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Ausgabe:

1904 Nr. 16

Spalte:

458

Titel/Untertitel:

Supernatural religion 1904

Rezensent:

Clemen, Carl

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Seite 1

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457

Theologifche Literaturzeitung. 1904. Nr. 16.

458

fiov AvgrjXla Aaidi. agto? vfiäg vnoötj/iimaaö&ai fioi.
(txovg) a Avxoxgdxogog Kaiöagoq raiov Meoöiov Kvivxov
Tgaiavov Asxlov EvOeßov[q Ev]xvxovg [2eßao]xov [Uavvi
* . [.....] v . ( ) [......

In Bezug auf die viel zahlreicheren klaffifchen
Stücke, die auch dem Theologen außerordentlich Inte-
reffantes bieten, bemerke ich, daß der in der Petition
aus den J. 200/2 (S. 165 Z. 40) erwähnte alexandrinifche
Statthalter Laetus auch bei Eufeb., h. e. VI, 2, 2 genannt
ift und zwar als im 10. Jahr des Septimius in Ägypten fungierend
. Welcher Krieg gegen die Juden (1. c. Z. 31 ff.)
gemeint ift, bei welchem Oxyrynchus den Römern geholfen
hat und deffen Gedenktag noch immer in der
Stadt gefeiert wird (jj jcgbg 'Pcofiaiovg evvoid xs xdi nlGxig
xdi <pilla fjv eveöeigavxo xal xaxd xbv ngbg Etovöaiovq
jiöXifiov övuuaxrjöavxeg xal ixi vvv xrjv xmv hicivuxlcov
q/iegav txdaxov exovg jcavi]yvgiC,ovxeq), ift leider nicht
deutlich. — Von befonderem Intereffe ift auch das Stück
aus dem J. 247 um der (datierten) lateinifchen Papyrus-
Schrift willen (f. das Fakfimile). Unter den Stücken,
welche fich als Privatbriefe darfteilen, wird man mit Bewegung
zwei Originalbriefe aus dem J. 2 a. Chr. n., einen
Brief aus dem J. 1 a. Chr. n., einen um das J. 1 p. Chr. n.
und einen aus dem J. 16 p. Chr. n. lefen, fo profan der
Inhalt ift. In dem zweiten finden fich die Namen Damas
und Epaphroditus; in dem dritten fcheint ein Mann feiner
Schwefter (die zugleich feine Frau ift), deren Niederkunft
bevorfteht, ganz kühl die Anweifung zu geben, das
Kind auszufetzen, falls es weiblich ift. Unverftändlich
ift das vor xsxyg flehende xoXXanoXXmv. Ift vielleicht
an eine Mehrgeburt gedacht?

Auch diefe Sammlung ift ein neuer Beweis von dem
glänzenden Scharffinn, den ausgebreiteten Kenntniffen
und dem exemplarifchen Fleiß der Herausgeber. Ihre
Vielfeitigkeit und die Schnelligkeit, mit welcher fie ein
fo großes und fo buntes Material bezwungen haben, ift
erftaunlich. Sie laffen den Lefern faft nichts mehr zu
tun übrig! Sie find alles in einer Perfon: Schatzgräber
, Entdecker, Scheidekünftler und Juweliere. Sie
bringen ihre Diamanten nur gefchliffen und gefaßt auf
den Markt.

Berlin. A. Harnack.

Dittmar, Pfr. Wilhelm, Vetus Testamentum in Novo. Die

altteftamentlichen Parallelen des Neuen Teftaments
im Wortlaut der Urtexte und der Septuaginta zu-
fammengeftellt. 2.Hälfte. Göttingen i903,Vandenhoeck
& Ruprecht. (VIII u. S. 169—362. gr. 8.) M. 5.80
Die erfte Hälfte diefer Arbeit, die die Evangelien
und die Apoftelgefchichte behandelte, habe ich in Jahrg.
1899, Nr. 17, Sp. 490 f. zur Anzeige gebracht. Wenn ich
damals bedauerte, daß der Verf. kein Gefamtregifter
über die im neuen Teftament benutzten Stellen des alten
geben zu wollen fchien, fo hat er dem dadurch Rechnung
getragen, daß er (wie die Vorfatzblätter) den letzten
halben Bogen der erften Hälfte kaffiert, die eine Seite
über die Apoftelgefchichte noch einmal hat drucken
laffen und nun am Schluß ein 78 enggedruckte Seiten
füllendes Verzeichnis gegeben hat, das nicht nur die im
neuen Teftament irgendwie anklingenden Stellen des
alten, fondern auch der meiften bei Kautzfeh überfetzten
Apokryphen und Pfeudepigraphen, fowie des fla-
vifchen Henoch und ebenfo zu diefen die wichtigften
Parallelen im alten Teftament und in den Apokryphen
und Pfeudepigraphen enthält. Uber die Auswahl der-
felben kann man natürlich mit dem Verf. rechten; auch
die Weglaffung des Arifteasbriefs, der griechifchen Baruch-
apokalypfe, der Teftamente und des Lebens Adams und
Evas, die überhaupt nicht begründet wird, obwohl diefe
Schriften doch in einem ähnlichen Verhältnis zum alten
und neuen Teftament flehen, wie die aufgenommenen,

erfcheint willkürlich; aber fchließlich kam es dem Verf.
ja auch nur auf die Benutzung des alten Teftaments im
neuen an. Und davon hat er (nach dem früher gefchil-
derten Syftem) zwar kein vollftändiges, aber doch für
den Hausgebrauch genügendes Bild gegeben.

