Recherche – Detailansicht

Ausgabe:

1905

Spalte:

330-331

Autor/Hrsg.:

Lübeck, Konr.

Titel/Untertitel:

Adoniskult und Christentum auf Malta. Eine Beleuchtung moderner Geschichtsbaumeisterei 1905

Rezensent:

Schürer, Emil

Ansicht Scan:

Seite 1, Seite 2

Download Scan:

PDF

329

Theologifche Literaturzeitung 1905 Nr. It.

330

Beitrag zur Löfung diefer fpeziellen archäologifchen
Frage.

Betheln (Hann.). E. Hennecke.

Leclercq, Dom H., L'Afrique chretienne. 2 tomes. (Biblio-
thcque de l'enseignement de l'histoire ecclesiastique.)
Paris, V. Lecoffre 1904. (XLIV, 435 et 380 p.) 8°

fr. 7-

Wiederum ein zweibändiges franzöfifches Werk über
das chriftliche Afrika (vgl. oben 1904, Sp. 207 f., auch
1903, Sp. 13 ff.), diesmal eine kurze Gefchichte über
den in Frage flehenden Zeitraum (Ende 2. bis Ende
7. Jahrhunderts), deren Schlußabfchnitte, weil bisher
weniger ausführlich behandelt, vielleicht befonderes Inter-
effe finden. Das Buch ifl Beflandteil der Bibliotheque
de Penseignemeut de Phistoire ecclesiastique, aus der
Batiffols und Duvals Anciennes literatures chretienncs
bekannt find. Es liefert eine Darftellung des äußeren
wie des inneren kirchlichen Verlaufs und fucht auch
die allgemeineren kulturgefchichtlichen Beziehungen,
insbefondere die perfönliche Eigenart des afrikanifchen
Nationalcharakters, zu ergründen. Die der eigentlichen Darftellung
vorangehenden Preliininaires de Phistoire behandeln
die Elemente (geographifchen Bedingungen), die
Quellen (hier p. 20. 22 merkwürdige Verwendung des
Begriffs Paläographie), die Anfänge, die Einrichtungen
(vgl. nachher Kap. 3 über Idees et usages), die Dialekte;
berühren fich alfo mit manchem, was bei Monceaux
fchon ausgeführt war. Epigraphifches Material ift reichlich
in die Darftellung eingewoben (warum foll man in
der Infchrift p. 75 Zeile 3 nicht einfach stabilis für sta-
viles lefen?) und im Anhange des erften Bändchens eine
dankenswerte Klaffifizierung davon gegeben, während ein
Anhang (I) des zweiten eine chronologifche Tafel mit den
einigermaßen ficheren Daten liefert (die Synode unter
Bifchof Agrippinus von Karthago wird fchon 198 angefetzt
! die unter Gratus 3491 und ein weiterer Anhang (II)
die Unglücksfälle (feit 253) befchreibt, welche für ,die
Entwicklung der afrikanifchen Raffe und der Kirche
Afrikas' hinderlich gewefen find. Die franzöfifche Literatur
, der der erfte Rang auf diefem Gebiete gebührt,
ift ausgiebig benutzt, weniger vollftändig die deutfche;
z. B. vermißt man den Hinweis auf verfchiedene Artikel
der Protefit. Real-Encyklopädie (z. B. den trefflichen über
Auguftin). Verfaffer (in N. MichaePs Abbey, Farnbo-
rough) vermag oft auf eigene Artikel des Dict. d'archeol. et
de hturg. zu verweifen, das Cabrol, fein Mitveröffent-
licher der Monumcnta ecclesiae liturgica (Bd. I Reliquiae
liturgicae vetustissimae, Paris 1902), herausgegeben hat.
Ich kann nicht finden, daß er alle Profpekte, die die
gefchichtsphilofophifch gehaltene Einleitung ftellt, erfüllt
; über manches gleitet die glatte franzöfifche Darftellung
hinweg, indem fie die Probleme umfchreibt
• vgl. p. XXVII der Einleitung), in der Zufammenfaffung
aber häufig nur zu Allgemeinheiten gelangt (vgl. die
Schlußbetrachtung II 324 ff.). Doch das vermindert den
fonftigen Wert der Zufammenftellung nicht.

Betheln (Hann.). E. Hennecke.

