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Ausgabe:

1905 Nr. 6

Spalte:

188

Autor/Hrsg.:

Francke, Rudolf

Titel/Untertitel:

Die christliche Liebestätigkeit in Kurhessen 1905

Rezensent:

Achelis, Ernst Christian

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Seite 1

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187 Theologifche Literaturzeitung 1905 Nr. 6. 188

Entwürfe, Angabe der Gefangsliteratur, genaue ßezeich- Francke. Vereinsgeiftl. Ffr. Rudolf, Die christliche Liebes-

nung aller zum Vortrag gelangenden Lieder oder Stücke Tätigkeit in Kurhessen. Kaffel, F. Lometfch 1904. (488 S.)

(fogar J. S. Bachs Magnifikat ift vorgefehen) können auch gr go M 6_

dem bisher Unbeteiligten Mut machen, es mit diefer °

Gottesdienftform einmal zu wagen. Mehr als Vorfchläge I Mit großer Freude und warmem Dank bringe ich dies

find ja auch hier nicht gegeben; fie im einzelnen zu be- Werk zur Anzeige. Es ift ein Nachfchlagebuch, das weit

urteilen bin ich außerftande. Von den hier verwendeten über die Grenzen des Heffenlandes hinaus kein Pfarrer

Sprüchen und Gebeten gilt das oben Gefagte. Es wird und kein für der Gegenftand intereffierter Chrift wird

wohl keinen das Gemeindebewußtfein erregenden Fall entbehren mögen. Der Titel ift allerdings wohl zu weit;

geben, für den hier nicht liturgifche Vorforge getroffen : chriftliche Liebestätigkeit gibt es hoffentlich, ja gewiß, in

und geeignetes Material geboten wäre,

Auch im 2. Bande ift zunächft bei der Taufe und
Konfirmation (1—55) das redliche Beftreben erfichtreichem
Maße auch außer der organifierten Liebestätigkeit
, die der Verfaffer felbftverftändlich allein im Auge hat.
Der Lefer ift erfreut über die große Fülle von Anftalten

lieh, verfchiedenen Gewöhnungen und Anfchauungen ge- 1 und Vereinen, die in Kurheffen zur Abhilfe der Leibesrecht
zu werden. Für jene werden 3, für diefe 2 Formulare
dargeboten. Die Taufeinfetzung durch Chriftus ift ftark,
m. E. zu ftark betont, die Taufverpflichtung wird nirgends
vergeffen. Das Apoftolikum, fogar bei der Nottaufe für
unerläßlich erachtet, fpielt doch, weil (wenigftens fakultativ)

und Seelennot und zu ihrer Verhütung in fegenbringender
Tätigkeit find; er bewundert den unermüdlichen
bienenartigen Fleiß, in dem der Verf. den Urfprüngen
und der Entfaltung der einzelnen Vereinigungen nachgegangen
ift, und findet fleh auf Schritt und Tritt durch

durch eine wohl von Baden entlehnte Kompromißformel die Mitteilung der Satzungen, der Hilfsbedingungen, der
eingeleitet, eine Zwitterrolle bei beiden Akten, die nur im j Hilfsquellen jener Vereinigungen und Anftalten belehrt.
2. Konf.-Formular im Sinne eines perfönlichen Bekennt- | Der Bilderfchmuck, mit dem das Werk reich verziert ift,

niffes klar aufgegeben wird. Gut ift aber auf alle Fälle
die bei der Konf. auftretende Frage nach dem Bekennt-

dient der Veranfchaulichung der Anftalten und hilft an
feinem Teile dazu, das Bewußtfein rege zu halten, daß

nis „zu der Gemeinfchaft am Evangelium, wie ihr es man es mit der fehr konkreten Gegenwart und ihren Beempfangen
und verftanden habt'. Das ift deutlich und dürfniffen, daher mit der Pflicht zur Mitarbeit zu tun hat.
weitherzig. Im Übrigen ift zu rühmen die Abwefenheit ! Die Anordnung des vielgeftaltigen Stoffes ift von fach-
alles ungefund-Übertriebenen, Sentimentalen und Künft- | lichem Gefichtspunkt aus getroffen; der vielleicht empfun-
lichen in Anordnung und Sprache (nur ganz wenige 1 dene, aber unvermeidliche Mißftand, daß von derfelben
fprachl. Archaismen S. 19) und die Hervorkehrung des 1 Stadt oder demfelben Ort an vielen weit auseinander lie-
fittlich-Pädagogifchen und zugleich des gemeindlichen genden Stellen die Rede ift (z. B. von Marburg an nicht
Moments, z. B. in der Ankündigung des den Unterricht ! weniger als 51 Stellen), wird durch ein fehr forgfältig
eröffnenden Konfirmanden-Gottesdienftes. Daß die ex- hergeftelltes ,Alphabetifches Orts- und Sachregifter' auf-
hibitive Einfegnungsformel bei der Konf. wenigftens gewogen.

