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Ausgabe:

1904 Nr. 11

Spalte:

334-336

Autor/Hrsg.:

Cossio, Aluigi

Titel/Untertitel:

Il cardinale Gaetano e la riforma. Vol. I 1904

Rezensent:

Ficker, Gerhard

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5 - 1

oo3

Theologifche Literaturzeitung. 1904. Nr. II.

334

2. fich zu wenig um den realen Hintergrund von Roberts j fiehe von 8, 14, 21. S. 164 lies Angouleme. S. 177 fr. die

Perfon und Werk gekümmert. Was er S. 2 ff. fagt, um
den hiftorifchen Platz feines Helden auszumitteln, ift doch

Berechnung des Todesjahres Roberts ift viel zu umftänd-
lich und unrichtig. Wenn man die Zeugniffe nicht bloß

einigermaßen fade und phrafenhaft und außerdem zum j zählt, fondern wägt, fo erkennt man fogleich, daß vita
Teil unrichtig. Andreae und die Urkunde bei Niquet I c. 29 allein maß

So wie das Buch jetzt vorliegt, ift es ferner ent-
fchieden viel zu breit geraten. Der erfte Teil hätte

gebend find. Dann ergibt fich als Todesjahr n 16. Dazu
nimmt auch die Angabe der vita Andreae über den

fich auf ein paar Seiten zufammendrängen laffen. Denn Wochentag und die in diefem Punkte glaubwürdige
über die Viten brauchte Bekanntes nicht wiederholt zu Notiz des Necrologiuni Fontebraldense über das Datum:

werden und zur Sache nicht Gehöriges wie die Bemerkungen
über Baldrich von Dol S. i2f. konnte wegbleiben.
Ganz überflüffig war vollends die ausführliche Analyfe
der Briefe und gar der Urkunden S. 82 ff. Denn was
daraus wichtig ift, kehrt in der Erzählung wieder, und die
durchweg fehr einfachen kritifchen Fragen konnten in

25. Februar. Denn in dem Schaltjahr 1116 fiel der
25. Februar auf einen FTeitag. Dann ift alfo Petronilla
bereits am 28. Oktober 1115 zur Äbtiffin beftellt worden.

Ein erftes Werk ift kaum je ein Meifterwerk. Es ift
fchon viel, wenn es von Fleiß, Liebe zur Sorgfalt und
allgemeiner hiftorifcher Bildung zeugt; diefe Vorzüge

den Textanmerkungen fehr kurz abgetan werden. Auch find unferer Schrift eigen. Aber der Verfaffer wird es

über die Regel hätte fich das Nötige § 10 fagen laffen. mir nicht verübeln, wenn ich ihm 2 fehr nutzliche Tu-

Diefe ganz unangebrachte Breite im I. Teil führt dann genden noch dazu wünfehe: etwas mehr Skepfis gegen-

dazu, daß der Verfaffer ganz diefelben Sachen nicht feiten über der Überlieferung und Lakonismus.

zweimal berichtet, vgl. S. 59L, S. 121 f., S. 123b, S. 40b, Rrinn „ B ,

r- r r- a- t u l u • l. j -j Bonn. H. Boehmer
S. 50 b, S. 132 ff. Ich habe nichts dawider, wenn man

C,W Ato*y «** • * "">"»»• v.i..

Zum Schluffe noch ein paar Randbemerkungen über Cividale 1902, G. Fulvio. (XXII, 501 p. gr. 8.)
Einzelheiten! S. 2: ,in Cluni lag die Wurzel der päpft- In diefem Buche tritt wieder einmal ein Katholik auf,

liehen Machtftellung, Cluni war aber auch der Brenn- der viel von feiner Unparteilichkeit zu reden weiß, dabei

punkt, um den fich alles religiöfe Leben konzentrierte'
Der erfte Satz durfte in diefer Form nach Sackur,
Cluniacenfer II, Schluß nicht mehr gefchrieben werden,
der zweite ift eine Phrafe. S. 53ff.: die Ausführungen
Ivos über die monaftifche Bewegung find nur dann
unklar, wenn man fie als prinzipielle Äußerungen
auffaßt, vor allem gehören fie nicht in dies Buch.
S. 64 hat der Druckfehlerteufel aus dem Grafen Balduin
einen Grafen Baldrian gemacht. S. 97 litteraruin studiis
teputari heißt einfach Priefter lernen. S. 99 auf Ein-

