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Ausgabe:

1905 Nr. 15

Spalte:

425-426

Titel/Untertitel:

Jahrbuch des Vereins für die Evangelische Kirchengeschichte Westfalens. VII. Jahrg 1905

Rezensent:

Cohrs, Ferdinand

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425

Theologifche Literaturzeitung 1905 Nr. 15.

426

weiter fpezialifieren laffen. Aber die Herftellung des
Textes des G-Typus wird aller Wahrfcheinlichkeit nach
durch den Zuwachs an Material noch erheblich gefördert
werden können. Doch auch abgefehen davon hätte die
Kritik des Textes mit dem von B. herangezogenen Material
weiter geführt werden können, als es gefchehen ift.

Ich möchte mit diefen Bemerkungen nicht den An-
fchein erwecken, als ob ich das der Leiftung vorher
gefpendete Lob erheblich einfchränken müßte. Es ift
nicht fchwer, eine folche Kritik auf Grund des bequem
und handlich zurechtgelegten Materiales zu üben, wohl
aber, das Material wirklich fo mundgerecht zu machen,
daß eine derartige Kritik möglich ift. Das letzte Wort
in der Textkritik der historia Lausiaca fcheint mir noch
nicht gefprochen; aber daß es einmal früher oder fpäter
gefprochen werden kann, das wird man für alle Zeiten
in erfter Linie der Geduld, Sorgfalt und Unverdroffenheit,
aber auch der hervorragenden Sachkenntnis Dom Butlers i
zu danken haben. Den unverwelklichen Ruhmeskränzen
feines Ordens hat er mit diefer Leiftung ein neues Blatt
zugefügt Hoffen wir, daß es nicht das einzige bleibt,
daß er etwa auch die Apophthegmata Patrum in feine
Obhut nimmt, wozu er wie kein anderer der jetzt lebenden
Gelehrten berufen wäre.

Darmfladt. Erwin Preufchen.

Schriften des Vereins für schleswig-holsteinische Kirchengeschichte
. II. Reihe. (Beiträge und Mitteilungen).
III. Band, 1.—3. Heft. Kiel, R. Cordes 1904. (400 S.)
gr. S° Je M. 2 —

Inhalt: 1. Schubert, H. v., Die Beteiligung der dänifch-
holfteinifchen Lnndesfürften am hamburgifchen Kapitelftreit und das
Gutachten Martin Bucers von 1545. — Hänfen, R., Die Selbft-
biographie des Tropften P. Petrejus von Garding (f 1745). — Fauft, G.,
Einige Bemerkungen zu Melchior Hofmanns ,Dialogus'. — Kinder,
Die Plöner Schloßkapelle. — Witt, F., Bürgermeifter und Rat zu
Lütjenburg bezeugen die Stiftung eines Kapitals. — 2. Bangert,
Dr. Friedrich, Das Oldesloer Kerkswarenbock. — Beiträge zur Sekten-
gefchichte und Gefchichte der Toleranz im 17. Jahrhundert: I. Lie-
boldt, Antoinctte Bourignon in Schleswig-Holftein 1671—1676;
II. Schubert, Dr. H. v., Aktenftücke zum Aufenthalt Labadies und
der Labadiften in Altona. — Peterfen, Aus dem Leben des Paftors
Matthias Henck in Emmelsbüll, ein Predigerbild aus Nordfriesland.

_ Miszellen: Bangert, Dr. Friedrich, Zum älteften Oldesloer

Kirchenbuch. — Lenfch,.M., Die Einführung des Klingbeutels im
Amte Tondern. — 3. Matthaei, A., Über die frühmittelalterliche
Baukunft in Schleswig-Holftein. — Witt, F., Auszüge aus dem
älteften Lüjtenburger Kirchenrechnungsbuch von 14630". — Hänfen,
R., Die Gewiffensnot der Geiftlichkeit im herzoglichen Teile Schleswigs
16840 _ Peterfen, Gutachten der Univerfitäten Halle, Helm-

ftedt und Jena in der Frage des Kirchengebets aus dem Jahre 1714.

_ Witt, F., Selbftbiographie des fürftlichen Generalfuperintendenten

D. Guftav Chriftoph Hofmann. — Schröder, Aus der kirchlichen
Chronik Helgolands. — Harms, Chr., Blätter der Erinnerung an
Claus Harms. — Siemonfen, Eine Betftunde aus der Zeit der
höchften Not (1850). — Schubert, H. v., Zu Martin Bucers Gutachten
über den hamburgifchen Kapitelftreit. — Höhnk, Helene,
Jens Broftrup, Erzbifchof in Lund.

Jahrbuch des Vereins für die Evangelische Kirchengeschichte
Westfalens. Siebenter Jahrgang. 1905. Gütersloh, C.
Bertelsmann. (III, 304 S.) gr. 8° M. 3 -

Inhalt: Zur Nieden, Heinrich W., Die Kirche zu Hagen.
Ein Beitrag zur Kirchengefchichte der Graffchaft Mark. — Schnapp,
Pfr. Lic, Relatio Historica. — Rothert, Paft., Beiträge zur weft-
fälifchen Katechismusgefchichte. — Rothert, Paft., Eine Gefang-
buchs-Revolution. — Plath, Pfr. Johannes, Die Glocken von Minden-
Ravensberg. — Miszellen: Befchwerdefchrift des Pfarrers Kafpar
Rodenrodt an den Rat der Freiheit Wetter aus dem Jahre 1644. ;
Veröffentlicht von Pfr. Schüßler. — Wie ein weftfälifcher Bauer zu |
dem Kaifer Napoleon kam. Ein Beitrag zur Gefchichte der Bauernbefreiung
von P. Stenger. — Stiftungs-Urkunde der Pfarrkirche zu
Mengede durch Bulle des Papftes Honorius 1222. — Stiftungs-Urkunde
der Kapelle zu Wefthufen (Schloß) 1361.

