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Ausgabe:

1904 Nr. 8

Spalte:

223-224

Autor/Hrsg.:

Plooij, Daniël

Titel/Untertitel:

De bronnen voor onze kennis van de Essenen 1904

Rezensent:

Schürer, Emil

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Seite 1

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223

Theologifche Literaturzeitung. 1904. Nr. 8.

224

Teil I zerfällt wieder in fechs Abfchnitte: 1. Schreib-
ftoffe, 2. Form der Bücher, 3. Umfang der Bücher, 4. Äußere
Größe der Bücher, 5. Verbreitung der Bücher, 6. Die
älteften Kodices. — Hinfichtlich der Schreibftoffe fei hervorgehoben
, daß Bücher gewöhnlich auf Tierhaut ge-
fchrieben wurden. Je nach der verfchiedenen Bearbeitung
unterfcheidet der Talmud drei Sorten von Tierhäuten:
b^ia die enthaarte aber rauhe Haut, !|bp die auf einer Seite
geglättete Haut, DlüD'lÖD'H d. h. dtgföroc die auf beiden
Seiten geglättete Haut1). Bibelexemplare wurden gewöhnlich
auf gewil, aber auch auf kelaf und dochsostos
gefchrieben. Die Form der Bücher war die Rolle. Die
Länge der Rolle ergibt fich daraus, daß bei der erften
Kanonfammlung die zwölf kleinen Propheten zu einem
Buche vereinigt wurden. Buchtechnifche Gründe haben
die Fünfteilung der Thora veranlaßt, andererfeits die Verbind
ung von Ruth mit Richter, von Deuterojefaja mit
den übrigen Stücken des jetzigen Buches Jefaja, die
Trennung von Chronik und Efra-Nehemia. — Intereffan-
tes Material gibt der eigentlich nicht unter diefe Rubrik
gehörige 5. Abfchnitt über die Verbreitung der Bücher,
namentlich über die Häufigkeit von Bibelexemplaren im
Privatbefitz (S. 84—97).

Teil II behandelt in drei Abfchnitten: 1. Kolumnen
und Ränder, 2. Liniierung und Zeilen, 3. Schrift und
Schreiben (auch Anwendung von Goldfchrift). — Teil III
umfaßt ebenfalls drei Abfchnitte: 1. Hüllen und Behälter,
2. Schreiber und Korrektoren, 3. Buchhandel und Buch-
preife.

Für manche diefer Themata ift das Material bisher
kaum gefammelt worden, für andere gibt es Blau mit
weit größerer Vollftändigkeit als feine Vorgänger. Das
Ganze verrät in vorteilhafter Weife die Schule Bachems
(welchen Blau als feinen Lehrer und Kollegen bezeichnet)
und ift ein würdiges Seitenftück zu Birt's antikem Buch-
wefen.

Göttingen. E. Schürer.

Plooij, Daniel, De bronnen voor onze kennis van de Essenen.

Academifch Proefschrift. Leiden 1902, B. Vriesman.
(XI, 143 S. gr. 8.)

Wenn diefe Unterfuchung auch nicht gerade wefent-
lich Neues bietet, fo ift fie doch mehr als ein bloßes
specimen emditionis. Der Verf. verteidigt (mit einer
kleinen Ausnahme) die Echtheit der Berichte des Philo
und Jofephus über die Effener und fucht den Grad ihrer
Zuverläffigkeit feftzuftellen. Dabei wiederholt er nicht
nur das, was fchon von Anderen gefagt ift, fondern vertieft
und modifiziert auch unfer Urteil über die Quellen,
namentlich über Philo, durch eigene Beobachtungen.
Während fein unmittelbarer Vorgänger Treplin (,Die
Eflenerquellen' in: Theol. Stud. und Krit. 1900, S. 28
bis 92) fich in der Hauptfache darauf befchränkt hat, den
einzelnen Einwürfen gegen die Echtheit einzelne Erwiderungen
entgegenzuftellen, geht Plooij mehr darauf
aus, die Befchaffenheit der Quellen durch eine zufammen-
hängende Unterfuchung pofitiv zu charakterifieren. Obenan
fteht ihm Jofephus, deffen Bericht er gegen Ohle
durchweg verteidigt (S. 6—29). Da Pl.'s Abficht nicht
nur die ift, die Echtheit der Berichte (d. h. ihre 'Ab-

1) Blau äußert fich fchwankend über die Erklärung von DIDDICOn.
Sie fcheint mir ganz ficher. Nach einer Barajtha Schabbath 79 b darf am
Sabbat nicht aus dem Haufe getragen werden dochsostos von der Größe,
daß darauf Deut. 6, 4—8 und 11, 13—21 gefchriebeu werden kann, kelaf
auch wenn nur Deut. 6, 4—8 darauf gefchrieben werden kann. Das Stück
ift in beiden Fällen gleich groß, aber auf dochsostos kann doppelt fo viel
gefchrieben werden. Die Regel Menachoth 32a öliiDlCOTl "(1153 Ölpaa Cpp
IS^lö Ölpas ift nicht zu überfetzen: ,Kelaf muß auf der Fleifchfeite, Doch-
foftos auf der Haarfeite befchrieben werden' (fo Blau S. 28), fondern:
,Kelaf kann nur auf der Fleifchfeite, Dochfoftos auch auf der Haarfeite I
befchrieben werden'. Die älteren Kommentare fprechen verkehrter Weife j
von einem Spalten der Haut, das bei der Zubereitung von Kelaf und Dochfoftos
ftattfinde; und Blau hat fich dadurch zu Unklarheiten verleiten laffen. j