fakultativ beibehalten wurde, beruht auf hefflfeh-territo- j Nach einem Verzeichnis der benutzten Quellen und
rialer Überlieferung. Von der Trauung fei nur hervor- I der Literatur, fowie einigen topographischen Mitteilungen
gehoben, daß neben ,ich beftätige' auch die Formel (S. II—13) gibt der erfte Teil eine Uberficht über die
,ich fegne' geftattet wird. Beim Begräbnis (70—116) ( Gefchichte der chriftlichen_ Liebestätigkeit in Kurheffen
werden alle möglichen Fälle (vor, in dem Haufe, am

Grabe, in der Kirche) berückfichtigt, auch Feuer-
beftattung fowie der Selbftmord, und für alles eine reiche
Fülle mannigfaltiger Formeln geboten, die im allgemeinen
nur zu billigen find. Außer der Ordination und der
Einführung von Pfarrern und Kirchenvorftehern find
fehr richtigerweife auch folche von Gemeindefchweftern
und Berufsarbeitern der inneren Miffion mit Formularen
bedacht; bei ihnen wird die Unterordnung unter das

(S. 15—55). Der zweite Teil behandelt die Innere Miffion
und verwandte Beftrebungen (S. 56—435), und zwar
im erften Abfchnitt (S. 56—120) die Arbeitskräfte der
Innern Miffion (die Vereine, die Berufsarbeiter, die Einrichtungen
und Veranftaltungen zur Weckung lebendiger
Teilnahme an der Arbeit der I. M.), im zweiten Abfchnitt
(S. 121—435) die Arbeitsgebiete der I. M. (Fürforge für
die Kinder, für die heranwachfende Jugend, für die wandernde
und heimatfremde Bevölkerung, Hebung chrift-

Pfarramt ausdrücklich hervorgehoben. Die Formulare 1 liehen und kirchlichen Sinnes in der Gemeinde, Kranken-,
für Konvertitenaufnahme, Grundfteinlegung und I Siechen- und Armenpflege, Bekämpfung befonderer Not

Einweihungen find einfach und doch würdig gehalten
Alles in allem genommen, kann man der heffifchen
Landeskirche zu diefem Kirchenbuch gratulieren. Es
wird fich einbürgern, ohne Zwang und ohne Streit, weil
es für alle denkbaren Lagen bietet, was die verfchiedenen
kirchlichen Anfchauungen befriedigen, den Pfarrern dienen

flände |z. B. Trunkfucht, Unzucht, Wohnungsnot, Arbeit-
und Obdachlofigkeit, Wucher], Chriftliches Schriftenwefen).
Der dritte Teil (S. 436—452) befpricht die Fürforge für
zerftreute Kirchenglieder (Guftav-Adolf-Verein undGottes-
kaften, Kurheffifcher Sendverein und Melfunger Miffions-
haus, Evangelifcher Bund und Ausbreitung des Evange-

und die Gemeinde erbauen kann durch die Güte feines Hums), der vierte und letzte Teil (S- 453—481) die

Inhalts und die einfach würdige Schönheit feiner Form. Außere Miffion (der Evang. Miffionsverein in Kurheffen,

Von der kleinen Handausgabe zum 2. Bde. ift d,e heutigen Miffionsvereine, die Judenmiffion).

nur zu erwähnen, daß fie neben den für Amtshandlungen Die Uberficht kann ja nur auf den auch an gefchicht-

außerhalb des Gotteshaufes notwendigen Formularen liehen Mitteilungen reichen Inhalt hinweifen, nicht ihn vor

noch (S. 112—156) ,zur feelforgerlichen Bedienung der Augen ftellen. Möge der Verf. für feine mühfame und
Kranken' Winke und Ratfchläge, die aus gefunder feelf. ] mufterhafte Arbeit durch weite Verbreitung feines Werkes

und vor allem durch Steigerung der Liebestätigkeit nach
innen und außen belohnt werden.

Marburg. E. Chr. A che Iis.

Weisheit gefchöpft, und Materialien an Sprüchen, Gebeten
und Liedern bietet, die forgfältig gewählt und
wohl geordnet find, eine, namentlich für jüngere Geiftliche,
höchft wertvolle Gabe. Und hier wird denn auch, im
Vorwort, der Name deffen genannt, dem hauptfächlich
die ganze, große und fchöne Arbeit zu danken ift: Ein neuer Irenaeus-Text.

D. Köftlin. Er darf fich feines Werkes von Herzen Lic. Dr. Erwand Ter-Minassiantz fchreibt mir unter

freuen. dem 10. Februar d. J., daß Lic. Dr. Karapet, der gegen-

Heidelberg. H. Baffermann.

wärtig den verbannten Erzbifchof von Eriwan vertritt,
in einer armenifchen Handfchrift der Kirche in Eriwan
eine altarmenifche Überfetzung der bisher verloren ge-