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Ausgabe:

1904

Spalte:

54

Autor/Hrsg.:

Hoppe, Heinrich

Titel/Untertitel:

Syntax und Stil des Tertullian 1904

Rezensent:

Harnack, Adolf

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Bild werken des 2— 4. Jahrhunderts wieder, deren gefchicht- I vollen Beitrag, den er dazu aus feinem Arbeitsgebiet
liehe Entwickelung der Verf. in einem fehr gehaltreichen j gegeben hat.

Abfchnitt fchildert, der als eine Skizze der Ge- j Berlin Ed. von der Goltz,

fchichte der altchriftlichen Kunft gelten darf. Auf Ein

zelnes einzugehen ift mir nicht möglich .^U^n^ Hoppe, Gymn.-Oberlehr. Dr. Heinrich, Syntax und Stil des
archaologifchem Gebiet den Verf. nicht kontroheren kann. nu^c, y »1

Nur fei bemerkt, daß für das Bild des guten Hirten fich I Tertullian. Leipzig 1903, B. G. Teubner. (VII, 228 S.

vielleicht der befte Text in den Acta Petri cum Simone c. 9.
(ed. Lipfius p. 58) findet, wo es heißt: te deprecamur domine
pastor ovium dissipatarum o/im, nunc autem per te coaduna-
buntur. sie et Marcel/um tamquam unam de oviculis ttäs
suseipias et non patiaris iam tn errore aut in ignorantiam
diutius baccari sedreeipias in numero ovium tuam. Was aber
die Hauptfache angeht, nämlich die Frage, ob wirklich,
vie der Verf. meint, die Gebete einen maßgebenden Ein-

gr. 8.) M. 8.-

Die Arbeit eines langen Fleißes liegt hier vor. Neun
Jahre hat der Verfaffer feiner Aufgabe gewidmet. Trefflich
ift die Frucht, die fie gekrönt hat. Eine gründliche
und eingehende Darlegung über die Syntax und den
Stil Tertullians befitzen wir nun und damit das wichtigfte
Hilfsmittel zum Verftändnis diefes fchwierigen Autors.

1 Wer, wie der Referent, dreiunddreißig Jahre lang im Ter-
fluß auf die Bildung des altchriftlichen Bilderzyklus geübt , immer wieder ^earbeitet hat T_Jdie erften* SchdUe

vabend°-mU' ,Chrr ?, /lnJgn ernfte Bedenken erheben. , jch untef der Ld* Paukers (Dorpat), der mich
Zunachft ,ft es auffallend daß gerade die pfeudoeypna- 1 . Privatlektionen in den Tertullian eingeführt hat -
n.fchen Gebete, die der Verf als die wichtigfte Parallele I daff f h ein Urteil darübef erlaub |b diefes Werkj
in den Vordergrund ftellt eben der Zeit erft angehören, brauchbar und dankenswert ift. Wo ich es bisher in
wo nach S. 93.die Entwicklung der Denkmaler bereits i ße f mir bekannte Schwierigkeiten bei Tertullian

ihr Ende erreicht hat. Haben diele Gebete auch ihre nach|efchlagcn habe, bin ich nicht ohne Antwort ge-
Vorgeschichte, fo erfche.nt doch für uns die Reihe erft h] A* ^ ftatte ich mir eine p bjetet §

in deutlicher hterarftcher Vollftandigke.t, nachdem wir fie ; Gebrauch 7£ bei Tertullian nichts bemerkenswertes?
bereits früher auf den Bildwerken gefunden haben Das N meiner Erinnerung _ doch befltze jch kdne Auf.
ließe a fo eher darauf fchließen daß dm Bildwerke Anlaß zeichnu _ finden fich bei ihm bereits Stell dje
zur Bildung der Gebe sformeln gegeben hatten Diefe , | ()> y/ , . Sinne deg A ik , f n

Hypothefe weift M. allerdings mit Recht zurück, da in zu & .ft' '

^-^r^ Das Werk zerfällt in zwei Teile; der erfte kürzere

inderjudifchenundden alteften ^r f bt" 9ljSrffrlf 2l umfaUt die Syntax- der zweite den Stil incl- der rheto-
zuweffen find Dagegen bleibt M fo wohl l«terarfch als rischen Mittel^Ana? hora, Alliteration, Rhythmifcher Satz-
auch archaologifch den Beweis fchuldig, daß eine be- f , , c . v ,, . „ ' D . , ,4, . j. . , „. ' "-r«1""
„. ~ .p ., . j r iv. d-u c 1 j 1 fchluß, Satzparallehsmus, Reime, Wortfpiel, Metapher

ftimmte Paradigmenreihe in derfelben Reihenfolge und n • u -rr r c cc t> vZ "*tlaF"cl»

, m r lT' • t>-u 11 1 • • • Gleichniffe). In zufammenfaffenden Beurtei uneen und

Auswahl fowohl in einem Bilderzyklus als in einem ein- .., , ,/. r , ^ , ... , ,T r s ,

, L : ,r , r, ■ ■ , genetifch-hteranfchen Erklärungen ift der Verfaffer karg

zelnen Gebet wiederkehrt. Vielmehr fcheinen in den fv. , .. . , , , &t?. . .. '

