Recherche – Detailansicht

Ausgabe:

1904 Nr. 24

Spalte:

661-664

Autor/Hrsg.:

Strzygowski, Josef

Titel/Untertitel:

Koptische Kunst 1904

Rezensent:

Leipoldt, Johannes

Ansicht Scan:

Seite 1, Seite 2

Download Scan:

PDF

661

Theologifche Literaturzeitung. 1904. Nr. 24.

662

gefchlagene Satzfolge wieder her, fo ift alles in Ordnung;
an der von Origenes fo häufig verwendeten Form der
praeteritio ift natürlich kein Anftoß zu nehmen.

An Druckfehlern mangelt es weder in der Einleitung
noch im Hauptteil; eine Superrevifion des Ganzen
wäre fehr wünfchenswert gewefen. Zu den von E. Klofter-
mann fchon notierten füge ich noch folgende Verfehen
in der Einleitung hinzu:

S. IX A. 3 1. Nr. 9. S. XIX Z. 5 v. o. 1. m Z. 16
1. Zeile 10 Z. 26 L Zeile 17. S. XLI Z. 6 v. o. 1. faft
auf jeder Seite. S. L c) füge die entfprechenden Formen
mit fi 175, *. 197, 4. 220, 27. 276, s. 355. 18-, 383> 2" hinzu
und 1. 266,3. 20 und fchr. Z. 2 v. u. IdÖQarjl. S. LI Z. 3
v. u. 1. xavxxi- S. LH s) muß es heißen: Fehler, die durch
Verwechslung ähnlicher Buchftaben der Minuskelvorlage
entftanden find. S. L1V Z. 2 v. o. 1. jetzt gelegentlich
einen Z. 3 v. u. 1. von M her, S. LVII Z. 3 v. o. 1. 472,22.
S. LVIII Z. 15 v. o. 1. griechifchen. S. LIX Z. 4 v. o.
1. Der Ruf. S. LXXVII Z. 9 v. u. 1. an des Z. 6 v. u.
1. keinen anderen. S. XC Z. 3 v. u. 1. Num. 23, 7 (der-
felbe Fehler S. 404, Teil. 27 und im Stellenregifter S.
578). S. XCIII Z. 7 v. o. 1. vjio tov &eov Z. 22 v. o. 1.
bezeugt. S. XCVII Z. 21 v. o. 1. rä> »//optc. und ftreiche
die Parenthefe vorher, 4 Zeilen weiter 1. 474, 12, eine Z.
weiter 1. toü dv&Qmxov, und Z. 5 v. u. 1. ort fiev axeöov
kv. S. XCIX Z. 13 v. u. tilge Komma hinter als, und
Z. 2 v. u. 1. i/ioixtvöev avxip ev. S. C Z. 19 v. u. 1.
ayeöiv ovre sv und Z. 4 v. u. 1. 14, 86. f S. CI Z. 6 v. o.
1. d-avdtov avrov älXa xal t% dvaardöscog und 361, 28.
S. CHI Z. 18 v. o. 1. 125,18f.

Für den gelungenften Teil der ganzen Ausgabe halte
ich die, über 90 enggedruckte Seiten füllenden Zitaten-,
Eigennamen-, Wort- und Kateneninitien-Regifter. Hier
bemerkt der Lefer beim Nachfchlagen und Vergleichen
mit früheren Ausgaben, daß eine anerkennenswerte große
und nützliche Arbeit und auch mit der nötigen Sorgfalt
geleiftet worden iß. Natürlich finden fich auch hier
einige Lücken und Verfehen, aber relativ wenige, und
jeder Benutzer wird dem Herausgeber für die mühevolle
Herftellung eines fo brauchbaren Hilfsmittels Dank
wiffen.

Eifenach. Paul Koetfchau.

Strzygowski, Jofef, Koptische Kunst. (Catalogue general
des antiquites egyptiennes du musee du Caire
N°s. 7001—7394 et 8742—9200. Service des antiquites
de l'Egypte. Vol. XII.) Vienne 1904. Leipzig,
K. W. Hierfemann. (XXIV, 362 S. Fol.) M. 63.20

Die vorliegende Arbeit bildet das Seitenftück zu
Walter E. Crums Coptic monuments (1902, von Strzygowski
befprochen in der Theol. Lit.-Zeitg. 1903, Sp. 477 f.).
Sie bedeutet einen gewaltigen Schritt vorwärts auf dem
Wege zu einer Gefchichte der koptifchen Kunft. Auf
vierzig Tafeln, denen fich 420 wohlgelungene Autotypien
im Texte zugefellen, vereinigt fie eine ftolze Reihe von
Abbildungen" koptifcher Altertümer. Wir haben fo gutes,
reichhaltiges Material bislang noch nie erhalten, werden
auch in abfehbarer Zeit kaum wieder einen ähnlichen
Schatz empfangen. Und diefe erdrückende Maffe ift
durchaus kein wirres Chaos. Strzygowski hat, trotz
mancherlei äußerer Hinderniffe (S. VI f.), eine recht einheitliche
und überfichtliche Anordnung getroffen.

