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Ausgabe:

1905 Nr. 17

Spalte:

471-475

Autor/Hrsg.:

Albrecht, O.

Titel/Untertitel:

Der Kleine Katechismus D. Martin Luthers nach der Ausgabe v. J. 1536 hrsg 1905

Rezensent:

Knoke, Karl

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47i

Theologifche Literaturzeitung 1905 Nr. 17.

472

manns fcharfer Kritik in G. G. A. 1898 aufrecht erhält.

— Irrig ift I S. 474 das über die Vollendung der Kirchen-
poftille Gefagte, vgl. Boffert, Theol. Stud. u. Krit. 1897.

— Es ift zuviel gefagt (II S. 91), daß Philipp v. Heffen
,bei einer zufälligen Begegnung mit Melanchtnon im Frühjahr
1524 für die Sache der Reform gewonnen wurde'.
Der Erlaß mit der Verfügung der Predigt des ,lauteren
Evangeliums' braucht das nicht zu bezeugen, ift vielmehr
vom Boden katholifcher Reform durchaus verftändlich
(f. meine Bemerkungen in: Mitt. d. oberheff. Gefchichts-
vereins 1903). Das heff. Städtchen Homberg fucht H.
merkwürdigerweife an der Ruhr, wo es allerdings auch
ein folches (preußifches) gibt (II S. 123). — II S. 362
Z. 8 v. u. lies 1535. — Die ,gute ftarke Lugen' Luthers
in der Affäre der Doppelehe (II S. 403) ift nicht ,not-
gedrungener Cynismus, um nicht zu fagen eine Art von
Galgenhumor', fondern eine großartige Konfequenz aus
der gewiffenverpflichtenden Kraft des Beichtgeheimniffes
(vgl. Hiftor. Ztfchr. 1905 S. 406).

Doch wir brechen ab, noch hinweifend auf die von
Kawerau in der ,Deutfchen Literaturzeitung' 1904 gebrachten
Berichtigungen. Noch einmal fei der Wunfeh
ausgefprochen, daß Hausraths Lutherbiographie unferen
Gebildeten den großen Deutfchen nahebringen möchte!

Gießen. Köhler.

Albrecht, Paftor Lic. O., Der Kleine Katechismus D. Mart.
Luthers nach der Ausgabe v. J. 1536 herausgegeben
und im Zufammenhang mit den andern von Nickel
Schirlentz gedruckten Ausgaben unterfucht. Halle a. S.,
Buchhandlung des Waifenhaufes 1905. (134 S. u. 8
Bogen A-H., m. Photographie einer Katechismustafel).
40 M. 8 —

Lic. Albrecht hat mit dem Auftrage, Luthers Katechismen
in der Weimarer Lutherausgabe neu herauszugeben
, die Berechtigung erhalten, bei feiner Korre-
fpondenz für die Zwecke diefer Edition die deutfche
Reichspoft ,frei laut Avers' zu benutzen. Die günftigere
finanzielle Pofition, welche ihm damit gegenüber andern
Forfchern nach den älteften Ausgaben des Kleinen Lu-
therfchen Katechismus bereitet ift, hat er mit unermüdlichem
Eifer auszunützen verftanden, und feine Bemühungen
find von Erfolgen gekrönt, welche ihm weit über
den Kreis der zunächft intereffierten Mitarbeiter auf dem-
felben Forfchungsgebiete hinaus dauernde Anerkennung
fichern. Unter den zahlreichen Funden bisher verfchollener
Ausgaben jenes Buches, deren er fich rühmen kann, verdient
die Entdeckung eines vollftändigen Exemplares der
Ausgabe Wittenberg bei Nickel Schirlentz 1536 befon-
dere Beachtung. Veefenmeyer befaß von diefer Ausgabe
ein unvollftändiges Exemplar, wie er in feinen
Literarifch-bibliographifchen Nachrichten Ulm 1830, S. 60
berichtet. Dies Exemplar ift bisher nicht wiedergefunden.
Dagegen hat Albrecht ein defektes Exemplar derfelben
Ausgabe in Koburg und ein mit mancherlei handfchrift-
lichen Bemerkungen belaftetes, im übrigen jedoch unver-
fehrtes Exemplar in der Bibliothek des Gymnafiums zu
Thorn ausfindig gemacht. Von ihm hat er in dem oben
genannten Buche einen Fakfimiledruck anfertigen laffen,
bei welchem die handfchriftlichen Zutaten des Thorner
Exemplares fortgelaffen find. Man kann ihm nicht dankbar
genug dafür fein. Wer es, wie ich, felbft erfahren
hat, wie unmöglich es ift, mit modernen Typen ein genaues
Abbild eines älteren Druckes wiederzugeben und
trotz aller Sorgfalt bei dem Neudruck eine abfolut fehlerfreie
Wiederausgabe desfelben zu veranftalten, wird eine
auf mechanifchem Wege veranftaltete und darum bis in
alle Minutien genaue Reproduktion einer Ausgabe eines
an fich wertvollen Buches aus vergangenen Tagen mit
doppelter Freude begrüßen. Es gilt dies in vollem
Maße auch von der Wittenberger Katechismusausgabe

j 1536, die fich damit als eine befonders wertvolle in die
nunmehr bereits ftattliche Zahl von Neudrucken der ver-
fchiedenen Ausgaben des Katechismus bis zu Luthers
Tode einreiht.

