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Ausgabe:

1904

Spalte:

98-99

Autor/Hrsg.:

Hardy, Edmund

Titel/Untertitel:

Buddha 1904

Rezensent:

Wurm, Paul

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Seite 1, Seite 2

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Theologische Literaturzeitung

Herausgegeben von D. Ad. Harnack, Prof. in Berlin, und D. E. Schürer, Prof. in Göttingen.

Jährlich 26 Nrn. Verlag: J. C. HinrichsTche Buchhandlung, Leipzig. Jährlich 18 Mark.

Nr. 4. 20. Februar 1904. 29. Jahrgang.

Stofch, Das Heidentum als religiöfes Problem

(Wurm).
Hardy, Buddha (Wurm).

Schreiber, Buddha und die Frauen (Wurm).
Kautzfeh, Die Aramaismen im AltenTeftament,

I. Tl. (Ryflel).
Bohn, Der Sabbat im A. T. und im altjüdifchen

Aberglauben (Beer).
Nagel, Der Zug des Sanherib gegen Jerufalem

(Jenfen).
Ley, Das Buch Hiob (Beer).

Schultze, Codex Waldeccensis (v. Dobfchütz).
Haußleiter, Zwei apoftolifche Zeugen für das

Johannes-Evangelium (Schürer).
Peabody, Jefus Chriftus und die foziale Frage

(Holtzmann).
Pfleiderer, Das Chriftusbild des urchriftlichen

Glaubens (Hollmann).
Lewis, Apocrypha Syriaca. The Protevangelium

Jacobi andTransitusMariaeTStudia SinaiticaXI]

(RylTel).

Diettrieb., Die neftorianifcheTaufliturgie(Ryffel).

Strzygowski, Kleinafien ein Neuland der
Kunftgefchichte (Bergner).

Beth, Die orientalifche Chriftenheit der Mittelmeerlander
(Ph. Meyer).

Doumergue, Jean Calvin, les hommes et les
choses de son temps, t. ii (Lobflein).

Kühler, Die Sakramente als Gnadenmittel (Lob-
ftein).

Zwingliana. Mitteilungen zur Gefchichte

Zwingiis und der Reformation (Koffert).
Erklärungen von Meinhold und Giefebrecht.

Stosch, P. Lic. theol. Georg, Das Heidentum als religiöses Wanderung und durch die Identifizierung des fittlichen

Problem in miffionswiffenfchaftlichen Umriffen. Güters
loh 1903, C. Bertelsmann. (IV, 155 S. gr. 8.)

M. 2.40; geb. M. 3.—

Der Inhalt diefer Schrift wäre wohl richtiger charak-
terifiert, wenn der Titel hiebe: ,Das Heidentum nach
biblifch-theologifcher und miffionswiffenfchaftlicher Auf-
faffung'. Der Verf. Hellt nämlich Miffionswiffenfchaft und
Religionswiffenfchaft (S. iff.) einander fo gegenüber, daß
erfleredas Chriftentum als die einzige Offenbarungsreligion
betrachte, letztere von philofophifchen Prinzipien ausgehe,
und fagt: .Gäbe es keinen Abfall in religiöfem und
ethifchem Sinn, und wäre nicht eben das Heidentum die
gefchichtliche Sphäre des Abfalls, fo wäre die Miffion
gegenftandslos und damit die Miffionswiffenfchaft ohne
Inhalt'. Er wird jedoch nicht beftreiten können, daß es
heutzutage auch Miffionsfreunde gibt, welche das Heidentum
nur als eine unvollkommenere Entwicklung anfehen
und doch die Notwendigkeit der Miffion erkennen, um
jene Völker einer befferen Religion zuzuführen. Andrer-
feits hat der Referent in feinem foeben erfchienenen
Handbuch der Religionsgefchichte den Verfuch gemacht,
auch die Religionswiffenfchaft auf biblifch-theologifche
Grundlage zu Hellen, und fchon vor ihm v. Orelli. Der
Gegenfatz ifi alfo nicht: Miffionswiffenfchaft oder Religionswiffenfchaft
, fondern: Anerkennung oder Ablehnung der
biblifchen Anfchauung von der EntHehung des Heidentums
. In der Tat begründet auch der Verf. feine Auf-
faffung vom Wefen und der EntHehung des Heidentums
(S. 7—108) nicht aus der Miffionswiffenfchaft, fondern aus
der biblifchen Theologie. So fehr der Referent hiemit
übereinHimmt, fo kann er doch an einzelnen Stellen mit
der feltfamen Exegefe des Verfaffers fich nicht befreunden
, wenn er z. B. den Nimrod. zu einem Jahvediener
macht (S. 73). Zum GehaltvollHen in dem Buch gehört
ohne Zweifel der Abfchnitt: ,Das religiöfe Gewiffen ein
Reflex der Uroffenbarung' (S. 93—105). Es wird hier
dargeflellt, wie nach den Beobachtungen der Miffionare
im Gewiffen das Dogma von der Einheit Gottes ein-
gefchrieben fei, wie die Vielgötterei als eine Abirrung
empfunden werde, wie die Gottesidee nicht erdacht
worden, fondern ein ausnahmslofer Befitz der ganzen
Menfchheit und aller einzelnen Individuen fei (S. 93),
wie aber die Einheit Gottes für das natürliche Gewiffen
etwas Dunkles, Schattenhaftes habe, und darum eine Offenbarung
Gottes nötig fei. Es wird ferner hervorgehoben,
wie dem Gewiffen Gott wefentlich eine Gerichtsmacht fei
(S. 99), wie die Stimme des Gewiffens abgefchwächt werde
durch die Mythologifierung in der Lehre von der Seelen-