Das erfte Verdienft des Werkes befteht darin, daß
es uns mit mehreren, noch gar nicht oder faft gar nicht
beachteten Typen der koptifchen Kunft bekannt macht.
Zu diefen neu entdeckten Stücken gehören fogar einige
Denkmälergruppen, die von befonderer Wichtigkeit find
für die Beurteilung der letzten Blütezeit altägyptifcher
Kunft: die Wedelranken (S. 44 ff.) und die koptifchen
Kapitelle (S. 69 ff).

Zweitens — und das ift die Hauptfache — hat

Strzygowski in feinen Begleitworten nicht lediglich eine
Befchreibung der vorliegenden Stücke gegeben. Er bemüht
fich, die einzelnen Gegenftände zeitlich feftzulegen:
ein Unternehmen, das in diefem Falle freilich auf ganz
befondere Hinderniffe ftößt (S. XXII f.); aber mit der
Schwierigkeit wächft das Verdienft. Er verweift ferner,
wo irgend angängig, auf ähnliche Stücke, veröffentlichte
wie unveröffentlichte, in anderen Sammlungen und offenbart
dabei eine erftaunliche Bekanntfchaft mit den ver-
fchiedenften Mufeen und Publikationen. Befonders
dankenswert find einige Abbildungen von Altertümern,
die nicht in Kairo aufbewahrt werden (z. B. S. XVII. 28).
Sodann befpricht Strzygowski die allgemeine Bedeutung
der einzelnen Denkmäler innerhalb der koptifchen Kunft-
gefchichte. In mehreren Fällen wird mit Erfolg der
Verfuch gewagt, Stileigentümlichkeiten der einzelnen
ägyptifchen Gaue zu beftimmen (s. auch die Bemerkungen
zu den von Crum a. a. O. abgebildeten Grab-
fteinen S. XXI f.).

Vor allem aber ift es Strzygowski darum zu tun,
die Stellung der koptifchen Kunft in der allgemeinen
Kunftgefchichte zu beftimmen und abzugrenzen. Die
Löfung diefer Aufgabe war nach den teils unficher
taftenden, teils ficher irreführenden Verfuchen von Ebers
und Gayet befonders dringend. Eine meifterhafte Einleitung
(S. XV—XXIV), die durch viele Bemerkungen
im Katalog felbft erläutert und ergänzt wird, gibt die
Grundzüge der Auffaffung Strzygowskis. Er bezeichnet
als koptifch die letzten Kunftfchöpfungen des national
ägyptifchen Geiftes, ohne Rückficht darauf, ob fie chrift-
lich find oder nicht. Diefe Erweiterung des Begriffs
,koptifch' ift durchaus zu billigen: fie entfpricht den ge-
fchichtlichen Verhältniffen. Die Eigenart des fo umgrenzten
Kunftkreifes wird durch drei Merkmale gekennzeichnet
. 1) Die Gegenftände, die der Kopte
behandelt, find zumeift griechifch oder wenigftens
griechifchen Muftern nachgebildet. Er ftellt den xaigög
dar, ähnlich wie er ihn bei den Griechen gefehen hatte
(S. 103). Er begeiftert fich für die Nereiden (S.23.34 u. ö.),
fürDionyfos (S. 36 u. ö.), Leda(S. 21 u. ö.), Pan (S. 36u. ö.),
Herakles (S. 24), Orpheus (S. 31), ja fogar für das Leben
des Achilleus (S. 257 ff). Er ahmt den elifchen Zeus,
den Apollon von Belvedere nach (S. XIX f.). Altägyp-
tifche Motive find feiten; fie fehlen freilich keineswegs;
das häufig angebrachte 'nh- Zeichen, die Ranke S. 128
(Nr. 8786) u. a. geht zweifellos auf folche zurück. Immerhin
fehen wir auch hier wieder, daß die nationale Religion
und die nationale Gefchichte Ägyptens damals
keine Wurzeln mehr im Volke hatte. Sonft hätte es den
von den Vätern ererbten Befitz nicht fo leichthin preisgegeben
. 2) Freilich hat nicht innerer Trieb, nicht Be-
geifterung für klaffifche Schönheit den Künftler im Niltale
bewogen, dem Griechentume fo ausgedehnte
Zugeftändniffe zu machen. Der hellenifche Geift be-
herrfcht feiten mehr als den Grundgedanken, die äußere
Anlage einer Darfteilung. Die Art der Ausführung zeigt
deutlich, daß ägyptifche Hände die Arbeit ausgeführt
haben. Überall bemerken wir ungefchickte Körperformen
, fteife Gewandung. Wo aber gar der Verfuch
gemacht wird, die griechifche Vorlage auch in Einzelheiten
nachzubilden, entlieht eine abfcheuliche Verzerrung
(z. B. S. 19, Abb. 21). So wird z. B. unter den
Händen der Kopten das Nackte faft mit Naturnotwendigkeit
zur Nudität, leider auch auf chriftlichen Stücken
(Tafel XXXI Nr. 9101): das ift, beiläufig bemerkt, eine
beachtenswerte Parallele zu den finnlichen Phantafien der
orientalifchen Mönchsromane. Es ift überhaupt erftaun-
lich, wie ftark bei den Kopten auch auf dem Gebiete
der Kunft das chriftliche Element zurücktritt: ein Beweis
mehr für die Tatfache, daß fie die neue Religion ebenfo
äußerlich fich angeeignet haben, wie die Gedanken der
griechifchen Künftler; fie folgten wohl in beiden Fällen
nicht dem Zuge des Herzens, fondern der Mode. 3) End-