Recherche – Detailansicht

Ausgabe:

1905

Spalte:

325-326

Titel/Untertitel:

Über des Didymus von Alexandrien in epistolas canonicas enarratio 1905

Rezensent:

Klostermann, Erich

Ansicht Scan:

Seite 1

Download Scan:

PDF

325

326

Beziehung auf die Gefetzesfrage zu geben (S. 254f.). Und keit diefer im wefentlichen fchon der Vorlage des
zwar unterfcheidet er im paulinifchen Gedankenkreis den Monacensis zuzufchreibenden Noten mit den Bemerkungen,
Begriff des vöjioc als gefetzliches Schema, religiöfes Ver- i die am Rande des Archetypus der Philokaliehandfchriften
hältnis, Inftitut vom vo/ioc; als göttliche Forderung; geftanden haben. Er möchte daher die Noten der Mün-
diefcs fei die Auffaffung im Römerbrief, jenes im Galater- chener Handfchrift ,derfelben Zeit und vielleicht dem-
brief,fo dal.1 als weitere Konfequcnz fich zwifchen dem Sinn felben Verfaffer' zufchreiben, wie die jenes ins 7. Jahr-
der beiden Parallelen Rom. 13S-10 und Gal. 5 u eine j hundert zu fetzenden Archetypus. Bei diefer Gelegenheit
weite Kluft auftut (S. 174 192 f. 195 204f.). Da nun ; gibt er auch ein bisher unbekanntes Fragment aus dem
Gal. 3 23-25 jenes als Gefetz erfcheinende religiöfe Ver- ; 1. Buche von Origenes' Genefiskommentar heraus (S. 15;
haltnis durch ein anders abgelöft und erfetzt wird, das j nach cod. Ven. 47), das der Beachtung zu empfehlen ift.
.Glaube' heißt, bemüht ficrUder Verf., auch diefen Be- | Es folgt Kapitel 2: .Berichtigungen und Ergänzungen zu
griff für Stellen wie 3, 2. 7—9 und fogar 2, 18. 5, 8 im ' E. Preufchens Ausgabe des Johanneskommentars' (S. 16—
Sinne eines objektiv gedachten Verhältniffes zwifchen Gott 39). Hier hat K. mit forgfältigfter Genauigkeit neben
und Menfch zu faffen, daran der fubjektive Glaube nur ; Druckfehlern und derartigen Irrtümern P.s befonders alle
die eine Seite darftelle (S. 17t 37h 43. 54—58. 72. 80. die Stellen aufgeführt, an denen P.s Angaben über den

851". 107_114. 117. i2if. 139b 160. 185. 188. 195). Als Monacensis unrichtig oder unvollftändig waren. Schlimmer

eine weitere Eigentümlichkeit feiner Auffaffung pauli- find freilich P.s Kollationsfehler in den Katenenfragmenten
nifcher Gedankenreihen erfcheint ein wefentlich einheit- , (S. 72—74) und ähnlichen Stücken (vgl. S. 17). Aber
licher Begriff von ödo§, in welchem nur die Verfchieden- , auch im Monacensis hat er trotz zweimaliger Revifion
heit der Gefichtspunkte und Stimmungen den Schein der ! feiner erften Vergleichung noch nicht überall richtig ge-
Gegenfätzlichkeit bringen foll (S. 2i8f.); auch die dua- [ lefen. Und fo erweift K. mit feinen Korrekturen dem
liftifch lautenden Stellen I Kor. 3 3.4, Gal. 5 17 find nicht ; Benutzer von Origenes IV einen nicht unerheblichen
vom Hellenismus, fondern vom Judentum aus zu ver- Dienft. An mehr als einer Stelle freilich können feine
flehen (S. 222 f.). Die Formel kv Xqiöxo} foll in den Nachträge aus der Handfchrift auch etwas gar zu peinmeiden
Fällen zu verftehenfein = im Chriftentum (S. 122b). lieh erfcheinen. Es gibt doch ftets eine Anzahl von
Bei der Sendung des Geides 44.11 foll Paulus an das j Dingen in den Manufkripten, die weder für den Apparat,
Pfingdereignis denken (S. 119. 168). Aber nur dies könnte ; noch für die Vorrede belangreich genug find; die der
etwa an dogmatifch bedingtes Urteil erinnern. In Wirk- j Herausgeber zwar für fich bucht, aber mit vollem Recht
lichkeit zeigt fich der Verf. durchaus unbefangen. Paulus I von der Veröffentlichung ausfchließt. Sollte P. nicht auch
denkt nicht allein zuweilen unklar (S. 192b 202), fondern j von diefem Rechte Gebrauch gemacht haben? Kapitel 3
manches id für ihn auch ,nicht fo felbdverdändlich, wie : (S. 39—71) bringt als .Vorfchläge zur Textverbefferung
wir Lutheraner anzunehmen geneigt find' (S. 61). In- j des Johanneskommentars' die eingehende Befprechung
fonderheit id die Anfchauung, die er mit öixcuovöircu ver- einer großen Anzahl von Stellen, an denen K. teils durch
bindet, nicht rein juridifch zu verdehen (S. 69b 74b). Änderung des Textes den urfprünglichen Sinn herftellt,
Das nicht eben leicht zu lefende Buch darf, wo es 1 teils den überlieferten Text, wie er ift oder mit veränder-
fich um das Verdändnis des Briefes handelt, nicht un- ! ter Interpunktion, zu halten fucht. Das meide davon id
berückfichtigt bleiben. Der Verf. hat fich in der zu Ge- , beachtenswert, und manches völlig überzeugend,
böte flehenden Literatur deißig umgefehen. Infonder- j Harnacks Analecta zur älteden Gefchichte des
heit fetzt er fich mit Meyer-Sieffert, Steck, Wernle, Chridentums in Rom betreffen 1) den Valentinfchüler
Lipfius, Kabifch, Hofmann, Gloel, Dalmer und Cremer | Ptolemäus, auf den H. beziehen möchte, was Judin in
auseinander, kennt auch Dalman, wiewohl er den Namen ; der fogenannten 2. Apologie über einen als Märtyrer
dändig falfch fchreibt. Entgangen find ihm u. a. die gedorbenen Lehrer Ptolemäus in Rom berichtet, 2 und 3)
neueden Verhandlungen Halmeis und Conrats über das zwei Stücke aus den Acta Pauli, die zeigen, wie fchon ihr
4 1 vorausgefetzte Erbrecht (S. 145). Verfaffer die römifche Gemeinde als die Hauptgemeinde

