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Ausgabe:

1904

Spalte:

529-531

Autor/Hrsg.:

Cullen, John

Titel/Untertitel:

The book of the covenant in Moab 1904

Rezensent:

Steuernagel, Carl

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Theologische Literaturzeitung

Herausgegeben von D. Ad. Harnack, Prof. in Berlin, und D. E. Schürer, Prof. in Göttingen.

Jährlich 26 Nrn. Verlag: J. C. Hinrichs'fche Buchhandlung, Leipzig. Jährlich 18 Mark.

Nr. 19. 17- September 1904. 29. Jahrgang.

Cullen, The book of Ihe covenant in Moab
(Steuernagel).

Greßmann, Mufik und Mufikinftrumente im
A. T. (Nowack).

Lambert, The sacraments in the New Testament
(Heitmiiller).

Schmid, B., Grundlinien der Patrologie
(Krüger).

Raufchen, Grundriß der Patrologie (Krüger).
Köhler, Luthers 95 Thefen famt feinen Re-
folutionen (Boffert).

Thimme, Luthers Stellung zur heiligen Schrift
(Köhler).

Luthers ältefte ethifche Difputationen, hrsg. von
Stange (Köhler).

Schmidt, W., Der Kampf der Weltanfchau-

ungen (Lobftein).
Reville, Modernes Chriftentum (Lobftein).
Tolftoj, Kritik der dogmatifchen Theologie

(Lobftein).

Das Suchen der Zeit, Blätter deutfcher Zukunft,
hrsg. von Daab und Wegener, 1. Bd.
(Drews).

Cullen, John, M. A., D. Sc, The book of the covenant in

Moab. A critical inquiry into the original form of Deu-
teronomy. Glasgow 1903, J. Maclehose and Sons. (X,
244 p. gr. 8.) 5 sh.

Der Verfaffer beabfichtigt in erfter Linie, das Ur-
deuteronomium, d. h. das unter Jofia aufgefundene Buch,
zu ermitteln; nur diefes Problem ift ausführlich erörtert.
Erft in zweiter Linie und daher fummarifcher erörtert er
die Entftehung der deuteronomifchen Schicht überhaupt.
Er geht i) davon aus, daß Kap. 5—11 urfprünglich nicht
eine Einleitung zum Gefetz (Kap. 12—26) gewefen feien.
Denn fie find dafür zu umfangreich; fie enthalten felbft
fchon Verordnungen; fie haben eine andere Tendenz,
fofern fie vor Götzendienft warnen, aber nicht eine Kultuskonzentration
fordern, was in Kap. 12—26 gerade die
Hauptfache ift; endlich geht es nicht wohl an, die häufigen
Mahnungen zum Gehorfam gegen Jahwaes nisa auf
Kap. 12—26 zu beziehen, da die Gebote diefer Kapitel
dem Lefer noch unbekannt find, übrigens auch nicht als
fTlStJ, fondern als min refp. cPpn und tDüBOE bezeichnet
werden; die filSlo ift vielmehr die in Kap. 5—11 enthaltene
(die hier vorkommenden Hinweife auf die tDpn
und DiüBBtt follen redaktionell fein). C. hält daher das
Buch der mSB und das der min auseinander. Vergleicht
man den Inhalt beider, fo erweift fich der der rTlStt
(Warnung vor Götzendienft) als elementarer, als der der
min, die genauere Beftimmungen über die rechte Art
des Jahwaedienftes geben will. Das niStO-Buch ift alfo
wohl das ältere. 2) Die Reform Jofias gründet fich nicht
auf das min-Buch; denn in ihr ift die Kultuskonzentration
nicht das Beherrfchende. Reformen find überhaupt gewöhnlich
nicht die Folgen ausgeführter Gefetze, fondern
einfacher großer Ideen; ausgeführte Gefetze find eine
Folge von Reformen. So erklärt fich auch die Reform
Jofias leicht aus dem Buch der mstt, wenn wir nur an-

30, 11-20. Ex. 24, 4-8. Dtn. 32, 45-47. Im Zufammenhang
mit der Reform Jofias entftand fodann das Gefetzbuch

Dtn. 4, 44. 45 b. 46 a. 27,9-10*. 4,1-4. 11,31—25, 19*. 4,5-8.

27, u-i4. 28, 21,-0. is*-i9. 27, 20. 31, 9-13. Die beiden Bücher
wurden darauf kombiniert, wobei ihre Teile manche Um-
ftellung erfuhren; es ergab fich die Schrift 4, 45*. 4G*.

5, U. 2-4. 4, 10-lOa. 19—26. 32-39. 5, 29—% 0 IO, 12-II, 5. 7-29.

4, 44-46*. 1-4. I I, 31-26, 15. 4, 5-8. 26, 17-27, 14. 28, 2b -0.

