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Ausgabe:

1904

Spalte:

553-555

Autor/Hrsg.:

Dieterich, Albrecht

Titel/Untertitel:

Archiv für Religionswissenschaft. VII. Band 1904

Rezensent:

Schürer, Emil

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Theologische Literaturzeitung,

Herausgegeben von D. Ad. Harnack, Prof. in Berlin, und D. E. Schürer, Prof. in Göttingen.

.„,... . , w Verlar: J. C. Hinrichs'fche Buchliandlung, Leipzig. Jährlich 18 Mark.

Jährlich 20 Mm.

Nr. 20. i- Oktober 1904. 29. Jahrgang.

Archiv für Religionswiffenfchaft, herausg. von
Dieterich und Th. Achelis, VII. Band
(Schürer).

Legrain et Naville, L'aile nord du pylöne

Ruhl, De mortuorum judicio (v. Dobfchütz).
Zur Chronologie des griechifchen Sirachbuches
(Deißmann und Schürer).

B elf er, Die Gefchichte des Leidens und Ster-

d'Amenophis b. Karnak [Annales du Musee i bens, der Auferftehung und Himmelfahrt des

Guimet XIII, i] (Sethe).

Gay et, L'exploration des necropoles greco-
byzantines d'Antinoe [Annales du Musee
Guimet XIII, 2] (Derf.).

Herrn (Hollmann).

Concilium Basiiiense, Studien und Quellen zur
Gefchichte des Concils von Bafel, III. u.
IV. Bd. herausg. von Hall er (Brandi).

Zeitfchrift der Gefellfchaft für niederfächfifche
Kirchengefchichte, herausg. von Kay f er,
7. Jahrg. (Boffert).

Zwingli's famtliche Werke, herausg. von Egli
und Finsler 1. Liefrg. [Corpus Reformatorum
vol. LXXXVIII, 1. Liefrg.l (Boffert).

Hoensbroech, „Der Zweck heiligt die Mittel"
(Tfchackert).

Miffionswiffenfchaftliche Studien, Feftfchrift für
Warneck (Wurm).

Archiv für Religionswissenschaft, unter Mitredaktion von
H. Ufener, H. Oldenberg, C. Bezold, K. Th. Preuß
herausgegeben von Albrecht Dieterich und Thomas
Achelis. VII. Band. Leipzig 1904, B. G. Teubner.
(IV, 544 S. gr. 8.) M. 16.-

Das Schlagwort ,religionsgefchichtliche Methode'
iß in neuerer Zeit von Manchen als Rechtstitel für zucht-
lofe Phantafien gebraucht worden. Das darf uns nicht
abhalten, die darin enthaltene Forderung als eine berechtigte
und notwendige anzuerkennen. Sie geht von

logie hat C. Bezold, unterftützt von Th. Nöldeke und
Fr. Schwally, übernommen, aus indifcher H. Oldenberg
, aus ägyptifcher A. Wiedemann, aus klaffifcher
Philologie H. Ufener und A. Dieterich und aus klaffifcher
Archäologie A. Furtwängler, aus germanifcher
Philologie F. Kauffmann, aus der Ethnologie K. Th.
Preuß' (Vorw. S. 5). — Da die wiffenfehaftlichen Ziele
des Archives international find, follen in demfelben ,die
englifche, franzöfifche, italienifche und neugriechifche
Sprache neben der deutfehen gleichberechtigt' fein (S. 3).
Nach der Probe in dem vorliegenden Bande darf man

der Tatfache aus, daß auch die israelitifche und chrift- 1 hoffen, daß die Polyglottie doch nicht allzu fchlimm
liehe Religion nichts Stabiles, fondern einem Werden 1 werden wird. Er enthält außer vielen deutfehen nur

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und Wachfen unterworfen find, und daß diefes ihr Wer
den und Wachfen in irgend einem Maße in Zufammen-
bang fteht mit der Gefchichte der außerbiblifchen Religionen
. Auf Grund diefer Tatfache wird die Forderung
geftellt, daß die wiffenfehaftliche Betrachtung die biblifchen
Religionen nicht ifoliert behandle, fondern in denjenigen
Entwickelungen und Zufammenhängen, in welchen fie
fich tatfächlich gebildet haben. Die Furcht, daß damit
den biblifchen Religionen ihre Eigenart und ihr fpezi-
fifcher Wert genommen werde, wird fich in dem Maße
als unbegründet erweifen, als diefe Forfchungen in die
Tiefe gehen.