Straßburg i. E. H. Holtzmann.

Koetschau, Paul. Beiträge zur Textkritik von Origenes' Joder
Chridenheit anfieht, und daß er von der von ihm
gefchilderten neronifchen Verfolgung keinerlei wirkliche
Kenntnis mehr gehabt hat, 4) die fchon Chronologie II,

,.•««.., i~-n --■ -............- —- | 438 erwähnte apokalyptifche Stelle Commodians^ "die!

hannescommentar. (Vi, 70 nach H auf Grund von Überlieferung, die neronifche

Harnack Adolf, Analecta zur ältesten Geschichte des Christen- Verfolgung von den Juden angeftiftet und vom Senat

tums in Rom. (9 S.) betriJ™fei" lä"t. . „ w. : . ,

„L _ ..____j-i— ,„ Meine Zweifel an der Echtheit der In cpistolas

Klostermann. Erich, Über des Didymus von Alexandrien In canomcas enarratl0 des Didymus von Alexandrien gründen

epistolas canonicas enarratio. (8 S.) fich auf die griechifche Katene zu den katholifchen Briefen.

(= Texte und Unterfuchungen zur Gefchichte der KJd Erich Kloftermann

altchridlichen Literatur. Herausgegeben von O. von |--'

Gebhardt und A. Harnack. Neue Folge — Dreizehnter Rei| Johannes, Die frühchristlichen Darstellungen der Kreu-

Band, 2. Heft.) Leipzig, J. C. Hinrichs'fche Buchhand- zigung Christj (studien über chriftliche Denkmaler,

lung 1905. gr. 8° M. 3— Herausgegeben von Johannes Ficker. Neue Folge

Koetfchau hat feiner Zeit an diefer Stelle (ThLZ. der archäologifchen Studien zum chriftlichen Alter-

1904 Nr. 24) Preufchens Ausgabe von Origenes' Jo-| tum und Mittelalter. Zweites Heft.) Leipzio- Dietc-

hanneskommentar befprochen. Er hat dabei nicht nur . , ' V *»

behauptet, wie ich fchon vorher (GGA 1904 Nr. 4), daß j r,cn <1X- I27 S>. mit 6 Tafeln.) gr. 8». M. 4-

die Emendation noch erheblich weiter gefördert werden j Dem erften Hefte der .Studien über chriftliche

kann. Sondern er hat auch die Zuverläffigkeit von P.s j Denkmäler' (vgl. oben 1904 Nr 2 und meine Anzeige in

Angaben über die handfehriftliche Überlieferung beftreiten der Deutfchen Literaturztg. 1902 Nr 48), die J. Fickers

zu müffen erklärt. Die vorliegende Schrift liefert für Anregung und Leitung entflammen, fchließt fich hiermit

beides die ausführlichen Belege. Zunächft (S. 4—15) find j das zweite an, welches die Entflehung des Kreuzigungs-

es die Randnoten in der Handfchrift des Johannes- bildes fyftematifch aufzuhellen unternimmt. Bekanntlich

kommentars (Monacensis gr. 191), die K. genauer heraus- , haben wir außer dem palatinifchen Spottkruzifix (wor-

gibt als P. (Origenes IV, XIV—XVII). In den begleiten- über neuerdings noch zu vergl. H. Reich, Der König

den Unterfuchungen weift K. hin auf die große Ähnlich- ' mit der Dornenkrone, Leipzig Teubner 1905) aus den