Babut, E.-Ch., Le concile de Turin. Essai sur l'histoire
des eglises provencales au Ve siecle et sur les origines
de la monarchie ecclesiastique romaine (417—450).
Paris, A. Picard et Fils 1904. (XI, 313 p.) gr. 8°
Babut geht aus von der Unterfuchung des Schreibens
der Synode von Turin, die man gewöhnlich in das
Jahr 401 fetzt. Den Text des Schreibens gibt er in
neuer Rezenfion, d. h. mit Benutzung einer Reihe von
Handfchriiten im erften Anhang. Er bringt einen Teil
feiner Beftimmungen in Zufammenhang mit Schreiben

des Papftes Zofimus und folgert daraus, daß die Synode
von Turin am 22. Sept. 417 zufammengetreten fei, und
zwar wolle fie die Antwort geben auf die ßrimatialftellung,
die Zofimus in feinem Schreiben vom 22. März 417 dem
Bifchof Patroklus von Arles zugefprochen hat. Gegen
die hierin fich kundgebenden Anfprüche Roms reagieren
Bifchöfe Galliens und ftützen fich dabei auf den überragenden
Einfluß, den bis dahin Oberitalien (Mailand)
auf die kirchlichen Verhältniffe Galliens ausgeübt hatte.
Aber nicht bloß diefer Gegenfatz zwifchen Rom und
Gallien-Mailand kommt in Frage, fondern auch der
Gegenfatz zwifchen der weltförmigen und weltflüchtigen
Stimmung, wie er im Anfang des 5. Jahrhunderts in
Gallien fich zeigt, namentlich in der Beurteilung des
Gerichts über Priscillian. Auch den politifchen Faktor
für die Erhöhung von Arles, die Übertragung der Prä-
fektur von Trier dorthin (nach B. nach dem Jahre 413,
vor 417) vergißt B. nicht zu nennen. Diefer Anfatz für
die Turiner Synode fcheint mir fehr gut begründet zu
fein, obgleich auch gewichtige Gründe dagegen angeführt
werden können. B. verhehlt fie fich keineswegs; aber
er fucht fie in eingehender Darlegung zu entkräften; ich
habe nicht den Eindruck, daß fie fich reftlos befeitigen
laffen; und darum wird ein Zweifel an der Richtigkeit
des Jahres 417 noch berechtigt fein. Für B. ift die Unterfuchung
des Turiner Synodalfchreibens der Anlaß geworden
, die Beziehungen Roms zu Südgallien in der Zeit
von 417 bis 450 eingehend zu unterfuchen. In eindringender
, felbftändiger Arbeit ift er diefer Frage nachgegangen
und legt nun in der den Franzofen eignenden
gefchmackvollen Darftellung luftorifcher Vorgänge feine
Refultate vor. Für diefen Zeitraum bedeuten das Turiner
Synodalfchreiben von 417 und das Gefetz des Kaifers
Valentinian III. von 445 die fpringenden Punkte; dort die
Zurückweifung der päpftlichen Anfprüche, hier die Aufrichtung
der päpftlichen Rechte durch die kaiferliche
Gewalt. Es ift gewiß auch in dcutfchen Büchern längft
noch nicht genügend anerkannt, wie viel die kaiferliche
Gewalt für die Hebung und Stärkung des Papfttums
getan hat; die Päpfte und die gläubigen Katholiken berufen
fich ja lieber auf das göttliche Recht des Papfttums
, als auf die Gunft der Kaifer. Gleichwohl darf man
dies für die Steigerung der päpftlichen Macht außerordentlich
wirkfame Moment nicht außer Acht laffen.

Eine Reihe von kritifchen Unterfuchungen hat Babut
in die Anhänge verwiefen: z. B. tritt er hier ein für die
Echtheit des Schreibens des Zofimus Revelatum nobis
er behandelt POrganisation ecclesiastique de la region
provencale en 450—460; originc des provinces ecclesiasti-
ques d'Aix et d'Embrun, und anderes.

Babut ftellt eine Arbeit über Martin von Tours und
die gallifche Kirche am Ende des 4. Jahrhunderts in
Ausficht; ich glaube, daß wir viel davon erwarten dürfen.
Befonders anzuerkennen ift feine Vertrautheit mit der
deutfehen Literatur.

Halle a. S. G. Ficker.

Lübeck, Dr. Konr., Adoniskult und Christentum auf Malta.

Eine Beleuchtung moderner Gefchichtsbaumeifterei.
Fulda, Fuldaer Aktiendruckerei 1904. (138 S.) gr. 8°

M. 2 —

Ein arabifcher Schriftfteller berichtet über ein Feft,
welches um 1591 auf der Infel Malta gefeiert wurde,
Folgendes: Die Bewohner von Malta haben ein großes,
goldenes, mit Edelfteinen befetztes Götzenbild, welches
fie hoch verehren, und zu deffen Dienft Mönche und
Priefter angeftellt find. Einmal in jedem Jahre nimmt
nun einer von diefen das Götzenbild und wirft es in
einen Garten unter blühende Bohnen. Dann fagt er den
Fürften und Hauptleuten fowie dem übrigen Volke:
,Euer Herr zürnt Euch und ift von Euch gegangen'. Dar-

**