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Ausgabe:

1904

Spalte:

325-327

Autor/Hrsg.:

Hort, Fenton John Anthony

Titel/Untertitel:

Clement of Alexandria Miscellanies Book VII 1904

Rezensent:

Koetschau, Paul

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325

Theologifche Literaturzeitung. 1904. Nr. 1 r.

326

Hort, Fenton John Anthony, D. D., D. C. L., LL. D.,
and Jofeph B. Mayor, M. A., Proff., Clement of
Alexandria Miscellanies Book VII. The greek text with
introduction, translation, notes, dissertations and
indices. London 1902, Macmillan and Co. (CXI,
455 S. gr. 8.) Geb. 15 Sh.

Die Vorrede gibt uns über die Entftehung diefer
mit allem, was man wünfchen kann, reichlich ausgeplätteten
Separatausgabe des VII. Buchs der Stromata
Auskunft. Der verftorbene hochverdiente Dr. Hort hatte
als Profeffor der Theologie auch über diefes VII. Buch
Vorlefungen gehalten und in fein Handexemplar zu den
§§ j—6g Bemerkungen teils fachlichen teils formalen
Inhalts eingetragen, welche von einem Freund des Ver-
ftorbenen und gründlichen Kenner des Clemens Alex.,
Jofeph B. Mayor, mit Unteiftützung von Sir Arthur Hort
of Harrow und Dr. Henry Jackfon gefichtet und für die
Herausgabe zurecht gemacht worden find. Der Herausgeber
Mayor hat aber viel mehr getan, er hat nicht nur
eigene Noten zu § 69—111 hinzugefügt, fondern auch
Hort's Noten mit Benutzung der Arbeiten früherer und
gleichzeitiger Forfcher in dankenswerter Weife ergänzt,
fo daß wir nun einen reichhaltigen Kommentar zu Buch
VII der Stromata befitzen, der ebenfo wie die neben
dem griechifchen Text beigegebene englifche, foweit ich
urteilen kann, finngemäße Überfetzung das Verftändnis
des teilweife nicht leichten Textes in mancher Hinficht
zu fördern geeignet ift.

Der griechifche Text beruht auf neuen Kollationen
der einzigen Handfchrift, des Laurent. V 3 saec. XI., von
P. Mordaunt Barnard und Mayor (p. LXV) und ift durch
eindringende textkritifche Arbeit von Hort, Mayor und
einigen andern englifchen Gelehrten an zahlreichen Stellen
verbeffert worden. Die neue Ausgabe bedeutet alfo
einen erfreulichen Fortfehritt der Emendation des Clemens-
Textes. Wie ernft Mayor feine Aufgabe aufgefaßt hat,
beweifen auch die forgfältig gearbeiteten Stellen-, Wort-
und Sachregifter. Aus dem 60 Seiten Marken griechifchen
Wortregifter kann man fich eine deutliche Vorftellung
von der Eigenart der Sprache des Clemens Alex, bilden;
dazu bieten drei Appendices S. 361—384 dankenswerte
Unterfuchungen über den Gebrauch von ctvxixa und av
und die Begriffe ayäni] und EvyaQiöxia bei Clemens.

Die Einleitung behandelt in fechs Kapiteln 1. den
Titel Stromateis, 2. den Einfluß der griechifchen Philo-
fophie auf Theologie und Ethik des Clemens (hier fetzt
fich Mayor p. XXVI sqq. befonders mit Dr. Hatch auseinander
), 3. Clemens und die Myfterien, 4. Wertfehätzung
des Clemens im Mittelalter und fpäter (z. T. im Expositor,
Juli 1902, gedruckt), 5. Text der Stromata, 6. Inhaltsangabe
von Buch VII. Diefe Abhandlungen, die fich
teils auf Strom. VII, teils auch auf die übrigen Schriften
des Clemens beziehen, enthalten wertvolles Material (z.
B. eine Lifte der fhilosophical terms' in Strom. VII) und
gute Gedanken und regen zu weiteren Unterfuchungen
an. Sehr ausführlich ift der Text der Stromata im
Kapitel V behandelt. Mayor unterfcheidet 10 Fehlergruppen
in L und gibt für jede Gruppe Beifpiele aus
Buch VII. Wenn man hier auch im einzelnen anderer
Meinung fein wird, fo muß man doch die Sorgfalt und
Überfichtlichkeit, die recht inftruktiv ift, loben. Dr.
Kenyon hat wohl recht, wenn er (p. LXXIX) auf Grund
diefer Fehlerlifte über den Codex L fo urteilt: ,it must
haue beni transcribed front an uncial copy, or eise from
an early minuscule, which would probably be as clear as
an uncia/', und diefe Abfchrift auf ,a papyrus archetype,
written with a considerable number of contracted termi-
natidiis', wenn auch nicht direkt, zurückführt.

