Prof Hölfcher gibt aus den Reichstagsakten der Stadt Religion und Sittlichkeit. — Liitgert, Prof. D. Wilhelm, Die Furcht

Goslar einen unbekannten Brief von Urb. Rhegius an Gottes- — Tfchackert, Paul, Lorenz von Mosheims Gutachten

Herzog Ernft von Lüneburg über feine Erlebniffe und über d<=n theologifchen Doktorat vom 9. Auguft 1749.

die Zuftände in Minden im J. 1539, die zur Verhängung
der Reichsacht geführt hatten, und die Bemühungen des
Landgrafen Philipp um Suspendierung der Acht und
Durchführung der Reformation. Der Wunfeh Hölfchers,
daß die Anfänge der Reformation in Minden erforfcht

Diefe Martin Kähler zur Feier feines fiebzigften Geburtstags
dargebrachten acht theologifchen Studien um-
faffen beinahe das Gefamtgebiet der theologifchen Wiffen-
fchaften; nur die praktifche Theologie ift nicht vertreten.
Giefebrecht fchreibt über ,die Degradationshypothefe

werden mögen, ift fehr berechtigt. und die altteftamentliche Gefchichte' (1—34V, er faßt fein

Viel Neues bietet W. Knoop, der auch das Leben , Gefamturteil in folgende Worte zufammen: ,Die gött-
Gottfchalk Krufes aufgehellt hat, in der Abhandlung über i liehe Offenbarung konnte nur dann weltbewegend auf-
Herzog Ernfts des Bekenners Ordnung über das Ein- j treten, wenn fie größere gefchichtliche Bildungen in
kommen der Pfarrer und die Ehefachen vom 15. Nov. 1543, , Bewegung fetzte. So ergab fich als ein notwendiges
deren urfprünglich plattdeutfchen Text er aufgefunden 1 Stadium der Offenbarungsgefchichte die Volksreligion,
hat und mitteilt. Er zeigt, daß die Lüneburger Landes- j welche zum Träger des Gottes der Univerfalreligion da-
kirche bis 1564 keine feftgeordnete Agende befaß und , durch gemacht wurde, daß in ihrem Anfang ein Ereignis
das Artikelbuch von 1527 nicht im ganzen Land ein- auftrat, durch welches der Gott Israels grundleglich°als
geführt war, während die Ordnung von 1543 aus den . der wahre erfahren wurde nach feiner Macht und feiner
Verbefferungsvorfchlägen der Vifitatoren nach der Ge- j Heiligkeit. Die folgende Gefchichte mußte dafür forgen,
neralkirchenvifitation hervorging und nur die Einkünfte daß fich beide Momente zufammen entfalteten, indem
der Pfarrer von Amtshandlungen, das neue Eherecht 1 entgegen den Unvollkommenheiten der Volksreligion
und die Kirchenzucht gegenüber der Unfittlichkeit be- j der Gott Israels zugleich als der das Volk überragende
handelt. Knoop weift nach, daß ein Anteil Melanchthons ethifche Gott immer wieder erfahren wurde. In den
an diefer Ordnung, wie ihn Petri annahm, ganz unmög- | gottgewollten Kataftrophen der prophetifchen Zeit,
lieh ift, denn fie hält am Ehehindernis der geiftlichen , welche zugleich die gewaltigfte Predigt von der Gerichts-
Verwandtfchaft feft, das Melanchthon verwarf, und daß j majeftät des heiligen Gottes bildeten, wurde die Volks-
neben Ondermark und Wilhelm von Cleve die Juriften, i religion zerltört und ad absurdum geführt. Sie hatte ihre
befonders wahrfcheinlich der Kanzler Balthafar Klammer, J Aufgabe, der Offenbarung einen gefchichtlichen Hinter-
an derfelben mitwirkten. In den Analekten und Mis- , grund zu geben, erfüllt. Die nachexilifche Prieftertheo-
zellen ift neben Urkunden über Wechold und Nachrichten j kratie trat an ihre Stelle, um die im Exil erhaltenen
über die Pfarrei Brünnighaufen und Bäntorf wie über ^ Späne und Splitter des Volkes fich um den zweiten
Diepholz eine Mitteilung Döbners über die Leiden des j Tempel kriftallifieren zu laffen und fie durch ftraffe Ge-
Frauenklofters Derneburg durch Herzog Heinrich den ' fetzeszucht auf die rein innerliche Religion des Chriften-
Jüngeren von Wolfenbüttel zu beachten. tums vorzubereiten'. — Den .Begriff tbXeiovv im Hebräer-

Nabern G. Boffert. 1 brief im Zufammenhang mit dem neuteftamentlichen

Ml, ItatlX W, Die geistlichen Olragen des Ignatius » ^v^ÄÄS

Loyola. Eine pfychologifche Studie. [Nach einem am
25. November 1902 in der Tübinger Dienstagsgefell-
fchaft gehaltenen Vortrag.] (Sammlung gemeinver-
ftändlicher Vorträge und Schriften aus dem Gebiet der
Theologie und Religionsgefchichte. 41.) Tübingen,

von Jefu Perfon als folcher im fittlichen Sinne, fondern
in bezug auf feine Heilsmittlerqualität ausgefagt wird. —
Zum dritten Auffatz ,Die Verfuchungen Jefu nach dem
Hebraerbnef' (69—86) ift Bornhäufer indirekt durch
eine Ausfage des Jubilars, der jede Möglichkeit des Sündigens
Jefu ablehnt, angeregt worden. Die Verfuchungen

J. C. B. Mohr 1905. (35 S.) gr. 8« M. -60 der Hebräer find die am Chriftenleiden entftehenden

In forgfältiger, an vielen trefflichen Beobachtungen Reize, die ufioXoyia dran zu geben. Dementfprechend
reicher, pfychologifcher Analyfe fucht der Verfaffer das | find auch die Verfuchungen Jefu zu faffen: im Leiden lacr für