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Ausgabe:

1904 Nr. 14

Spalte:

415-418

Autor/Hrsg.:

Michalcescu, Jon

Titel/Untertitel:

Die Bekenntnisse und die wichtigsten Glaubenszeugnisse der griechisch-orientalischen Kirche 1904

Rezensent:

Meyer, Philipp

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Theologifche Literaturzeitung. 1904. Nr. 14.

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eines folchen Glaubens die kirchliche Tradition in fang machen Lehrbefchlüffe der 7 ökumenifchen Syno-
manchen wichtigen Stücken umzudeuten verflanden und den, die das Charakteriftifche und für die Konfeffions-
fo auch den Reformatoren wirkfam vorgearbeitet. Immer- künde Bedeutfame der Konzilien präzifieren. Sodann
hin ift der Verf. wohl im Recht, wenn er Tertullian | folgen faft alle Monumenta fidei ecclesiae orientalis, wie
wegen feines Wortes: adversus regulam nihil scire, omnia fie Kimmel und Weißenborn in der bekannten Ausgabe
scire est, und Auguftin, der den felbftändigen Glauben zufammengeftellt haben, und zwar das Bekenntnis des
zum Teil durch den Gehorfam erfetzt wiffen will, als die ! Gennadios Scholarios (Kimmel-Weißenborn I, 11 ff".), die
Väter der Auffaffung von der fides implicita in Anfpruch | Confessio orthodoxa (K.-W. I, 46fr.), die Befchlüffe der
nimmt. Synode von Jerufalem von 1672 (K.-W. I, 325ff.), das

Dies ift das wichtigfte Ergebnis der den vorfcholafti- Bekenntnis des Metrophanes Kritopulos (K.-W. II, 1 ff.),
fchen Lehrern der Kirche zugewandten Betrachtung. 1 Endlich bringt ein Anhang den griechifchen Text des
Bei den Scholaftikern fetzt dann das eigentliche Intereffe fogenannten erften Bekenntniffes des Gennadios Scho-
des Verf. an der ja auch erft durch fie in Fluß ge- | larios (lateinifch bei K.-W. I, iff.), das Bekenntnis des
brachten und dann vor allem durch die Jefuiten geför- ; Kyrillos Lukaris (K.-W. I, 24ff.), die Liturgie des Chry-
derten Lehrentwicklung ein, foweit in ihr die Frage nach foftomos im Urtext, die doxt/zixi] JtQoöiazvnmGiq des
der fides implicita eine Rolle fpielt. Indem der Verf. | Bafilios von Caefarea, fowie die Kapitelüberfchriften von
wie fchon Ritfehl, den teils ftrengeren, teils laxeren j deffen daxrjzixdi öiazdi-eiq und deffen exixiuw. elq zovq
Forderungen an das fehr verfchieden beftimmte Maß der | dpaQzr'jöavzaq döxrjzdq und xdq xavovixdq. Den Schluß

fides explicita und in Korrelation damit der mehr oder machen einige Gebete aus dem Euchologion und einige
weniger befchränkten Zulaffung einer fides implicita liturgifche Begräbnislieder.

nachgeht, bringt er im einzelnen zahlreiche Beiträge zur 1 Referent will nicht weitläufiger darauf eingehen, wie
Ergänzung und zur Berichtigung der Forfchungen feines weit es (ich hier um Bekenntniffe der griechifchen
Vorgängers. Die wichtigften diefer Nachweifungen , Kirche handelt. Das Vorwort hat bereits einem Mißmögen
hier vermerkt werden. Nicht erft der Lombarde, 1 verftändniffe vorgebeugt, in dem es von ,fogenannten
fondern fchon Hugo von St. Victor hat zuerft von einer 1 Bekenntniffen' redet. Es muß fein Bewenden haben mit
fides velata und im Gegenfatze dazu von einem distinete dem, was die orthodoxen Patriarchen und die Synode
assignare geredet (S. 7. 51). — Das apoftolifche Glaubens- von Konftantinopel in der 'EsciözoXij jisqI zijq oQ&oööt-ov
bekenntnis wird von den maßgebenden Scholaftikern : n'iGzecoq vom September 1723 an den englifchen Klerus
nicht in 12 Artikel eingeteilt, zu denen dann außerdem ; in diefer Frage gefchrieben haben, Özi önXovözi za xa&'
noch die Artikel von der Dreieinigkeit und von der ! rjuäq öoyfiaza xdi zb cpnövvfia zijq rjfieztQaq dvaxoXixijc
Menfchwerdung des göttlichen Wortes oder von den sxxXrjaiaq jictXai uev e^zdo&r/öav, oo&mq ze xdi evcsßcoq
zwei Naturen in Chriftus hinzukommen. Sondern es wird öimgiad-nGav, xdi r öitzdy&rjöav nana zwv dyioov xdi
gleich felbft in 14 Artikel zerlegt, von denen 7 das Ge- i olxovuevixcöv Gvvodcov. xdi urjze scQoö&tlvcu zovzoiq
heimnis der Trinität und 7 das Geheimnis der Inkarnation j ezegov zi e^eGziv, oüY ezt öXcoq dipaigijGai ex zovzcav.
betreffen (S. 83 ff.). — Thomas von Aquino unterfcheidet Und wenn neuerdings wieder Rudolf Hofmann (R. E.:t
fich im wefentlichen nicht von feinen von Ritfehl nicht Bd. 8 S. 704) dem beftbezeugten diefer ,Bekenntniffe',
berückfichtigten nächften Vorgängern, Alexander von ; der Confessio Dosithei ,eine fymbolifche Autorität erften
Haies, Albertus Magnus und Bonaventura und nimmt Ranges' zufchreiben will, fo haben die Verfaffer der