Aus den wenigen Zitaten des VII. Buchs bei Eufebius,
Theodoret, Photius und Johannes Damascenus kann die
Textkritik leider nicht viel Gewinn ziehen. Intereffant

ift aber für die Beurteilung des gemeinfamen Archetypus
die Verbefferung, welche Eufebius (h. e. III 30) zu Strom.
VII 63 (p. 110,4 Mayor) bietet: usfivijöo, cb avxTj ftatt
UEpv7)ö&m avxfj L. Bei Theodoret finden fich ähnliche
Fehler, wie in L, nur in § 25 (p. 40,23 M.) ift aus jenem
eine fichere Verbefferung zu gewinnen. Die von Photius
benutzte Hf. war wohl geringwertiger als L. Aus Johannes
Damasc. ift faft nichts zu entnehmen. Dasfelbe gilt von
den Florilegien-Zitaten; der diefen zu Grunde liegende
Archetypus ift wahrfcheinlich aus L geflohen.

Auf einen Mangel der Ausgabe weifen folgende
Worte am Schluß der Vorrede (p. VII) hin: ,The readings
in the text are not always those which liave commended
themselves to me, when I was engaged on the notes.
Such dijferences are noted in the Addenda1. Eine General-
revifion des Mf. vor dem Druck hätte diefe Differenzen
wenigftens zum größten Teil befeitigen müffen. Jetzt ift
der Benutzer genötigt, die 7 enggedruckte Seiten füllenden
Addenda an recht vielen Stellen nachzutragen oder zu
vergleichen. Aber die Addenda find noch nicht einmal
vollftändig. So finden wir p. 76, 15 dnoßaivEiv nach der
Vermutung von Heinfius im Text, ebenfo in den Noten
p. 266, aber im Wortregifter p. 442 fleht nur das in L
überlieferte vjzEQßaivsiv. Ferner lefen wir p. 108, 24 im
Text die Konjektur Mayors^ ßsßaioxEQOv, in den Noten
p. 293 aber das Lemma ßsßaioxaxov mit einer Verteidigung
diefer überlieferten Lesart! Oder p. 132, 28 hat Mayor
moaq (ftatt des hf. moag) in den Text gefetzt, aber im
Regifter findet fich nur djgag angegeben, während in den
Noten p. 311 moaq verteidigt wird.

Wenn ferner der Herausgeber z. B. p. 134, 26 löiaq
im Text beläßt, aber ,eternal' = aiölov (aiölag im Apparat
Z. 26 ift Druckfehler, wie fich aus Notes p. 312 Mitte
ergibt), d. h. eine Konjektur Mayors, die im Apparat
fteht, überfetzt, während das Regifter nur die Lesart löiaq
kennt, fo ift dies ebenfalls eine Inkonfequenz, an der der
Lefer Anftoß nimmt. Mayor hätte hier und p. 140, 9
(xai xov), p. 140,20 (ytpuxai), p. 136, 17 (sciöxevouepov)
und an mehreren andern Stellen die überlieferte Lesart
mit einem Kreuz davor im Text laffen, im Regifter diefe
Lesart und die für wahrfcheinlich gehaltene Verbefferung
berückfichtigen und in der Überfetzung irgendwie andeuten
müffen, daß diefe einer Vermutung folge. Da
das Regifter fpäter als Text und Noten gedruckt worden
ift, fo hätte eine genauere Revifion wenigftens hier Konfe-
quenz und endgültige Entfcheidung herbeiführen können.
Wir finden aber hier fowohl das Lemma xlßönhog, as
auch dxißöwkoq, letzteres nach der Konjektur von Refch;
s. v. öiddsöig ift diefelbe Stelle p. 881 anders als s. v.
Ov(ix£QiqiOQct zitiert; s. v. 3iQ0ö<pvrjq wird p. 896 die Lesart
jcagaöiöoutva (vgl. p. 184, 21) nach L beibehalten,
während in den Text p. 182, 12 die Konjektur Mayors
xaQCtösöoUEVa aufgenommen ift.

Dankenswert ift die Beigabe von O. Stählins mufter-
hafter Kollation p. LXXXV—XCI, die zur Erg änzung
von Dindorfs kritifchen Noten dienen Poll; aber fehr unbequem
für den Benutzer ift der Umftand, daß die
Kollation nach Dindorfs Seiten und Zeilen zitiert wird.
Warum ift fie nicht wenigftens auf die Seiten und Zeilen
von Mayors Ausgabe übertragen, wenn fie nicht mehr
in den Apparat hatte eingearbeitet werden können? Die
Notizen Dindorf 258, 13 (= Mayor 16, 24), 267,6 (34,20),
269, 1 (38, 5), 279> 23 (56, 18), 287, 10 (70, 28), 308, 4
(112, 23), 308,22 (114,12), 324,5 (144,23) find für die
Textkritik nicht unwichtig; übrigens lies 261. i2. 291, 14.
330, 27. 337, 14. 338,28 und für 339, 20:339,(?). Un-
praktifch finde ich es auch, daß das Stellen- und Sachregifter
nur nach Paragraphen, und das Wortregifter
nur nach den Potterfchen Seitenzahlen des Textes angelegt
ift; warum find nicht alle drei Regifter mit
Seiten- und Zeilenzahlen der neuen Ausgabe verfehen?
Im Wortregifter hätte ferner durch Befchränkung der
Belegftellen auf die nötigften Worte (vgl. z. B. s. v.