Zeitschrift des Vereins für Kirchengeschichte in der Prov.
Sachsen. Schriftleitung: Pfr. C. O. Radlach. i. Jahrgang
. 1904. 2 Hefte. Magdeburg, Evangelifche Buchhandlung
. (288 S.) gr. 8n M. 4.50

Die letzten Publikationen dreier lokalkirchengefchicht-
licher Vereine faffen wir in diefer Anzeige zufammen.
Zwei von ihnen find uns fchon bekannt. Im vorigen
; Jahrgang diefer Zeitfchrift haben wir in Nr. 22 (Sp. 6ioff.)
vom Jahrbuch des Vereins für die evangelifche Kirchengefchichte
Weftfalens den VI. Jahrgang und in Nr. 12
(Sp. 361 ff.) von den Schriften des Vereins für fchleswig-
holfteinifche Kirchengefchichte des II. Bandes 3. u. 4. Heft
angezeigt. Der Verein für Kirchengefchichte in der Pro-
I vinz Sachfen dagegen ift eine Neugründung vom 5. Okt.

*9°3 (vg1- darüber das vorliegende 1. Heft der Zeitfchrift
I des Vereins S. 3ff.): Wir begrüßen ihn aufs freudigfte
und wünfehen ihm fröhliches Gedeihen.

Von den Schriften des Vereins für fchleswig-holft.
Kirchengefchichte liegen vom III. Bande die Hefte 1—3
vor. Ihr Inhalt reicht aus vorreformatorifcher Zeit bis
ins 19. Jahrh. Noch ins 15. Jahrh. führen uns Auszüge
aus dem älteften Lütjenburger Kirchenrechnungsbuch:
1463—1506 (S. 286ff), eine Lütjenburger Urkunde über
ein der Kirche geftiftetes Kapital von 1493 (S. 104), beide
von Witt, ferner eine Mitteilung von Helene Höhnk (S. 397),
dieJenffen-Michelfen, fchlesw.-holft. Kirchengefchichte II, 16
dahin verbeffert, daß nicht ein Brockdorff, fondern, wie
namentlich das Wappen beweife, ein Broftrup 1472 Erzbifchof
von Lund geworden ift, und befonders die Wiedergabe
des .Oldesloer Kerkswarenbocks', des 1482 angelegten
zweitälteflen Kirchenbuchs von Oldesloe (S. 113fr.),
das dann aber bis ins 17. Jh. hineinreicht, durch Bangert,
der den II. Bd. der .Schriften' durch den Abdruck des
älteften Oldesloer Kirchenbuchs von 1371 eröffnete (vgl.
dazu jetzt einige Berichtigungen und Nachträge von
Gotefend: S. 266). Noch mehr, als in letzterem betreffen
hier die Einträge das Kirchenvermögen (wir finden u. a.
Rentenverzeichniffe von 1483 und fpäter 1561, Überfichten
über die ausgeliehenen Kapitalien und das verpachtete
Land von 1497—1502, 1566 u. ö., über Rentenkäufe, Hausverkäufe
und Grundverpachtungen aus den Jahren 1529
—30, 1536 u. 39, 1549—51, namentlich auch ein interef-
fantes Kleinodienverzeichnis von 1489 u. dgl.), aber auch
diefe find in vorliegendem Falle mehr als lqkalgefchicht-
lich intereffant, weil fie an Einzelfällen den Übergang aus
dem alten zum neuen, evangelifchen Kirchenwefen dar-
ftellen. So fehen wir, wie 1554 der Verkauf eines Marienbildes
und der Abbruch der Kapellen zum heiligen Grabe
und zum heiligen Geift befchloffen wird, um Mittel zum
Bau einer den neuen Bedürfniffen entfprechenden Kirche
und eines Glockenturmes zu gewinnen. Auch bei Stiftungen
zeigt fich veränderte Anfchauung: aus dem Jahre
1454 (die Eintragung ift alfo verfpätet erfolgt) hören
wir von der Stiftung einer ewigen Lampe, nach der
Reformation find es andere Objekte, um die fich das
Intercffe dreht; fo machen die Schuhmachergefellen 1560
und 1574 Schenkungen zu einer Glocke für die neue
Kirche, und 1558 wird Geld zum Schulbau geftiftet. Intereffant
ift zugleich, daß in der Sorge um ein Begräbnis
in der Kirche mittelalterlicher Sinn noch fortdauert. Gerade
für die letzterwähnten Schenkungen wollen die Betreffenden
fich ein folches fichern, doch begegnen wir
dem gleichen Verlangen noch häufiger: 1555 und 1557
wird Geld zum Kirchenbau in demfelben Intereffe geftiftet,
1578, 1580, 1583 u. ö. werden direkt Begräbniffe in der
Kirche verkauft (vgl. über diefe übrigens auch S. 364).
Eröffnet wird das Buch durch Aufzeichnungen wichtiger
I Todesfälle, bemerkenswerter Weife nicht folcher, an die
i eine Stiftung von Seelenmeffen fich anknüpft; einigemale

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