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Ausgabe:

1904 Nr. 16

Spalte:

455

Autor/Hrsg.:

Rahlfs, A.

Titel/Untertitel:

Studien zu den Königsbüchern 1904

Rezensent:

Klostermann, Erich

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455

Theologifche Literaturzeitung. 1904. Nr. 16.

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den fei. .Auch dafür giebt es Belege, daß Jahwe vielfach
von den Ifraeliten nach Art eines kanaanäifchen Baals
aufgefaßt wurde und als folcher Menfchenopfer erhalten
konnte' (S. 96). Jephta felber ,ift ein Bandenführer, wie
es ihrer bei den Ifraeliten mehrere gab — wir erinnern
nur an David' (S. 80).

9) rflO i(t eine mufikalifche Notiz, welche die Ifraeliten
von den örtlichen Semiten her erhalten zu haben
fcheinen (affyr.: sul(l)ü im Sinne von .Erhöhung'). Es
kann das Einfallen der Mufik andeuten und zugleich, aber
nur fekundär, die vielfach bezeugte Proskynefe, welche
dabei ftattfand, — damit zugleich einen Strophenteiler
bezw. den Chorwechfel bezeichnen.

In 12) wendet fich der Verfaffer fpeziell gegen die
Ausftellungen, die Dr. J. Mader in der fchweizerifchen
Rundfchau (III S. 171 ff.) gegen feine Erklärung des I.
Kapitels der Generts erhoben hat.

S. 103 Z. 3 v. u. 1. Pulal rt. Pual; S. 165 Z. 13 v. o.
D"Orra ft. D^tr»; S. 177 Z. 3 v. o. Joel rt. Joan.

Bafel. Alfred Bertholet.

Rahlfs, A., Studien zu den Königsbüchern. (Septuaginta-
Studien. Herausgegeben von Alfred Rahlfs. 1. Heft.)
Göttingen 1904, Vandenhoeck & Ruprecht. (88S.gr. 8.)

M. 2.80

Dem Andenken Paul de Lagardes widmet Rahlfs
das erfte Heft einer Reihe von Septuaginta-Studien, die
bertimmt find, ,die Arbeit an der alterten und für die
Wiffenfchaft bei weitem wichtigften Überfetzung des

Alten Teftaments in den Bahnen des Meifters.....

fortzuführen'. Diefe Abficht kann auf allgemeinen Beifall
rechnen. Für die Solidität der Ausführung bürgt der
Name des Verfaffers, der für diefes Mal drei Unter-
fuchungen vorlegt, nämlich: 1) Die Handfchrift 82 in den
Königsbüchern S. 5—15, 2) Theodorets Zitate aus den
Königsbüchern und dem 2. Buche der Chronik S. 16—46,
3) Origenes' Zitate aus den Königsbüchern S. 47—87.
Am fpeziellften ift die erfte, die den eigentümlichen
Mifchtext der genannten Bibelhandfchrift daraus erklärt,
daß der verftümmelte Archetypus lucianifcher Rezenfion
nach einem gewöhnlichen Septuagintakodex ergänzt
wurde. Wichtiger ift fchon die zweite. Hier zeigt Rahlfs,
daß die genannten Zitate Theodorets nach handfchrift-
lichem Zeugnis zwar noch erheblich lucianifcher find
(und dann meift mit der Gruppe 82 93 127 ftimmen), als
in den Ausgaben, aber doch nicht der reine Lucian.
Befonders ergebnisreich ift die umfichtige Abhandlung
über Origenes' Zitate. Nach ihr kann man die Hexapla
zu den Königsbüchern 235—240 p. Chr. anfetzen, in
B Aeth einen wefentlich vororigenianifchen Text erkennen,
und endlich über das Verhältnis des hexaplarifchen
Septuagintatextes zum vorhexaplarifchen, fowie über das
Schwanken des Origenes zwifchen verfchiedenen Texten
richtig urteilen lernen.

Kiel. Erich Klonermann.

Grenfell, Bernard P., D. Litt, M. A., and Arthur S. Hunt,
D. Litt, M. A., The Oxyrhynchus Papyri. Part IV. Edited
with translations and notes. With eight plates. (Egypt
Exploration Fund. Graeco-Roman branch.) London
1904, H. Frowde. (XII, 306 S. Lex.-8.) 25 s.

Diefer neue Band enthält neben feinem reichen Inhalt
an Stücken der klaffifchen Literatur fünf theologifche
Fragmente.

I. Fünf auf einem Blatte flehende (f. Fakfimile-
Tafel I) Sprüche Jefu mit einer Einleitung. Hierüber
ift auf Grund der Separatausgabe in Nr. 15 von anderer
Seite berichtet.

II. Fragmente eines unbekannten Evangeliums. Die
z. T. fehr verftümmelten Worte find mit Badhams und
Bartlejs Hülfe glänzend wiederhergeftellt: . . . a]jib
JtQcol_s[coq oips ixrj%]e a<p £öx[£gaq smq x]gml ujxs [xfj
xgpipy v](icov xi cpa[yrjx£-firjxe] xfj Ox[oXfi vumv xl hv-
öv[OT]]od-e. ^ r[jtoX]Xcö xgsi[ooov]sq [boxe] xmv [xgi]vmv
ctxi[va av§av£t ovös v[r)&]ei .. %v £xovx[sq a]vö[v]/ia xi
!»>[._...] xal vfiElq; xiq^'dv jtgoöd-{sirj hxi xr/v rjXixtav
vficöv; avxo[q Ö]co6ei vplv xo evdvßa v/imv. XhyovOiv
avxm 01 (ia9-rjxol avxov'xoxs rjUiv hucpavrjq töet xai
xoxe os orpousd-a; XsyEi'bxav hxövörjOds xai [irj alöyyv-

^rjxs.......... EX£y£'xr)v xXslöa] xrjq [yvmOsmq h]xgvip-

[ax£mavxol ovx] slor}X[d-ax£, xai xoiq] siOEg[xouEvoiq ov]x
dv[£(6gax£ . . ..]

