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Ausgabe:

1904 Nr. 6

Spalte:

168-169

Titel/Untertitel:

Grafe, Die Stellung und Bedeutung des Jakobusbriefes in der Entwicklung des Urchristentums 1904

Rezensent:

Schürer, Emil

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Theologifche Literaturzeitung. 1904. Nr. 6.

168

Sidonians, (reigning) in Sidon by the sea,yShamim Barnim,
the land of Reshafim, Sidon of Mashai, SBN, and Sidon on
the piain — the whole (?) of this temple built to his god,
Eshmnn, prince of Qadesh1. Et faßt alfo wie Clermont-
Ganneau die viel erörterte Wortgruppe als eine Reihe von
Ortsnamen auf. Auch in Torreys Notes wird die Infchrift
wieder eingehend behandelt, doch hältT. im Wefentlichen
an der in feiner erften Arbeit gegebenen Erklärung (f. hier
1903, Sp. 65) feft: ,. . . . reigning in Sidon on-the-Sea,
*High Heavens, and the Reseph Land, belonging to Sidon:
who built and solidly walled (?"i©3"33i3) this house: he built
it for his god, Elmun, the Holy Lord'. Ich habe gegen
T.'s Deutung Folgendes einzuwenden: 1) Bei der Auffaffung
von b©© als Appofition zu mr3©3PB erwartet man es vor
B^ p£B, auch mit dem Artikel. 2) pelonging to Sidon'
hieße psb ©35; wahrfcheinlich würde fogar B313tb OS da-
ftehen, vgl. B3l32b B33Db Efchm. Z. 20. 3) -|© PSI mit
feiner Überfetzung ift mehr als fragwürdig. 4) Die Wiederholung
vonp am Ende ift überflüffig. Stände diefes
p parallel dem erften, fo hätte es ein Suffix bei fich.
Torrey fucht wieder die Deutung von B©"1 B©© durch
BT335©©© in Efchm. 16 f. zu ftützen. Aber wie ich bereits
Ephem. II, p. 52 hervorgehoben habe, ift die Auffaffung
von B"P35©©© als dem Namen eines Ortes außerhalb von
fii VIS paa ausgefchloffen. Die in den Sätzen ^JStD bis
baa BT» mtTB£ aufgezählten fakralen Werke find zweimal
durch 3,113353 in drei Gruppen geteilt, und diefe Gruppen
werden doch wohl Zufammengehöriges umfaffen. In dem

Satze ©n©© "ina bb-p p ©ip -1© 3©©35b na p=t ©35 3,113333

BT333©©© ift auch die Verbindung der beiden Teile eine
fo enge, daß es mir ganz unannehmbar fcheint, daß in
B1133©©© ©B©© von dem Baue eines andern Tempels,
bezw. der Errichtung einer Statue in einem Orte außerhalb
des im Vorderfatze genannten die Rede fei. Dasfelbe
gilt nun auch von dem Nachfatze der erften Periode, der
dem der zweiten genau parallel fteht. Beachtet man nun,
daß die Wendung Dnttniae__a»''1 in Bezug auf verfchie-
dene Götter, verfchiedene Kultftätten und verfchiedene
Tempel gebraucht wird, fo fcheint fie mir einen Akt anzugeben
, den die Sidonier bei Tempelweihungen als folchen
übten. Möglich daher, daß die alte Auffaffung von B"3~33©©©
als BIISÜ S© das Richtige getroffen hat, oder aber es
bezeichnet, wie ich Ephem. II, p. 52 bemerkt habe, das
Allerheiligfte im Tempel, in dem das döcoXov des Gottes
feine Aufftellung fand.

In den Ruinen des Esmuntempels wurden weitere
Ausgrabungen veranftaltet und mehrere neue Exemplare
der Bauinfchrift zu Tage gefördert. Auch in ihnen wird
der Vater des Bod'astart nicht genannt. Um fo mehr
überrafchte es, als dort ein Stein gefunden wurde, der
folgendes Bruchftück enthielt (vgl. Berger in den Comptcs
rendus de l'Acad. des inscr. 1903, p. I54ff., l66f.):
nb© pa jr©piik p3n

3313t "jb© -)T2*3©©35 p© p p

©ip -i© jaostb [i]b»b p T ran

Diefer Text wird auch von Torrey behandelt (p. 218 ff.).
Er glaubt auf einer Photographie am Anfange der erften
Zeile 31 zu fehen und hält das folgende 3 für ein Erratum
ftatt ©. Er teilt auch zwei kleine Bruchftücke mit, die
rechts an Z. 2 noch ©31 und an Z. 3 r© anfügen. Danach
ergänzt er den Text mit Anlehnung an feine Auffaffung
der andern Infchrift:

sb© Tb© pp-js p nii[t Tb© mncipa p©

B313t p© "IT3©©©33 Tb© p p B313t [lb© B

©ip -1© 3©©33b Mbstb p t ran r©[33 p ©3t

Es liegt allerdings äußerlich am nächften, 2b© ab© in Z. 1
zu BDb© Tb© zu ergänzen, und das tun denn auch Schröder
(in einem Briefe an Berger), Berger und Torrey. Aber
um fo auffälliger wäre es dann, daß Bod'astart in den
andern Texten den Namen feines Vaters verfchweigt.
Stände die Lefung feft, fo ließe fich eine Noterklärung
finden. Diefer ppia hat fich vielleicht in Anbetracht
der dominierenden Stellung Sidons, das fich außerdem als

