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Ausgabe:

1904

Spalte:

473-475

Autor/Hrsg.:

König, Eduard

Titel/Untertitel:

Im Kampf um das Alte Testament 1904

Rezensent:

Bertholet, Alfred

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Theologische Literaturzeitung.

Herausgegeben von D. Ad. Harnack, Prof. in Berlin, und D. E. Schürer, Prof in Göttingen.

Jährlich 26 Nrn. Verlag: J. C. Hinrichs'fche Buchhandlung, Leipzig. Jährlich 18 Mark.

Nr. 17. 20. Auguft 1904. 29. Jahrgang.

König, Im Kampf um das Alte Teflament,

I. Heft (Bertholet).
Heinrici, Die Leipziger Papyrusfragmente der

Pfalmen (E. Kloftermann).
Herrmann, Die fittlichen Weifungen Jefu

(Wendt).

Heinrici, Ift die Lebenslehre Jefu zeitgemäß?
(Derf.).

Beck, Die Trinitätslehre des heiligen Hilarius
von Poitiers (Loofs).

Funke, Grundlagen und Vorausfetzungen der
Satisfaktionstheorie des hl. Anfelm von Canter-
bury (Loofs).

De Boer, The hiftory of philofophy in Islam
(Hartmann).

Das Breve Papfl Clemens XIV betreffend die
Aufhebung des Jefuiten-Ordens, herausg. von
Knaake (Mirbt).

H an d m a n n,Die evangelifch-lutherifcheTamulen-
Miffion in der Zeit ihrer Neubegründung(Mirbt).

Lucius, Zur äußern und innern Miffion (Mirbt).
Camerer, Spinoza und Schleiermacher (Otto).
B o u f f e t, Das Wefen der Religion (E. W. Mayer).
Pfilier, Die Willensfreiheit (Ritfehl).
D r e ß 1 e r, Die Welt als Wille zum Selbfl (Ritfehl).
Hilgenreiner, Die kirchliche Vorcenfur und

das Partikularrecht (Frantz).
Albrecht, Verbrechen und Strafen als Ehefchei-

dungsgrund nach evangelifchem Kirchenrecht

(Frantz).

König, Prof. DD. Eduard, Im Kampf um das Alte Testament.

i.Heft: Glaubwürdigkeitsfpuren des Alten Teftaments.
Gr. Lichterfelde-Berlin (1903), E. Runge. (54 S. gr. 8.)

M. —.75

Die von König aufgedeckten ,Glaubwürdigkeitsfpuren
des A.T7 beziehen fich einesteils auf feine Textbefchaffen-
heit (S. 3—41), andernteils auf feinen Gefchichtsinhalt

K. (S. 9), ,fchritt der Sprachgebrauch vom statics conslruc-
tus plur. achare zum endungslofen Singular achar weiter,
wie denn letztere Form in I Chr. 2 u und II 32, ti ohne
ältere Parallelftelle auftritt, im Efterbuche ausfchließlich
fleht'. Ich füge dem nur bei, daß fich (nach Mandelkerns
Konkordanz) diefer ,ausfchließliche' Gebrauch in Efter auf
2 Fälle befchränkt und in Chr. 4maligem achar 26 Fälle
von achare gegenüberftehen, während fich umgekehrt

(S. 41—54). Das Refultat lautet beide Male überein- ■ achar als Präpofition fchon in einer fo alten Stelle wie
ftimmend dahin, daß es um diefe Glaubwürdigkeit weit Gen. 37^17 findet!

beffer beftellt fei, als man kritifcherfeits gemeinhin anzunehmen
geneigt ift.

Das Material, auf das König im erften Teil feine
Schlüffe baut, ift z. T. überhaupt nicht zu verwenden,
zum größern Teil fpricht es m. E. viel eher für ein gegenteiliges
Refultat, d. h. daß aus der Inkonfequenz, mit der
hin und wieder eine ältere Textform feilgehalten worden
ift, gerade auf die Unzuverläffigkeit und Nachläffigkeit
unferer Textüberlieferung gefchloffen werden dürfte. Das
Gefagte ift zunächft an einer befchränkten Auslefe von
Beifpielen zu illuftrieren:

1) Als Material, das überhaupt nicht zu verwenden
gewefen wäre, führe ich folgendes an: IrTöiö Hef. 7, 20