Bonn. Carl Clemen.

Supernatural religion. An inquiry into the reality of divine
revelation. Populär edition. Carefully revised. London
1902, Watts & Co. (XVI, 920 p. gr. 8.) 6 s.

Die frühere Ausgabe diefes Werks in drei Bänden
ift feinerzeit von Schür er (Jg. 1877, Nr. 20, S. 538 ff.)
ausführlich befprochen worden. Der Verf., deffen Name
übrigens Caffels ift und deffen Abbild man wohl in dem
Squire in Mrs. Wards Robert Elsmere fehen darf, veröffentlichte
im gleichen Jahre noch einen Artikel in der
Fortnihhtly Review über Renans Evangelien und vor zehn
Jahren ein Buch über das Petrusevangelium (vgl. meine
Anzeige Jg. 1894, Nr. 25, Sp. 635 f.). Jetzt hat er diefe
und andere neuere Forfchungen (über die Didache, Ignatius
, Tatian) in fein früheres Werk eingearbeitet, dagegen
die fprachliche Unterfuchung der Reden in der Apoftelgefchichte
und die langen Literaturangaben geftrichen.
Man mag das letztere bedauern; denn gerade darauf
beruhte der Hauptwert des Buchs, während fein kritifcher
Standpunkt fchon damals veraltet war. Daran hat aber
der Verf. auch jetzt nichts geändert und fo bedeutet
die neue Auflage jedenfalls keine Verbefferung feines
früheren Werks.

Bonn. Carl Clemen.

Weinel, Priv.-Doz. Heinrich, Die Gleichnisse Jesu. Zugleich
eine Anleitung zu einem quellenmäßigen Ver-
ftändnis der Evangelien. (Aus Natur und Geifteswelt.
46. Bändchen.) Leipzig 1904, B. G. Teubner. (VI,
130 S. 8.) M. 1.— ; geb. M. 1.25

Der Verf. bietet uns Vorträge, gehalten 1903 auf
dem religionswiffenfchaftlichen Ferienkurs für evange-
lifche Volksfchullehrer zu Bonn. Zweck der nachgehenden
Veröffentlichung war, auch andern Nichttheologen
einen Einblick in die Art der wiffenfehaftlichen Arbeit
vom Leben Jefu zu ermöglichen und weitere Verbreitung
wirklicher Sachkenntnis unter unfern Gebildeten zu befördern
. Das Büchlein ftellt fomit eine Beigabe zu dem
größern Werk Jefus im 19. Jahrhundert' dar, und was
ich neulich (Sp. 46—48) zur Empfehlung diefes fagen
durfte, gilt in vollem Maße auch von jenem. Eine ebenfo
klar wie anfprechend gefchriebene Einleitung erläutert
uns an bekannten Beifpielen unferer nationalen Dichtung
den Unterfchied von Allegorie und Parabel, um als Ergebnis
die Einficht zu erwecken, daß nur die einfach
wörtliche, nicht die allegorifche Auslegung alle Schwierigkeiten
äfthetifcher wie ethifcher Art, die fich an die Betrachtung
der Gleichniffe Jefu heften, zu befeitigen und
dem Sinn des Redners gerecht zu werden vermag. In
anfehaulichfter, durchweg explizierender Weife wird die
Verfchiedenheit der Gleichniffe in Zufammenhang mit
einer kurzen Einleitung in die Entftehungsgefchichte der
mündlichen und fchriftlichen Überlieferung begreiflich
gemacht. Jefus als Gleichnisdichter' überfchreibt fich
ein Abfchnitt, den Laien wie Sachkenner mit gleichem
Genuß lefen werden. Nur philifterhaftem Stumpffinn kann
allmählich der Gefchmack für eine Bilderfprache abhanden
kommen, deren Reiz niemals veraltet, weil fie
zeigt, was ,eine ganze, große, wahrhaftige Seele' auch
den Alltagserlebniffen abzugewinnen und in Ewigkeitsgedanken
umzufetzen vermag. Der Schluß bringt in
wohlverftandener didaktifcher Abzweckung (S. IV) die
Gleichniffe in luthenfchem, aber dem Griechifchen genau

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