15*—19. 27, 26. 28, 1. 2 a. 7—15. 20—25 a. 43—45. ßO, 11—20. 31, 9—13.

32, 45-47. Weitere Umarbeitungen traten ein i) bei Einarbeitung
des Dekalogs, 2) bei Erweiterung der Fluchandrohungen
, 3) bei einer exilifchen Redaktion, 4) bei
Einarbeitung weiterer Stücke in nachexilifcher Zeit und
endlich 5) bei der Zufammenarbeitung mit P.

Die Darlegungen Cullens zeichnen fich durch Klarheit
und großes Gefchick aus. Sie find jedoch mehr
blendend als überzeugend. Der Raum geflattet nicht,
auch nur die Gründe der Hauptpofition eingehend zu
erörtern. Doch fei wenigftcns auf einiges hingewiefen.
Bei der Frage nach dem Urdeut. fpielte der Bericht II
Reg. 22 f. bisher die Hauptrolle und ficher mit Recht; C.
macht es fich doch gar zu leicht mit der Beifeitfchiebung
diefes Berichtes. Als Ausgangspunkt dient ihm Jer. 11, iff.;
warum ift auf Jer. 8, 8 (min!) unf 34, isf. (Zitat von Dtn.
15, 12 rr.) keine Rückficht genommen? Wenn Jeremia hier
zweifellos das Buch der min kennt, warum foll man
11, iff. nicht an diefes Buch denken dürfen? Auch diefe
Stelle ift doch erft nach Jofias Tode, alfo zu einer Zeit
gefchrieben, in der auch nach C. das min-Buch fchon
exiftierte. Erklärt fich die Bezeichnung (Worte der mtV
wirklich nur aus Dtn. 28, 69ff.? Würden fie nicht auch von
dem Buch der min paffen, weil nach II Reg. 23, Jofia
auf Grund des minn "IBO eine ni-O hergeftellt hatte, oder
weil die Gefetze von Dtn. 12—16 beim Abfchluß des
Horebbuches gegeben fein follen? Ift es wirklich, wie
C. glauben machen möchte, fo ganz bedeutungslos, daß

nehmen, daß fie nicht in einem Akt erfolgte, fondern | Jeremia nicht vom Moabbund, fondern vom Bund beim
aus einer Reihe aufeinander folgender Akte beftand, deren 1 Auszug, d. h. vom Horebbund redet, den Dtn. 28, 69 aus-
erfter die Abfchaffung nur der gröbften Mißftände beab- ! drücklich vom Moabbund unterfcheidet? Auch fcheint

fichtigte. Auch Jer. 7,21fr. kennt Dtn. 12—26 nicht, da
hier Opfer gefordert werden.

Bei der Ermittelung des Umfangs des urfprünglichen

mir der Unterfchied zwifchen Kap. 5—11 und 12—26
übertrieben zu fein; er befteht nicht, wenn der Verfaffer
für die Zukunft den Höhenkultus als heidnifchen Kultus

ni!12-Buches geht C. aus von Jer. 11, iff., wo befonders und Abfall von Jahwae betrachtet, wie das doch die
die Betonung der n"HS zu beachten ift. Diefer Begriff 1 deuteronomifche Schule tatfächlich faft ausnahmslos ge-
fowie eine Reihe fprachlicher Berührungen mit Dtn. 29, iff. tan hat. Die Einleitung ift in der Tat zu lang, wenn das

legen es nahe, in Dtn. 28, 99—29, u den Anfang des !T12H
Buches oder Bundesbuches zu fehen. Des weiteren ermittelt
er die Stücke und den Aufbau desfelben fo, daß
er die einzelnen Teile der deuteronomifchen Schicht
daraufhin prüft, wie fie fich an einander anpaffen laffen.
Er hält fo als Urdeut. folgende Schrift: Dtn. 28, n»—29, u.

5, 2. 4, 10— 16a. 19-26. 5, 29—8, 18. 26. 8, 19-9, B. IO, 12-21.

27,1b. 3 b. 4 a. 5-7. 1 1, 8-28. 28,1 a. 2 a. 7—15. 20-25 a. 43—45.

Urdeut. wefentlich ein Gefetzbuch fein wollte; aber wollte
es nicht vielmehr Reformen wirken, zu denen Ifrael erft
willig gemacht werden mußte, fiel alfo auf die Paränefe
nicht naturgemäß ein ftarker Accent? Ift die Unterfchei-
dung und Entgegenfetzung der filätt und min nicht doch
eine willkürliche? Und endlich, wenn das Dtn. wirklich
fo oft und fo gründlich umgearbeitet ift, wie C. annimmt,
ift es dann nicht methodifch höchft bedenklich, aus der

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