2) Das beigebrachte Material fpricht viel mehr für
unzuverläffiges Schwanken, als für .Glaubwürdigkeit' der
Textüberlieferung. In der Tat, was anders beweift Dtl'lX
(= DR«) und Ijtrt« (= =1^) in 11 Kg- 6> " 1 22>21, nach
König nicht verwifchte ,dialektifche Verfchiedenheiten',
wenn doch an beiden Stellen das zweitvorangehende Wort
tCIjX refp. in« lautet? Oder das 7mal vorkommende ins
(= du) neben gewöhnlichem fix? Oder I Chr. 2, 13 Mtjix
gegenüber Mtp (1 Sam. 16, 1), wenn letztere Form fich in
Chr. doch im ganzen 6 mal findet? Oder die Namensform
Nebukadrezars mit 1 in der Endfilbe Jer. 49, 28, wenn
diefes 1 doch gleich in V. 30 nicht fteht? Zudem ift
überhaupt nicht ganz zutreffend, was K. durch Sperrfchrift

(S. 5) foll Beifpiel alter Orthographie fein; aber der Zu- hervorhebt, daß ,die dem Zeitalter des Nabu-kudur-usur

fammenhang der Stelle macht die Lefung ritt« unzweifel
haft: für fie fpricht auch LXX. In der Unterfchätzung
derLXX hat König aber überhaupt das Mögliche geleiftet
(fein Verfuch eines Beweifes ihrer Unglaubwürdigkeit,
S. 15 f., ift von geradezu unerlaubter auch qualitativer
Dürftigkeit). Er hat fie auch da ignoriert, wo ihre Vorlage
ganz beftimmt den urfprünglichen Text repräfentiert.
Das kraffefte Beifpiel liefert der Satz S. 14: .Gegenuber

I Kg. 8, u ift Jerufalem als Zentrum der Jahweverehrung
in II Chr. 6, 5f. hervorge hoben'. Aber I Kg. 8, 16 ift doch
nur ein durch Überlefen von einem D© zum
andern verftümmelter Text, der recht verftändlichen Sinn
erft gewinnt, wenn nach LXX und II Chr. die ausgefallenen
Worte eingefetzt werden! — ,Aus dem Lande Ägypten'
(I Kg. 8, 9) foll in II Chr. 5, 10 zu ,aus Ägypten' .vereinfacht
' fein. Aber LXX hat auch hier ix ytjg Aiyvnxov. -

II Chr. 6, 18 foll der Ausdruck: ,beim Menfchen' gegenüber
I Kg. 8,27 eine ,ftiliftifche Verftärkung; zeigen; aber
LXX hat fchon an der Kg.-Stelle + fiexa av&Qammv. —
Es wird Gewicht darauf gelegt, daß mit ,die Priefter und

nächftftehenden Autoren die damit am meiften überein-
ftimmende Form bewahrt' hätten; denn Efr. 2, 1 (mit 1)
ift jünger als Jeremia und Hefekiel. Und nicht mehr
Kapital ift zu Königs Gunften aus den paar von ihm angeführten
Beifpielen zu fchlagen, wo in Chr. äNTbK gegenüber
rT-'rP in Kg. fteht (II Chr. 34, 27 ift davon wahr-
fcheinlich noch abzuziehen, vgl. LXX: acta cigodcäctov (iov
= NBbtt = '1 TllA»; S. 14 Z. 15 v. u. L II Chr. 10, 15
ft. IO, 5). Daß es übrigens in Ausdruck und Stil, und,
wie dann u. a. der zweite Teil zu zeigen fucht, in Religion
und Kultus, an Beifpielen einer gefchichtlichen
Entwickelung innerhalb der atl. Bücher nicht fehle, wird
von niemand beftritten, und König hätte fich einige Mühe
fparen können. Aber gefetzt auch, die vielen Einwendungen
wären nicht zu erheben, fo hätte er im bellen Falle
doch nur eine größere Zahl vereinzelter Spuren einer
älteren Textform aufgedeckt. Aber das heißt doch noch
nicht .Glaubwürdigkeit' des A.T!

Die 23 Seiten, auf denen König fein textkritifches
Refultat fpeziell gegen Lepfius anwendet, verleugnen die

die Leviten' (I Kg. 8, 4) der Ausdruck: ,die levitifchen j Zufälligkeit ihrer Veranlaffung zu wenig, als daß ihr In

Priefter' (II Chr. 5, 5) parallel gehe. Aber LXX las auch j halt mit dem nach dem Titel zu erwartenden prinzipiellen

an der Chronikftelle das 1 (ebenfo Pefch. Vulg.). Die i Charakter der Schrift recht harmonierte.
Auskunft, daß in diefen und ähnlichen Fällen innerhalb ! Ihr zweiter Teil bietet, fo viel ich fehe, kaum etwas,

der LXX die Texte von Kg. und Chr. einander ange- was wir aus Königs Feder nicht fchon kennten. Die

glichen worden wären, würde fchon dem letzten Beifpiel j verfchiedenen Grade deuteronomiftifcher Zenfuren der

gegenüber fcheitern. — ,1m Bereich der Präpofition', fagt Könige follten als Beweife für die Glaubwürdigkeit des

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