daher auch nicht etwa eine Sonderftellung in der Entwicklung
der Lehre von der fides implicita ein (S. 128).
— Als einen energifchen Gegner der fides implicita vor
Luther lehrt der Verf. Gerfon kennen, der die diefer

ejiiCzoXr'j ihr diefen Wert nicht beigemeffen. Gerade die
Confessio Dosithei haben fie den Engländern überfandt
und fie fchreiben dabei: eiq stXrjQeGzegav de xdi dvav-
zipQfjzov siXrjQOfpoQiav, iöov jce/ijzojxtv vfilv xXazvzegmq

Glaubensart entfprechende Glaubenskorrektheit als eine j xijv ex&eöiv zijq bgö-odot-ov mGzemq zijq dvaxoXixijc
Selbfttäufchung beurteilt (S. 183ff). — Die über Bei- fjpmv exxXijGiaq, xa&cöq Jientexezai etc. (7a zov eva.
larmin bis zur Gegenwart durchgeführte Unterfuchung ßaGiXecoq xdi zmv dy. JiazpiaQXcov ygdfiftaza etc., Peters-
des Verf. beftätigt die von Ritfehl aufgeftellte Vermutung | bürg 1840 S. 13, auch bei Gedeon, Kavovixdi öiazd^eiq
nicht, daß das von jenem auch den majores in der Kirche, etc. Bd. II 1889 S. 429). Alfo mit einer tx&eoiq "zijq
d. h. dem Klerus zugefprochene Recht auf fides implicita boftodogov Jtlaztojq, nicht mit einem ovpßoXov haben
heutzutage von den katholifchen Theologen geheim ge- wir es zu tun.

halten werde (S. 282). — Endlich fei noch erwähnt, daß Da nun der Verfaffer alfo nicht eine Sammlung

es nach den Ermittlungen des Verf. von den katholifchen kirchlich angenommener Bekenntniffe, fondern nur von

Theologen allein Hirfcher (f 1865) in der Faffung des mehr oder weniger wichtigen Glaubenszeugniffen aus

Glaubensbegriffes zu einem Anfatz gebracht hat, ,der dem Bereiche der griechifchen Kirche bringt und bringen

den reformatorifchen erreicht, wenn auch die Bezeichnung j kann, darf man fragen, ob dann die Auswahl eine ge-

des Glaubens als „Vertrauen" vermieden wird' (S. 327). nügende und gute ift. War es nicht möglich, die Ent-

Von dem lehrreichen und fehr verdienftlichen Buche wicklung der griechifchen Kirche noch deutlicher heraus-

des Verf. kann ich nicht ohne den Wunfeh fcheiden, zuftellen? Referent meint das und würde etwa folgendes

daß er uns auch noch eine feine vorliegenden Forfchungen vorfchlagen. Die Auszüge aus den ökumenifchen Syno-

ergänzende Unterfuchung über die gleichartigen Erfchei- den bleiben. Vielleicht könnten noch einige Kanones

nungen im Gebiete des Proteftantismus dereinft einmal hinzutreten. Ebenfo ift zu loben die Liturgie des Chry-

darbieten möge. foftomos. Ob die übrigen liturgifchen Stücke paffend

Bonn, O. Ritfeh 1. ausgewählt find, darüber läßt fich ftreiten. Statt der

Liederverfe hätte Referent einige größere Hymnen vor-

«■• u 1-- t • j -p, 1 r 1 « gefchlaeen, jedenfalls den dxaftiGzoq vuvoq oder etwas

Michalcescu, Lic. der gr.-or. Theol. Dr. Jon, ®noavgoq ^ R|m'nos Mdodo£. Andreas vo„ Icreta, Theodor

xns og&o6o§iaq. Die Bekenntnisse und die wichtigsten von studion oder der Kafia. Ob die Stücke aus dem
Glaubenszeugnisse der griechisch-orientalischen Kirche. Mönchswefen gut ausgebucht find, fcheint ebenfalls
Eingeführt von Prof. D. Albert Hauck. Leipzig 1904, ! zweifelhaft. Die kürzeren Regeln des Bafilios wären wohl
J. C. Hinrichs'fche Buchhandlung. (IV, 315 S. gr. 8.) | mehr am Platz gewefen, daneben Auszüge aus der

M 1 _• h M 6— K1°ftergefetzgebung Juftinians oder aus der Regel des
■ 5- i §eD- Ll- ■ Theodoros von Studion, die grundlegende Bedeutung
Zunächft eine Inhaltsangabe. Die uns gebotenen j hat. Dann war die Lehrentwicklung fortzuführen. Da
Texte werden in drei Abteilungen gegeben. Den An- j mußten aber doch das Schisma und Unionsbeftrebungen