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Ausgabe:

1904 Nr. 10

Spalte:

295-298

Autor/Hrsg.:

Fredericq, Paul (Ed.)

Titel/Untertitel:

Corpus documentorum inquisitionis haereticae pravitatis Neerlandicae. Vijfde Deel 1904

Rezensent:

Köhler, Walther

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Theologifche Literaturzeitung. 1904. Nr. 10.

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fammengefchweißtes Machwerk. Die Nachweife möge
man bei Little nachlefen. Außerdem enthält die Hand-
fchrift noch (fol. 217—241. 267—280) eine Reihe von
Dokumenten und Traktaten, die fich faff alle auf den
Franziskanerorden beziehen. — Bemerkenswerte Stücke
hat Little zum Abdruck gebracht; fo z. B. die Notiz über
Roger Bacon p. 288 [38] Anm.; über des Alvarus Pelagius
Quinquagesilogium p. 292 [42]. Höchff intereffant ift der
catalogus locorum omnium ordinis fratnmi Minorum von
1385, der fogar die Angabe der Zahl der Kongregationen
vom dritten Orden bietet p. 295—97 [45—47].

Halle a. S. G. Ficker.

Corpus documentorum inquisitionis haereticae pravitatis Neer-
iandicae. Verzameling van Stukken betreffende de
pauselijke en bisschoppelijke inquisitie in de Neder-
landen, uitgegeven door Prof. Dr. Paul Fredericq
en zijne Leerlingen. Vijfde Deel. Tijdvak der her-
vorming in de zestiende eeuw. Ferste vervolg. (24. September
1525—31. December 1528.) (Hoogeschool van
Gent. Werken van den practifchen leergang van vater-
landsche geschiedenis. IX.) Gent 1903, J. Vuylsteke.
—'s Gravenhage, M. Nijhoff. (VI, blz. IX-XLVIII en
485 blz. gr. 8.)

Im vierten Bande feines großen Sammelwerkes zur
Gefchichte der Ketzerverfolgung in den Niederlanden im
16. Jahrhundert Hellte Fredericq für den fünften damals
fchon im Manufkript wefentlich abgefchloffenen Band
einen gewiffen Abfchluß in Ausficht (vgl. die Anzeige in
diefer Zeitfchr. Bd. 26, Sp. 141 ff.); er follte die Urkunden
und Akten für die Jahre Ende September 1525 bis 1531
bringen, als bis zu dem Termine, da die Obrigkeit gegen
die Wiedertäufer fich wendet; auch follte ein Regifter zu
Band 4 und 5 nicht fehlen. Es ift anders gekommen:
der neue Band umfaßt nur die Jahre September 1525 bis
31. Dezember 1528, und das Regifter fteht infolgedeffen
auch noch aus; wir werden uns bis zu jenem Abfchluffe
wohl auf mindeftens noch einen großen Band gefaßt
machen müffen. Für die Sache bedeutet die Verzögerung
keinen Schaden, denn fie dient nur dem erwünfchten In-
tereffe der Vollzähligkeit. Immer wieder wird neues Material
entdeckt, auch zu den früheren Bänden gehöriges,
das dann im Anhang untergebracht werden muß (vgl.
fchon den 4. Band). Volle 40 Seiten umfaffen diefes Mal
die ,nagekomen stukken in te lasschen in Corpus IV en V
(S. 392—431); den größten Teil davon umfaffen allerdings
die Auszüge aus den Aleanderdepefchen, deren verfchie-
dentlich (auch von mir a. a. O.) gerügte Auslaffung im
vorigen Bande F. aus einer onvei-klaarbare vergetelheid
(S. X) erklärt, da ihm die Depefchen keineswegs entgangen
feien, auch die Auszüge fchon gemacht waren. Die Über-
fetzung der Aleanderdepefchen von Kalkoff (zweite Aufl.
1897) fcheint Fr. nicht zu Rate gezogen zu haben, fonft
könnte er nicht dem in Nr. 747 erwähnten kaiferlichen
Mandate ratlos gegenüberflehen. Die Löfung muß von
dem bei Kalkoff S. 19!" erläuterten, von Fr. felbft in Bd. IV
Nr. 34 mitgeteilten, in Nr. 747 fogar angezogenen Briefe
kommen. Fr. fieht als das erfte bekannte Edikt des Kaifers
gegen Luthers Bücher das vom 20. März 1521 (vgl. Bd. IV
S. 43—45) an; da nun aber der Brief Nr. 747 ein in Löwen
Ende 1520 erhaltenes Edikt erwähnt, wirft er die Frage
auf, ob nicht das 1520 angefertigte Edikt erft 1521 publiziert
wäre? Das ift nach dem Bd. IV Nr. 34 mitgeteilten
Briefe ganz unmöglich. Darnach ift vielmehr in der Tat
Anfang Oktober 1520 in Löwen ein Bücherverbot Karls V.
mit dem brabantifchen Siegel verfchen publiziert worden;
das Mandat felbft fcheint verloren (f. Kalkoff a. a. O.S. 20),
doch ift auf Grund desfelben höchft wahrfcheinlich am
15. Febr. 1521 in Antwerpen feitens des Magiftrates ein
Druckverbot erlaffen worden (f. Deutfche Reichstags-

j akten Jüngere Reihe II 499 Anm. 2; diefes Antwerpener
Druckverbot ift allerdings, fehe ich recht, Fr. entgangen).
1 Außer den Aleanderdepefchen find aus Geldenhauers, des
j fpäteren Marburger Profeffors, ,Annotationes historicae1
[ (abgedruckt in G.'s Collectanea ed. Prinsen) Auszüge mitgeteilt
, auch aus Spalatins Annalen finden fich vergeffene
I Notizen (Nr. 773 und 775 fowie 785 der Brief Chriftians
v. Dänemark an Luther vom 28. Januar 1526). Clemens
Beiträge zur Reformationsgefchichte, die von Virck herausgegebenen
Planitzfchen Berichte, lieferten kleinere Nachträge
(S. 445).