faffung durch Jofephus) feftzuftellen, fondern auch das
Maß ihrer Zuverläffigkeit zu ermitteln, fo hätte die
FYage, inwieweit bei Jofephus die Schilderung der Effener,
namentlich ihrer Seelenlehre, griechifch gefärbt ift, eingehender
erwogen werden müffen, als es S. 28 gefchehen
ift. — Der umfangreichfte und wertvollfte Abfchnitt ift
der über Philo, Quod omnis probus Uber (S. 30—90).
Wie fchon Lucius fo hält auch Plooij diefe Schrift für
eine Jugend-Arbeit Philos, von ihm verfaßt, als er noch
ein leerling van de rhetorenschool te Alexandrie war (S.
74, vgl. 62). Das griechifche Element tritt hier viel mehr
in den Vordergrund als das jüdifche (S. 69). Aber die
Anfchauungen find tatfächlich diefelben, wie in den
fpäteren Schriften Philos (S. 64ff.). Plooij hat bei Charakte-
rifierung der Schrift namentlich auch die noch wenig
bekannte forgfältige Arbeit von Krell, Philo jtsqi tov
utavxa Ojrovöalov elvai ekevd-EQov, die Echtheitsfrage
(Augsburg, Progr. des St.-Anna-Gymnafiums 1896) mit
Nutzen gebraucht. Ein befonderes Augenmerk richtet
er auch darauf, die Einheit des Traktates nachzuweifen,
fowohl gegen Äusfeld, welcher meinte, der ganze Traktat
fei aus zwei difparaten Schriften zufammengearbeitet,
als gegen Ohle und Hilgenfeld, welche den Abfchnitt
über die Effener § 12—13 für einen Einfchub von
anderer Hand halten, und zwar Ohle fo, daß er die Grund-
fchrift für philonifch, den Einfchub für chriftlich hält,
Hilgenfeld fo, daß er die Grundfchrift für vorphilonifch
hält und den Einfchub dem Philo felbft zufchreibt (f. die
Literaturüberficht in meiner Gefch. des jüd. Volkes III :t
S. 524h). Ihnen gegenüber zeigt PI., daß auch § 12—13
ein integrierender Beftandteil des Ganzen ift. Trotz der
Herkunft von Philo ift aber der Bericht mit Vorficht zu
gebrauchen (S. 89). — Höher fchätzt PI. den fpäteren
Bericht Philos in der verloren gegangenen 'Anoloyiu
vjtsQ 'lovöatcov, aus welcher uns nur der Abfchnitt über
die Effener durch Eufebius Praep. evang. VIII, 11 erhalten
ift (PI. S. 90—101). In diefem Bericht findet
aber PI. fehr auffallend das geringfchätzige Urteil über
die Frauen gegen Ende des Abfchnittes (ed. Gaisf. VIII,
11, 14fr. p. 38od), welches weit über das hinausgehe,
was lieh etwa an verwandten Anfchauungen bei Philo
finde. PI. hält daher diefen Paffus für eine Interpolation,
welche vor Eufebius in den Text Philos gekommen fei
(S. 96f.). Ich wage nicht, ein beftimmtes Urteil abzugeben
, möchte aber bezweifeln, ob Pl.s Gründe durch-
fchlagend find. Abgefehen von diefem Abfatz fteht der
Bericht der Apologie nach PI. an hiftorifchem Wert in
der Mitte zwifchen dem des Jofephus und dem von
QOPL (S. 135). — Keine Bereicherung unferer Erkennt-
niffe erhalten wir durch Plinius, Solinus und Dio (S. 106
bis in), wie durch Hippolytus, Porphyrius und Epiphanius
(S. 112—133). Hippolytus und Porphyrus geben nur
den Jofephus wieder; Epiphanius hat zwar Eigentümiches,
ift aber zu unzuverläffig, als daß man von ihm Gebrauch
machen könnte.

Göttingen. E. Schürer.

Braunschweiger, D.M., Die Lehrer der Mischnah. Ihr Leben
und Wirken für Schule und Haus nach den Quellen
bearbeitet. Zweite durchgefehene, verbefferte und vermehrte
Auflage. Frankfurt .a. M. 1903, J. Kauffmann.
(IX, 319 S. gr. 8.) M. 4.— ; geb. M. 5.—

Für wiffenfehaftliche Zwecke ift in diefem Buche das
Wertvollfte das am Schluffe S. 306—314 beigegebene
,Hebräifche Namenregifter'. Es ift nicht ein Regifter zu
dem Buche felbft (ein folches folgt S. 315—318), fondern
ein Regifter zur Mifchna, indem es die in der Mifchna
erwähnten Gelehrten unter Angabe fämtlicher Stellen, an
welchen fie in der Mifchna vorkommen, verzeichnet. Ein
folches hat meines Wiffens bisher nicht exiftiert. Da ich
mir vor vielen Jahren beim Durcharbeiten der Mifchna