Mutter mehrerer anderer Städte anfah, den Titel eines
Königs der Könige beigelegt, er mag dann von dem wirklichen
Bab© J133 leine Züchtigung erhalten haben, und fein
Sohn hielt es dann für unvereinbar mit feiner Loyalität
gegen den Suzerän, diefen Vater in feiner Genealogie zu
nennen. Aber die von den Herausgebern des Textes gebotene
Lefung fteht nichts weniger als feft. Clermont-
Ganneau hat bereits darauf hingewiefen (Recueil V,
p. 366b), daß man auch p© Tb©3rT> pH p abtrennen
könnte mit Hinweifung auf pis n©3t in Larn. Lap. 2
(Nordfem. Ep., p. 422, 2). Sprachlich läßt fich auch nichts
hiergegen einwenden, vgl. die laxe Konftruktion B31B Bl
bP3 Bb33 in CIS I, 119 (Nordfem. Epigr., p. 425, 3). Aber
diefer Tb©3t© war doch wohl kein König von Sidon, daher
wäre es auffällig, daß Bod'astart hier feine legitime Ab-
ftammung befonders hervorhebt. Dasfelbe ließe fich
einwenden, wenn man mit Rückficht auf ]nir3©J>13 lb)2

BP32 Tb© und B313t Tb© Trj>3©©35 T^© in____T^5© T^3fP

einen fidonifchen Prinzen (etwa ©iä p©) fehen wollte.
Anderfeits habe ich [BPS t-f|?b© TV© PP"!s P in Betracht
gezogen. Daraus, daß" der König im Haupttexte
feinen Vater nicht nennt, wurde ja der Schluß gezogen,
daß feine Mutter zwar eine fidonifche Prinzeffin, fein
Vater aber nicht königlichen Geblüts war. Diefer JtiplS
hätte dann während der Minderjährigkeit feines Sohnes
die Regentfchaft geführt. Aber alle diefe Lefungen und
Ergänzungen gehen davon aus, daß p in Z. i == p. ift.
Es war mir bis jetzt nicht möglich, nuf einer zuverläffigen
Reproduktion zu unterfuchen, ob nach dem Bruche T
oder 31 fteht; das Zeichen dahinter ift aber ficher ein 3.
Ein zwingender Grund, darin mit Torrey ein Verfehen
für © zu fehen, liegt vor der Hand nicht vor, und es ift
zunächft am wirklich Daftehenden feftzuhalten. Da nun,
bei der Orthographie des Phönizifchen, diefes 3 fchwer-
lich den Ausgang eines Wortes bildet, fo hat man es zu
p zu ziehen; das fcheint mir aber die Lefung p auszu-
fchließen und p zu erfordern. Dann wäre hier von
Bauten die Rede^ die vor t3!t3©3pa von andern Fürften
geftiftet worden waren. Daß in der alten Mutterftadt Sidon
der Dynaft eines andern phönizifchen oder punifchen
Gemeinwefens die Mittel zum Bau eines Tempels oder
einer Kapelle hergegeben haben follte, ift nichts weniger
als auffallend; ähnliche Fälle laffen fich zu Dutzenden
anführen. Das zweite Tb© könnte dann etwa zu t3Db©
ergänzt werden, das nicht gerade Malaga zu fein brauchte,
vgl. MaXaxäd-, MoXoxätr bei Schröder, p. 171 (Ptolem.
Geogr. ed. Didot II, p. 590, 749). Steht nun am Anfange
31 da, fo wäre es zu p2B zu ergänzen: NN baute den
Tempel . . . dem Gotte ... in Sidon; fteht t3 da, dann
etwa t3["3J3©3>b]. Darauf war wohl von den Bauten die
Rede, die mn©3PB felber aufgeführt hat, und zum Schluß:
©lp 1© p©sb ''bsb p T fipn ni« Ö,a3. Aber, der andere
Text ift ganz erhalten, die Lefung fteht durchaus feft, und
doch ift allen Bemühungen zum Trotze bis jetzt keine ein-
wandsfreie Erklärung gefunden. Wer will nach diefem
Fetzen fagen, daß das Ganze fo, und nicht anders geheißen
hat?

Kiel. M. Lidzbarski.

Gräfe, Prof. Dr., Die Stellung und Bedeutung das Jakobusbriefes
in der Entwicklung des Urchristentums. Tübingen
1904, J. C. B. Mohr. (III, 51 S. gr. 8.) M. 1.20

Ref. kann diefer trefflichen Studie über den Jakobusbrief
nicht nur in der Gefamt-Auffaffung, fondern auch
in faft allen Einzelheiten zuftimmen. Verf. fchildert zunächft
die vorausgefetzte Lage der chriftlichen Gemeinden.
Die Schwierigkeit, die darin liegt, daß die Reichen 2, 6f.
als Nicht-Chriften erfcheinen, fonft aber als Chriften, wird
S. 4 durch die Formel gelöft, daß Jakobus mehr die
foziale Kategorie als das religiöfe Bekenntnis im Auge
habe. Ich würde beftimmter fagen, daß der Brieffchreiber