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Ausgabe:

1905

Spalte:

434-435

Autor/Hrsg.:

Rhossis, Zikos

Titel/Untertitel:

Sýstema dogmatikḗs tēs orthodoxou katholikēs ekklēsias 1905

Rezensent:

Kattenbusch, Ferdinand

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433-

Theologifche Literaturzeitung 1905 Nr. 15.

434

Verhältniffe in Deutfchland hätte einwirken können und
auch auf dem Boden des gefamten Reiches eine Ketzerverfolgung
hätte infzenieren dürfen, von der er in Belgien
Proben gegeben hat.

Die belgifche Gefchichtsfchreibung aber mag den
Rat Kalkoffs befolgen und ,dem Nuntius Hieronymus
Aleander einen Platz unter den Männern einräumen, die
in den Werdegang ihres Landes beftimmend eingegriffen
haben' (2. Teil, S. 85), freilich nicht zu deffen Heil, fondern
feine Lebensintereffen unterbindend und von bedeut-
famen Faktoren feiner Kultur es abtrennend.

Wir wünfchen Kalkoffs Buch überall die Beachtung,
die die gediegene Publikation verdient.

Erichsburgb.Markoldendorf(Hann.).FerdinandCohrs.

MeooXwQag, 'icoavvr/g 'E., Sv/ißoUxij xyg 6q&oöö%ov
dvaxoXixyg txxXyaiag. Tofioq ÖEVXSQoq, XEVyoq Öevxe-
qov. 'Ev 'Ad-rjvaiq 1904. (480 S.) 8° Dr. 10 -

Über das erfte t£Üyoc diefes zweiten Bandes einer
Darftellung der orthodoxen Kirche feitens eines helleni-
fchen Theologen habe ich in Nr. 1 des Jahrgangs 1902
berichtet. Ich habe dort gefagt, daß das Werk .fleißig,
umfichtig und lehrreich' fei; durch und durch hellenifch
empfunden, fei es nicht gerade in unterem Sinn hiftorifch
gehalten, aber doch gerade auch für die Hiftoriker unter
uns inftruktiv. Angefichts des jetzt erfchienenen ab-
fchließenden Teiles kann ich diefes Urteil nur wiederholen
und beftätigen. Es ift das erftemal, daß ein Grieche
fleh der Aufgabe zugewendet hat, eine ,Symbolik' zu
fchreiben, und es ift gewiß für denjenigen, der als Hiftoriker
die chriftlichen Konfeffionen fchildern will, von
großem Intereffe einen folchen Mann zu hören. Nicht
als ob unfereiner da eben nur einfach zu lernen hätte,
die komplizierte Aufgabe der vergleichenden Konfeffions- |
künde verlangt noch manche Gefichtspunkte, die ein
Grieche, der felbft völlig als Orthodoxer empfindet und
denkt, nicht ins Auge faffen kann. Aber natürlich wird
gerade die Stimmung, die ein Buch wie das vorliegende
verrät, auch dem vergleichenden Konfeffionsforfcher
bedeutfam fein, zumal wenn diefe Stimmung fleh mit fo
mannigfacher guter Gelehrfamkeit verbindet wie bei
diefem athenifchen Profeffor. Es ift erfreulich, daß das
umfängliche Werk, deffen erfter Band fchon 1883 erfchien
(damals noch befprochen vom fei. Gaß), nun wirklich
fertig geworden ift. Das erfte xEvyog diefes zweiten
Bandes, welches 1901 veröffentlicht wurde, hatte fchon
feit 1894 gedruckt vorgelegen; aus Mangel an Geldmitteln
war der Druck ins Stocken geraten, und der Verfaffer
publizierte fchließlich, was fertig war, wiewohl die Darfteilung
mitten in einem Kapitel, ja mitten in einem Worte
abbrach; und wiewohl er damals fürchten mußte, daß der
Druck überhaupt nicht fortgefetzt werden könne. Jetzt
hat fleh doch die Möglichkeit gefunden, den Druck zum
Ziele zu bringen, ein xXrjQoööxrjfia des Erzbifchofs Kyrill
von Paträ hat für den Verfaffer, wie für andere athenifche
Theologen, die Hülfe gebracht, deren er bedurfte, um
ein fo umfangreiches Werk vollftändig publizieren zu
können. Der Verfaffer hat nun den zweiten ro/ioq in
zwei auch äußerlich, durch felbftändige Paginierung getrennte
teüv./? zerlegt, indem er diejenigen Seiten, die
in dem zuerft erfchienenen r/j/j/ia fchon oxsqX IxxXrjOlaq
handelten, nochmals drucken ließ und damit einen Beginn
mit einem neuen .Kapitel', xe<pciXcaov g, für diefes Schluß-
xsvyoq gewann. Sachlich freilich gehört diefes Kapitel,
gerade fo wie noch ein weiteres, welches den Edyaxa
gilt, im Grunde zu dem erften XEvyog, der im wefent-
lichen das ,Dogma' der orthodoxen Kirche zum Gegen-
ftande hatte. Mit S..137 des jetzigen XEvyog beginnt der
Verfaffer, unter der Überfchrift fiEQoq dtvxegov xeXexovq-
yixov, eine Darfteilung der ,Myfterien', zunächft der
.Lehre', die ihnen gewidmet wird. Es ift durchaus richtig,
daß diefe Lehre vom eigentlichen Dogma unterfchieden |