Bewußtfeins mit dem Haatlichen Gefetz (S. igt). Neben
dem Gerichtsbewußtfein Heht aber im Gewiffen lindernd
und verföhnend nach Rom. 2, 4 das Bewußtfein der göttlichen
Geduld. ,Daß das Gewiffen eines Heiden fich der
Lehre Chriffi öffnet, wird nie allein durch die Furcht vor
dem Gericht veranlaßt, fondern durch ein mit der Furcht
leicht geeintes Vertrauen, das aus dem Bewußtfein der
geduldigen Güte Gottes feine Kraft nimmt. Ohne das
Spiegelbild der Uroffenbarung im Gewiffen der Völker
würde die Miffion völlig vergeblich arbeiten' (S. 105). —
Trefflich find auch die Winke, welche der Verf. im letzten
Abfchnitt den Miffionaren gibt, welche Punkte fie be-
fonders in ihrer Predigt hervorheben follen gegenüber
den betreffenden Religionen.

Calw. P. Wurm.

Hardy, Prof. Dr. Edmund, Buddha. (Sammlung Göfchen.)
Leipzig 1903, G. J. Göfchen. (131 S. 12.) Geb. M. —.80

Wie Hardy in feiner Indifchen Religionsgefchichte
(f. Theol. Lit.-Ztg. 1899, Sp. 97 h) viel Stoff auf kleinem
Raum in anfprechender Gruppierung verarbeitet hat, fo
auch in diefem Büchlein. Aber wie dort die Zeit zwifchen
den Veda-Liedern und dem Auftreten Buddhas die
fchwächfle Partie iff, fo bekommt man auch hier auf
S. 15—23 kein klares Bild von der Religion, welche Buddha
vorgefunden hat, weil der ältere Brahmanismus nicht als
eine weitere Entwicklungsperiode von der Religion der
Veda-Lieder gefchieden wird. Es hätte mit wenigen
Worten gefagt werden können, daß der Peffimismus und
die Lehre von der Seelenwanderung das große Problem
der damaligen indifchen Religion gewefen fei, aus welchem
Buddha die Erlöfung fuchte. Das wird aber nirgends
klargelegt. — Eine Darffellung von Buddhas gefchicht-
licher Erfcheinung iff immer eine fchwierige Sache, weil
man auch in den Päli-Schriften mehr oder weniger als
ungefchichtlich abziehen muß. Macht man den Buddha
zu einem bloßen Moralprediger, wie es in manchen
modernen Darffeilungen gefchieht, fo iff nicht erklärt,
wie er der Stifter einer neuen Religion wurde. Wir
werden namentlich gegenüber von modernem Rationalismus
und Atheismus hervorheben müffen, daß Buddha die
Realität der unnchtbaren Welt, welche uns allenthalben
umgibt, mit ihren guten und böfen Geiftern, niemals geleugnet
hat, daß er vielmehr bei feiner Erleuchtung, nicht
nur nach den Auslagen feiner Anhänger, fondern nach
feinen eigenen, die tiefffen Blicke in diefelbe getan und
eben dadurch den Weg zur Erlöfung gefunden zu haben
glaubte. Wenn er auch diefen unfichtbaren Wefen, mit

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