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Ausgabe:

1904

Spalte:

111-113

Autor/Hrsg.:

Diettrich, Gustav

Titel/Untertitel:

Die nestorianische Taufliturgie 1904

Rezensent:

Ryssel, Viktor

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Theologifche Literaturzeitung. 1904. Nr. 4.

112

Z. 11 v. u. bis p. 38, Z. 5 v. u. = Tifch. g 3 bis § 36 a;
p. 54, Z. 9 bis p. 58, Z. 13 v. u. = Tifch. § 37 bis § 45;
dabei find folgende Paragraphen des griechifchen Textes
im Syrifchen erweitert worden: 4, 6, IO, 12, 27, 28, 29, 34,
42b (d. h. p. 57, Z. 7 ff. — p. 58, Z. 2), wogegen § 16—26
faft ohne Zufätze find (nur exkl. § 23); — 2) fyrifcher Text
Studio. Sinailica p. 19, Z. 5 v. u. = Wright p. 19, Z. 7 ff. bis
St- Sin. p. 20, Z. 12 = Wr. p. 19, Z. 10 v. u.; St. Sin. p. 22
Z. 19 = Wr. p. 20 Z. 9 bis St. Sin. p. 23, Z. 5 = Wr.
p. 20, Z. 3 v. u.; fodann das große zufammenhängende
Stück Stud. Sin. p. 24, 1. Z. = Wr. p. 21, Z. 6 bis St. Sin.
p. 59, Z. 11 = Wr. p. 40, Z. 18, wobei fich aber in dem
Texte Wrights zwei Lücken finden: die erfte auf S. 24 =
Stud. Sin. p. 30, Z. 11 v. u. bis p. 40, vorl. Z., die zweite
auf S. 39 = Stud. Sin. p. 52, Z. 15 bis p. 58, Z. 10 v. u.
(doch ift von diefem Abfchnitte jedenfalls das dem griechifchen
Texte parallele Stück p. 54, Z. 9 bis p. 58, Z.
13 v. u. [f. oben] in Abzug zu bringen), während lieh
umgekehrt zweimal ein Plus im Texte Wrights findet:
Wr. p. 25 Z. 3 v. u. bis p. 26, Z. IO hinter Stud. Sin. p.
42, Z. 18 und Wr. p. 32, Z. 2 bis p. 33, Z. 20 hinter Stud.
Sin. p. 47, Z. 13 (wo alfo eventuell der Text der Studio
Sinaitica durch den Wrights zu komplettieren ift). Diefe
beiden Texte, deren Grenzen wir im Obigen in den Hauptzügen
fixiert haben, find nun fo ineinandergefchoben worden
, daß fie möglichft glatt in einander übergehen, wie
man an folchen Übergangsftellen fehen kann. So flammt
z. B. S. 30 der kleine Abfchnitt Z. 18—20, der in den
fyrifchen Text bei Wright eingefchoben ift, aus dem
griechifchen Texte § 16, wie fchon das auffällige . ™.o|
(= gr. Text: nXrjQo(poQtlv), das in den Stud. Sin. fehr
frei mit einfachem teil wiedergegeben ift, erkennen läßt.
Ferner find am Anfange des 2. Buches § 1 und 2 der
griechifchen Erzählung durch die fyrifche Rezenfion, die
hier mit der Kreuzesgefchichte verquickt ift, verdrängt
worden, weil beide fich nicht vereinigen ließen. Denn nach
dem griechifchen Texte kommen die Juden, die Maria zum
Grabe Jefu gehen fehen, zu den Hohenprieftern, um es
ihnen zu fagen, und diefe rufen die Wächter, die die
Frage, ob das wirklich fo fei, verneinen, weil Gott es
ihnen verwehrt hatte, die Maria bei ihrem Gange zu fehen,
wogegen die Wächter nach dem fyrifchen Texte fagen,
fie hätten es gefehen, und auf die Frage, warum fie es
erlaubt hätten, erwidern: ,So follen wir es alfo verbieten?!',
worauf fie den Auftrag erhalten, Maria mit Steinen zu
werfen, wenn fie kommt. In den den beiden fyr. Texten
gemeinfamen Stücken find außer der Kreuzesgefchichte
(vgl. noch S. 44ff.) auch die Abgarlegende (S. 21 f.) und
die ,Schatzhöhle' (S. 41) als Einfchlag verwendet worden;
doch gefchieht dies nur in einzelnen Zügen, die nicht
weiter verfolgt werden. Uberhaupt fteht diefe genuin
fyrifche Erzählung vom literarifchen Standpunkte aus
betrachtet fehr tief. Die Erfindungsgabe ift äußerft fchwach
und der Stil lahm und von großer Breite (vgl. z. B. S. 25
die Erklärung der Namen der drei Jungfrauen, die fich um
Maria bemühen); befonders charakteriftifch ift für fie ein
glühender Judenhaß (vgl. fpeziell S. 53 oben). Von Einzelheiten
fei nur noch erwähnt, daß, was nirgends bemerkt
ift, mit der Stadt ,Tiberias nicht weit von Rom'
iS. 28 und 31) natürlich Tibur, das heutige Tivoli, gemeint
ift. Zum Schluffe verweifen wir noch auf das neuefte
Werk über die Marienlegende: Olav Sinding, Mariä Tod
und Himmelfahrt, Chriftiania 1903.