ift. Ihre Entwicklung, die in befonderem Maße unter
der Einwirkung der Theologie der övxixoi fteht, hat der
Verf. allerdings nicht vollftändig zu verdeutlichen vermocht
. Er vergleicht forgfältig die Lehre feiner Kirche
mit der der römifchen und mit der, die wir diauciQxv-
QOfiEvoi führen (wir unferesteils haben da ja freilich überwiegend
ein Vakuum), aber das gefchieht ziemlich äußerlich
. Für feine Landsleute ift auch dabei fchon fehr
vieles zu lernen, und M. hat fein Buch mit Recht in erfter
Linie auf diefe berechnet. Die Einteilung der (ivoxrjgia,
die M. gibt, ift die in vxoxQtcoxixü, notwendige (Taufe,
Myron, Euchariftie, Exhomologefe) und XQoaiQsxixa. freiwillige
(Priefterweihe, Ehe, Euchelaeon). An die Darftellung
der Lehre von den Myfterien fchließt der Verf.
eine folche der Feier derfelben an. So handelt er dem-
nächft zuerft von den xaxxixal xsXsxal und der ieqc
vfivoXoyia, alsdann von den Ixxaxxoi xsXexaL .Ektaktifch'
heißen diejenigen Feiern, die nur ,nach Bedürfnis' begangen
werden, .taktifch' dagegen die ftets und in regelmäßiger
Abfolge zu begehenden, die ,Horen'. Für uns
Abendländer wäre gerade hier eine noch ausführlichere
Darftellung, zumal der .heiligen Hymnologie' und der hier
in Betracht kommenden .heiligen Bücher' erwünfeht. Aber
Verf. darf fleh letztlich darauf berufen, daß er auch eine
AsixovQyixr) verfaßt habe und mit Hinweis darauf feine
EviißoXixr] entlaften dürfe. — Ein iiEQoq xglxov behandelt
fchließlich noch die ,Xowtdi xrjq sxxXrjOlaq Magaööösiq'',
nämlich die xifirj der Heiligen und ihrer Bilder, die Fefte,
die Faftenzeiten, das Mönchtum. In einer övyxEEpaXaicooiq
faßt der Verf. dann die Hauptgefichtspunkte überfichtlich
zufammen, die ihn bei der Herftellung feines Werks
leiteten, hier auch auf das noch einmal hinweifend, worin
er die Stärke, den Vorzug feiner Kirche vor allen andern
erblickt. Sein Werk ift das Symptom eines neuerwachten,
guten wiffenfehaftlichen Sinns in Hellas. Es entfpricht
reichlich der Höhenlage der meiften älteren proteftan-
tifchen Darftellungen der .Symbolik'.

Göttingen. F. Kattenbufch.

PdxJyg, Zrjxoq A., EaO-rjyrjTTjq xrjq doyfiaxixrjg, Zvoxy/ia
äoy/xaxixyg xijg 6q&oö6§ov xa-O-oXtxijg 'Exxkyciag,
xöfi. a. 'Ev 'A&rjvctiq 1903. (ly oeX., $02 p.) 8° Dr. 13 —

Es ift erfreulich zu fehen, wie kräftig fleh die orthodoxe
Theologie in Hellas entwickelt. Das oben bezeichnete
Werk ift Vorlefungen entfprungen, die Prof. Rhosfis
an der Univerfität Athen feit langen Jahren gehalten hat.
Im Jahre 1891 hatte der Verf. den Ärger, daß von einem
Unberufenen auf Grund unvollftändiger und ungenauer
Nachfchriften unter feinem Namen bereits eine ,Dogma-
tik' veröffentlicht wurde. Erft jetzt hält er feine Arbeiten
für foweit abgefchloffen, daß er feine .wirkliche' Dogmatik
bieten kann. Auch der Druck diefes auf mehrere Bände
berechneten Werks gefchieht auf Korten des Vermächt-
niffes, das der Erzbifchof Kyrillos von Paträ der Univerfität
Athen hinterlaffen hat, und welches allein auch den
Abfchluß der Symbolik von Mesfoloras ermöglichte.

Das Werk ift in jedem Sinn achtenswert und greift
mit gutem Urteil in die dogmatifchen Fragen der orthodoxen
Kirche ein. R. fieht in der Dogmatik keineswegs
eine bloße hiftorifche Disziplin, er will die gegebenen
Dogmen .entwickeln' und zugleich fpekulativ begründen.
Im Prinzip fteht er feft auf dem Boden feiner Kirche.
Ihre Autoritäten find ihm heilig, was fie auf ihren maßgebenden
Synoden herausgearbeitet hat, ift ihm als völlig
korrekt und für die d-gr/öxela ausreichend verbürgt. Aber
das .Dogma' repräfentiert nur die feften, notwendigen
.Grundpofitionen'. Die Wiffenfchaft hat auch die ,Vor-
ausfetzungen' und .Konfequenzen' des Dogmas darzulegen,
und hier hat die freie Reflexion ihren Spielraum. Der
Dogmatiker bedarf einer gründlichen Kenntnis der Dog-
mengefchichtc, nicht minder der Philofophie, ja auch der
Naturwiffenfchaften. R. ift wohlbewandert auf dem Ge-