Unter diefen Gefichtspunkten darf die obengenannte
Zeitfchrift auch theologifchen Lefern angelegentlich zur
Beachtung empfohlen werden. Sie hat bereits ihren
7. Bd. abgefchloffen. Aber diefer 7. Bd. iß tatfächlich ein
neuer Anfang. Neben Th. Achelis iß jetzt A. Dieterich
in die Redaktion eingetreten; und zugleich iß das Archiv
in einen andern Verlag übergegangen. Der Eintritt von
A. Dieterich in die Redaktion bedeutet zugleich eine
Erweiterung des Programmes. Es foll jetzt eine nähere
Fühlung mit der klaffifchen Philologie, ja auch mit der
chrißlichen Theologie gefucht werden. Während früher
überwiegend die ethnologifche Richtung gepflegt wurde,
betont das neue Vorwort, daß auf dem Gebiete der
Religionsgefchichte fich Ethnologie und Philologie (diefe
in ihren Verzweigungen als klaffifche, femitifche, indifclie,
germanifche) in die Hände arbeiten müffen. Und es
wird als eine wichtige Aufgabe ausdrücklich auch ,die
Erforfchung der Genefis des Chrißentums, des
Untergangs der antiken und des Werdens und
Wachfens der neuen Religion' (S. 4) hervorgehoben.
— Jedes Heft foll drei Abteilungen umfaffen: 1. Abhandlungen
, 2. Berichte über die neuere Literatur, 3. Mitteilungen
und Hinweife. Regelmäßig follen alljährlich wieder

noch drei englifche Arbeiten.

Da für das gefchichtliche Verßändnis der biblifchen
Religionen die analogen Vorgänge auf dem Gebiete aller
anderen Religionen von Wichtigkeit find, kann faß von
allen Arbeiten des Archives gefagt werden, daß fie auch
für den chrißlichen Theologen irgendwie von Intereffe
find. Ich darf aber an diefem Orte mich darauf befchrän-
ken, diejenigen namhaft zu machen, welche direkt in
das theologifche Forfchungsgebiet einfchlagen. Ich
rechne dahin, trotz der Allgemeinheit des Gegenßandes,
gleich die erße von Ufener, Mythologie (S. 6—32);
denn fie handelt über Wefen und Entßehung der religi-
öfen Vorßellungen und des religiöfen Lebens überhaupt
und über die dadurch bedingten Aufgaben der ReligionswifTenfchaft
. — Wellhaufen, Zwei Rechtsriten bei den
Hebräern (S. 33—41), a. Die Salbung. .niött heißt nicht
eigentlich falben und am wenigßen Öl ausfehütten, fondern
ursprünglich nur mit der Hand ßreichen, beßreichen. Öl iß
dazu nicht nötig und wird bei den Arabern nicht angewandt
' (S. 38). b. Das Ausbreiten der Flügel. ,Der Flügel
iß der Zipfel des Gewandes und ßeht fynekdochifch für
das Gewand felber.' Indem man aber jemanden mit dem
Gewände (Mantel) bedeckt, nimmt man ihn als Eigentum
für fich in Anfpruch (z. B. eine Frau). Das Schützen iß
der gewöhnliche Zweck; es iß aber erß aus dem Eigen-
tumsanfpruch abgeleitet (S. 40). — Holtzmann, Sakramentliches
im Neuen Teflament (S. 58—69) fucht unter
vielfacher Erwähnung neuerer Literatur und im Anfchluß
an diefelbe zu zeigen, daß ,das junge Chrißentum in eine
mit Myßeriendunß gefättigte Atmofphäre eingetreten iß,
um fofort in der Umbildung gewiffer fymbolifcher Gemeindebräuche
zu Sakramenten diefer Beeinfluffung zu
unterliegen. Während die Kirche fich im zweiten Jahrhundert
des gnoflifchen Intellektualismus mit Erfolg zu
erwehren vermochte, ßand ihr gegen den verwandten

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kehren Berichte aus dem Gebiete der femitifchen, agyp- Zauber des Myßeriums eine gleiche Widerßandskraft

tifchen, indifchen, klaffifchen, germanifchen Philologie nicht zu Gebote' (S. 68). — Bezold berichtet S 193—211

und der Ethnologie. Die Berichte aus femitifcher Philo- über die neuere Literatur in betreff der babylonifch-

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