„.,, , r . ..0 n n_ __ . Hier konnte neben der knappen Einleitung und manchen

Bildwerken feltener eine größere Zahl von Paradigmen als « , . , u ruu au 1

r Y." .... 6 . au cu rvcjv Andeutungen noch mehr gefchehen Aber wer fich

zufammengehung bei einander zu flehen. Sehr oft findet . n .. ... . 9 , ™ ... b. , r ... , , T '

r u • di v u j • i rj-, , ttu r gründlich in den lertulhan einlefen will, wird fortan zu
fich an einem Platz auch nur das einzelne Bild. Ebenfo 3- r d u r 1 iun.au ^.li

uu • j c j -ru r _v u diefem Buche greifen.

haben wir, von den pfeudoeyprianifchen ürationen ab- ta- a 1 j-«/ tr r ui r .

gefehen, in der Literatur nirgends die gleiche Reihenfolge j , f aeAntadiefaV Oehler gefpendet wird,
und Vo lftändigkeit. Erft auf das Ganze gefehen, find es , *m*^^nders erfreut. Er bleibt trotz aller Schwachen
allerdings hier wie dort diefelben Typen, die imrner wie- ! Herausgeber ^ verdlentefte

derkehren. Beweift das die Ableitung aus den Gebets- g

formein? Es mag gern zugegeben werden, daß auch Berlin. A. Harnack.

diefe mit wirkfam gewefen find. Aber flehen bleiben -_

darf man dabei nicht. Denn diefelben Paradigmen waren Engelkemper, Dr.Wilhelm, Die religionsgeschichtliche Lehre
iTÄT^S ftHÄ^Ä^ Saadja Gaons über die Hl. Schrift. Aus dem Kitab al

Amänät wal J'tiqädät überfetzt und erklärt. (Beiträge
zur Gefchichte der Philofophie des Mittelalters. Texte

F. Kattenbufch hat ja zu Apoft. Konft. VII 39 und VIII 12
auf diefen Zufammenhang des katechetifchen und des
liturgifchen Stoffs hingewiefen und es ift mir — obwohl

ich das Beweismaterial eben nicht zur Hand habe — und Unterfuchungen. Herausgegeben von Clemens
auch zweifellos, daß in den Homilien diefelben Paradig- j Baeumker und Georg Freih. von Hertling IV. Band

4. Heft.) Münfter 1903, Afchendorff. (VIII, 74 S.
gr. 8.) M. 2.50

Die über alle Gebiete der jüdifchen Literatur fich

men wiederkehren. Auch heute ift es noch nicht anders
daß ein ziemlich befchränkter Kreis biblifcher Bilder das
religiöfe Leben in Unterricht, Kunft, Predigt und Lied
beherrfcht, und auf eine folche gemeinfame Paradigmen

tradition möchte ich fowohl die Bilder als auch die ; erftreckende Tätigkeit des Gaon Saadja 'ben Jofef al
Gebetsformeln zurückführen. M. hat freilich ganz Recht, Fajjumi (892—942) hat ihren Höhepunkt erreicht in
daß in beiden Fällen Beifpiele wunderbarer Errettung j feiner fyftematifchen Darftellung der jüdifchen Theologie,
aus der Not gegeben werden follen, und daß die fepul- die in dem Kitäb al Amänät wal J'tiqädät enthalten ift
krale Beziehung der Bilder erft die fpätere ift, aber die und für die jüdifche Religionsphilofophie des Mittel-
Bilder find nicht fpezififch beliebten Gebeten entlehnt, ! alters eine grundlegende Bedeutung gewonnen hat. Im
fondern der überall wiederkehrenden, zur Gewohnheit . arabifchen Urtext, den S. Landauer (Leiden 1880) vergewordenen
Paradigmenreihe. Es ift dann eine fe- i öffentlicht hat, und in zwei hebräifchen Überfetzungen
kundäre Frage, ob das eine Mal das oft gehörte beliebte erhalten, von denen die durch große Sorgfalt und Prä-
Gebet, das andere Mal der Unterricht, wieder ein anderes zifion ausgezeichnete des Jehuda ibn Tibbon wieder-
Mal ein Bild den unmittelbaren Anftoß zur Reproduktion ; holentlich gedruckt worden ift und weite Verbreitung
des oder der gewohnten Paradigmen gegeben hat. Will man erlangt hat, hat diefes aus einer Einleitung und zehn
aber den die Tradition von Generation zu Generation Abfchnitten beftehende Werk des Saadia bisher noch
vermittelnden Faktor nennen, fo wird es in älterer Zeit i keine den Anforderungen der Wiffenfchaft entfprechende
mehr der Unterricht als die Gebetsformel gewefen fein. Überfetzung in einer der europäifchen Sprachen gefunden.
Diefe Zufammenhänge bedürfen noch näherer Erforfchung. 1 Daß die von Julius Fürft veröffentlichte deutfehe uber-
Dem Herrn Verf. aber fei herzlich gedankt für den wert- I fetzung der Einleitung und der neun erften Abfchnitte