Albrecht ftellt feinem Fakfimiledrucke eine längere

I literarifch-hiftorifche Einleitung voran. In ihr handelt er

1. von den Ausgaben des Kleinen Katechismus, welche
von Nickel Schirlentz in Wittenberg gedruckt find, und
deren noch erhaltenen Exemplaren S. 7—19; 2. von ver-
fchollenen Ausgaben jenes Druckers und andern wichtigen
Ausgaben der ältern Zeit S. 19—40; 3. von dem behenderen
Werte der Schirlentzfchen Ausgaben S. 40—45;
4. von der Wittenberger Ausgabe 1536 S. 46—56; 5. von

I deren Wert und Eigentümlichkeit S. 56—94; 6. in Schluß-
1 bemerkungen S. 94—123 fpricht er noch manches zutreffende
Urteil über Wert und Bedeutung des Luther-
fchen Katechismus nach feinem religiöfen und fittlichen
Gedankengehalte aus, dem man in der Hauptfache zu-
ftimmen kann. Der eigentliche Zweck diefer Einleitung
geht aber dahin, den Nachweis zu führen, daß die Schir-
j lentzfehen Ausgaben allen andern gegenüber, die zu
Luthers Lebzeiten erfchienen find, den Vorzug verdienen,
weil fie direkt oder indirekt von Luther felbft veranlaßt
feien und die Wandlungen in der Textredaktion, die lie
im einzelnen aufweifen, nicht ohne feine Genehmigung
(S. 44) und bei der Ausgabe ,gemehrt und gebeffert
durch D. M. Luther' 1529 nicht ohne feine genaue
Durchficht des gedruckten Textes (S. 63) erfolgt feien.
Albrecht benutzt die Ausbabe 1536 gerade auch zum
Beweife für jene von ihm auch fonft nachdrücklich ver-
fochtene Thefe, während ich im Gegenfatze dazu auf
die Ungenauigkeit der Schirlentzfchen Ausgaben hin-
gewiefen habe. Ift ihm der Beweis gelungen? Es ift
zuzugeben, daß die Ausgabe 1536 forgfältiger ausgefallen
ift, als die übrigen, foweit wir fie kennen. Das ift an fich
1 nicht zu verwundern. Denn einmal wurde dem Katechis-
I mus in diefer Ausgabe infofern eine andre Geftalt ge-
I geben, als in ihr mit rotem und fchwarzem Druck ab-
| gewechfelt wurde. Bei der Ausführung diefer Aufgabe
mußte der Setzer befonders aufmerkfam fein. Sodann
mußte Schirlentz nach der Publikation der ungewöhnlich
mangelhaften Ausgabe 1535, die ich f. Zt. befchrieben
habe, beftrebt fein, eine korrektere Auflage zu veranftalten
, wenn er bei der fich mehrenden Konkurrenz unter
den Herausgebern des Enchiridion für feine Ausgaben
überhaupt noch auf Absatz rechnen wollte. Aber trotz
diefer Situation ift die neue Ausgabe noch längft nicht
muftergültig ausgefallen. Beibehalten find zunächft die
fchaurig fchlechten Holzfchnitte. Die Zahl der Druckfehler
ift keine unbeträchtliche. Ich notiere die folgenden
. In der Vorrede S. 2: ,komcn' ftatt komen; ,je' für
jr. S. 11: ,Streihe' für Streiche; S. 12: ,Tuthers' für Luthers ;
im 3. Gebote ,hören' für hören; im 9. Gebot: .Sonderu'
für fondern; vor dem 10. Gebote ,genonen' für genomen;
in der 3. Bitte: ,des Teuffei' für des Teuffels oder für der
Teuffei; in der 4. Bitte ,ertennen' für erkennen; im Tauf-
I befehle ,hni' für hir; im Abendmahle: ,Enangeliften' ftatt
Euangeliften; dort in der 3. Frage: ,erinken' für trinken;
im Benedicite ,gefiud' für gefind. Es fehlen Punkte nach
der Überfchrift des 6., 7., 9., und 10. Gebotes, nach Antwort
' über dem Befchluffe der Gebote; es fehlt das
Fragezeichen nach der 2. Frage in der 4. Bitte, nach der

2. und der letzten Beichtfrage. Dagegen ift der Satz:
.Lieber, ftelle mir eine kurze Weife zu beichten' mit einem
Fragezeichen abgefchloffen. In bezug auf die Kuftoden ift
nicht überall ein gleiches Verfahren angewandt. Im allgemeinen
werden fie mit derjenigen Farbe (rot oder
fchwarz) gedruckt, in welcher das betreffende Wort auf
der folgenden Seite auftritt; in zahlreichen Fällen ift
von diefem Gebrauche abgewichen. In andern Fällen
fehlen die Kuftoden überhaupt. In folgenden Sätzen
fehlen ebenfo wie in andern Ausgaben die eingeklammerten
Wörter. In der Vorrede: ,das junge . . . Volk muß