aber von vornherein fich auf die Seite der Gegner der
lutherifchen Reformation ftellt. Wo er auf unleugbare
Schandflecke der katholifchen Kirche und des Papfttums
flößt, hat er eine Wolke von Erklärungen und Entfchul-
digungen bereit; Luthern und feinen Anhängern werden
nicht nur nicht mildernde Umftände zugebilligt, fondern
an ihnen eine Menge naevi entdeckt, die zum guten Teil
erft von der Phantafie des Autors gefchaffen, dann aber
nur um fo kräftiger dazu verwendet werden, die Reformation
fchlecht zu machen. Es kann uns Proteftanten
Hüffe Anfelms von Canterbury darf man aus dem Be- . ja ganz recht lein, daß der fittliche Maßftab, den der
kenntnis zu der Lehre von der reparatio damni angelici j Katholik zu unferer Beurteilung anlegt, unnachfichtiger
nicht fchließen Denn diefe Lehre ift damals ganz ge- ! ift, als der gegen die Katholiken in Anwendung gebrachte,
mein Sie findet fich fogar in den Arengen königlicher Nichtsdefloweniger follte in einem hiftorifchen Werke die
Urkunden Außerdem darf man diefe Stelle der vita gefchichtliche Wahrheit nicht behandelt werden wie das
a -j-**, nirht mit folcher Beftimmtheit für das Bekennt- 1 Wachs von der Hand des Bildners (womit ich nicht ge-
RoheH^ S. 99: daß Robert in Paris Pres- | fagt haben möchte, daß Coffios Werk ein Kunftwerk fei),

ms rvOue • haltlofe Vermutung. S. 104: Dafür einige Beifpiele. Luther war ein doppelzüngiger

byter wurde, ut t^f*^ kdne Hochfchule, fondern ! und verfchlagener Mann (S. 322). Frate Martina Lutero
die schule z g _ ^ von mjr ßj^- de . e /a riforma da lui iniziata erano la causa rimota (beachte

eine einfache Domlchuie^ VQn vj(a Andreac dje Einfchränkung!) dclla caduta di Rodi IS.Aiö). InWirk-

Me III p. 091 Xe"r fü7fdfch-SDie Stelle bezieht fich j lichkeit ift die verkehrte päpftliche Politik und ihr unqua-
S 41 halte ich je nrr ßjrcnof Silvefters von Rennes 1 lifizierbares Verhalten gegen die griechifche Kirche die
m. E. auf die f^rc0rum uti ift m. E. der richtige Urfache für das fiegreiche Vordringen des Islam gewefen.

1076. S. 1 *r h^ubte Stilift Baldrich hat wohl damit | Ja fogar am saeco di Roma ift Luther fchuld: E not (Coffio)
Iext. Der gelc l , , p n ejnes Ebers oder Wild- quantunque non abbiamo ancora in mano documentipositivi
fagen wollen, ^/A00. ^ J ingelger und Salomon Schüler per farc ricadere direitamente sofra Carlo V e Lutero la
fchweins trug. ,* njcilt j-,eweifen. Robert ift über- grandissima responsabilitä di qitesto saeco di Roma, pure

Roberts waren, laut ^ Eremitagen im Walde von fino d'ora e senza timore alatno possiamo affermare die
haupt kaum als Urne rjenn er lebte da höchftens se ilprotestantesimo e il nuovo Vangelopredicato da Frate
Craon zu betrachten. ^e daß R. ein Regularftift j Martino seppe ispirare ed eseguire tali Infamie e nefan-
2 Jahre. S. 115: die » pedeutung gewürdigt. : dita puö bene essere in ogni tempo oggetto di esecrazione

gründete, wird nickt ™ * rfen Ejd an fich, wie Wal- atutti gli onesti, sieno pure dissidenti, ed attaccati all'errore,
S. 136. Robert verwirk mönchifch Gefinnten non per la bontä oggettiva del sistema, Uta in forza di altri

des, er proteftiert nur'An Mönc]ie einen Eid leiften. ; pregiudizi (S. 433). Karl der fünfte würde fich fchön be-
feiner Zeit, dagegen, dau gepredigt) | dankt haben, in Gemeinfchaft mit Luther zu erfcheinen.

S. 143: R. hat zvva/cauCn und Kreuzwegen, Baldrich Was befonders anziehend ift, in feiner Verblendung geht
aber nicht mehr auf Strafen . dreae Wanderpredigt ! C. fogar fo weit, dem Proteftantismus den traurigen Aus-
3, 16. fondern in Kirchen, v. xc0- 'fehlt die capella , gangdesBernerjetzerprozeffes (1509) aufzubürden (S.94fr.).
alten Stils war das nicht menr. / 3 enaue Qefchichte ' Wer hat denn die 4 Dominikaner verurteilt? Ein geift-
infirmorum, cj. den. 47. S>. I59»-- . fa ewefen: dieGü- liches, päpftliches Gericht. Mag die Stadt Bern auch
Fontevraults wäre moglich unt1 n B^^^ find kejne nQch fo yiel Schmd haben an dem juftizmord _ dje

&Ad,C P,aÄ L'ren nachweislich nur: 1109 Podi- größere Schuld liegt doch auf dem Papfttum. Der Ver-
Klofter. Klofter waren nac yor ,, I5/6 0rSan, , faffer bewegt fich durchaus in den Bahnen Janffens, deflen

non 1112 TuCOO, 1115 ™"n .im Saleru, Calidus Fro- Arbeiten er als klaffifch bezeichnet (S. 251). Er fcheint
Landa de Belloquerri0"?ee„ fc'höncn Urkunden, die keine Ahnung davon zu haben, daß Janffen eine über-
merius, Ladonin, z/1 die beZuglich der Predigt R.s, wundene Größe ift. Solange folche unfinnige Anklagen

W. garnicht ausgenutzt nar, bu*« " o