Zürich. V. Ryffel.

Diettrich, Pfr. Lic. Dr. G., Die nestorianische Taufliturgie

insDeutfche überfetzt und unter Verwertung der neuften
handfehriftlichen Funde hiftorifch-kritifch erforfcht.
Gießen 1903, J. Ricker. (XXXI, 103 S. gr. 8.) M. 4.—

Der Verfaffer hat unfere Kenntnis der Bibelexegefe
bei den Syrern mit verfchiedenen wertvollen und dankenswerten
Beiträgen bereichert. Er veröffentlichte ,eine
jakobitifche Einleitung in den Pfalter in Verbindung mit
zwei Homilien aus dem großen Pfalmenkommentar des
Daniel von Salah' (1901) und eine ,Abhandlung über
Iso dädh's Stellung in der Auslegungsgefchichte des
Alten Teftaments an feinen Kommentaren zu Hofea,
Joel, Jona, Sacharja 9—14 und einigen angehängten
Pfalmen veranfehaulicht' (1902) und gab fchon früher ein
Schriftchen über ,die Mafforah der öftlichen und weft-
j liehen Syrer in ihren Angaben zum Propheten Jefaia
nach fünf Handfchriften des Britifchen Mufeum in Verbindung
mit zwei Traktaten über Accente' (1899) heraus.
Seine neuefte Schrift gehört der Gefchichte der Liturgie
j an und behandelt unter Verwertung der neueften handfehriftlichen
Funde die neftorianifche Taufliturgie, die
I als ein Werk des Patriarchen Isö'yähb III. das ältefte
j Kindertaufritual der Chriftenheit und faft um ein Jahr-
I taufend älter als die älteften Parallelerfcheinungen des
Abendlandes ift. Als das wichtigfte Refultat feiner Unter-
fuchungen bezeichnet der Verf. felber den Nachweis,
daß das Iso'yähb'fche Kindertaufritual eine Nachbildung
| der Abendmahlsliturgie der Apoftel Adhai und Mari ift,
da fich erft angefichts diefes Refultates zahlreiche höchft
j befremdende Erfcheinungen, wie die Idee der Transfub-
! ftantiation in der Konfekrationsordnung, die Darbringung
| der Elemente ftatt der Kinder im Offertorium, die Ver-
nachläffigung des Pateninftitutes, die Degradation des
I Glaubensbekenntniffes zu einer bloßen Einleitung ins
j Offertorium und vor allem das Fehlen der Verba testa-
menti Matt. 28, 18 ff., ihre volle Eiklärung finden. Das
durch Lso'yahb III. außer Geltung gefetzte alte neftorianifche
Katechumenenritual enthielt zum minderten 3.Kate-
chumenatsakte, nämlich den Exorzismus, die Abrenun-
ciation und das Glaubensbekenntnis; Isoyähb III. aber
hatte für alle diefe drei Katechumenatsakte deshalb
keinen Raum mehr, indem er überhaupt nur die actus
ad Christianum facienduin — d. i. die impositio iiianus
i und die signatio crucis ■— beibehielt, weil er fein Kindertaufritual
auf einer vollftändig neuen Bafis, nämlich auf
dem Pelagianismus feines harmatologifchen Standpunktes,
autbaute. Außerdem hat er durch die eben erwähnte
Einfpannung der Taufliturgie in das Schema der Abend-
1 mahlsliturgie der Opferidee und dem Monophylitismus
zum Einzüge in die Konfekretionsordnung der Taufliturgie
verholfen. Auf diefe in der ,Einleitung' gebotene
hiftorifch-kritifche Erforfchung folgt als erfter Teil der
Arbeit die Überfetzung, der der Text der Editio Urmiensis
zu Grunde liegt. Sehr dankenswert ift hier, daß die
Recitanda und die Agenda, überdies aber auch noch
fpäterc Zufätze und vorgenommene Umftellungen durch
verfchiedene Druckarten äußerlich kenntlich gemacht
worden find. Ein zweiter Teil, die textkritifche Unter-
fuchung, behandelt die Varianten des Textes.

Pur die deutfehe Überfetzung der eigentlichen Taufliturgie
war die englifche Überfetzung der Editio Urmiensis
(London 1893) ,eine höchft wertvolle Hilfe'. Bei der
Überfetzung der in der ,textkritifchen Unterfuchung' mitgeteilten
fyrifchen Texte hat fich freilich der Verf. leider
wieder mancherlei Blößen gegeben. Ref. hebt nur einiges
heraus: pvin^ S. 55 find nicht ,die übrigen (Gegen-
ftände'), fondern ,die Befen'; j^ie S. 77 war als Afel zu
überfetzen durch: ,indem er feine Hand über den ganzen
Leib gehen läßt'; .i S. 95 war nicht durch /herumblicken
', fondern durch ,fich fenken' wiederzugeben;
S. IOI war nicht - w, fondern avüo in den Text einzu-
fchalten und danach nicht: ,fo gieße er es (sc. das Öl) mit
(=unacum) dem Becken in das TaufbaffiV, fondern:
,aus dem Becken'. Geradezu tragikomifch ift aber die
Überfetzung des Wortes ,_j_i..ie S. 69 (wofür wohl ,_.3iLio
,zögern' zu lefen ift) durch ,mifchen'; denn Ref. kann fich
j dies kaum anders als fo erklären, daß der Verf. im Lexikon