, Op volledigheid kau men voor dergelijke onderwerpen
nooit aanspraak maken' (Bd. IV S. XIV) — das wird man
Fr. ohne Weiteres zugeffehen müffen. Ich habe die Dar-
j Heilung de Hoop-Scheffers mit Fr. verglichen und notiere
| einige Punkte, an denen bei Fr. etwas zu fehlen fcheint;
ganz ficher kann man auf diefem Wege freilich nicht
gehen, da H.-Sch. nur in feltenen Fällen feine Quelle
nennt, man alfo bei der Angabe feiner Daten nicht ficher
weiß, ob es fich um eine felbHändige Urkunde handelt,
oder ob er aus einem Berichte fchöpft, den Fr. "auch mit-
| geteilt hat. Sicher fehlen bei Fr. Auszüge aus Tefchen-
machers Annalen; nach den Mitteilungen bei H.-Sch.
S. 409ff. Rheinen fie fpeziell für die Ereigniffe unter Karl
v. Geldern Material zu liefern. S. 438 notiert H.-Sch. für
den 14. März 1526 die Verkündigung des kaiferlichen
Edikts in Friesland; bei Fr. fehlt eine Notiz. Die S. 449
bei H.-Sch. erzählte Begebenheit in Herzogenbufch ver-
miffe ich bei Fr., desgl. den S. 455 erwähnten Brief Chri-
Hians v. Dänemark an Spalatin vom 25. Okt. 1525, oder
den kaiferlichen Befehl gegen Gouda vom 13. Sept. 1526
(H.-Sch. S. 496) oder die Verordnung der AmHerdamer
Obrigkeit vom 3. Nov. 1525 (H.-Sch. S. 533) — um anderes
unerwähnt zu laffen. Gut wäre es, wenn Fr. in
den kurzen Erläuterungen zu den einzelnen Urkunden auf
: H.-Sch. verwiefe; dem Lefer würde das Verfiändnis we-
I fentlich dadurch erleichtert, und es würde auch klar her-
i austreten, was Fr. Neues bietet. Der Brief von Gerardus
{ Geldenhauer an Karl V. vom 25. Dez. 1527 (bei Fr. Nr. 664)
findet fich auch als Anhang zu Cafiellios (pfeud. Martin
j Bellius) de haereticis in der Straßburger Ausgabe von 1610
I (vgl. Buiffon, Seb. CaHellion II S. 363; mir lag das Exem-
i plar aus der Bafeler Univerfitätsbibhothek vor); ebendort
findet fich der Brief Nr. 665, dann aber auch zwei zur
Sache gehörige Briefe, die Fr. entgangen find. Der eine
G[erardus] 'Argyrophylax [= GeldenhauerJ illustrissimis
clementissimisque Germanorum prineipibus s. a. et L, der
andere: Illustrissinio Hessorum P?'incipi Pliüippo Gerhar-
dus Noviomagus a. 1526. Jener fordert auf, der Ketzerverfolgung
Einhalt zu tun, diefer, offenbar verfaßt unter
dem Eindruck der Reformationseinführung in Heffen,
mahnt den jungen Heffenfürflen, mit Gottvertrauen das
begonnene Werk fortzuführen: was Du tun willH, das
tue bald! —

Inhaltlich bewährt, was den großen Gang der Ereigniffe
betrifft, diefer Band wieder die Vortrefflichkeit des

! Hoop-Schefferfchen Werkes. Referent kann daher auf
diefes verweifen und fich begnügen mit Hinweis auf einiges
Detail, das Fr. neu hinzugebracht hat; alles aufzuführen

! geht bei der Menge des Materials nicht wohl an. Außerordentlich
wertvoll und, foweit ich fehe, von H.-Sch. nicht
benutzt') find die Rechnungsauszüge über die Koffen
des Inquifitionsapparates im Kleinen wie im Großen. Das
inffruktivffe Stück — mit Recht darum im Vorwort (S. X)
herausgehoben — iff Nr. 740, eine ,volledig overzicht der
werkzaamheden van flloj van Holland in zake van ketter-
vervolging tijdens een vol jaar' nämlich des Jahres 1528.
Die Tagegelder einfchl. Reifefpefen für einen ausgefandten
Sekretär betragen durchfehnittlich 20—25 Stüber, manchmal
linds mehr, manchmal weniger. Auch die Gefängnis-
koffen find gebucht; allzu reichlich fcheint die Gefangenen-

1) Mit einer Ausnahme allerdings; f. Fr. S. 361.