Diefer Papyrus wird von den Herausgebern nicht
fpäter als c. 250 p. Chr. datiert, während fie den Papyrus,
welcher die Sprüche Jefu enthält, gegen das Ende des
3. Jahrhunderts rücken (das früher von ihnen publizierte
Blatt mit Jefus-Sprüchen fetzen fie etwas früher an). Das
Evangelium, wenn es ein folches ift, aus dem unfer
Fragment flammt, hat mit dem Ägypter-Ev. Verwandt-
fchaft (dxav hxövonoO-E) und fleht den fynoptifchen
Evangelien nahe. Genaueres läßt fich nicht fagen. Den
Hypothefen ift hier ein weites Feld geöffnet.

III. Beträchtliche Stücke aus der Genefis (LXX) auf
Blättern, die in Bezug auf das Alter vielleicht von
keinem bisher gefundenen Blatt theologifchen Inhalts
übertroffen werden (Anfang des 3. Jahrb..). Aufgezeichnet
find Gen. 14, 21—23; 15, 5—9; 19, 32-20, 11; 24, 28—47; 27,
32—33; 27, 4o—4i. Von fehr alten Zeugen befitzen wir für
diefe Partien eigentlich nur den Kodex A (fowie DE);
alfo find die neuen Stücke doppelt willkommen, und die
Ausbeute ift groß, da der Text prälucianifch ift.

IV. Ein großer Teil des Hebräerbriefs (2, 14—5,5;
IO, 8—11, 13 u. 11, 28—12, 17), nämlich faft ein' Drittel in
einer Handfchrift, die etwa um das Jahr 300 gefchrieben
ift! Der Text fleht auf der Rückfeite einer neuen Epi-
tome des Livius, welche die Herausgeber auch veröffentlicht
haben. Die Kolumnenzählung zeigt, daß andere
(N.Tliche) Schriften vorangingen. Bekanntlich ift uns
der Text des Hebräerbriefs recht gut überliefert. Das
beftätigt fich durch den neuen Fund. Der Text ift, wie
zu erwarten, B und D befonders verwandt (er teilt die
jAuslaffungen' mit B) und ift in jenen Abfchnitten befonders
wichtig, wo B fehlt. Die Herausgeber haben in
ihren Noten den Textus reccpt. und Westcott und Hort
verglichen. Der neue Kodex lieft in 3, 2 hv xm o'ixm (mit
B ohne oXop), 3, 0 sXxiöoq xaxäoymusv (mit B ohne
(t&XQi xsXovq ßsßalav), 3, 10 hv xfj xagöiq, avxmvöib
(finguläre LA, alie Mff. xfj xagöia'avxoi de), 3, 13 xaga-
xaXsöaxE (finguläre LA, alle Mff/ xagaxa/Lslxs), 4,3 ydg
(mit BDE f> ovv üAC), xaxdxavoiv (mit BD f> xfjv
xaxüxavoiv), 4, 4 xov (nicht yap xov gegen alle griech.
Mss.), etc. etc. An Sonderlesarten feien noch hervorgehoben
: c. 10, n dpagxiav (nicht Plur.), 11, 1 eOxlv de
nioxiq hXjiitppivmv xoaypäxmv dxoOxaOiq [Schreibfehler
für vxooxaOiq], tXsvxoq ov ßXEXOfisvoav (diefe Ordnung
der Worte fcheint die beffere), 11, 4 avxop xov f>eoü (fehr
zu beachten!), 12, 4 dycovi^ofiEVOi (nicht dvxaymvitp-

flEVOl).

V. Ein dritter libellus eines Libellaticus aus dem
1. Jahr des Decius! Wer hätte das gedacht! Wie zahlreich
müffen diefe Zeugniffe gewefen fein! Der neue
Libellus, der faft unverfehrt ift, beftätigt, wie die Herausgeber
bemerken, meine Verbefferungen und Bemerkungen
zu den früheren (f.Theol. Lit.-Zeitg. 1894 Kol. 38.162); er ift
den früheren faft ganz gleichartig und lautet: Tote hui

xmv Isgmv [xaij {rvöimv xöX[£mq] xag' AvgrjXiov A.....

Q-lmvoq Osoömgov prj[xg6^} Ilavxmvv/iiöoq ctxb xrj[q]
avxrjq xöXsmq. dsi fisv &vmv xai Oxsvömv [xol)q -dxolq
[ö]i£x£X[£öa e]xi de xai vvv hvcöxiov vpmv xaxa xa
x£XsvaQ-[t}v[xa} sOxEiOa xai i&vöa xa[lj xmv isgmv hysvöd-
firjv dpa xm vim (iov AvgrjXim AioOxogm xai xfj ftvyaxgi